Dan Davies - In plain sight. The life and lies of Jimmy Savile

  • Inhalt

    Sechzig Jahre lang war Jimmy Savile eine bekannte und beliebte Persönlichkeit in den britischen Medien. Er war das Gesicht von Top of the Pops, gründete Jim'll fix it, in dem er Kindern ihre Wünsche erfüllte, war Organisator von Wohltätigkeitsveranstaltungen und guter Freund des britischen Königshauses. Seine Beerdigung war ein nationales Ereignis. Aber nur ein Jahr später wurde seine Grabstelle unkenntlich gemacht, um sein Andenken vom Erdboden verschwinden zu lassen.


    Wie konnte es dazu kommen? Wie konnte ein Mann sechs Jahrzehnte lang mindestens 200 Kinder und Jugendliche missbrauchen, ohne dass jemand etwas merkte?


    Meine Meinung

    Ich kann das Motiv von Dan Davies, ein Buch über Jimmy Savile schreiben zu wollen, nicht nachvollziehen. Auf der einen Seite sagt er gleich zu Anfang, dass er seit er Savile als Kind das erste Mal sah, ihn nicht mochte. Auf der anderen Seite trifft er sich über Jahre hinweg regelmäßig mit einem Mann, den er nicht mag, vor dem er sich manchmal wegen seiner teilweise unappetitlichen Art regelrecht ekelte. War es Faszination oder der Wunsch, sein Treiben öffentlich zu machen? Denn Davies hatte schon früh einen Verdacht, dass Savile nicht der Gutmensch war, der er vorgab zu sein.


    Es war bei Weitem nicht so, dass niemand etwas wusste. Savile stand schon früh im Fokus der Polizei. Schon in den 60er Jahren wusste man von Parties und minderjährigen Mädchen, die ihn ständig umgaben. Eine Ausrede, die ich immer wieder gelesen habe, war: Damals gab es das Wort Pädophiler noch nicht. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass da etwas Schlimmes passierte.


    Mehr als einmal haben Mädchen von dem erzählt, was ihnen angetan wurde. Oft war es so, dass ihre Eltern ihnen glaubten, aber nicht zu Polizei ginggen um ihre Kinder zu schützen. Und wenn doch die Polizei ermittelte, was viel zu selten passierte, drohte Savile mit seiner Bekanntheit und seinen Verbindungen. Niemand wollte sich mit ihm anlegen.


    Es war schlimm zu lesen, was alles passiert ist. Noch schlimmer war, dass es bekannt war. Aber die Menschen schwiegen. Aus Angst um ihren Arbeitsplatz, aus Scham oder deshalb, weil sie sich nicht vorstellen konnten dass das wirklich passierte. Und das macht es so schrecklich: wie viel mehr ist passiert, was unter den Teppich gekehrt worden ist?


    Jemand aus dem Untersuchungsausschuß bringt es auf den Punkt als er sagt, dass die britische Gesellschaft sich fragen muss, wie sie diesem Menschen sein Treiben so lange erlauben konnte.


    In plain sight erzählt eine furchtbare Geschichte und es ist das erste Mal dass ich nicht froh bin, bis zum Ende durchgehalten zu haben.


    Liebe Grüße

    Kirsten