Franziska Davies, Katja Makhotina - Offene Wunden Europas. Reisen zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs

  • Dieses Buch möchte ich sehr empfehlen.

    Es stellt dreizehn exemplarische Orte in Osteuropa vor, die zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs geworden sind - Warschau, Lwiw, Babyn Jar, Minsk, Maly Trostenez, Stalingrad, Leningrad, Wilna, Chatyn, Pirciupis, Korjukiwka, Belzec und Majdanek. Was weiß man tatsächlich über diese Orte, über den Zusammenhang zwischen dem Holocaust und den Zweiten Weltkrieg, über die Verbrechen von Wehrmacht, Einsatzgruppen etc. an der polnischen, weißrussischen, ukrainischen, russischen ... Zivilbevölkerung? Die Verfasserinnen zeigen, wie und aus welchem Grund in der Nachkiegszeit diese Dimension des Krieges in beiden deutschen Staaten weitgehend ausgeblendet wurde. Das Interessante ist, dass in dem Buch nicht nur die Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht an diese Orten, sondern auch die Erinnerungskultur, die mit den jeweiligen Orten verbunden ist, beschrieben und refklektiert wird. Besonders gut finde ich die vielen kommentierten Hinweise zu Büchern, Kunsterken, Gedenkstätten und Filmen, und zwar nicht nur zu den bekannten Filme wie Elem Klimovs "Komm und sieh", die auch in deutschen Kinos liefen, sondern auch zu hierzulande unbekannteren Büchern und Filmen - wie z.B. dem Film "Faktas" (den ich sehr gerne einmal sehen würde). Auch zur juristischen (Nicht-)Aufarbeitung der Verbrechen gibt es gute Informationen.

    Im Vorwort konnten die Verfasserinnen noch auf den Beginn des Ukrainekrieges eingehen. Den Menschen in der Ukraine ist das Buch auch gewidmet.