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Susanne Abel - Was ich nie gesagt habe

  • Kurzmeinung

    easymarkt3
    Deutsche Geschichte ab 1933 einfühlsam verknüpft mit der Problematik von künstlicher Befruchtung und Demenz - gelungen!
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  • Tom Monderath hat jetzt eine eigene Familie. Jenny in die er sehr verliebt ist und Carl ihr kleiner Sohn. Dazu kommt Henk ein Halbbruder von der Seite seines Vaters. Anscheinend ist da auch eine ungewöhnliche Geschichte, nicht nur bei seiner Mutter Greta. Henk ist sehr sympathisch und gemeinsam wollen sie mehr über ihren Vater Konrad heraus finden. Warum hat er einen Sohn in Köln und einen in Amsterdam. Gibt es vielleicht noch mehr Geschwister es war schließlich Krieg und da gab es oft eine verzweifelte Liebe bevor man wieder in den Tod ziehen musste. Denn Toms Vater war zu der Zeit noch sehr jung und ledig.

    Tom und Henk öffnen die Büchse der Pandorra. Wissen wer die Eltern sind und woher wir stammen ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit, über die wir nicht nachdenken. Vor einiger Zeit war es ein Aufreger weil das Bundesverfassungsgericht Kindern von Samenspendern zugestanden hat, das sie ein Anrecht auf den Namen des Vaters haben. Ein Recht auf Wissen wer ihr Erzeuger ist. Im Zuge dieses Urteils gab es erschreckende Erkenntnisse. Reproduktionsmediziner die ihr Wissen und Können missbraucht haben. Dieses Thema greift die Autorin in ihrem Roman auf.

    Mit vielen Informationen die sie im Nachgang belegt, informiert sie uns in ihrem Buch über dieses perfide Spiel. Gleichzeitig erzählt sie was es mit den Betroffenen macht, mit Menschen die genau wie ihre Mütter Opfer sind. Nachvollziehbar wie sich Tom, sein Bruder oder auch die realen Frauen und Männer die im Anhang erwähnt werden, sich fühlen. Klar sind wir mehr als die Summe unserer Gene aber sie waren der Anfang, der Grundstock aus dem wir uns entwickelt haben und wenn der biologische Vater nicht nur ein lupenreiner Egoist sondern auch noch ein Verbrecher war. Wie gehe ich dann mit meinem Erbe um. Fragen die mir Angst machen würden.

    Genauso ist das Buch aufgestellt. Es erreicht uns Leser auf einer Ebene die wir bisher nicht beachtet haben. Es betraf uns nicht, also nur eine Erscheinung am Rand.

    Nachdem mich das erste Buch der Autorin richtig mitgenommen hatte und es sehr lange nachgehallt hat. War dieses eine Selbstverständlichkeit. Wieder wird es mich lange beschäftigen.

    Frau Abel nahm mich mit auf eine emotionale Reise, sie holte mich aus meiner Komfortzone. Dabei war jede Figur eine Freundin, ein Freund mit dem ich reden konnte, selbst die an Alzheimer erkrankte Greta sorgte hin und wieder für einen Lacher. Sie war nicht bemitleidenswert, denn wenn sie selber sagt: das ist eine Scheißkrankheit die möchte man nicht haben, kann man ihr nur recht geben.

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  • Deutsche Geschichte ab 1933 einfühlsam verknüpft mit der Problematik von künstlicher Befruchtung und Demenz - gelungen!


    Auch ich habe einen DNS-Test machen lassen, nicht um die Vaterschaft heraus zu finden, sondern um weiter zurückliegende Familienstränge weltweit zu finden bei bereits lange verstorbenen Groß-/Eltern und die nach deren Tod aussortierten Unterlagen keine große, ausreichende Fundgrube waren.


    Dass man mehr über den Samenspender der dadurch gezeugtes Lebewesen erfahren möchte, ist für mich sehr verständlich, wenn auch eventuell problematisch für den Samenspender selbst nicht nur aus juristischen Gründen. Aber die daraus zu erwartende Findung der eigenen Identität halte ich für sehr wichtig in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.


    Dass zusätzlich die deutsche Geschichte ab Mai 1933 aufbereitet wird in diesem Kontext, finde ich hier wunderbar gelungen in dieser teils fiktiven Formgebung. Unter diesem Buchtitel und auch eher unscheinbaren Cover hätte ich eine solche tragische Gedankentiefe nicht erwartet.

