Theodor Fontane - Irrungen, Wirrungen (ab 01.08.2022)

  • Fünfundzwanzigstes Kapitel

    Botho will mehr von Käthes Erlebnissen während der Kur erfahren, aber Käthe ziert sich zunächst ein bisschen, weil sie meint, sie hätte ihm ja so viele Briefe geschrieben und somit eigentlich schon alles erzählt. Das passt erstmal so gar nicht richtig zu ihr, aber dann lässt sie sich nicht lange bitten.

    Käthe erzählt von einem anderen Ehepaar, bei dem der Mann die Frau in Verlegenheit gebracht habe. Die Passage klingt für mich nach einer Spiegelung von Botho und Käthe: Der Mann scheint viel zu schwätzen, was die Frau stört; ebenso stört Botho manchmal Käthes Gerede. Botho bemerkt die Parallele auch:

    Zitat

    Nun, da müsst ihr euch freilich gefunden haben (S. 132)

    Ich glaube aber nicht, dass Käthe da irgendwelche Parallelen aufgefallen sind :lol:

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Sechsundzwanzigstes Kapitel

    Nun sind wir also im letzten Kapitel angelangt. Und auch bei der wohl unvermeidlichen Hochzeit.

    Käthe sieht die Asche der Liebesbriefe und will sie noch einmal verbrennen. Sie reagiert recht gelassen.

    Dass sie so schnell daraufgekommen ist, dass es sich um Liebesbriefe handeln muss, hat mich schon ein bisschen verwundert. Andererseits: Was sonst sollte man verbrennen? Dass sie so gelassen reagiert, könnte daran liegen, dass sie eben keine Gefahr in der Briefeschreiberin sieht, eben weil die Briefe verbrannt worden sind. Würde Botho noch an ihr hängen oder gar etwas mit ihr haben, dann hätte er die Briefe ja wohl kaum verbrannt, nachdem er sie erst aufgehoben hat.


    Lene trägt bei ihrer Hochzeit keinen Kranz, der laut Anmerkungen ein Symbol der Jungfräulichkeit war. Interessant ist die Frage, warum sie keinen trägt.

    Das mit der Symbolträchtigkeit um den Kranz wusste ich nicht; dazu steht in meinen Anmerkungen leider nichts, obwohl das wirklich mal sehr interessant und auch wichtig für die Geschichte ist. (Mir gab das Gerede der zwei Frauen nur ein bisschen komisch vor... :roll:) Es ergibt aber durchaus Sinn.

    Und ja, ich denke schon, dass man annehmen darf, dass Lene und Botho intim geworden sind. Sie haben ja zumindest auf ihrem Ausflug nach Hankels Ablage das Zimmer und wohl auch das Bett geteilt. Dass sie da nur keusch nebeneinander gelegen haben, kann ich mir zumindest nur schwer vorstellen. :uups:


    Möglicherweise ist Gideon für Lene auch besser als Botho, zum Beispiel aus Sicht der Gesellschaft.

    Diese Sichtweise würde zumindest zu Fontane passen. :-s



    Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mich hat das Buch nach hinten raus dann doch ziemlich enttäuscht. Es gab keine "Irrungen" und "Wirrungen" (mehr) und eigentlich ist dann doch wieder alles so, wie die Gesellschaft dieser Zeit das eben guthieß. Bei dem Titel hatte ich mir wirklich mehr erhofft als nur einen kleinen Querverweis von Botho, aber wahrscheinlich war Fontane zu sehr in seiner Zeit verhaftet, als dass er hier etwas mutiger sein konnte.

    Sehr schade finde ich vor allem, dass wir von Lene so gar nichts mehr erfahren, denn selbst die Hochzeit wird uns ja quasi nur von dritter Hand berichtet. Ich wüsste zu gerne, ob sie für ihren Angetrauten auch nur irgendwas empfindet oder ob sie ihn nur heiratet, damit sie nicht als einsame alte Jungfer endet, vor allem nachdem ihre Mutter gestorben ist, was ich mir durchaus vorstellen kann.

    Wie dem auch sei, ich wünsche allen Glück :P

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Hallo ihr zwei, den Post hier schiebe ich seit Tagen vor mir her, mir fällt das immer ein wenn ich grade nicht an den PC kann. Naja... Ich möchte mich mal zuerst bei euch entschuldigen, weil ich mich hier so wenig beteiligt habe. Habe da echt geschlampt....

    Trotzdem wollte ich euch fragen, ob ihr Interesse an einer weiteren Fontane Runde habt. Ich hab noch "Unterm Birnbaum" und "Ceclie". Kann sonst aber auch gern ein Buch kaufen wenn ihr einen anderen Vorschlag habt.


    Ich möchte noch ein paar Gedanken zu dem Buch aufschreiben, weil es mir echt gefallen hat.

