Edda Ziegler - Buchfrauen

  • Wie in vielen anderen Berufen bleiben Frauen auch in der Buchbranche bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von offizieller, eigenverantwortlicher Arbeit ausgeschlossen. Was nicht heißt, dass sie nicht mitarbeiten: als Töchter, Gattinnen, Witwen. Doch das zumeist aus dem Hintergrund. Doch um 1900, als die Frauenbewegung startet und wegen der folgenden Krisenzeiten nach den beiden Weltkriegen, ändert sich das langsam. Wie das vonstatten ging, ist noch wenig erforscht. Bis ins 20. Jahrhundert hinein ist die Buchhandelsgeschichte eine von Vätern und Söhnen.

    Die verfügbaren Quellen für die Buchgeschichtsforschung sind überwiegend patriarchal geprägt. Das macht es schwierig, die Geschichte der Frauen in der Buchbranche aus der weiblichen Perspektive darzustellen. Dass es überhaupt Erkenntnisse gibt, ist Annemarie Meiner zu verdanken. In ihrem Aufsatz über "Die Frau im Druckgewerbe" stellt sie schon 1933 fest, dass es "in allen Berufen mehr Frauen gibt als man gemeinhin denkt". Während der NS-Zeit wurde dem keine Beachtung geschenkt. So griff sie das Thema 1956 wieder auf: "Je aufmerksamer man die Kultur- und Geistesgeschichte studiert, um so überraschter ist man, dort und hier, hier und da Frauen rühmlich hervortreten zu sehen, von denen die heutigen Publizisten nicht einmal den Namen wissen. [...] die Frau im Buchgewerbe. Das ist ein weites, noch fast unbestelltes Feld, doch würde es sich lohnen, es einmal zu beackern, [...]."

    1991 erschien von Reinhard Wittmann "Geschichte des deutschen Buchhandels". In den strukturgebenden Kapiteln tauchen Frauen bei ihm nur als Leserinnen auf; weder in der Zeittafel noch im Verzeichnis wichtiger buchhistorischer Ereignisse werden sie erwähnt. Im Namens- und Firmenregister werden einige marktrelevante Autorinnen von Unterhaltungsliteratur erwähnt: Hedwig Courths-Mahler, Eugenie Marlitt oder Hildegard Knef und als Verlegerin nur Ruth Stahlberg. Jedoch kein Hinweis auf die Forschungslücke, die aus bestimmten Denkmustern resultiert.

    Volker Titel benennt das Defizit erstmals in einem Aufsatz von 1996. Dort wirft er die Frage auf, wie Frauen dazu kamen, buchhändlerische Unternehmen zu führen, wo sie doch nach dem damaligen Rollenverständnis auf Haus, Hof und Herd eingeschränkt waren.

    Erst in Bärbel Wegners Werk "Die Freundinnen der Bücher" werden Buchhändlerinnen - vorwiegend aus Deutschland -, aber auch aus Frankreich und Italien porträtiert.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)