Anna Grue - Tod im Trödelladen / Mysteriet i Genbrugsen

  • Kurzmeinung

    Cordi
    Ein gemütlicher, teils etwas langatmiger, Krimi mit sympathischer „Ermittlerin“
  • Kurzmeinung

    Smoke
    unterhaltsam, aber sticht für mich nicht aus der Masse der "Cosies" heraus
  • Weniger Krimi als Frauenbuch


    Dieses Buch hat mir durchweg gut gefallen! Wenngleich auch aus anderen Gründen, als die Autorin beabsichtigt haben mag.


    Beworben wird die Titelheldin, Anne-Maj Mortensen, als die "dänische Miss Marple". Das finde ich nicht ganz treffend. Sicher, es geht hier um verdächtige Todesfälle, und Anne-Maj beginnt, nachzuforschen. Doch das Hauptaugenmerk liegt in diesem Buch - zumindest für mich - gar nicht so sehr im Krimi, sondern eher in der Charakterzeichnung, und dem feinen Humor.


    Die Autorin wird beschrieben als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Dänemarks, und das glaube ich sofort. Hier war erkennbar ein Profi am Werk. Sehr flüssige Schreibweise, liebenswerte Charaktere, Schrullen und Marotten überall. Eine gut gezeichnete Kulisse, und Dialoge, die einen sehr schmunzeln lassen. Aber als Krimi...?


    Das Buch ist nun nicht unspannend. Aber, und das sagt auch die offizielle Polizei in diesem Buch, Anne-Maj ist nun wirklich als Ermittlerin denkbar ungeeignet. (Ihre Telefonate mit dem zunehmend genervten, jungen Beamten gehören für mich zu den lustigsten Stellen des Buches!) Im Gegensatz zu Miss Marple fehlt ihr so einiges an Lebensklugheit. Anne-Maj ist zwar auch schon in Rente, aber sie lässt sich leicht von ihren Emotionen leiten. Und von ihren Hobbys - und die ranken sich nun mal um Bücher, und um das Kochen!


    Ich habe das Buch vielmehr als "Frauenroman" gelesen. Dazu trägt vor allem das Setting und die Lebensumstände von Anne-Maj bei. Schon die einleitenden Passagen handeln vom Kochen; und tun es auch weiterhin oft im Verlaufe des Buches. So geht es zum Beispiel häufig um Essenseinladungen, und die vermutlich essgestörte Enkelin von Anne-Maj.


    Zweitens ist da dieser Trupp von verrückten Senioren, welche den Trödelladen betreiben, in dem auch Anne-Maj arbeitet. Diese Szenen könnte ich immer wieder lesen, es ist einfach zu herzig, wie sich die älteren Damen gegenseitig in die Parade fahren, und um Hierarchien rangeln!


    Drittens besteht wiederum ein guter Teil der Handlung aus dem Verhältnis von Anne-Maj zu ihrem Hund, dem Dackel Mortensen. Tierliebhaber werden hier voll auf ihre Kosten kommen! Mortensen ist für mich zu einer vollwertigen Figur des Buches geworden. Und am Ende hat er auch noch eine sehr wichtige Rolle...!


    Der Krimi an sich ist gute, solide Kost. Ich hatte allerdings den wahren Täter schon ab der Mitte des Buches halbwegs erraten, dazu gehörte nun wirklich nicht viel. Allerdings spricht es dann wieder für das Buch, dass dies mir nicht den Lesegenuss geschmälert hat.


    Insgesamt würde ich das Buch durchaus weiterempfehlen - nur eben nicht an hartgesottene Krimi-Fans. An Dänemark-Liebhaber und an Freunde der humorvollen Unterhaltung jedoch schon.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Anna Grue, "Tod im Trödelladen"“ zu „Anna Grue - Tod im Trödelladen“ geändert.
  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Anna Grue - Tod im Trödelladen“ zu „Anna Grue - Tod im Trödelladen / Mysteriet i Genbrugsen“ geändert.
  • Anne May lebt in der dänischen Provinz und arbeitet mit anderen Senioren ehrenamtlich in einem Secondhand Laden. Als es in ihrem Umfeld auf einmal mehrere Todesfälle gibt wird sie hellhörig, aber nur sie. Resolut forscht sie nach.

    Es ist einfach eine unglaubliche Beschreibung wie Anne aus Winzigkeiten einen Fall konstruiert. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Dackel Mortensen. Der Hund ist wie eine zweite Hauptfigur.

