Bettina Storks - Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe

  • Wenn zwei Menschen mit unterschiedlichen Freiheitsbedürfnissen aufeinandertreffen, kann es sein, dass sie einen gemeinsamen Weg als Paar finden, oder aber sich ihre Wege bald wieder trennen.

    Eine Geschichte über ein solches Paar finden die geneigten Leser*innen in dem hier vorliegenden Buch wieder, dass voller Poesie, Gefühl und auch Schmerz verfasst wurde.

    Ingeborg Bachmann und Max Frisch, um die es in diesem Buch geht, sind mir beide von ihren Werken her gut bekannt, so dass ich gespannt darauf war, mehr über sie als Menschen zu erfahren. Das gelingt der Autorin Bettina Storks richtig gut und mensch kann sich beim Lesen tief in diese beiden besonderen Menschen einfühlen.

    Das Buch macht auf jeden Fall neugierig darauf, sich weiten mit den Werk der beiden zu beschäftigen und dabei zu erspüren, wie sich das privat erlebte in den Büchern niederschlug.

    Dieses besondere Buch lohnt sich nicht nur für alle Liebhaber*innen von Ingeborg Bachmann und Max Frisch, sondern auch für alle Interessierten.

  • Darf ich fragen, ob die Rezi nicht besser bei Romanen oder gar Liebesromanen aufgehoben wäre? Nach einer Biographie klingt der Beschrieb nun gar nicht, auch wenn es sich bei den Protagonisten um Personen der jüngeren Vergangenheit handelt.

  • Nungesser es ist gerade bei solchen Bücher schwierig, sie einzuordnen. Wie gut ist die Recherche, wie nah an den echten Leben ist die Geschichte erzählt? Würden wir bei den Biografien nur reine Sachbücher zulassen, wäre diese Rubrik sehr leer (ähnlich schwierig sind auch die historischen Romane).

    Insofern vertrauen wir meist den Rezensenten bei der Einordnung. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Nungesser Das Buch kann sicherlich in verschiedenen Kategorien eingeordnet. Biographien, Romane oder Liebesgeschichte. Da die Geschichte sich in ihren Grundlagen an den Biographien beider Personen orientiert und mensch viel über ihren Lebensweg erfährt, habe ich mich für den Bereich Biographien entschieden.

  • Facetten einer besonderen Liebe – lesenswert!


    Beide Autoren Ingeborg Bachmann und Max Frisch waren mir bisher mit ihren Werken nicht nahe gekommen, was sich aber durch dieses Buch über deren gemeinsame Jahre doch sehr positiv geändert hat. Auch mein Arbeiten mit Worten und Sätzen, ob nun gesprochen oder geschrieben, ist bewusster, überlegter geworden. Das richtige, treffende Wort in Sachen LIEBE zu finden, scheint auch für so gegensätzlich geartete, erfolgreiche Autoren nicht einfach zu sein, wie Bettina Storks über diese besondere Poesie der Liebe in prägnantem, überzeugenden Schreibstil darlegt.


    Bei dem Cover des Buches irritiert mich das Foto zweier Personen in einem Kahn. Es kann sich hier nicht um eine Aufnahme des Autorenpaares handeln, denn Max Frisch war bereits um die 50 Jahre, trug eine Brille bei ihrer ersten Begegnung in Paris im Jahre1958. Die floralen Elemente im Randbereich könnten blauen Rittersporn darstellen, Max Frischs‘ Lieblingsblumen. Die Gesamtkomposition gefällt mir farblich.

  • Ein großartiger Roman


    1958
    begegneten sich Max Frisch und Ingeborg Bachmann in Paris.
    Max Frisch ist bodenständig, ein Genussmensch und ein international

    gefeierter Dramatiker.
    Ingeborg Bachmann ist der Lyrikstar der

    Gruppe 47 und gilt als bedeutende Schriftstellerin.
    Für Max Frisch war es Liebe auf den ersten Blick. Ingeborg Bachmann hingegen

    ist sehr sensibel und über ihre Trennung mit Paul Celan noch nicht
    hinweg.
    Ingeborg Bachmann gibt ihre Freiheit auch für die Liebe nicht auf.
    So beginnt eine Beziehung die von Eifersucht geprägt ist.


    In ihrem Roman „Die Poesie der Liebe“ erweckt Bettina Storks zwei
    große Literaten zum Leben.


    Vier Jahre dauerte die Beziehung mit
    vielen Höhen und Tiefen zwischen Ingeborg Bachmann und Max
    Frisch.
    Die Beziehung wird abwechselnd aus der Sicht von Ingeborg und Max erzählt.
    Hier kommt sehr gut zum Ausdruck wie verschieden die zwei Liebenden waren.

    Max ist 15 Jahre älter als Ingeborg und lebte zum Zeitpunkt des Kennenlernens in
    Scheidung.
    Er ist der eifersüchtige Part der Ingeborg gerne binden möchte.
    Ingeborg die noch unter der Trennung von Paul Celan leidet braucht ihre Freiheit, lässt sich aber auf eine Beziehung mit Max ein.


    Beide, Ingeborg Bachmann und Max Frisch werden den LeserInnen in diesem Buch
    sehr nahe gebracht.
    Zwei große Schaffenskünstler, deren beider Leben von Erfolg gekrönt ist.
    Man lernt beide gut kennen und kann sich gut in die jeweilige Person hineinversetzten.
    Ingeborg braucht für ihre Arbeit die Freiheit und einen gewissen Glamour.

    Max ist nicht bereit ihr das immer zuzugestehen.

    So erlebt man hautnah eine große Liebe und viel Leidenschaft aber auch Hass und
    Misstrauen.

    Bis hin zum bitteren Ende einer Liebe.


    Für mich ist Ingeborg Bachmann die Verletzlichere, die eindeutig unter
    der Trennung mehr gelitten hatte, ja sich nie richtig davon erholt hatte.
    So habe ich mich in diesem Buch auch Ingeborg Bachmann immer näher gefühlt. Hat mich ihr Teil der Geschichte mehr berührt.

    Vielleicht auch weil mir die Werke von Ingeborg Bachmann vertrauter sind.


    Das Buch ist in vier Teile unterteilt.
    Dazu hat die Autorin Gedichte von Ingeborg Bachmann und Max Frisch verwendet.

    „Liebesanflug“, „Liebesflüge“,
    „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“
    Passendere Überschriften hätte es nicht geben können.


    Bettina Storks hat mich schon mit einigen Romanen begeistert.

    Ihr feinfühliger Schreibstil, ihre Leidenschaft für ihre Protagonisten
    denen man bis in die tiefste Seele schauen kann.


    All das hat die Autorin auch in „Die Poesie der Liebe“ zum Ausdruck
    gebracht.
    Beim Lesen hat man das Gefühl Ingeborg Bachmann und

    Max Frisch persönlich begegnet zu sein.


    Ein großer Roman über zwei große Persönlichkeiten.


    Ein echtes Lesehighlight.

  • Es sind die kleinen Rechthabereien, die eine große Liebe zerstören können. (Max Frisch)

    1958 begegnen sich der berühmte 47-jährige Schweizer Architekt und Schriftsteller Max Frisch und die 32-jährige österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann in Paris zum ersten Mal. Bachmann hat sich gerade von ihrem Geliebten, dem Lyriker Paul Celan getrennt und Frisch lebt getrennt von seiner ersten Ehefrau Gertrud. Die eigenwillige, chaotische, freiheitsliebende, ewig zweifelnde Bachmann und der bodenständige, unter Eifersucht leidende Ordnungsfanatiker Frisch sind vom Naturell her so gegensätzlich wie Himmel und Erde, doch hält es sie nicht davon ab, eine Liebesbeziehung einzugehen, die sich als Amour fou entpuppt. Was von großer Anziehungskraft und gegenseitigem Respekt geprägt ist, bekommt schon bald Risse im Gefüge, denn beide können nicht aus ihrer Haut, ihnen fehlt es an Kompromissbereitschaft, die Eigenheiten des Partners zu akzeptieren und sich damit zu arrangieren. 1962 zerbricht die Beziehung und Frisch wendet sich einer anderen Frau zu, während Bachmann unter der Trennung leidet und in Depressionen verfällt…


    Bettina Storks hat mit „Die Poesie der Liebe“ wohl ihren persönlichsten Roman vorgelegt, denn, wie im Nachwort explizit erwähnt, verehrt sie die beiden Literaturgrößen und ihre Werke sehr. Durch ihre zwar fiktive Geschichte und unter Verwendung von Zitaten und Briefauszügen lässt sie die komplizierte und gleichsam explosive Liebe zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch für den Leser sehr lebendig, fühl- und greifbar werden. Wunderbar einfühlsam mit wohldosiert intelligent gesetzter Sprache entfaltet Storks ein poetisches Kaleidoskop, das sich kaskadengleich in das Herz des Lesers pflanzt. Begleitet von vielen Zitaten darf der Leser über sehr gekonnt gesetzte Perspektivwechsel die Gedanken- und Gefühlswelt von Frisch und Bachmann kennenlernen, so dass diese Persönlichkeiten fast leibhaftig aus den Seiten steigen. Während Bachmann eine eigenwillige Frau mit großem Freiheitsdrang ist, die oft mit sich hadert und unter dem selbst gemachten Druck leidet, ist Frisch strukturiert, jedoch auch mit einem damals herrschenden Rollendenken behaftet. Beide Künstler befruchten sich gegenseitig, doch ihr privat driften ihre Ansichten voneinander ab. Während sich Frisch die eine oder andere Liebschaft gönnt, gesteht er Bachmann dieses Recht nicht zu und erdrückt sie fast mit seiner Eifersucht. Mit dieser Einstellung macht er deutlich, dass Bachmann als Frau eben doch nicht die gleichen Rechte genießt wie er als Mann. Bachmann, emanzipiert und sensibel, kann damit nicht gut umgehen, hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht einengen. Storks hat mit großartiger Recherchearbeit und schriftstellerischem Können die Komplexität dieser sehr diffizilen Beziehung exzellent herausgearbeitet und ihren Protagonisten dabei Herz und Seele verliehen, die ihrerseits ihre Gefühle in ihren Werken zum Ausdruck brachten.