  • Die Autorin Susanne Abel, erzählt in ihrem 2. Band der Gretchen-Reihe „Was ich nie gesagt habe“, eine weitere spannungsgeladene Geschichte in dem wie im ersten Buch, Geschichte und Gegenwart hervorragend miteinander verknüpft werden.


    Inhalt:

    Tom Monderath ist frisch verliebt: Mit Jenny erlebt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Bis er durch Zufall auf seinen Halbbruder Henk stößt, der alles über ihren gemeinsamen Vater wissen will. Doch Konrad starb vor vielen Jahren und seine demente Mutter Greta kann Tom nicht befragen. Als sich weitere Halbgeschwister melden, wird es Tom zu viel. Jenny und Henk hingegen folgen den Spuren Konrads. Selbst fast noch ein Kind, kämpfte Toms Vater im Krieg, geriet in amerikanische Gefangenschaft, bevor er in den späten 40er-Jahren nach Heidelberg kommt. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Greta, nicht ahnend, dass ein Geheimnis aus der dunkelsten Zeit des Nationalsozialismus ihre gemeinsame Familie ein Leben lang begleiten wird ...


    Meine Meinung:

    Die Autorin erzählt in ihrem zweiten Buch diesmal die Geschichte rund um Gretchens Familie, die wie im ersten Buch, Vergangenheit und Gegenwart spannend und geschickt miteinander verknüpft.


    In der Gegenwart: Tom Monderath, wie vor den Kopf gestoßen als er durch Zufall auf einen Halbbruder stößt und sich dieser auch noch bei ihm meldet und mehr über seinen Vater wissen will. Nach einigem Zögern von Tom, treffen sich beide Brüder und stellen verblüfft fest, wie ähnlich sie sich sind. Henk sucht über eine DNA-Bank nach weiteren Halbgeschwistern und löst damit eine Lawine aus. Tom, der nie ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte, verspürt nur noch mehr Missfallen gegenüber seinem Vater, der die Mutter scheinbar nach Strich und Faden, betrogen hat.


    In der Vergangenheit: Konrads Geschichte beginnt während der Kriegszeit und dem tragischen Verlust seiner eigenen Familie, seinem Einsatz im Krieg und der harten Nachkriegszeit. Außer einem Onkel in sibirischer Kriegsgefangenschaft, hat er keine weiteren Verwandten mehr. Für ein Medizin-Studium geht er nach Heidelberg und lernt dort Greta kennen, die aber durch ihren Verlust und Schmerz, in einem Schneckenhaus lebt. Konrad, hat keinen leichten Stand mit ihr, lässt aber nicht locker, bis sie einwilligt ihn zu heiraten. Das Leben hätte so schön sein können, wäre da nicht sein Onkel aus sibirischer Kriegsgefangenschaft, zurückgekommen …


    Der Schein trügt und für Tom kommt der Tag der bitteren Wahrheit …


    Fazit:

    Die Autorin hat mit ihrem bewegenden Schreibstil das Leben von Konrad und Greta in der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie deren Auswirkungen auf Tom in der Gegenwart, hervorragend bildlich und glaubhaft, dargestellt. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr glaubwürdig dargestellt und hielten bis zum Ende viele Überraschungen und Wendungen bereit. Ich habe diesen Roman regelrecht verschlungen und hatte viele ergreifende Lesestunden.

    Von mir 5 Sterne eine absolute Leseempfehlung!

