Tomi Obaro - Freundin bleibst du immer / Dele Weds Destiny

  • Hat Potenzial



    Ich bin diesem Buch mit großer Neugierde begegnet - immerhin hat Nigeria schon zahlreiche bedeutende Autoren, auch Autorinnen, hervorgebracht. Ich war gespannt, ob sich Tomi Obaro mit z. B. Helen Oyeyemi oder Chimananda Ngozi Adichie messen kann. Die Antwort lautet - noch nicht ganz, aber sie ist auf einem guten Weg dorthin.

    Normalerweise bedeuten drei Sterne bei mir "mittelmäßig". Hier jedoch tendiere ich eher zum "Daumen hoch" als "Daumen runter". Zu vier Sternen hat es aus meiner Sicht nicht gereicht, weil viele Ansätze im Ungefähren verblieben, oder nicht weiterverfolgt wurden. Insgesamt fand ich das Buch aber durchaus sehr gut lesbar - als reiner Unterhaltungsroman sogar ziemlich gut.

    Die drei Hauptfiguren Enitan, Zeinab und Funmi fand ich alle lebendig geschildert, mit gut erkennbaren Eigenheiten und Macken. Gut getan hat dem Buch auch die Schilderung aus verschiedenen Perspektiven. Der "Rückblende-Teil" in der Mitte des Buches hätte aus meiner Sicht jedoch durchaus länger sein können!

    Das Buch hatte definitiv das Zeug zu einer echten Familiensaga - die lauerte sozusagen hinter jeder zweiten Seite. Nur leider wurde davon zu vieles nicht ausgeführt. Das Buch hätte gut und gerne 200 Seiten mehr vertragen. Es war nicht einmal so, dass es schlecht geschrieben war - ich hatte eher den Eindruck, hier hat die Autorin (oder eine Lektorin) aus falscher Bescheidenheit gekürzt. Warum wird Zeinab denn keine Autorin? Immerhin war ihr Mann doch nicht immer krank? Oder was macht Funmis Ehemann nun genau? Wir haben hier nichts weiter als Andeutungen im Klappentext. Auch hätte ich gerne näher gewusst, woran die Ehe von Enitan und Charles nun genau zerbrochen ist.

    Der Spannungsbogen war auch nicht ganz glücklich ausgeführt. Man wusste schon ziemlich genau, von Anfang an, worauf das alles im dritten Teil hinauslaufen würde. Da wirkte die detailreiche Schilderung der nigerianischen Hochzeit mit dem erahnten Ausgang beinahe antiklimaktisch. Hier hätte ich mir mehr schicksalhafte Verflechtung gewünscht. Dieses lapidare "okay" von Funmi war mir einfach zu wenig.

    Es gab aber auch viel Gutes! Zum Beispiel die Rolle, die Literatur in Nigeria spielt. Viele der großen afrikanischen Autoren wurden zitiert und diskutiert - Achebe, Ngugi, Soyinka, Tutuola, sie alle kamen vor. Gleichzeitig wurde aber deutlich gemacht, dass diejenigen, die überhaupt in Nigeria lesen, nämlich zumeist die Frauen, von den großen Autoren kaum etwas mitbekommen, und lieber an ihren Liebesromanen hängen bleiben.

    Die Rolle der Politik im Buch fand ich interessant! Auf den ersten Blick könnte man das Buch für unpolitisch halten. Doch nein. Funmi lernt ihre große Liebe in einer Gruppe von Aktivisten kennen. Es gibt Studentenunruhen, und Präsidentschaftswahlen. Busse werden von Straßenräubern überfallen, Menschen entführt. Und selbst bei einer Hochzeit stehen Wachleute mit Kalaschnikows vor dem Tor...! Das Interessante ist nun, dass sich über die Zu- und Umstände hauptsächlich die Männer im Buch unterhalten und aufregen. Väter, Brüder, Freunde, Dozenten. Die Frauen werden zwar gelegentlich gefragt, haben aber entweder keine Meinung dazu, sind zu schüchtern, oder sind schlicht froh, wenn alles vorüber geht. Die Botschaft scheint mir klar zu sein: Politik ist in Nigeria weitestgehend Männersache.

    Gut eingebunden auch die Rolle der Religion in Nigeria. Zeinab ist Muslimin, als einzige der Drei. Das grenzt sie jedoch überhaupt nicht aus. Es gibt viele christliche, auch charismatische, Kirchen - die Menschen im alltäglichen Leben werden jedoch eher als "gelegenheitsfromm" geschildert. Gleichzeitig boomt der Markt mit Lobpreismusik und Fernsehpredigern.

    Es stimmt schon, die Dialoge unter den Freundinnen und ihre Interessen bewegen sich oft eher auf dem Niveau von "Young Adult"-Literatur. Es geht um Frisuren, Hochzeiten, WhatsApp-Gruppen, Kleider und nochmals Kleider, und nigerianisches Essen. Nun, vielleicht trägt hier auch die Übersetzung ihren Teil dazu bei - der Ton ist teilweise locker bis flapsig. Dennoch, insgesamt war das Ganze gut lesbar. Tragik bekommt das Buch, wie bereits ausgeführt, schon durch die Umstände.

    Ich habe das Buch gerne gelesen - leise Anklänge von "Americanah" waren durchaus zu spüren, ebenso wie Spuren von "Sex and the City". Eine lebendige Mischung, die meiner Meinung nach nur zu kurz geraten ist.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Tomi Obaro, Freundin bleibst du immer“ zu „Tomi Obaro - Freundin bleibst du immer / Dele Weds Destiny“ geändert.
  • Freundinnen auf unterschiedlichen Pfaden


    Zum Inhalt:

    Das Buch handelt von den Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab, die einander auf der Universität kennen gelernt haben. Obwohl die drei Frauen sehr unterschiedlich sind, haben sie schnell Freundschaft geschlossen, die auch über viele Jahre und Kontinente hinweg gehalten hat.

    Die Geschichte beginnt Jahre nach der Universität, als Funmis Tochter ihre Hochzeit bekannt gibt und die Freundinnen der Mutter (mit Tochter) zur Feier anreisen, und erzählt in der "jetzt"-Zeit und in Rückblenden.


    Ich war von Beginn an sehr angetan vom Buch, ich finde die unterschiedlichen Charaktere sehr spannend und immer authentisch geschildert, hatte sofort ein Bild der drei Frauen vor Augen, welches durch die Rückblenden noch geschärft wurde. Es war interessant, wie die nächste Generation durch ihre Erlebnisse geprägt wurde.

    Besonders toll fand ich die Erzählungen über die Bräuche und Kultur in Nigeria, die wie nebenbei vermittelt wurden. Ich konnte Sand und Hitze beinahe fühlen, die frittierten Bohnenbällchen riechen - so bunt wie das großartige Cover waren auch waren die lebensnahen Schilderungen.

  • Drei Frauen und Nigeria


    In „Freundin bleibst du für immer“ von Tomi Obaru lernt der Leser Funmi, Enitan und Zainab kennen, drei Freundinnen aus Nigeria. Ihre Freundschaft beginnt während der Studienzeit. Danach geht jede ihren Weg, der Kontakt bricht allerdings nie wirklich ab, bis es schließlich am Hochzeitstag von Funmis Tochter ein Wiedersehen gibt. Doch was hat sich während der langen Trennungszeit ereignet, was haben die Drei erlebt und stellt sich ihre Freundschaft heute noch genauso dar, wie sie früher einmal war?


    Tomi Obaru zeichnet in ihrem Roman drei eindringliche Portraits von Frauen, die authentisch und sympathisch erscheinen und in ihrer Art nicht unterschiedlicher sein könnten. Ihre Geschichte springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, ohne zu verwirren. Nach und nach kommen immer mehr Details der Drei über ihr Leben und Wirken, ihre Ehemänner und Kinder, ihre Schicksale und Freuden zu Tage, sodass schlussendlich ein rundes Bild entsteht. Nebenbei erfährt der Leser einiges über nigerianische Sitten und Gebräuche, soziale Gegebenheiten und politische Ereignisse im Land.


    Auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas mehr Tiefgang und weniger afrikanische Worte in puncto Speisen und Kleidung gewünscht hätte, habe ich das Buch gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt. Der Schreibstil ist gefügig und einprägsam. Die Erzählung bietet meines Erachtens einen gewissen Spannungsbogen, wird nicht behäbig und blass und zeigt noch dazu interessante Einblicke in die nigerianische Gesellschaft und Kultur.


    Kurzum, ein in meinen Augen lesenswerter, kurzweiliger Debütroman mit überaus ansprechendem Cover, der sich eindeutig an die Frauenwelt richtet und von dieser getrost zur Hand genommen werden kann.

  • Sehr interessant



    Drei Freundinnen treffen sich zur Hochzeit einer der Töchter in Laos wieder. Die drei sind sehr unterschiedlich und ihre Geschichten sind es ebenso. Das Cover ist ganz toll. Es vermittelt durch den goldenen Schriftzug etwas Besonderes und die Abbildung auf dem Cover ist eine Mischung aus Moderne und Tradition. Genau das, was im Buch dargestellt wird. Die Autorin nimmt die Leser:innen mit in eine wahrscheinlich für viele fremde Welt. Nach und nach enthüllt sie die Geschichten der Frauen, ihre Vergangenheit und den Bezug zur Gegenwart. Die Figuren sind absolut authentisch, man kann sie sich sehr gut beim Lesen vorstellen. Der Schreibstil ist leider nicht durchgehend packend, an manchen Stellen wirkt es etwas langatmig und so, als wolle die Autorin so viele Informationen wie möglich in die Story packen. Interessant ist es grundsätzlich, Neues über andere Kulturen zu erfahren. Alles in allem eine lohnenswerte Lektüre.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Funmi, Enitan und Zainab kennen sich seit Studienzeiten in Nigeria. Sie wurden trotz ihrer Verschiedenartigkeit Freundinnen. Nach der Universität verliefen sich ihre Lebenswege. Doch jetzt, 30 Jahre später, treffen die drei Frauen erstmals in Lagos wieder aufeinander. Der Anlass: Funmis Tochter Destiny heiratet…

    „Freundin bleibst du immer“ ist der Debütroman von Tomi Obaro.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem kurzen Epilog. Danach gliedert sich die Geschichte in drei Teile und 31 Kapitel. Der erste und der letzte Teil spielen im Dezember 2015, der Mittelteil in den 1980er-Jahren. Die Orientierung innerhalb der Geschichte fällt leicht. Dieser Aufbau gefällt mir gut.


    Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, aus der Sicht von Funmi, Enitan und Zainab. Der Schreibstil ist schnörkellos, aber anschaulich und eindringlich. Authentisch wirkt der Roman in sprachlicher Hinsicht durch die nigerianischen Einstreuungen. Beim Verständnis hilft das angefügte Glossar.


    Die drei Protagonistinnen sind interessante Charaktere. Ich mochte ihre unterschiedlichen Eigenschaften und habe ihre Schicksale gerne verfolgt.


    Erhofft hatte ich mir Einblicke in das kulturelle und gesellschaftliche Leben Nigerias. Dieser Erwartung wird der Roman mehr als gerecht. Auch politische, historische und religiöse Aspekte machen die Lektüre facettenreich und sorgen für Tiefgang. Leider wird das Thema Freundschaft nicht ausreichend herausgearbeitet.


    Auf den rund 300 Seiten entfaltet sich eine gleichsam bewegende wie überraschende Geschichte. Der Roman hat nur wenig Längen und bietet einen hohen Unterhaltungswert.


    Der amerikanische Originaltitel („Dele Weds Destiny“) ist durchaus kreativer und konkreter als die sehr freie, beliebig klingende deutsche Übersetzung. Das hübsche Cover der Erstausgabe wurde erfreulicherweise übernommen.


    Mein Fazit:

    Mit „Freundin bleibst du immer“ ist Tomi Obaro ein lesenswertes Debüt gelungen. Ein Roman mit vielen Stärken und nur kleineren Schwächen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Freundinnenschaft?

    Worum geht es?

    Drei Frauen, eine eher ungewöhnliche Freundschaft und ein großes Fest für das sie Jahre später wieder zusammen kommen.


    Worum geht es wirklich?

    Gemeinsam Dinge erleben, Unterschiede und Vergangenheit.


    Lesenswert?

    Ja, hat mir gut gefallen. Aus unterschiedlichen Erzählsperspektiven lernt man drei sehr unterschiedliche Frauen kennen. Drei Freundinnen - auch wenn man das beim Lesen zuerst gar nicht so richtig glauben will. Damals haben sie sich kennen gelernt, nun haben sie Familien und erwachsene Kinder und kommen wieder zusammen.

    Wir erfahren dabei die aktuelle Situation und auch später die Herkunft und Geschichte der drei. Dabei spielen Kultur, Mode und auch Essen eine große Rolle und man erhält Eindrücke in die nigerianische Kultur.

    Nicht alle Protagonistinnen sind sympathisch, nicht alle Handlungen kann man nachvollziehen. Und trotzdem ist es ein interessantes Miteinander, dessen Gründe beim Lesen nicht direkt präsentiert werden.

    Besonders interessant empfinde ich gar nicht die Beziehung der drei miteinander, sondern zu ihren Töchtern oder den Töchtern der Freundinnen. Sehr unterschiedlich und nicht immer wohlwollend.