    Den Charakteren wurde sehr geschickt Leben eingehaucht, so dass sie vor dem inneren Auge des Lesers wieder lebendig werden. Ingeborg Bachmann ist eine aufstrebende und vielbeachtete Dichterin, feinfühlig, sensibel, selbstkritisch und zerrissen, was ihre eigene Kunst betrifft. Sie Sie hat ein großes Netzwerk, mit denen sie regelmäßigen Kontakt pflegt und sich austauscht. Ihr unbändiger Freiheitsdrang zeugt von innerlichem Selbstschutz, denn sie will und kann sich nicht verbiegen. Max dagegen ist Ordnungsfanatiker, diszipliniert und sehr produktiv, aber auch krankhaft eifersüchtig. Er will Inge ganz für sich, obgleich er sich auch anderweitig Vergnügungen sucht.


    „Die Poesie der Liebe“ vereint neben einer hervorragenden Hintergrundrecherche vor allem die hohe Kunst der Worte. Storks hat mit diesem Buch nicht nur Bachmann und Frisch ein wunderbares Denkmal gesetzt, sondern sich selbst mit ihrem feinsinnigen, poetischen und tiefgründigen Schreibstil in den Olymp der Schreibenden katapultiert. Eine besondere Empfehlung für alle Literaturbesessenen und jene, die sich für herausragende Charaktere der Kunst begeistern. Absolute Leseempfehlung für ein seltenes Kleinod, Prädikat „Besonders wertvoll“! Chapeau!!!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Zwei interessanten Persönlichkeiten hat Bettina Storks in diesem Roman nachgespürt und die Geschichte auch sprachlich sehr gut umgesetzt.

    Mir hat das Buch gut gefallen, dafür gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study:

  • es ist gerade bei solchen Bücher schwierig, sie einzuordnen.

    Mir würde eine eigene Rubrik "Biografische Romane" sehr gut gefallen.

    In meinem Regal habe ich eine solche eingerichtet, und die erleichtert die Zuordnung schon sehr.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study:

  • es ist gerade bei solchen Bücher schwierig, sie einzuordnen.

    Mir würde eine eigene Rubrik "Biografische Romane" sehr gut gefallen.

    In meinem Regal habe ich eine solche eingerichtet, und die erleichtert die Zuordnung schon sehr.

    Aber auch da ist Grenze schwierig zu ziehen, denn über viele historische Persönlichkeiten gibt es zwar eine ganz gute Faktenlage, aber eine Biografie nur über Faktenlage wäre eine sehr trockene Angelegenheit. Also wird immer ein fiktiver Teil enthalten sein. Wo ordnet man diese Bücher dann ein?

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Also wird immer ein fiktiver Teil enthalten sein. Wo ordnet man diese Bücher dann ein?

    Die Unterscheidung zwischen "Biografie" (Sachbuch) und "Biografischer Roman" finde ich nicht schwierig, weil dieselben Themen ja ganz anders behandelt werden. In einer Biografie wird sich der Autor so gut als möglich an die Fakten halten und Vermutungen als solche kenntlich machen, während der biografische Roman ja schon als Prosawerk angelegt ist. Nicht belegte Dialoge, Gefühlslagen ... das alles gehört für mich nicht in eine Biografie (und erwarte ich in einer solchen auch nicht).

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study:

  • es ist gerade bei solchen Bücher schwierig, sie einzuordnen.

    Mir würde eine eigene Rubrik "Biografische Romane" sehr gut gefallen.

    In meinem Regal habe ich eine solche eingerichtet, und die erleichtert die Zuordnung schon sehr.

    Mir würde eine extra Rubrik auch gefallen, allein, um die Menge an "Trilogien & Reihen über Prominente in pastellfarbenem Buchcover" zu bewältigen. Nicht-Reihen-Titel gehen dazwischen ja unter. Und wenn ein herausragendes Buch dabei ist, kann das in Rezensionen hervorgehoben werden. :wink:


    Biografische Romane würden dem "Bio-Pic" (fictionalisiert) entsprechen, das offenbar auch keine hohen Ansprüche an historische Recherche voraussetzt.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow