Jidi - Der freie Vogel fliegt. Mittelschuljahre in China 3. / Dianjiao zhangwang

  • Inhalt
    Die Autorin Jidi will mit ihrem 2008 erschienen Roman und der darauf beruhenden Graphic Novel die „gnadenlose Zeit“ der Pubertät und der ersten Liebe darstellen und richtet sich damit bewusst auch an erwachsene Leser. Han Che besucht inzwischen die Abschlussklasse der Mittelschule mit Schwerpunkt Kunst, seine Verehrerin Xiaolu die Klasse darunter. Im folgenden 12. Schuljahr will Xiaolu unbedingt die Aufnahme an die Kunstakademie schaffen. Unter dem Druck von gnadenlosem Schulstress und ihrer bisher unerwiderten Liebe zu Han Che erhält Xiaolu sich ihre blühende Fantasie, mit der sie sich zu jedem Ereignis eine märchenhafte Fortsetzung ausdenken kann. So träumt sie sich u. a. in die Rolle der Rächerin, die stellvertretend für jahrelang erlittenen Spott eine Gegnerin mit einem gezielten Kick flachlegt. Xiaolu wirkt noch immer auf kindliche Art direkt und gerät leicht in Situationen, in denen andere ihre Hilfsbereitschaft ausnutzen. Wenn sie ihren Freundinnen gegenüber von der Liebe an sich theoretisiert, mag das zwar gut gemeint sein, hat jedoch wenig mit deren konkreten Teenager-Problemen zu tun.


    Eine Rückblende erklärt, warum Hu Xu aus dem Laden „Beim Park“ von seiner Freundin verlassen wurde. Das junge Paar war stets Xiaolus Idealbild einer Beziehung gewesen und sie muss sich nun der Realität stellen. Xiaolu wird vom Leistungsdruck eingeholt, als ihre geliebte ältere Cousine Ruirui zur Aufnahmeprüfung für die Universität antreten muss. Xiaolu soll sich gefälligst ein Beispiel an Ruirui nehmen, deren Eltern gezielt nach Chengdu gezogen sind, um die Schulkarriere ihrer Tochter zu fördern. Als Ruirui unter dem Druck des Prüfungsstresses kapituliert, malt Xiaolong sich eine alternative Fortsetzung von Ruiruis Leben aus. Als Chronistin der Ereignisse erhofft Xiaolu sich nicht nur für sich ein Happy End, sondern auch für ihre Freundinnen. Als Siyao ungeplant schwanger wird, denkt sich Xiaolu eine alternative Biografie für die Freundin aus, in der Siyao ein Aufklärungsgespräch mit ihrer 17-jährigen Tochter führt, die wie eine 8-Jährige gezeichnet ist – eine noch krassere Distanz zwischen Realität und Darstellung als das kindliche „Dampfnudelgesicht“ der jungen Xiaolu. Je dramatischer der Konflikt, umso stärker der Wunsch, noch länger Kind bleiben zu können und keine Verantwortung für das eigene Handeln tragen zu müssen. Als Schüler kurz vor dem Übergang in die 12. Klasse wirken die Figuren für chinesische Jugendliche einerseits übertrieben forsch und selbstständig, (da sie ja theoretisch ständig überwacht werden, um ja nicht in der Rangliste ihrer Klasse abzurutschen), andererseits für 16-Jährige zu kindlich. Sexualität und Verhütung werden in den Dialogen in blumiger, pathetischer Sprache behandelt, die Jugendlichen nun wirklich keine Fakten vermitteln kann.


    Fazit

    Neben sehr gelungenen Straßenszenen und der alternativen Welt des Baumgeistes im Tempelgarten gelangen in diesem Band Geräte wie MP3-Player, PC und Flachbildfernseher in den Mittelpunkt, die in den 90ern erst allmählich in chinesische Haushalte gelangten, aber den Sehgewohnheiten des jungen Publikums geschuldet sind. Auch der 3. Band endete für mich wieder mit einem Cliffhanger – wie wird es Xiaolu bei der Aufnahmeprüfung ergehen und wird sie es auf die Kunstakademie schaffen?


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Hat den Titel des Themas von „Jidi/ Ageng - Der freie Vogel fliegt. Mittelschuljahre in China 3. / 阿梗: 踮脚张望 / Dianjiao zhangwang“ zu „Jidi/Ageng - Der freie Vogel fliegt. Mittelschuljahre in China 3. / 阿梗: 踮脚张望 / Dianjiao zhangwang“ geändert.
  • Mario

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