    Anne, ihre Tochter und Enkelin sowie das Team aus dem Trödelladen werden sehr authentisch dargestellt. Als Leserin hatte ich das Gefühl ich erlebe die Personen im realen Leben. Der Schwerpunkt des Buchs liegt nicht auf dem Kriminalfall, sondern mehr auf die Menscheleien, die Hierarchiekämpfe in diesem Laden, das Kochen und das dänische Lebensgefühl. Man kann herrlich schmunzeln über die kleinen Sticheleien, die Eigenarten der einzelnen Figuren. Vor allem wurde es mehr und mehr zu einem Frauenroman, Themen die überwiegend den weiblichen Teil der Bevölkerung treffen, wurden sehr kunstvoll mit eingearbeitet. Das soll nicht heißen es ist kein Buch für Männer. Nur wir kennen solche Erlebnisse und Gedanken aus erster Hand, daher ist es gut wenn in so einem ansonsten leichten Krimi auch Männer auf diese Probleme aufmerksam gemacht werden.

    Es ist ein Cosy Crime so wie ich es mir in Reinkultur vorstelle. Anne-May ist garantiert keine neue Miss Marple, denn sie kann nicht lügen und hat kein Pokerface.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Weil ich den Erzählstil von Anna Grue aus ihren Sommerdahl-Krimis kenne und schätze, hat mich dieser Cosy-Krimi aus ihrer Feder gereizt.


    Ganz wie man es bei einem Roman dieses Genres erwarten darf, beginnt es gemütlich, mit ausgiebig-liebevollen Beschreibungen der handelnden Figuren rund um Anne-Maj. Man lernt den Trödelladen kennen, Dreh- und Angelpunkt des Geschehens und schnuppert die Atmosphäre des dänischen Provinzstädtchen Odsherret.


    Und auch in der Folge bleibt es beschaulich. Anne-Maj kocht, während sie mehr oder weniger gleichzeitig mit ihrem Gewicht hadert, kümmert sich um Enkelin und Hund und trägt kleine Scharmützel um gewisse Zuständigkeiten im Trödelladen aus. Als sich die Todesfälle in dessen Umfeld häufen, geht die Polizei zunächst von natürlichen Sterbefällen aus. Aber Anne-Maj lässt das irgendwie keine Ruhe, sie glaubt, die Polizei macht sich die Sache zu leicht, nur weil die Verstorbenen höheren Alters gewesen sind, und beginnt eigene Ermittlungen anzustellen.


    Am Ende entwickelt sich der kriminelle Hintergrund komplexer als gedacht und wird auch stimmig aufgelöst, nichtsdestotrotz fand ich ihn eher lahm.


    Was die Sprache angeht, hat der Roman meine Erwartungen erfüllt. Es gibt amüsante und spritzige Dialoge, besonders die mit dem jungen Polizisten Anders Hall, der eine nicht ganz freiwillige Allianz mit Anne-Maj eingeht, haben mir gefallen. Auch den Humor fand ich angenehm, nicht zu platt, desgleichen die leichte Ironie, mit der Anne-Maj von Zeit zu Zeit sich selbst (und natürlich auch die anderen) betrachtet. So was lese ich immer gern. Aber ein bisschen fesselnder hätte er schon sein dürfen.


    Mord im Trödelladen bietet nette Unterhaltung mit recht originellen Figuren, ragt aber für meinen Geschmack nicht aus der Masse ähnlicher Cosy-Angebote hinaus.

  • Ganz besonders hyggelig

    Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen hält.

    Da ich also von diesem Hygge-Krimi ähnliches erwartete, wollte ich ihn unbedingt lesen. Der dänische Begriff Hygge beinhaltet für mich umfassende Gemütlichkeit, und so geht es auch in diesem Krimi zu. Was ich am meisten vermisst habe, war ein wenig Spannung. Natürlich kann man im Cosy Crime keine nervenaufreibenden Szenen erwarten, aber etwas mehr Nervenkitzel hatte ich schon erwartet. So empfand ich das Buch als recht langatmig und denke mir, dass man aus der guten Idee mehr hätte machen können.

    Inhaltlich geht es um Anne-Maj, die als Ruheständlerin im örtlichen Sozialladen ehrenamtlich arbeitet und ihre Aufgabe dort sehr ernst nimmt. Ihr Lieblingshobby ist das Kochen bzw. das Backen, was dann auch in diesem Buch ausführlich beschrieben wird. Kurz hintereinander werden drei ehrenamtliche Ladenmitarbeiter tot aufgefunden, was Anne-Maj merkwürdig vorkommt. Da sie von der örtlichen Polizei eher belächelt wird, überlegt sie sich eigene Strategien, um mehr Licht in die Vorkommnisse zu bringen. Dabei geht sie sehr clever und trickreich vor. Sie gibt sich uninteressiert und gebraucht so manchen harmlosen Vorwand, um etwas in Erfahrung zu bringen. Das hat mir gut gefallen. Begleitet wird sie meist von ihrem Dackel Mortensen, eine bedeutende Hauptfigur in diesem Buch

    Humor ist in Ansätzen vorhanden, dürfte aber ruhig etwas mehr sein für meinen Geschmack. Dafür werden das zwischenmenschliche Verhalten und die Eigenheiten der Protagonisten sehr detailliert und treffend beschrieben, was mir wiederum sehr gefallen hat.

    Alles in allem eine interessante Lektüre für zwischendurch, aber ich hatte nie das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: