Makoto Yukimura: Vinland Saga / ヴィンランド・サガ

  • Makoto Yukimura: Vinland Saga / ヴィンランド・サガ

    Inhalt

    "Eine kühne Geschichte um Rache und Leid, angesiedelt im Europa des elften Jahrhunderts... Die nordischen Seemänner sind landauf, landab gefürchtet für ihre grausame Stärke!

    Thorfinn

    schließt er sich Askeladds Truppen an, um

    Doch bevor es dazu kommt, wird er in den Krieg um die Krone Englands hineingezogen...

    Empfohlen ab 16"

    Quelle: Klappentext

    Meinung

    Oha, der Klappentext des ersten Bands spoilert ganz schön viel, ich hab' mal ein paar Spoilerwarnungen dazugepackt. ^^ Ansonsten versuche ich, dies weitestgehend spoilerfrei zu halten.


    Während einer relativ kurzen Phase, wo ich von Wikingern fasziniert war, stieß ich auf diese Mangaserie. Von besagter Phase sind mittlerweile nur noch die Serie, die ich noch immer verfolge, und das Buch über Sagas aus Island in meinem Regal geblieben. Die Sagas hatte ich vorher gelesen und kann ich nur empfehlen. Mir sind schon Mythen aus einigen Kulturkreisen untergekommen, aber die hier sind echt eine Nummer für sich – mit "Helden", die vergewaltigen, morden, rauben, vandalieren, als sei es das Normalste und Heroischste von der Welt... Aber nun, darum soll es hier nicht gehen, sondern um "Vinland Saga".


    Insgesamt sind bisher 26 Bände auf Deutsch erschienen und die deutsche Übersetzung hat schon lange mit der japanischen Veröffentlichung aufgeholt. Monatlich erscheint wohl ein neues Kapitel. Man muss also auf den nächsten Band etwas warten.


    Es ist ein japanischer Manga über einen Isländer, der in Europa und Amerika herumfährt, übersetzt ins Deutsche. Diesen Clash der Kulturen finde ich interessant.


    Soweit ich weiß, ist der Manga inspiriert von den Vinland-Sagas, die ich selber noch nicht gelesen habe, und den Reisen der Wikinger nach Vinland in Amerika. Der Protagonist soll wohl Thorfinn Karlsefni sein. Inwieweit das alles der historischen Wahrheit entspricht, kann ich schlecht beurteilen, da ich mich mit dem Teil der Geschichte herzlich wenig auskenne.

    Die Serie ist aber ganz klar Fiktion, auch wenn historische Personen und Ereignisse darin vorkommen und geschildert werden. Ein Minimum an Recherche wurde auf jeden Fall unternommen. Der Mangaka ist wohl mehrmals nach Island gereist und recherchiert viel, um alles so akkurat wie möglich darzustellen. Wikingerhelme mit Hörnern findet man hier nicht. Thorfinn wirkt auf mich allerdings weniger wie eine realistische historische Person und mehr wie der Hauptcharakter eines Seinen-Manga. Was er ja auch ist. Und man muss den Wikipedia-Artikel nur einmal überfliegen, um zu sehen, dass das im Manga etwas anders abläuft als in der historischen Überlieferung ... Für einen Manga ist die historische Genauigkeit – über Europa – allerdings erstaunlich hoch. Da bin ich anderes gewohnt und war sehr positiv überrascht.


    Das Genre ist unter anderem, aber nicht nur Action. Es wird viel gekämpft, Körperteile- und -flüssigkeiten rollen und spritzen nur so herum. Hier wird nix zensiert. Gewaltverherrlichend ist es meiner Meinung nach auch nicht, was im Verlauf der Serie noch deutlich wird. Die Altersempfehlung existiert aber aus einem guten Grund.

    Wenn man sowas mag oder darüber hinwegsehen kann, ist der Manga wunderschön gezeichnet.


    Wer diese Serie allein für die Action lesen möchte, soll gewarnt sein, dass dies nicht das einzige Genre ist, das abgedeckt wird. Teilweise ist der Fokus mehr Politik, teilweise mehr die Lebensumstände zu der Zeit. Die ganze Welt und die Charaktere durchlaufen immer wieder Veränderungen im großen und kleinen Stil. Es geht neben Blutrache, Gewalt und Krieg auch um Gesellschaftskritik, Philosophie, Religion, Sklaverei, Verlust, Emigration, Flucht, Liebes- und Familiendramen, mittendrin auch einzelne Szenen von Alltagsleben, Reisen, Freundschaft, ... An Comic Relief gibt es auch einiges. Aber Action verschwindet (leider) nie komplett.


    Es gibt mehrere Zeitsprünge. Alles vor Band 8 wird manchmal als Prolog bezeichnet, weil es in der Mitte des Buchs einen Zeitsprung gibt und die Handlung sich in eine komplett andere Richtung bewegt. Die vorigen Bände sollten aber nicht übersprungen werden. Es ist eine fortlaufende, relativ komplexe Geschichte. Einzelne Bände zu überspringen, ist generell nicht zu empfehlen.


    Wie oben schon erwähnt, begann ich diesen Manga zeitlich nach "Sagas aus Island" und viel von dem Stil und der Mentalität fand ich hier wieder, vielleicht weil die Vinland-Sagas zur Recherche dienten, die vermutlich ähnlich sind. Das Ringen zwischen noch immer anzutreffender nordischer Religion und der fortschreitenden Christianisierung gefällt mir. Gleichzeitig ist der Protagonist ein eher typisch japanischer Hauptcharakter (zumindest wirkt er so auf mich) – nur halt unter Wikingern. Alles in allem eine interessante Kombi! Und den Twist in Band 8 fand ich genial.


    Ich bin leider immer noch nicht ganz überzeugt von einzelnen Charakteren und der kaum existierenden Romanze. Naja, man kann nicht alles haben.


    Es gibt auch einen Anime zu dieser Serie, aber den habe ich nicht gesehen und werde ich mir wohl nicht ansehen. Nächstes Jahr kommt die zweite Staffel raus. Soweit ich weiß, behandelt das, was bisher erschienen ist, die ersten acht Bände des Mangas.

    Fazit

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Serie nicht für jedermann ist. Die Brutalität und vielen Kampfszenen dürften viele abschrecken. Für Action-Liebhaber hat der Manga unter Umständen streckenweise zu wenig Action und zu viel anderen Plot. Leser, die sich mit den historischen Begebenheiten auskennen, werden vermutlich einiges finden, was weniger korrekt dargestellt ist. Für einen Manga ist er aber erstaunlich geschichtstreu.

    Für bestimmte Leute, für Fans von Manga, Action, Seinen UND Wikingern, Geschichte, Sagas ist diese einzigartige Mischung großartig.