Christiane Franke & Cornelia Kuhnert - Frisch ermittelt: Der Fall Vera Malottke

  • „Frisch ermittelt – Der Fall Vera Malottke“ von Christiane Franke habe ich als ungekürztes Hörbuch vom Verlag SAGA Egmont mit einer Spielzeit von 8 Stunden und 7 Minuten gehört. Gesprochen wird es von Jutta Seifert.
    Die Handlung spielt im Jahr 1958 in Leer.
    Im Haus von Martha Frisch wird Fräulein Vera Malottke aufreizend angezogen und tot gefunden. Schnell kursieren Klatsch und Tratsch über die Tote, die wohl als Edelprostituierte gearbeitet hat. Das konnten sich natürlich nur die Herren der gehobeneren Klasse der Stadt leisten. Da auch einige Polizeioberen in der Vergangenheit von diesen Herren abgängig waren, werden sie zwar befragt, aber nicht weiter verdächtigt. Dafür wird ein ehemaliger Freund der Toten, der erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, verhaftet. Da hat der Chef die Rechnung aber ohne Wachtmeister Hans Frisch und seiner Großtante Martha gemacht. Zusammen mit deren Enkelin Annemieke gehen sie der Sache selber nach. Ein Vorteil ist, dass sie vom Vermieter gebeten wurde, mit ihrer Freundin Traudel die Wohnung der Toten zu reinigen. Das war die Gelegenheit zum Schnüffeln und sie finden Dinge, die die Polizei bei der nachlässigen Durchsuchung nicht gefunden hat.
    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, auch weil bei mir einige Erinnerungen hochgekommen sind an die Zeit, obwohl ich Jahrgang Mitte 60er bin. Trotzdem gab es Sachen wie die Heißmangel auch bei mir noch und in Horst Buchholz war ich auch verliebt. Martha hat ein großes Gerechtigkeitsgefühl und geht bei ihren Ermittlungen sehr sensibel vor. Außerdem kennt man sich in einen kleinen Ort und sie kann sich ungezwungen mit den Menschen unterhalten. Eine weitere große Hilfe ist ihr Untermieter, der als Anwalt arbeitet. Herr von Mühlbach ist ein sehr netter und sympathischer Mann. Auch Wachtmeister Hans ist sehr engagiert und lässt sich von seinem Chef nicht einschüchtern. Ob er damit Karriere macht, ist fraglich.
    Die Handlung wird aus Perspektive der verschiedenen Personen erzählt, sodass man auch unterschiedliche Denk- und Ermittlungsweisen erfährt. Die Nachkriegsjahre waren nicht einfach und alle haben begonnen, sich ein neues Leben aufzubauen. Viele Männer sind nicht wiedergekommen und die Frauen mussten ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Ansonsten war es nicht gern gesehen, wenn Frauen arbeiten wollen. Aber viele setzen sich auch dabei durch. Die Zeiten änderten sich langsam.
    Auch die Sprecherin hat mir sehr gut gefallen. Sie hat den einzelnen Figuren ihre Charaktere gegeben und es war sehr angenehm, ihr zuzuhören. Ebenfalls passt das Cover sehr gut zur Handlung und zur Zeit.

    «Ein Fünfzigerjahre-Krimi mit viel Herz, Zeitkolorit und einer Heldin, die ihrer Zeit voraus ist. Großartig!» Gisa Pauly - Dem kann ich voll und ganz zustimmen und ich freue mich auf weitere Ermittlungen mit Martha und Hans.

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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Christiane Franke - Frisch ermittelt: Der Fall Vera Malottke“ zu „Christiane Franke & Cornelia Kuhnert - Frisch ermittelt: Der Fall Vera Malottke“ geändert.
  • Vera Malottke ist ermordet worden. Für Polizei und Nachbarn ist klar, dass sie ihr Schicksal herausgefordert hat. Denn die junge Frau war ein Luxuscallgirl, das in ihrer Wohnung ihrem Gewerbe nachging. Ende der 1950er Jahre ist das in dem kleinen Ort in Ostfriesland ein Skandal. Doch jemand vermutet einen anderen Hintergrund als der Mord durch einen Freier: ihre Nachbarin Martha Frisch.

    Marthas Heißmangelstube ist der Treffpunkt der Frauen in der Nachbarschaft und ein Zentrum von Klatsch und Tratsch. Natürlich ist Vera Malottke dort das beliebteste Thema. Martha selbst tratscht selten, hört dafür aber umso besser zu. Deshalb weiß sie von einem geheimnisvollen Besucher, den Vera am Tag ihres Todes hatte und glaubt, dass sich die Polizei irrt. Als die den Sohn einer Freundin ins Visier nimmt, beginnt sie mit eigenen Ermittlungen.

    Martha Frisch ist eine Ermittlerin mit Verstand und viel Herz. Im Gegensatz zu den meisten Stimmen in ihrer Umgebung verurteilt sie Vera Malottke nicht, sondern kann durchaus die Frau von ihrem Beruf trennen. Genau sowenig gibt sie sich mit einem oberflächlichen Blick zufrieden, wie es die Polizei tut, sondern schaut genauer hin. Die Rolle der ermittelnden Beamten hat mir bis auf Marthas Neffen nicht gut gefallen. Unter Veras Kunden befanden sich die hohen Herrn des Orts und mit denen wollte man es sich natürlich nicht verscherzen. Lieber wurden die Alibis ein bisschen zurechtgebogen, weil ein so gutsituierter Mann eine solche Tat nicht begehen kann. Auch wenn Martha immer wieder Gegenbeweise bringt, aber als Frau wird sie nicht ernst genommen.

    Man darf sich von dem behaglichen Ambiente nicht täuschen lassen: den beiden Autorinnen ist ein intelligenter Krimi mit überraschenden Wendungen gelungen. Ein guter Auftakt für die Reihe. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich weiterlesen werde. Mir war es der eine oder andere Kognak und ein paar Klischees zu viel.

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