Titus Müller - Das zweite Geheimnis

  • Kurzmeinung

    Libby
    Tolle Fortsetzung, hier passt alles! Spannend und sehr gut.
  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Fesselnd bis zur letzten Seite
  • Nachdem sich Ria Nachtmann entschieden hatte wegen ihrer Familie in der DDR zu bleiben, führt sie ein angepasstes Leben und versucht eine bessere Beziehung zu ihrer Tochter Annie zu bekommen, die sie seinerzeit in Pflege gegeben hat. Doch sie hat ihre große Liebe, den westdeutschen Journalisten Jens, nicht vergessen. Als Rias Schwager versucht Republikflucht zu begehen, wird Ria aus dem Urlaub zurückgeholt uns ins Stasigefängnis gebracht. Die Verhöre übersteht sie dank ihrer Schulung. Auch wenn sie nach einer Weile wieder freikommt, bleibt sie nicht unbeobachtet und sogar Annie wird auf Ria angesetzt. Derweil werden in Ost-Berlin Weltfestspiele der Jugend ausgetragen. Wird Ria Jens jemals wiedersehen oder wird die Stasi das zu verhindern wissen?


    Dies ist der zweite Band aus der Reihe „Die Spionin“ von Titus Müller. Wir können tief eintauchen in das Leben der DDR mit all den Einschränkungen, Überwachungen und des Misstrauens. Auch wenn es bekannt ist, mit welcher Willkür die Menschen behandelt wurden, so ist es doch immer wieder erschreckend darüber zu lesen.


    Ria musste als Kind miterleben, wie ihre Eltern von der Stasi abgeholt wurden. Ihre Zwillingsschwester Jolanthe und sie wurden getrennt und zu fremden Menschen gegeben. Doch Ria wollte ihre Schwester wiederfinden und nutzt die Möglichkeiten, die ihr Job bei Schalck ihr eröffnen und spioniert für den Bundesnachrichtendienst. Doch dann hat sie eine Entscheidung getroffen, die ihr nicht leichtgefallen ist. Doch nun hat man es auf sie abgesehen und wieder muss sie ihre Fähigkeiten abrufen. Aber nicht nur mit Ria habe ich gefühlt und gelitten, auch die perfide Art, wie Annie manipuliert wurde, fand ich furchtbar. Henning hadert so sehr mit dem System, dass auch Jolanthe und die Kinder ihn nicht aufhalten können. Er stirbt lieber, als weiter dem System zu dienen. Erschreckend war aber auch die Verbissenheit der Stasi-Mitarbeiterin, die sich auf Ria eingeschossen hat.


    Die Weltfestspiele der Jugend sollten die DDR gut aussehen lassen, doch unter den Teilnehmern waren überall als FDJ-ler verkleidete Stasi-Mitarbeiter, die aufpassten, dass alles in ihrem Sinne ablief. In Westdeutschland kommt bei den Sicherheitsdiensten der Verdacht auf, dass Günter Guillaume ein feindlicher Agent im Bundeskanzleramt sein könnte. Doch wie soll man das nachweisen?


    Es ist eine spannende, komplexe und sehr interessante Geschichte, die mir gut gefallen hat.


    Ich bin nun auf den nächsten Band gespannt. Leider dauert es bis dahin noch etwas.

  • Mehr als nur ein Spionageroman


    Buchmeinung zu Titus Müller – Das zweite Geheimnis


    „Das zweite Geheimnis“ ist ein Kriminalroman von Titus Müller, der 2022 im Heyne Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band der Spionin-Trilogie.


    Zum Autor:
    Titus Müller, geboren 1977 in Leipzig, schreibt Romane und Sachbücher. Er ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u. a. mit dem C.-S.-Lewis-Preis, dem Sir-Walter-Scott-Preis und dem Homer-Preis ausgezeichnet. Seine große Spionin-Trilogie erzählt die Geschichte einer mutigen Frau – und drei Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte.


    Klappentext:
    Zwölf Jahre nach dem Mauerbau führt Ria Nachtmann ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin. Niemand würde vermuten, dass sie einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war. Nur eines hat die Jahre überdauert: ihre Liebe zu Jens, einem westdeutschen Journalisten. Doch Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als Ria ein geheimes Treffen arrangiert, wird sie bereits beobachtet. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich sehr berührt, weil es deutsche Geschichte lebendig werden lässt. Die Hauptfigur Ria Nachtmann arbeitet für Dr. Schalck , den Devisenbeschaffer der DDR. Ihre Tochter Annie hat sie gleich nach der Geburt zu Pflegeeltern abgegeben und hat nur sehr wenig Kontakt zu ihr. Als ihr Schwager Henning Nowak bei einem Fluchtversuch als Grenzsoldat schwer verletzt wird, gerät sie in den Fokus der Staatssicherheit. Oberleutnant Marga Dierks setzt sich auf Rias Fährte und ist entschlossen, Ria zu überführen.
    Die Figuren Ria Nachtmann, Henning Nowak und Marga Dierks handeln jeweils in der Überzeugung, das Richtige zu tun. Meist wird die Geschichte aus einer dieser drei Perspektiven erzählt und durch die Gedankengänge dieser Figuren gewinnt die Geschichte an Authentizität. Historische Begebenheiten wie die Weltfestspiele der Jugend oder die Enttarnung des Spions Günter Guillaume im direkten Umfeld des Kanzlers Willy Brandt werden in die Handlung integriert. Ganz besonders gefallen hat mir die Figur Ria Nachtmann, deren Handeln mich immer wieder überraschen konnte. Gerade in Momenten der Gefahr läuft sie zur Höchstform auf. Mit aller Ruhe trifft sie unkonventionelle Entscheidungen und rettet Leben. Bei Henning Nowak hat mich sein unglaublicher Wille und sein Durchhaltevermögen beeindruckt. Marga Dierks, Rias Verfolgerin, ist zu allem entschlossen und einige psychopathische Züge lassen sie noch gefährlicher werden.
    Der Roman hat mich von Anfang bis Ende mitgenommen. Der Wechsel zwischen ruhigen Erzählsituationen mit Szenen aus dem normalen Leben und Szenen, in denen die Gefahr spürbar ist.


    Fazit:
    Diese Mischung aus Spionageroman, historischen Elementen und Beschreibung ganz alltäglicher Begebenheiten hat mich ungemein gefesselt. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Als Deutschland noch geteilt war ...


    Nach einigen turbulenten Jahren als Spionin des BND lebt Ria Nachtmann nun ein relativ unauffälliges Leben als Sekretärin in Ostberlin. Sie weiß, dass Schwester Jolanthe und Tochter Annie leben und hat auch sporadischen Kontakt zu ihnen, der aber nicht ganz friktionsfrei ist. Das beschauliche Leben ändert sich schlagartig, als Jolanthes Mann Henning bei einem Fluchtversuch aus der DDR angeschossen wird und wenig später aus der Justizanstalt Bautzen flieht. Da sie ihrer Schwester Hilfe zugesagt hat, aktiviert sie ihre alten Kontakte. Binnen kürzester Zeit steht die ganze Familie im Fokus einer undurchsichtigen Stasi-Mitarbeiterin.


    Meine Meinung:


    Autor Titus Müller ist es wieder gelungen, einen atmosphärisch dichten, packenden, spannenden und zugleich berührenden Roman zu dem schwierigen Thema des ehemals geteilten Deutschland zu verfassen.


    Wie ich es vom Autor gewöhnt bin, entführt er mich in eine unbekannte Welt. Als Österreicherin kann ich das Verhalten der DDR-Politiker weder verstehen noch nachvollziehen. Die NS-Diktatur besiegen ist das eine, eine andere, nämlich „sozialistische“ Diktatur an deren Stelle zu errichten eine andere.


    Mir gefällt an Titus Müllers Büchern immer sehr gut, dass er, egal ob historische Bücher die im Mittelalter oder in der jüngeren Vergangenheit spielen, Dichtung und Wahrheit gekonnt miteinander verbindet und echt fesselnd in Szene setzt. So auch hier. Der Auftritt Wolf Biermanns und/oder die Enttarnung von Günter Guillaume als Spion der DDR.


    Fazit:


    Ein fesselnder historischer Roman, dem ich gerne 5 Sterne gebe und ungeduldig auf den dritten Band der Trilogie warte.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)