  • Vor gut einem Jahr habe ich "Stay away from Gretchen" als Hörbuch gehört und war total begeistert von der frischen Art, wie Susanne Abel schicksalhafte Ereignisse zu einem tollen Roman verflocht. Seitdem wartete ich sehnsüchtig auf den zweiten Teil der Geschichte. Gretchen, in den Kriegswirren aus Ostpreußen geflohen und im unzerstörten Heidelberg gelandet, lernte den schwarzen Besatzungssoldaten Bob Cooper kennen und lieben, aus dieser Liebe ging Marie hervor. Aber die Zeiten nach dem Krieg waren noch nicht so weit gediehen, als dass eine solche Liebe Bestand haben konnte. Marie kommt in ein Kinderheim, wird nach Amerika zwangsadoptiert und Bob verschwindet von der Bildfläche. Zurück bleibt Gretchen, die psychisch krank wird, aber durch das Kennenlernen von Konrad vor dem Schlimmsten bewahrt. Am Ende des ersten Teils ist es Gretchens Sohn Tom, der der unterdessen dementen Mutter Marie "wiedergibt". Tom ist Fernsehmann, bekannt wie ein bunter Hund, aber irgendwann am Ende seiner Kräfte. Im vorliegenden zweiten Band lernen wir die Familie von Konrad kennen, erfahren viel über Konrads Kindheit und Jugend, seine Kriegserlebnisse und über seine Gefangenschaft. Konrad hat im Krieg die gesamte Familie verloren, einschließlich seiner Schwester Lizzy, die der Euthanasie zum Opfer fiel. Konrad ist sehr hellhörig bei allem, was er erfährt. Einzig sein Onkel Drickes (Heinrich Pütz) lebt noch. Mit Hilfe dieses Onkels, der in russischer Gefangenschaft ist, landet er in Heidelberg, macht ein Medizinstudium und wird Arzt. Hier kreuzen sich die Wege von Konrad und Gretchen. Sie heiraten, beide gehen nach Köln, dort ist unterdessen der Onkel mit Adenauers Hilfe 1956 endlich aus der Gefangenschaft zurück und richtet eine Frauenarztpraxis ein. Konrad wird Teilhaber. Onkel Drickes beschäftigt sich intensiv und gewinnbringend mit der künstlichen Befruchtung gut betuchter Patienten.

    Das Buch wird über verschiedene Zeiträume und Handlungsebenen geführt, Konrad und Gretchen haben endlich einen Sohn bekommen und Thomas, auch Tömmes und später Tom genannt, agiert in der Jetztzeit und wird auf verschiedenste Weise mit der Vergangenheit seiner Eltern und seines Onkels konfrontiert. Toms Leben, seine Entwicklung wird dabei in der Rückblende erzählt. Im Jetzt hat er sich in Jenny, eine Kollegin verliebt, die gerade ein Baby bekommen hat. Tom hat das erste Mal im Leben das Gefühl, an der richtigen Stelle angekommen zu sein. Er will mit Jenny leben, fürs kleine Carlchen da sein, sich nach seinem Zusammenbruch wieder an die Arbeit machen und eine wöchentliche Talkshow soll sein Comeback fördern. Bald zieht er mit Jenny ins Haus seiner Mutter, deren Freundin kümmert sich um die demente Mutter nun ebenso wie um den kleinen Carl. Fast perfekt das Ganze. Dass das Leben nie so geradlinig verläuft, weiß man aus Erfahrung, und so kommt es zu vielen Verwicklungen und Missverständnissen, die ich hier natürlich nicht offenbare. Zukünftige Leser sollen gespannt bleiben, was in Toms Leben noch alles geschieht.

    Sehr anrührend wird Gretchens Leben als demente Mutter beschrieben, wer in seiner Familie ähnliche Fälle kennt, wird hier auf sanfte Weise "geschult", denn im Alltag eines Demenzkranken gibt es unzählige Momente, in denen Erinnern, Erkennen und Wissen durchschimmern. Das hat mir gut gefallen.

    Ich habe auch dieses Buch sehr gern gelesen, aber die überzeugende Wirkung des ersten Bandes hat es bei mir nicht erreicht. Der Stil war teilweise etwas stakkatoartig, viele, oft zu viele Details sollen den Leser erreichen und berühren. Ich habe viele Kenntnisse über den 2. Weltkrieg, Euthanasie, Holocaust, Vertriebene, Gefangenschaft usw., da kam mir der Buchtext manchmal wie eine verstärkende Wiederholung im Geschichtsunterricht vor. Einerseits sind viele geschichtliche Details nur angerissen, andererseits springt die Autorin in den Abläufen oft hin und her. Manchmal wäre mir ein ruhiger Erzählfluss lieber gewesen, als dieses nervöse Gedankenkarussell. Im Laufe der Geschichte gibt es dann auch immer wieder Rückblicke auf den ersten Band. Eigentlich wäre es wohl besser, jeder der dieses Buch lesen möchte, liest zuerst "Stay away from Gretchen", das Wissen um die Hintergründe erleichtert einem das Verständnis für die Geschehnisse im zweiten Teil sehr.

    Das Nachwort habe ich dann mit Interesse gelesen, hier werden die Quellen und Inspirationen beschrieben, die für die Autorin wichtig und ermutigend waren. Ich empfehle das Buch gern allen, die sich für deutsche Geschichte und den Umgang damit interessieren. Sie bekommen einen wunderbaren Liebes- und Gesellschaftsroman.

    Übrigens mit Lesebändchen!

  • Dieser Roman ist nach „Was ich nie gesagt habe“ der zweite Band der „Gretchen-Reihe“ von Susanne Abel.


    Der Fernsehmoderator Tom Monderath hat sich verliebt und ist mit Jenny und dem kleinen Carl glücklich. Doch dann stößt er zufällig darauf, dass er einen Halbbruder namens Henk van Dongen hat. Seine Mutter Gretchen kann er nicht mehr befragen, denn die Demenz wird immer schlimmer. Der Vater Konrad ist schon lange tot und steht für Auskünfte auch nicht mehr zur Verfügung. Tom hat kein großes Interesse daran, die Vergangenheit zu erforschen, doch Henk sucht weiter und bringt Ungeheuerliches zutage. Tom ist erschüttert.


    Dieser Roman ist sehr einfühlsam erzählt, so dass man sich gut in die Protagonisten hineinversetzen kann. Abwechselnd wird aus der Vergangenheit und der Gegenwart erzählt.


    Dieses Mal geht es im Wesentlichen um die Geschichte von Konrad. Tom hatte immer eine distanzierte Beziehung zu seinem Vater und aufgrund der Entdeckungen ist das auch nachzuvollziehen. Konrad ist zu Kriegszeiten großgeworden und hat während des Krieges seine ganze Familie verloren, daher war er früh auf sich gestellt. Es war nicht die große Liebe als er Greta begegnete, sondern beide suchten bei dem anderen Halt, um mit ihren Verlusten fertigzuwerden. Die Charaktere haben alle ihre Ecken und Kanten und man kann mit ihnen fühlen.


    Es ist wirklich immer wieder erschreckend darüber zu lesen, wie die Nazis ihr Weltbild durchgesetzt haben. Mit ihren arischen Rassegesetzen bestimmten sie darüber, wie Familien auszusehen hatten und wer es wert war, zu leben. Lebensborn-Heime dienten dazu, wertige Rassekinder zu bekommen. Das Erbe ist auch für nachfolgende Generationen nicht einfach und oft schwer zu ertragen.


    Auch dieser emotionale Roman hat mich wieder sehr berührt und ich kann ihn nur empfehlen.

  • Mit „Was ich nie gesagt habe“, schließt Susanne Abel an ihr erstes Buch „Stay away from Gretchen“ an. Für mich war der erste Band ein absolutes Highlight und auch Band zwei kommt für mich ganz nah daran. Die Autorin hat einfach ein Talent, ihre Geschichten so zu erzählen, dass sie mich absolut fesseln, faszinieren und emotional sehr berühren.
    Haben wir im ersten Teil mehr über die Vergangenheit von Tom`s Mutter Greta erfahren, widmen wir uns nun hier die von seinem Vater Konrad. Denn auch in diese Richtung gib es ganz viele Geheimnisse, die Tom nicht kannte. Überhaupt scheint diese ganze Familie leider in einem großen Schleier des Schweigens gelebt zu haben, der jetzt allerdings nach und nach bröckelt.
    Die Autorin greift dabei wieder auf sehr interessante wahre Ereignisse und Geschehnisse zurück, die ich so in einem Roman noch nicht gelesen habe,
    und behandelt diese Themen auf sehr feinfühlige Art.
    Dabei konnten mich auch beide Handlungsstränge wieder sehr für sich einnehmen. Habe ich bei der Vergangenheit mit teilweise entsetzen und Trauer das Leben von Konrad verfolgt, so habe ich in der Gegenwart die Charaktere mit Spannung begleitet. Denn diese sind mir schon im ersten Teil ans Herz gewachsen und hier wurde es nochmal vertieft. Für mich eine rundum gelungene Fortsetzung, die ich in kurzer Zeit regelrecht verschlungen habe.

    Wenn euch der erste Band schon gefallen hat, dann kann ich euch auch diesen wärmstens empfehlen. Und solltet ihr noch kein Buch der Autorin kennen, dann greift unbedingt erst zu „Stay away from Gretchen“. Ansonsten werdet ihr hier stark gespoilert und zudem könnte es passieren, dass ihr einige Zusammenhänge vielleicht nicht ganz versteht.


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    SuB Anfang 2023/aktuell: 885/884
    gelesene Bücher/Seiten 2023: 1 / 377 S.

    :study:


    Hier kommt ihr zu meinem Bookstagram Account . :D Schaut gerne vorbei. :love:

  • ein würdiger Nachfolgeband

    " Stay away from Gretchen " war wohl ein absoluter Überraschungserfolg in der Bücherwelt und auch ich fand dieses Buch fantastisch. So war es für mich keine Frage, als dieser Nachfolgeband rauskam, ob ich ihn lesen möchte und was soll cih sagen, bei aller Skepsis, ob so ein Erfolg noch mal gelingen kann, muss ich zugeben, der Nachfolgeband steht dem Erstling in nichts nach.


    Man taucht genauso in die Geschichte ein, wie es bei dem ersten Buch der Fall war und die Themen, die hier angespochen werden, fand ich mehr als interessant. F A M I L I E, ein grosses Wort mit einer großen Bedeutung. Familie bedeutet mir alles, sagen viele Leute, das stimmt sicherlich, doch Familie kann man sich nicht aussuchen, das wird in diesem Buch, dass auf zwei Zeitebenen geschrieben ist, wieder sehr deutlich. Tom, den wir ja schon aus dem ersten Buch kennen, spielt hier wieder eine Rolle, genauso wie sein Vater, dem der Vergangenheitserzählstrang gewidmet ist. Diese beiden Erzählstränge erklären vieles, was das Verhalten der einzelnen Protagonisten angeht, zeigen aber auch immer wieder, wie wichtig es ist zu reden und die Wahrheit auf den Tisch zu legen.


    Ich möchte hier nicht näher auf den Inhalt eingehen, alles relevante kann man der Inhaltsangabe entnehmen. Was ich sehr gut fand war, dass die Geschichte nicht zu kurz kommt, sowohl die Vergangenheit mit dem Zweiten Weltkrieg und seinen Auswirkungen auf die Menschen , aber auch die neuere Vergangenheit, die in Tom`s Erzählstrang auch sehr gut beschrieben wird und immer spielen Kinder eine große Rolle.


    Für mich war dieses Buch wieder ein sehr gelungenes Leseerlebnis und ich hoffe für uns Leser, dass der Autroin die Geschichten nie ausgehen werden, denn sie hat einfach viel zu erzählen.

  • Nach dem Erfolg von ihrem 1. Buch „Stay away from Gretchen“ setzt Susanne Abel mit diesem Buch die Gretchengeschichte fort.

    Tom, Gretas Sohn, ein sehr bekannter Fernsehmoderator, erfährt von einem Halbbruder in Holland, ist frisch verliebt in eine Mitarbeiterin mit Kleinkind und kümmert sich um seine demente Mutter Gretchen. Da sein Bruder mehr über seinen Vater erfahren möchte, begeben sich die zwei auf Spurensuche. Das Leben des Vaters ist neben der Geschichte um Tom der 2. Handlungsstrang, der uns tief zurück in die Familiengeschichte von Gretas Mann führt. Spannende Zeitgeschichte am Beispiel dieser Arztfamilie. Und nicht nur das! Auch
    aktuelle Themen werden beleuchtet, z.B. Samenspende und deren juristische Konsequenzen.

    Susanne Abel gelingt eine wunderbare Fortsetzung des ersten Buches, ein Pageturner par excellence. Die Familiengeschichte um Gretchen menschelt, rutscht aber nie in die Trivialität ab, sondern das Buch nimmt den Leser mit auf eine sehr interessante Zeitreise, die Lust auf mehr macht!

    Ich vergebe 5 Sterne!

    Die Stimme von Vera Teltz passt sehr gut zum Inhalt!