    Gerade mit der Tochtergeneration war eine stärkere Identifikation möglich.

    Sprachlich angenehm mit schöner Kapitellänge. Zu Beginn etwas verwirrend durch viele neue Namen und Begriffe, aber ich habe mich gut in die Handlung eingefunden. Für die Begrifflichkeiten kann das Glossar am Ende des Buches helfen.

    Cover ist in meinen Augen eine richtig toller Hingucker und passt super zum Inhalt!

  • Wenig überzeugend!


    Das farbenfrohe Cover strahlt viel Lebensfreude aus, ist sehr auffällig und kreativ in der Gestaltung, sehr ansprechend. Die Einblicke in die nigerianische Kultur sind interessant für mich persönlich, auch die detaillierte Darstellung einer landesüblichen exklusiven Hochzeit. Viele verschiedene Themen wie Politik, Kriminalität, Frauenrechte, die Suche nach Glück auch in der Ehe werden kurz angerissen. Das Leben dreier Frauen besonders in deren Vergangenheit und ihrer Töchter in der Gegenwart liest sich gut. Das Hauptthema, die Freundschaft, kommt jedoch einfach zu blass und ohne überzeugenden Tiefgang daher. Die oberflächliche Behandlung von Freundschaft ist verpackt in ein kurzweiliges Buch in angenehmem Schreibstil. Ich hätte mir eindeutig mehr Tiefe hier gewünscht. Das Glossar am Ende ist hilfreich neben der Internetrecherche zu weiteren Begriffen wie die dortigen Sprachen Yoruba oder Hausa.

  • Zainab, Funmi und Enitan sind Freundinnen seit ihrer Teenagerzeit, nach dem Studium haben sich ihre Wege getrennt, ihre Leben hätten sich kaum unterschiedlicher entwickeln können, und seit vielen Jahren waren sie nicht mehr alle zusammen. Aus Anlass der Hochzeit von Destiny, Funmis Tochter, treffen sie sich endlich wieder.


    Man erfährt so einiges über die drei Freundinnen, über ihre Familien, ihre Kindheit, wie unterschiedlich sie schon waren, als sie sich kennenlernten. Auch ihr weiteres Leben bis zur Hochzeit Destinys verläuft bei jeder ganz anders als bei den anderen beiden – und doch bleibt ihre Freundschaft über all die Jahre erhalten, und bewährt sich erneut.


    Alle drei, aber auch andere, die ihren Weg kreuzen, werden gut und einfühlsam beschrieben, und auch der soziale Hintergrund, Kultur und Gesellschaft Nigerias, sind wichtige Themen, wobei diese ganz natürlich integriert werden. Ich hätte wirklich Lust, Funmi, Zainab und Enitan einmal tatsächlich zu treffen. sie sind mir ans Herz gewachsen, und ich hätte sie gerne noch länger begleitet.


    Der Roman lässt sich sehr gut lesen, auch wenn viele nigerianische Begriffe enthalten sind. Es gibt ein Glossar im Anhang, dieses habe ich während des Lesens jedoch nicht benutzt, da die meisten Begriffe sich aus dem Kontext erklärt haben, und mein Lesefluss durch sie nicht gestört wurde. Für mich hat es das Ganze authentischer gemacht, ich hätte darauf nicht verzichten wollen. Ich konnte mich auch gut in die drei Frauen hineinversetzen, auch wenn ihre Lebenswirklichkeit recht weit weg von meiner ist. Insgesamt hat mich der Roman einmal wieder dazu gebracht, selbst weiterzurecherchieren.


    Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei Frauen, zudem gibt es zweimal einen Wechsel der Zeitebene, zunächst wird aus dem Jahr 2015 erzählt, dem Jahr, in dem die Drei sich wiedersehen, dann gibt es Rückblenden, man erfährt mehr über Kindheit, Jugend und Kennenlernen und Zusammensein, um dann wieder die Geschehnisse aus 2015 weiterzuerzählen.


    Das Ende lässt mich etwas ratlos zurück, es ist sehr offen, was ja kein Problem sein muss, es fällt mir aber schwer, das Ganze weiterzudenken, da hier auch die nigerianische Kultur mitbedacht werden müsste, zumindest in Teilen. Ausnahmsweise hätte ich mir hier einmal ein weniger offenes Ende gewünscht, dennoch macht es den Roman an sich nicht weniger lesenswert.


    Tomi Obaros Debütroman hat mich schnell nicht mehr losgelassen, die drei Protagonistinnen, ihre Hintergründe und und ihre Leben haben mich berührt. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Roman der Autorin.