Till Raether - Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?

  • Kurzmeinung

    Gaymax
    Die Krankheit Depression ist individuell wie ein Fingerabdruck, aber ich entdecke erstaunlich viele Parallelen
  • Kurzmeinung

    Emili
    Hilfreichen Informationen zu der Erkrankung aus der Sicht eines Betroffenen. Informativ und sehr persönlich
  • Über den Autor:

    Der stellvertretende Chefredakteur von Brigitte hat Journalistenschule besucht und Amerikanistik und Geschichte studiert. Seine Romane «Treibland» und «Unter Wasser» wurden 2015 und 2019 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Auch die von ihm verfassten Krimis werden gerne gelesen. In diesem Buch berichtet der Autor von seinem Leben in Bezug auf Depressionen.


    Über das Buch:

    Depression kann alle treffen, und oft ist sie schwer zu erkennen. Till Raether war in seinem Leben oft traurig und erschöpft – immer wieder, über Wochen. Und ebenso oft stellte er sich die Frage, ob das nun eine Depression sei, oder ob ihn einfach nur das normale, graue Leben beutelte. In seinem Buch erzählt Till Raether offen über eine Krankheit, mit der er seit vielen Jahren lebt und die er häufig mit großem Energieaufwand zu überspielen versuchte. Er schreibt über seine Jagd nach Anerkennung, seine Hilflosigkeit und Überforderung und den dauernden Gedanken, dass er sich doch einfach nur zusammenreißen müsste – und über den Zusammenbruch. Ein ehrliches, warmes Buch über eine Lebenssituation, die vielen Menschen vertraut ist.


    Meine Meinung:

    Wo endet eine kleine Stimmungskrise und wo beginnt die Depression? - das ist das Hauptthema des Buchs.

    Einem Genre ist dieses Buch nicht leicht zuzuordnen. Es könnte ein Ratgeber sein sowohl für Betroffene als auch Angehörige, man könnte es als biografische Geschichte betiteln oder auch als ein Sachbuch zum Thema leichten bis mittelschweren Depressionen betrachten.

    Die Erkrankung wurde schon immer in der Literatur thematisiert, Churchill machte den schwarzen Hund als Metapher für die Depression berühmt, Ernest Hemingway, Virginia Woolf, Edgar Allan Poe litten an der Erkrankung und verarbeiten diese in ihren Werken. Wie auch viele anderen. Was vor Till Raether kaum einer getan hat, ist die Zuwendung zu den leichten und mittelschweren Depressionen. Diese Stadien der Depression finden kaum Beachtung in der Sach- und Fachliteratur.


    Deswegen auch der eindringliche Titel des Buchs: Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?

    Diese Frage beschäftigt den Autor sehr. Er scheint schon seit jungen Jahren an der Erkrankung gelitten zu haben, doch die Anforderungen der Gesellschaft und das soziale Umfeld ließen es nicht zu, dass er sich krank fühlen durfte: Das Motto seines Lebens war "Reiß dich zusammen". Das ist nur ein Beispiel für die Redewendungen, unter denen Till aufwuchs, erwachsen wurde und als Erwachsener berufstätiger Vater zweier Kinder sein Leben führte.

    Immer wieder hatte er schlimmere Phasen gehabt, doch es war ihm nicht klar, dass er unter einer Erkrankung leidet. Sein Weg zu den Erkenntnissen und der Hilfe beschreibt er ausführlich, leicht verständlich und eindringlich in diesem Bericht. Er geht auf solche schmerzhaften Themen, wie Scham, Schuldgefühle und Hilflosigkeit ein.


    Ich finde das Buch sehr hilfreich für Betroffene, aber auch für die Angehörigen. Gerade für die Leute, die an leichten bis mittelschweren Form der Depression leiden. Darüber wird wenig gesprochen. Und hier ist ein hilfreicher, informativer, sehr persönlicher und aufklärender Bericht. :thumleft:  

    2024: Bücher: 97/Seiten: 42 622

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Meine Meinung: Ich hatte zuvor schon ein Erfahrungsbericht gelesen, aber da konnte ich mich wesentlich weniger wiederfinden und hineinversetzen. Zugegeben habe ich bei diesem Buch auch nicht viel erwartet, aber der Autor ist wesentlich geschickter vorgegangen. Auch hier ist nicht alles deckungsgleich und auch bin ich nicht immer der gleichen geschriebenen Meinung, aber es gibt erstaunlich viele Parallelen im Empfinden, in der Denkweise und auch in der Art damit umzugehen. Eine wirkliche Leseempfehlung gebe ich nicht, aber ich persönlich habe zumindest die Sicht bekommen, dass ich mit meinen Gedanken nicht überall gänzlich alleine bin.


    Fazit: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

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