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    Nachdem wir im ersten Teil die Geschichte von Toms Mutter Greta hörten, ist nun Toms Vater Konrad dran. Dessen Schicksal ist nicht minder tragisch als das von Greta. Manche Passagen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs waren wirklich schwer zu verdauen, und eine ging mir ganz besonders ans Herz.


    Trotz der teils schweren Thematik, wollte ich immer weiterleisen. Denn Susanne Abel kann wunderbar erzählen, und es kommt nicht nur in den Kapiteln über die Vergangenheit sondern auch in jene in der Gegenwart Spannung in die Geschichte, als Tom seinen Halbbruder Henk, und in weiterer Folge noch mehr Halbgeschwister findet. War sein Vater ein notorischer Fremdgänger, oder was ist da passiert?


    Für mich ist das Buch eines, das mir länger im Kopf bleiben wird. Es ist nicht nur eine exemplarische Familiengeschichte, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Und es ist sehr beklemmend zu wissen, dass sich ein Teil davon gerade in der Ukrainie wiederholt.

  • Alles eine Frage der Herkunft ...


    Nachdem wir im ersten Band namens „Stay away from Gretchen“ in Rückblicken die Geschichte von Toms Mutter Greta und ihrer kleinen Marie erfahren durften, macht Tom sich diesmal auf die Suche nach der Wahrheit um seinen Vater Konrad, zu dem er fast sein ganzes Leben ein eher gestörtes Verhältnis hatte. Getriggert wird die Neugier durch das Auftauchen eines vermeintlichen Halbbruders, welches eine ganz Lawine loszutreten scheint. Doch Tom ist verliebt und hat die rosarote Brille auf, da lässt sich vieles leichter ertragen, meint er zumindest. Zu Anfang ahnt er nicht, welche Geheimnisse hier noch an die Oberfläche treten werden. Conny, wie sein Vater also Kind liebevoll genannt wurde, kämpfte selbst gegen die Dämonen der Vergangenheit, die sein eigenes Leben sowie das seiner Frau Greta und seines Sohnes Tom belasteten und ihn zu dem kühlen und wortkargen Menschen werden ließen, der er nie sein wollte …

    Mehr möchte ich zum Inhalt nicht verraten, euch aber ein spannendes Buch mit mehr als einem brisanten Thema nahelegen. Auch „Was ich nie gesagt habe“ präsentiert Susanne Abel wieder als gut geschriebene Story mit einem interessanten Plot. Ein Sternchen Abzug gibt es von mir für die Dopplungen, die immer wieder auftreten, weil eben gleiche Vorkommnisse durch unterschiedliche Augen geschildert werden. Dennoch möchte ich dieses Buch allen Lesern von „Stay away from Gretchen“ ans Herz legen, rundet es doch die Geschichte ab und beantwortet so manche offen gebliebene Frage. Von mir gibt es vier von fünf Sternen mit Empfehlung. Ich habe wieder viel dazugelernt und mich hat das Buch sehr nachdenklich zurückgelassen.



  • Meine Meinung

    Tom Moderath hat mit seiner Kollegin Jenny und deren kleinen Sohn seine eigene kleine Familie gefunden. Und die kleine Familie wird größer, denn plötzlich taucht sein Halbbruder aus den Niederlanden auf. Anfangs ist sich Tom nicht sicher, was er mit Henk anfangen soll, denn sein Erscheinen bedeutet, dass sein Vater Geheimnisse vor ihm und seiner Mutter hatte und das belastet die ohnehin nicht nur rosigen Erinnerungen. Trotzdem hilft er Henk bei der Reise in die gemeinsame Vergangenheit.


    Das Verhältnis zu den Eltern ist immer von deren Verhalten geprägt. Das wiederum ist von der eigenen Vergangenheit geprägt und dabei auch von Dingen, die man den Kindern nicht erzählt. So war der Mann, den Tom als seinen Vater und Gretchen als ihren Mann kannte ein anderer als der, den ich in der Erzählung kennengelernt habe. Das liegt daran dass in seiner Vergangenheit Dinge passiert sind, über die er nicht sprechen wollte. Hätten die Beiden mehr Verständnis für ihn gehabt, wenn sie das gewusst hätten? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht, denn auch Verständnis kann nicht alles entschuldigen.


