Olivia Dade - The Stories we write / Spoiler Alert

  • Kurzmeinung

    kikiii04
    Nichts und niemand ist perfekt, auch dieses Buch nicht. Aber die Botschaft ist unschlagbar.
  • Inhalt:
    Charmant, eitel und einfach gestrickt. So kennt die Öffentlichkeit Marcus Caster-Rupp, den Star der weltweiten Hit-Serie Gods of the Gates. Niemand ahnt, dass er privat mit seiner Legasthenie kämpft – und der Tatsache, dass er die Entwicklung der Serie hasst. Seinen Frust schreibt er sich anonym auf einem Fanfiction-Forum von der Seele. Doch sollte das irgendjemand herausfinden, ist er in Hollywood erledigt.
    April Whittier ist ein Hardcore-Gods-of-the-Gates-Fan, schreibt Fanfiction und kreiert eigene Kostüme zu der Show. Bisher hat sie das nie jemandem erzählt, aber sie will sich nicht mehr verstecken. Und so postet sie ein Foto von sich in einem Kostüm auf Twitter. Nur leider lassen die Trolle nicht lange auf sich warten, und es hagelt bösartige Kommentare wegen Aprils Plus-Size-Figur.
    Doch dann geschieht das Unglaubliche. Marcus Caster-Rupp schaltet sich ein, verteidigt sie und lädt sie auf ein Date ein. DER Marcus Caster-Rupp. Und ihr Date hat ungeahnte Folgen …

    Rezension:
    April will sich und ihre Liebe für die Serie Gods-of-the-Gates nicht mehr verstecken und so postet sie ein Bild von sich in ihrem neuesten Lavinia-Kostüm.
    Doch April ist nicht gerade dünn und so lassen die ersten verletzenden Kommentare nicht lange auf sich warten.
    Als ausgerechnet der Star der Serie, der Schauspieler von Aeneas, Marcus Caster-Rupp sie verteidigt, staunt April nicht schlecht und dann lädt er sie auch noch zu einem Date ein, nicht ahnend, dass die beiden sich bereits besser kennen als gedacht...


    "The Stories we write" ist der Auftakt von Oliva Dades Fandom-Trilogie, der aus den wechselnden personalen Erzählperspektiven der sechsunddreißig Jahre alten April Whittier und des drei Jahre älteren Marcus Caster-Rupp erzählt wird.


    April steht kurz davor, einen neuen Job anzunehmen und möchte in diesem Zuge einen kleinen Neuanfang wagen.
    Sie liebt die Gods-of-the-Gates Bücher von E. Wade, während der Verlauf der Verfilmung ihr nicht ganz so zusagt, weshalb April begann, Fanfictions über ihr One True Pairing Aeneas und Lavinia zu lesen und selbst zu schreiben.
    In der Community des Lavineas-Servers fühlt sie sich wohl und hat Freunde gefunden, so auch Book!AeneasWouldNever, der ihre Geschichten Beta liest und der ihr über die Jahre immer stärker ans Herz gewachsen ist.
    Sie will sich im Zuge ihres Neuanfangs nicht mehr verstecken und postet ein Foto von sich auf Twitter im Lavinia-Kostüm, das sofort viral geht, besonders als der Aeneas Schauspieler Marcus Caster-Rupp sie verteidigt, denn April ist fett. Sie benutzt dieses Wort selbst nicht als abwertend, sondern als ganz normale Beschreibung, wie blond oder groß. Sie ist fett und fühlt sich die meiste Zeit sehr wohl in ihrem Körper und möchte an diesem nichts ändern.
    Ich habe April einerseits sehr bewundert, denn sie ist selbstbewusst und hat auch schwierige Themen angesprochen. Sie ist aus sich herausgekommen und hat sich Herausforderungen gestellt, was mir gut gefallen hat! Sie will nichts mehr auf verletztende Kommentare geben und spricht das Thema auch an, allerdings hat sie zum Teil auch immer nach versteckter Kritik gesucht und sich dann schnell zurückgezogen, ohne jemanden die Chance zu geben, die Sache aufzuklären.


    Marcus Caster-Rupp spielt nicht nur die Rolle des Aeneas, auch Marcus Caster-Rupp ist seine Rolle, denn in der Öffentlichkeit zeigt er sich nie so, wie er wirklich ist. Sein Körper ist sein Kapital und so wirkt er sehr eitel und nicht wie die hellste Kerze auf der Torte.
    Um seinen Frust über die schlechten Drehbücher Luft zu machen, hat Marcus angefangen, Fanfictions zu schreiben, etwas, das nie jemand erfahren darf, ansonsten wäre seine Karriere, die er sich hart erarbeitet hat, schneller beendet, als er gucken kann.
    Marcus mochte ich sehr, auch wenn er mir fast schon zu nett war. Er ist sehr fürsorglich und verständnisvoll und auch Marcus muss in diesem Band über sich hinauswachsen, denn er muss sich selbst finden und entscheiden, wer er sein will und wie die Öffentlichkeit ihn wahrnehmen soll.


    Marcus verteidigt April und ihr Cosplay und lädt sie auf ein Date ein, doch damit, dass da eine enorme Anziehungskraft zwischen ihnen beiden ist, hätten sie nie gerechnet und so wird schnell mehr aus ihnen. Allerdings gibt es etwas, das Marcus von Anfang an vor April geheim hält und trotz ihres Selbstbewusstseins ist April sehr unsicher und verletzlich, denn sie hat in ihrer Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Fatshaming gemacht.

    Die Geschichte konnte mich anfangs total mitreißen und die erste Hälfte des Buches habe ich fast in einem Rutsch gelesen. Die zweite Hälfte konnte mich dann nicht mehr so fesseln, als wäre die Luft plötzlich raus gewesen.
    Ich erlebe es leider oft, dass Geschichten mich nicht mehr so stark fesseln können, wenn das Paar erst mal zueinandergefunden hat und hier lag der Grund, der die beiden auseinanderbringen würde, einfach auf der Hand, sodass es mich nicht mehr so stark mitreißen konnte wie zu Beginn, einfach weil es sehr vorhersehbar war.
    Mich hat es auch etwas irritiert, dass April Mitte dreißig und Marcus sogar schon fast vierzig war, weil die beiden für mein Empfinden deutlich jünger rüberkamen.

    Zwischen den Kapiteln gab es immer wieder Fanfictions, Chatverläufe oder auch mal einen Auszug aus dem Buch Gods-of-the-Gates, was mir richtig gut gefallen hat, da auch auch die Stories sehr interessant fand!
    Und auch die Beziehung von April und Marcus mochte ich eigentlich richtig gerne, denn es hat mir gut gefallen, wie Marcus mit April umgegangen ist und die Botschaft, die vermittelt wurde, dass jeder geliebt werden kann, egal wie man aussieht, fand ich großartig!


    Fazit:
    "The Stories we write" von Oliva Dade hat für mich richtig gut begonnen und dann stark nachgelassen.
    Die erste Hälfte des Buches habe ich verschlungen, bei der zweiten Hälfte war die Luft für mich einfach raus und es konnte mich kaum noch fesseln. Der Verlauf der Handlung war etwas vorhersehbar und April und Marcus konnten mich nicht mehr mitreißen, als sie zueinandergefunden haben.
    Trotzdem mochte ich die Botschaft des Buches und die Themen, die die Autorin angesprochen hat, richtig gerne!
    Ich vergebe gute drei Kleeblätter.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • THE STORIES WE WRITE lag nicht lange auf meinem Stapel-ungelesener-Bücher. Nein, ich habe es direkt gelesen, konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen – und nun schwirrt mir so vieles in meinem Kopf herum, was ich über das Buch erzählen möchte, dass ich nicht wirklich weiß, wo ich überhaupt anfangen soll… Vielleicht ganz am Anfang? Genau! Warum habe ich zu dem Roman gegriffen, als ich ihn in der Bücherei entdeckt habe?


    Tatsächlich habe ich bereits vor vielen Monaten den Coverreveal des KYSS-Verlags bei Instagram gesehen und freue mich seit diesem Moment darauf, das Buch lesen zu dürfen. Der wichtigste Grund hierfür ist die Thematik: eine junge Frau, die bei weitem nicht den „idealen Körpermaßen unserer Gesellschaft“ entspricht. Man könnte sie mit vielen weiteren Adjektiven beschreiben, die ich aber nicht verwenden möchte, weil diese zu oft als Beleidigung verwendet werden. Aber ich muss auch gar nicht mehr dazu sagen, denn im Buch habe ich ein wundervolles Zitat gefunden, dass all meine Gedanken und Gefühle zusammenfasst:


    „Der Hass auf Fettleibigkeit, die Geringschätzung dicker Menschen ist in unserer Gesellschaft so weit verbreitet, dass eine solche Haltung oft unbeabsichtigt zum Ausdruck gebracht wird, und da will ich mich selbst gar nicht ausnehmen. Auch wenn ich selbst fett bin, muss ich überlegt handeln und meine Worte mit Bedacht wählen, wenn es ums Fettsein geht, denn ich bin Teil dieser Gesellschaft.“


    Womöglich kann nicht jede betroffene Peron das Buch lesen, weil es sie triggern könnte. Aber ich habe das Buch als einen wundervollen Hoffnungsschimmer empfunden. Als eine Art Bestätigung mit der Botschaft: Jeder ist schön, sexy und begehrenswert. Wer das jedoch nicht anerkennt, der ist selbst schuld und dessen Meinung ist es nicht wert, gehört zu werden. Ich hatte gehofft, dass die Geschichte so eine strake Botschaft verkörpern würde, dass es vielleicht sogar ein bisschen Selbstbewusstsein schenkt. Und ja, das hat die Geschichte und das hat vor allem die Autorin Olivia Dade geschafft. Beim Lesen merkt man, dass die Autorin wirklich weiß, wovon sie schreibt, sie kennt sich in dem Bereich aus wie keine andere. Und das ist eben noch der letzte Feinschliff, um das Thema wirklich so zu vermitteln, wie es ist, wie es sich anfühlt.


    Abgesehen von der Thematik, muss natürlich auch die Handlung einen ansprechen. Worum es geht, möchte ich daher nun ebenfalls noch kurz beschreiben, wobei ich nicht allzu viel verraten werde, um niemanden zu spoilern.


    April ist Geologin, denn sie liebt es nicht einfach an der Oberfläche zu kratzen, sondern tiefer zu graben, Geheimnisse zu entdecken und Rätsel zu lösen.


    In ihrer Freizeit dagegen ist sie durch und durch ein Fangirl. Sie verfasst Fanfictions über ihr Lieblingspärchen ihrer Lieblingsserie und tauscht sich mit anderen Fans darüber aus. Außerdem entwirft sie hin und wieder Cosplay-Outfits – und geht mit ihrem neuesten viral. Nur leider auch wegen ihrer Figur.


    Sicherlich aus Nettigkeit lädt sie daraufhin Marcus Caster-Rupp auf ein Date ein – er ist der Darsteller ihrer Lieblingsfigur der Serie. Die geheimen Träume eines jeden Fans gehen für sie also in Erfüllung, allerdings ist April weniger erpicht auf das Date, als man denken würde. Denn Marcus Caster-Rupp ist nichts weiter als ein langweiliger Schönling, unter dessen Oberfläche nichts von April ausgegraben werden könnte.


    Oder doch? Doch möchte April überhaupt etwas ausgraben, wenn sie im Gegenzug ihre am tiefsten vergrabenen Ängste offenlegen müsste?


    „Ich will geliebt, gemocht und begehrt werden – nicht wegen meines Gewichts, auch nicht trotz meines Gewichts, sondern weil ich ICH bin.“


    Das Buch und ich hatten unsere Anlaufschwierigkeiten, vielleicht war die Handlung in den ersten zwei Kapiteln noch nicht packend genug, vielleicht musste ich mich zuerst an den Schreibstil (in der dritten Person erzählt) gewöhnen. Auch das Setting – ein Fandom – mit all den ungewöhnlichen Begriffen wirkte auf mich befremdlich. Wer selbst ein Serienjunkie und Fan von Serien, wie zum Beispiel „Game of Thrones“ ist, fühlt sich hier vielleicht schneller „zu Hause“. Alle anderen werden dagegen ihren Horizont erweitern. Denn es lohnt sich bei dem Buch auf jeden Fall dran zu bleiben. Schließlich präsentiert es einem neben zwei sehr, sehr lieben Protagonisten eine Vielfalt an Themen und eine Vielzahl großartiger Botschaften. THE STORIES WE WRITE ist eines dieser Bücher, die mit jeder weiteren Seite und jedem weiteren Kapitel erst offenbaren, wie genial sie sind. Das Buch ist extrem facettenreich, besteht aber nicht aus wahllos zusammengewürfelten Aspekten, sondern jedes noch so kleine Detail ist clever auf den ganzen Rest abgestimmt und voll und ganz passend. Beispielweise muss der Humor genau so schräg, eine solch schmale Gradwanderung sein, wie er hier gewählt wird. Er ist schon fast zu bissig, zu übertrieben, aber wäre er nur einen Tick anders, könnte er die Schwere der anderen Themen und die Dämonen, welche April und Marcus mit sich rumschleppen nicht so perfekt ausgleichen.


    Ein Thema, das bei diesem Roman auch für viele Diskussionen sorgen könnte, ist die Art und Anzahl expliziter Szenen. Ja, das Buch ist definitiv spicy und ich habe generell zwar nichts dagegen, aber es wird dann hin und wieder doch zu viel. THE STORIES WE WRITE hat mich in dieser Hinsicht sehr überrascht. Nicht nur weil Olivia Dade ihr Händchen für solche Szenen gekonnt unter Beweis stellt, sondern weil ich die Szenen sogar sehr geschätzt habe. Denn sie sind notwendig für die Botschaft des Buches: Dinge wie Maße oder Gewicht bestimmen nicht den Wert einer Person. Jede Frau ist sexy.


    Mein Fazit: 4,5 Sterne


    Auch wenn ich meine Kritikpunkte hatte, die dazu führen, dass ich dem Buch etwas Abzug in der Bewertung gebe, war das Buch eine Art Highlight für mich. Es ist zugleich deep, unterhaltsam und romantisch – aber auch noch viel, viel mehr. Mir ist bewusst, dass die Geschichte nicht jeden Geschmack treffen wird, dennoch sollte man ihr eine Chance geben. Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen, natürlich auch besonders, wenn man sich von der Thematik angesprochen fühlt.


    Ich freue mich schon auf die Bände zwei und drei!