Leila Mottley - Nachtschwärmerin/Nightcrawling

  • East Oakland in Kalifornien: Die Mutter sitzt im Gefängnis, der Vater ist tot. Mit ihrem älteren Bruder Marcus muss sich Kiara (17) durchschlagen. Sie schafft es jedoch nicht, sich einen regulären Nebenjob zu suchen. Deshalb rutscht sie in die Prostitution ab…


    „Nachtschwärmerin“ ist der Debütroman von Leila Mottley.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus etlichen kurzen Kapiteln, die zumeist noch in Abschnitte aufgeteilt sind. Der Aufbau ist recht einfach.


    Der Schreibstil hat mich leider nicht sonderlich beeindruckt. Er ist geprägt von einem umgangssprachlichen, teilweise vulgären Ton und von vielen Dialogen. Das wirkt zwar durchaus authentisch und anschaulich, liest sich aber nicht so elegant. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Kiara.


    Kiara ist eine reizvolle und durchaus sympathische Protagonistin. Ihr Verhalten ist manchmal nicht ganz nachvollziehbar und schwer zu ertragen.


    Das Thema des Romans hat mich sofort angesprochen. Ich finde es wichtig, die oft strukturellen Probleme schwarzer Frauen sichtbar zu machen. In dem interessanten Nachwort der Autorin ist zu lesen, dass die Geschichte auf wahren Tatsachen beruht. Die Recherche ist dem Roman immer wieder anzumerken.


    Auf etwas mehr als 400 Seiten ist die Geschichte aufgrund von Themen wie Gewalt und Missbrauch keine leichte Kost, aber kurzweilig und fesselnd. Allerdings gibt es einige inhaltliche Wiederholungen, was mich ein wenig gestört hat.


    Der deutsche Titel ist auf gelungene Weise aus dem amerikanischen Englisch („Nightcrawling“) übertragen. Das Cover des deutschen Verlags gefällt mir sogar besser als das Original.


    Mein Fazit:

    Mit ihrem Debüt hat mich Leila Mottley nicht in allen Punkten überzeugt. Dennoch ist „Nachtschwärmerin“ ein besonderer Roman.


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  • Worum geht es?

    Kiara kümmert sich mit ihren 17 Jahren nicht nur um sich, sondern auch um ihren Bruder und den Nachbarsjungen Trevor. Alle Verantwortung liegt auf ihr und sie muss dringend Geld für die Miete auftreiben. Nachdem sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, beginnt sie, ihren Körper zu verkaufen um zu überleben.


    Worum geht es wirklich?

    Um Stärke, Überlebenswillen und kleine Glücksmomente in einem trostlosen Leben.


    Lesenswert?

    Ja, eine packende Geschichte. Man begleitet Kiara bei ihren Versuchen, einen Job zu bekommen, ihr gemeinsames Leben am Laufen zu halten und eine Stütze für ihre Mitmenschen zu sein. Viel zu viel Last ruht auf den Schultern der jungen Frau, die keine Rücksicht auf ihr eigenes Leben nimmt, bzw. nehmen kann und somit schließlich nicht nur als Prostituierte arbeitet, sondern dort auch in den Sumpf der Stadt einzutauchen, bis er sie zu verschlingen droht. Es gibt kaum Rettungsleinen in ihrem Leben und dennoch genug Gründe, das alles zu überleben.

    Kiara ist teilweise emotionslos, teilweise so unfassbar zart. Mal ein Kind, mal eine junge Frau. Mal völlig rational und dann wieder überfordert mit allem. Ihre Figur fand ich beim Lesen unglaublich bewegend. Sie ist die einzige Figur, die überhaupt herausgearbeitet wird und immer im Mittelpunkt steht. Die beschriebenen Situationen sind mit unter schwer zu ertragen. Ich konnte Kiara an vielen Stellen zwar nicht nachvollziehen, aber habe dies nicht als störend oder negativ empfunden.

    Ich finde die Sprache der Übersetzung sehr passend, auch Slang war irgendwie gut umgesetzt und viele Kleinigkeiten (wie zum Beispiel das ganze Thema Haare und Frisuren) waren wirklich toll beschrieben und stimmig übersetzt.

    Die Erlebnisse werden nicht in aller Ausführlichkeit beschrieben, manchmal nur in Nebensätzen. Das macht es aber nur noch brutaler und grausamer. Die junge Autorin erzählt am Ende des Buches, welche Begebenheit sie zu diesem Buch veranlasst hat und die Nähe zur Realität macht es zu einer heftigen Geschichte.

    Die Kapitel waren für meine Vorlieben teilweise zu lang, aber es war dennoch ein gut lesbarer Text.

    Dies ist mein erstes Buch des Ecco-Verlags und mir gefällt die Aufmachung sehr gut: Ein eher kleines Hardcover, ohne Schutzumschlag, aber mit buntem Vorsatzpapier und Lesebändchen. Haptisch fühlt sich das Buch angenehm an und die matte Oberfläche bekommt nur schwer Fingerabdrücke. Optisch wirklich gelungen.

  • Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch. Das Cover ist einfach toll und das Thema hat mich sehr angesprochen.

    Leider konnte mich der Roman dann gar nicht überzeugen. Die Autorin versucht sich scheinbar besonders ausgefallene Metaphern und Beschreibungen einfallen zu lassen, doch leider funktioniert das für mich gar nicht. Immer wieder blieb ich an seltsamen Ausdrucksweisen hängen, bei denen ich zwar wusste, was die Autorin damit sagen möchte, jedoch aber absolut nicht verstand, weshalb sie es auf diese Weise auszudrücken versucht. Kiaras Geschichte interessierte mich dann doch immer wieder genug zum Weiterlesen, jedoch hielt mich der Schreibstil dann doch immer wieder zurück und verdarb meine Freude an dem Buch.

    Ich hoffe ich tue der Autorin hier nicht unrecht und es liegt bloß an der Übersetzung.

    Leider hat dieses Buch für mich, so schön es auch gestaltet ist, nicht funktioniert.