    Ich steh nämlich auch dramatische Liebesgeschichten und ich muss sagen, ich finde diese Geschichte zwar sehr leise, aber doch dramatisch. ALso leise dramatisch meine ich, ohne großes Geschrei. Botho und Lene gehen mit der Situation ja recht abgeklärt um und sind "vernünftig". Ich zweifel trotzdem nicht an ihren Gefühlen, zumindest Lene ergibt sich dem einfach, steckt aber trotzdem nicht den Kopf in den Sand.

    Botho versucht das Beste draus zu machen. Käthe ist zwar nicht seine Traumfrau, aber ich finde die beiden kommen doch gut klar und meistern das gut. Auch Käthe mit dem Wissen, dass sie nicht seine erste Wahl war. Vielleicht ist sie sogar ganz froh, dass es Botho wurde den sie geheiratet hat, sie hätte es ja wirklich schlimmer treffen können.


    Leider erfahren wir ja letztlich über Lene nicht mehr so viel, vor allem nicht über ihre Gedanken. Das fand ich sehr schade. Sie heiratet letztlich Gideon. Den letzten Satz habe ich sofort doppeldeutig gesehen. Vllt denkt Botho sich, dass Gideon den Schneid hatte das zu tun, was er sich nicht getraut hat aus diversen Gründen, nämlich Lene zu heiraten.

    Letztlich macht Lene das schon auch aus Vernunft denke ich. Sie hat ja nicht viele andere Optionen....


    Mir ging der letzte Satz da echt nah und ich fand es sehr rührend. Auch zu sehen, wohin sich die zwei entwickeln und ja nun leider voneinander weg. :cry:


    Also wenn ich das Buch in den kommenden 3 Jahren im Abitur nochmal lesen sollte, dann freu ich mich da drauf. :)


    Ich danke euch beiden für die Leserunde. :friends:


    EDIT: Und wer jetzt noch ein letztlich findet darf es behalten. :totlach:

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • dramatische Liebesgeschichten und ich muss sagen, ich finde diese Geschichte zwar sehr leise, aber doch dramatisch.

    Eine Liebesgeschichte ist es schon, aber halt keine wie man sie so klischeehaft erwarten würde, wo sich Held und Heldin ineinander verlieben, aber aus irgendwelchen Gründen nicht zusammenkommen können, am Ende dann aber eben doch zusammenfinden. Hier sind die beiden Hauptfiguren zu Anfang ein mehr oder weniger heimliches Paar (Lenes Umfeld weiß von Botho, seins aber nicht unbedingt von ihr) und die Lebensumstände trennen die beiden und es gibt auch insofern kein Happy End, dass sie nicht wieder zueinander finden.

    Botho versucht das Beste draus zu machen. Käthe ist zwar nicht seine Traumfrau, aber ich finde die beiden kommen doch gut klar und meistern das gut.

    Beide machen, soweit das möglich ist, das Beste aus ihrer Situation (zumindest denke ich, dass auch Lene das macht, wofür die Hochzeit ja durchaus spricht). Sie sind halt nur keine Romantiker, sondern Realisten. Insofern hat das Buch schon was, denn es spielt uns nicht vor, dass alle äußeren Umstände überwunden werden können, egal um was es sich handelt, und dass man das Glück nur in der Liebe findet und es nur diese Liebe ist, die zählt. Der Alltag kommt da eben doch oft dazwischen; ebenso wie die zeitlichen, gesellschaftlichen, finanziellen, kulturellen etc. Umstände.

    Alle Personen fügen sich in diese gegebenen Umstände und versuchen, sich bestmöglich in ihnen einzurichten, um möglichst glücklich, zufrieden oder wenigstens sorgenfrei zu leben.

    Trotzdem finde ich immer noch, dass der Titel irgendwie mehr versprochen hat!



    Ich möchte mich mal zuerst bei euch entschuldigen, weil ich mich hier so wenig beteiligt habe. Habe da echt geschlampt....

    Ja, dem kann ich nur zustimmen... :P Es ist doch aber okay, wenn es dir nicht so gut ging und du deshalb nicht so Zeit zum Lesen und Schreiben hattest. Das kann passieren. :friends:


    Trotzdem wollte ich euch fragen, ob ihr Interesse an einer weiteren Fontane Runde habt. Ich hab noch "Unterm Birnbaum" und "Ceclie". Kann sonst aber auch gern ein Buch kaufen wenn ihr einen anderen Vorschlag habt.

    Mir macht das Lesen in einer Leserunde immer Spaß. Ich finde, man liest dann ganz anders und macht sich viel mehr Gedanken zu einem Buch, als wenn man es nur für sich liest. Ich finde das eine schöne Abwechslung und hätte daher durchaus nochmals Lust auf eine Fontane-Runde. Ein ungelesenes Buch habe ich zwar nicht mehr im Regal, aber ich wäre durchaus bereit, eines anzuschaffen - bräuchte dann aber natürlich entsprechend Zeit.

    Allerdings hätte ich auch durchaus Lust "Effi Briest" noch einmal zu lesen nach all der Zeit, wenn daran Interesse bestände. Ich bin in dieser Hinsicht ganz offen.

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde