Karl Vocelka - Der Dozent und der Tod

  • Mord und Intrigen an der Uni Wien anno 1986

    Wien 1986, am Institut Indologie der Universität Wien steht die Nachfolge von Professer Holub an. Dazu werden die vier Kandidaten zu Probevorlesungen eingeladen. Als ein Kandidat zu Beginn seines Vortrages nach einem Schluck Wasser tot zusammenbricht und eine Institutsangehörige „Mord“ schreit, nimmt Chefinspektor Lietzmann die Ermittlungen auf. Recht schnell gerät ein Dozent der
    Bestellungskommission unter Verdacht, ist der doch ein Alt-68 und ein Linker. Dazu kommt, dass er vor Jahren, den nun so plötzlich Verstorbenen öffentlich „einen ewig gestrigen Idioten, der beseitigt werden sollte“ genannt hat. Dieser Ausspruch macht ihn verdächtig.

    Um Lietzmanns Verdacht zu entkräften, beginnt er selbst zu recherchieren und gerät in ein Labyrinth von Sex, Lügen und Intrigen in der universitären Welt.


    Der Dozent taucht in die Lebensläufe aller vier Kandidaten ein und entdeckt, dass alle vier Kandidaten eigentlich nicht als Nachfolger von Prof. Holub geeignet sind. So gibt es amouröse Verquickungen mit Monika Holub, der Gattin des Professors, mögliche Plagiatsvorwürfe und/oder unsaubere Geschäfte.


    Wird es dem Dozenten gelingen, den Täter zu entlarven?


    Meine Meinung:


    Ich kenne Karl Vocelka als Historiker, der mehrere Sachbücher über das Haus Habsburg verfasst hat und dazu mehrfach in TV-Dokumenationen auftritt.

    Um einen fesselnden Krimi zu schreiben, braucht es allerdings ein bisschen mehr, als profunde Sachkenntnis von Vorgängen bei der Bestellung eines Professors. Diese mag für manche Leser, die sich im Beamtendienstrecht auskennen und daher grinsend nicken, interessant sein, der Mehrheit der Leser wird das zu langwierig oder vielleicht sogar zu langweilig sein.

    Geschickt wird die Stimmung des Jahres 1986 als Hintergrund benützt. Was hat sich damals alles ereignet? Zum einen Ende April die Katastrophe im Atomkraftwerk von Tschernobyl und zum anderen die Wahl von Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten im Juni.

    Wir erleben die Ermittlungen vor allem aus der Sicht des Dozenten und nur zweitrangig aus der Perspektive der Kriminalpolizei. Dazwischen gibt es Sequenzen in der Ich-Form, die dem Täter zuzuordnen sind.


    Die Charaktere sind recht gut beschrieben, allen voran der Dozent, der durch sein unangepasstes Verhalten und seine politische Einstellung ein Außenseiter in der konservativen Landschaft der Universität ist.


    Der Ausspruch von „einem ewig gestrigen Idioten, der beseitigt werden sollte“ zeigt auch deutlich, welcher (Un)Geist 1986 in den Universitäten geherrscht hat.


    Fazit:


    Mir als Wienerin und Jahrgang 1960 hat der Krimi mit seinem zeithistorischen Hintergrund und dem Einblick in die Machenschaften der Uni sehr gut gefallen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Ich kenne Karl Vocelka als Historiker, der mehrere Sachbücher über das Haus Habsburg verfasst hat

    Ich hab mal diese Biografie über unseren vorletzten Kaiser gelesen, an der er wohl auch beteiligt war, und wusste gar nicht, dass sich der Herr Professor jetzt an Krimis versucht. :wink:

    Dieses Buch hat mir jedenfalls sehr gefallen, hat mir neue Einsichten in unsere Geschichte eröffnet und war auch nicht schwierig oder langweilig zu lesen.

    Vielleicht wage ich es auch mal mit einem Krimi von ihm. :D

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: