Elena Medel - Die Wunder / Las Maravillas

  • Inhalt:

    Noch nie sind sie sich begegnet: María und Alicia, Großmutter und Enkelin. Die Ältere kommt Ende der Sechziger einer Schande wegen nach Madrid, arbeitet als Kindermädchen, als Hausangestellte, der komplette Lohn fortan bestimmt für die zurückgelassene, fast unbekannte Tochter. Die Jüngere flieht Jahrzehnte später in die Stadt, von einer Tragödie um ihre Herkunft und den Schlaf gebracht. María und Alicia, beide führen sie ein Frauenleben, beiden fehlt das Geld. Und damit die Zuversicht und das Vertrauen. In sich selbst, ihre Männer, dieses Land, in dem sich alles verändert zu haben scheint, bis auf das eigene Elend. Und plötzlich fordert jede auf ihre Weise die hergebrachte Ordnung heraus.


    Rezi: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Zwei Leben plätschern durch die Zeit


    „Die Wunder“ wird als feministischer Bildungsroman und augenöffnend beschrieben. Inwieweit sich dieses augenöffnend beziehen soll, hat sich mir nicht erschlossen. Dass beide Frauen, Großmutter und Enkelin, ihr Leben eher fristen als genießen können, das schon. Auch, dass sich ihre Leben, so unterschiedlich sie auch sein mögen, sich doch in manchem gleichen.


    Elena Medel beschreibt das Leben der Großmutter und ihrer unbekannten Enkelin. Eigentlich könnte sie zwei völlig fremde Frauen heranziehen um die Lebensweisen zu zeigen. Denn auch die beiden sind sich fremd. Kennen sich nicht. Der beschriebene Weg deutet auf ein gewisses Ende hin, das dann doch nicht eintritt, sondern eher die Geschichten im Sand verlaufen lässt. Schade.


    Der Schreibstil der Autorin ist nicht wirklich einfach zu lesen. Kapitelweise wechseln sich Maria und Alicia ab. Überschriften erleichtern die Zuordnung der Zeit. Am Ende finden wir sogar ein Inhaltsverzeichnis der Kapitel.


    Als kurzes Fazit muss ich sagen, dass die angesprochenen Themen, wie den Platz der Frau in der Gesellschaft, oder die Klassengesellschaft, interessant aufgearbeitet werden. Die Entwicklung der Geschichte mich aber nicht wirklich beeindrucken konnte. Und zum Schluss, dass man sich auf diesen speziellen Schreibstil einfach einstellen muss. Schnell mal nebenbei lesen, funktioniert hier nicht. Dennoch, oder gerade deswegen, ein Buch außerhalb der Reihe.

    2024 - bis Ende Februar :study: : 14

    2023 - 100 gelesene Bücher :applause:

    2022 - 84 gelesene Bücher

    2021 - 88 gelesene Bücher

    2020 - 64 gelesene Bücher

    2019 - 65 gelesene Bücher

    2018 - 61 gelesene Bücher


  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Elena Medel - Die Wunder“ zu „Elena Medel - Die Wunder / Las Maravillas“ geändert.
  • Ein Kind ist keine Schande!

    Jung, ledig und schwanger. Bis vor nicht allzulanger Zeit war das auch hierzulande eine Schande für die ganze Familie. Im erzkonservativen Spanien zur Zeit der Diktatur Francos muss das noch schlimmer gewesen sein. Also lässt María ihre Tochter Carmen bei den Eltern und geht nach Madrid arbeiten. Sie schickt ihr ganzes verdientes Geld zu den Eltern für den Unterhalt der Tochter. Im Urlaub fährt sie heim nach Toledo zu ihrem Kind. Weil sie ihr Kind nur ein- oder zweimal im Jahr sehen kann, entfremdet sie sich dem kleinen Mädchen. Als sie das Kind zu sich nach Madrid holen will, ist die Mutter dagegen. Mit wem soll das Kind bleiben, wenn sie auf Arbeit ist? So wächst Carmen ohne der Mutter auf, wird groß, wird ihrerseits auch schwanger, dieses Mal aber heiratet der Kindsvater die werdende Mutter. Zwei Töchter haben sie gemeinsam, bis sich der Vater umbringt, weil finanziell ruiniert. Nun beginnt der Leidensweg Alicias, Marías Enkeltochter. In der Schule wird sie gemobbt, sie rächt sich in dem sie die Mitschüler bloßstellt. Der Höhepunkt ist wie vier der Mitschüler sie im Festsaal der Schule an einem Balken an einem Fuß aufhängen und sie so stundenlang hängen muss bis eine Lehrerin sie zufällig entdeckt. Älter geworden geht Alicia auch nach Madrid, arbeiten, sich ein eigenes Leben aufbauen. Das Ganze wird in Episoden erzählt, scheinbar lose, unzusammenhängend. Und doch bilden diese Episoden eine Einheit. María und Alicia führen in Madrid ein ähnliches Leben, versuchen sich selbstständig zu machen. María wird nie heiraten, Alicia heiratet zwar, wird aber ihr selbstbestimmtes Leben führen, außereheliche Affären haben. María liest viel, erklärt Pedro die Ideen aus den Büchern, die dann Pedro als seine eigenen im Freundeskreis angibt. Irgendwann wird María sich einer eigenen Frauengruppe anschließen, bei der Stadtverwaltung frauentypische Probleme anbringen. Pedro ist das nicht recht. Er will vor seinen Freunden angeben können, eine intelligente María, die das auch zeigt, würde ihn nur schmälern. Mará spürt, dass seine Aufforderung zusammen zu ziehen, in einem Bus abgehalten, nur darauf abzielt. Er spricht weder von Liebe noch Zuneigung oder Respekt, nur von finanziellen Vorteilen. María erkennt, Pedro geht es nur um Macht über María: “Es geht nicht um Geld, lautet Marías Schlussfolgerung, es geht um Macht. Darum, seinen Freunden - die María irrtümlich auch für die ihren gehalten hatte - zu beweisen, dass er Macht über Maria hat” (S. 203).


    Beide Frauen, zwei Generationen entfernt, finden ihren Weg, gut oder schlecht, sie leben so, wie sie es sich vorstellen und wünschen.


    Die junge Frau auf dem Titelbild, die dem Betrachter intensiv in die Augen blickt fand ich als Motiv für einen Frauenroman sehr gut gewählt.