    Bei Toms und Henks Suche nach Henks Vergangenheit stellt sich heraus, dass die beiden noch mehr Geschwister haben. Diesen und andere Handlungsstränge hat Susanne Abel so eingebaut, dass Was ich nie gesagt habe eine facettenreiche Geschichte ist, die trotz vieler Wendungen immer echt auf mich gewirkt hat.

    Ein Sternchen Abzug gibt es von mir für die Dopplungen, die immer wieder auftreten, weil eben gleiche Vorkommnisse durch unterschiedliche Augen geschildert werden.

    Die sind mir auch aufgefallen, aber sie haben mich nicht gestört. Ich fand die unterschiedlichen Blickwinkel in diesem Fall gerade interessant.

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  • Das erste Gretchen-Buch war ohne Zweifel ein Überraschungs-Erfolg. So etwas regt zur Fortsetzung an – die Autorin und sicher auch den Verlag. Natürlich taucht daher der Name „Gretchen“ auch unübersehbar auf dem Cover dieses Buches auf.

    Man könnte nun befürchten, dass da schnell etwas zusammengeschustert wurde, um den positiven Move noch zu nutzen. Diese Bewertung wäre aber völlig fehl am Platz.


    Man hat es wieder mit einem Buch zu tun, das in einer eher konservativen und unaufgeregten Erzählweise eine Familiengeschichte mit bestimmten inhaltlichen und zeitgeschichtlichen Themen bzw. Ereignissen verbindet. Diesmal geht es um die Reproduktionsmedizin (und deren psychische Folgen) im Schatten der medizinischen Verbrechen der Nazi-Zeit.

    ABEL verknüpft diese beiden Themen erneut mit Hilfe der Familiengeschichte des bekannten Journalisten Tom und seiner (inzwischen) dementen Mutter Gretchen. Sie wendet sich diesmal der väterlichen Seite zu, also der Perspektive des (in der aktuellen Zeitebene bereits verstorbenen) Ehemannes und seiner persönlichen und beruflichen Biografie (als Gynäkologe).


    In dezenten, gut nachvollziehbaren Zeitsprüngen rollt ABEL die Zusammenhänge nach und nach auf, nicht ohne dabei auch immer wieder Spannungsbogen zu schaffen. Der Ablauf des Plots erscheint gut gelungen; man hat nicht den Eindruck einer übertrieben künstlichen Konstruktion.

    Überhaupt kann man sich dem Erzählfluss problemlos überlassen und fühlt sich durch die Kombination von Einzelschicksalen und Sachinhalten gut und intelligent unterhalten.

    Voraussetzung für dieses positive Leseerlebnis ist allerdings die Bereitschaft, sich auch emotional anrühren zu lassen: ABEL scheut sich nicht, mit starken Worten auch starke Gefühle anzusprechen – wer in solchen Momenten gleich eine interne „Kitsch-Warnung“ spürt, ist sicherlich mit diesem Roman-Genre nicht gut bedient.


    Nicht unterschätzt werden sollte die Gründlichkeit und der Tiefgang, mit dem die Autorin sich der Thematik der Menschen zuwendet, die erst später in ihrem Leben damit konfrontiert werden, dass sie mithilfe einer (mehr oder weniger anonymen) Samenspende erzeugt wurden. Ebenso wie beim ersten Gretchen-Band (bei dem es um die im oder kurz nach dem Krieg gezeugten Kinder schwarzer GIs ging), hat man bei auch diesmal nicht den Eindruck, dass die Thematik nur als kleine Anreicherung einer Familien-Saga gedient hat.


    Gretchen-II ist also ein durchaus niveauvoller Roman, der moderne Fragen mit historischen Aspekten verbindet und dabei den „Herz/Schmerz“-Bereich nicht ausspart.

    Der Anspruch einer literarischen Bedeutung wird ganz sicher nicht erhoben.

    Bleibt die Frage, ob man mit diesem Buch in die Gretchen-Welt einsteigen sollte. Es ist sicher nicht unmöglich, das aktuelle Buch als eigenständige Einheit zu betrachten und zu nutzen. Trotzdem wäre es irgendwie schade, sich den Kontext des Vorläufer-Werkes nicht zu gönnen. Die beiden Gretchen passen einfach so gut zusammen – ohne dass es zu nervigen Wiederholungen kommt.

    Ob da noch ein dritter Band lauert…?


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