Die letzte "Umsetzung" und dann ist Platz für Neues.
John Peel. Memoiren eine DJ-Legende
Der Titel birgt eine Ungenauigkeit in sich, die für einen relativ abrupten Abbruch verantwortlich sein wird. Es wird ein Abbruch der besonderen Art, da nur bei diesem Buch erlebt.
Davon abgesehen ist es ein hervorragendes Buch, bei dem man dem Prinzip nach aus über 500 Seiten auch gern über 1.000 hätte machen können.
John Peel, die englische Institution der Pop / Rockmusik. Mit einem breit gefächerten Musikgeschmack, der so weitgreifend ist, dass man ihn ihm kaum abnehmen möchte. Nach diesem Buch aber durchaus. Ein Unikum, ein Star, der keine anderen brauchte, so löste er sich zum Beispiel von T-Rex, eigentlich einem Freund, als dem ihm sein Erfolg zu Kopf stieg. Peel hat gemacht, was er wollte. Bei denen solche Attitüde erfolgreich aufgeht, wird das gern als Rezept für Erfolg ausgegeben - wie verlogen, überheblich und ignorant gegenüber jenen, die beim Leben des eigenen Willens unter die Räder geraten und weiterhin massenhaft geraten.
Peel war von sowas weit entfernt.
Oh, ich schreibe ja in die falsche Richtung.
Bei all seiner Chuzpe sowie Exzentrik konnte er offensichtlich zudem noch glänzend schreiben. Das Buch ist unzweifelhafter Beleg. Lebhaft, keinerlei Distinguiertheit. Sehr unprätentiös. Er weiß, dass er für den Leser schreibt, nicht für sich. Er hat also zu unterhalten und informieren. Kann er. Macht er. Bravourös. Wenn man Gegenstand der eigenen Betrachtung ist, wie will man sich da zurücknehmen. Klingt schwierig. Ist es vermutlich auch. Was das sein soll? Wenn man das Buch liest, gewinnt man davon einen Eindruck. Getragen von einer Leichtigkeit gepaart mit Selbstironie ohne Ende, jedoch nicht über Gebühr strapazierend.
Es ist ein sehr helles Buch. Was immer sowas sein soll. Ein Buch, das scheinbar mühelos Spannung hält, mit reichlichen Hintergrundinformationen aufwartet und die Selbstironie nicht aus dem Text entlässt. Mit diesem Buch hält man nicht eine selbst auferlegte Leseverpflichtung in der Hand, sondern ein gern in die Hand genommenes Stück Freude. Autobiografien haftet zumeist eine grundsätzliche Skepsis an, da die Gefahr einer Selbstbeweihräucherung nahe liegt. Ich habe davon nichts bemerk. Sollte es doch an dem gewesen sein, wäre es mir egal.
Ein Highlight. Das Licht ganz oben. Ja, man ist, solange man es liest, oben auf.
Zurück zur Thematik des Threads, dem Abbruch.
John Peel verstarb während seiner Arbeit an dieser Biografie aus heiterem Himmel in Peru an einem Herzinfarkt. Ein Verlust.
Leider auch für das Buch. Es endet nicht mit seinem Tod. Seine Ehefrau führte es weiter und wohl auch zum Ende. Nahtlos, doch ist die Naht ca. in der Mitte des Buches nicht zu überlesen. Stilistisch sinkt nicht das Niveau, sondern das gesamte Buch versinkt. Es wird langweilig, ufert bei Belanglosigkeiten aus, mutiert zur Lobeshymne und vor allen Dingen Liebeserklärung. Merklich. Weitere 20 Seiten habe ich gelesen. Ich wollte dieses wunderbare Buch nicht aufgeben, hatte Hoffnung. Die Hoffnung stirbt zuletzt, will die Plattitüde wissen. Doch der Pessimist weiß: aber sie stirbt. So ist es dann gewesen. Noch einige Querlesversuche scheiterten auf ganzer Linie. Totalschaden.
Weiß man um diesen Break, ist auch dieses halbe Buch noch eine Empfehlung für den Interessierten.
Eigentlich ein Muss, denn wie ich bei der ISBN-Suche gesehen habe, 2,75 Euro. Der Preis einer Currywurst. Wie will sich der Rockinteressierte nun rausreden, es nicht zu besitzen.
Ohne dieses Wissen war es jedenfalls ein trauriger Absturz. Das ungewollte Ende eines Buches. In diesem Fall habe ich eigentlich nicht abgebrochen, sondern wurde es.