Gerry McAvoy - On the road: Mein Leben mit Rory Gallagher und Nine Below Zero / Riding Shotgun

  • Mehrfach gab es die Anregung bzw. Befürwortung, die "Rezensionen" zu meinen abgebrochenen Büchern, in die Rezi-Threads zu stellen. Dem will ich nun gern Folge leisten. Stück für Stück. Es geht keinesfalls darum hier zu "spamen".


    Ein Hoch auf alle Ghostwriter. Wir nehmen sie nicht wahr und doch brauchen wir sie. Das war mir lange nicht klar. Erst On the road: Mein Leben mit Rory Gallagher und Nine Below führte es mir deutlicher vor Augen, als es mir lieb war.

    Rory Gallagher - mit seiner energetischen Art im Bereich Blues-Rock für mich unerreicht.

    Es soll doch ums Buch gehen. Jaja.

    Gerry McAvoy - über lange Strecken der Basser von Gallagher. Ihn kennt keiner. Sein Name ist unbekannt.

    Das hat ihn, glaube schon etwas genervt.

    Gallagher hat seine Musiker und Entourage oft nicht unbedingt bestens behandelt. Das wird McAvoy keine Ausnahme gemacht haben. Sieht man sich die Live-Auftritte an, sieht man Gallagher stets sich in seiner Musik völlig auflösend. McAvoy ebenfalls voller Elan, ist oft nicht ganz in der Musik verloren. Sehr oft sucht er den Kontakt zum Frontman und findet ihn nur sehr selten. Dieses Nähesuchen fiel mir schon länger auf.

    Und eben jener Basser hat dieses Buch geschrieben. Und offensichtlich ohne maßgebenden Ghostwriter. Darin liegt nicht nur ein Mangel des Buches, sondern daran verreckt es elendig.


    Es sind Erinnerungen eines Rockmusikers, da geht es um Infos nicht um das filigrane Drechseln von Sätzen. Schon klar. Aber derartiges hatte ich noch nie und auch bisher nicht wieder gelesen. Nun ja, gelesen habe ich davon nicht viel, obwohl ich mich auf dieses Buch sooooooooooooooo gefreut hatte, da es weiter kein deutschsprachiges Buch über Gallagher gibt.


    Es ist ein Deutsch, dass ich vielleicht einem durchschnittlich guten Schüler der fünften Klasse zutrauen würde. Durchschnittlich! Der Klassenbeste hätte sowas vermutlich nicht zuwege gebracht. Es mutet wirklich leicht infantil an. Einfalt kann man mit Texten beschreiben. Hier ist der Text aber die Einfalt selbst. Soooo viel kann da auch ein Übersetzer keinesfalls vergeigt haben. Ich wollte aber unbedingt wissen was drin steht, also habe ich weitergelesen. Nicht weit. Es ging einfach nicht. Okay, blättere ich mal etwas und lese überall mal rein. So ein Anfang vom Buch kann ja täuschen. Aber nein, das tat es hier nicht. Keinen Deut anders, weiterhin schrieb jemand den Aufsatz „Mein schönstes Ferienerlebnis“. Nur dass der eben mit Gallagher zusammen musiziert hatte. Es ging einfach nicht.

    Ein Buch, das ich unbedingt lesen wollte. Es ging nicht. Das servile Bemühen zum Frontman auf der Bühne findet sich von Anbeginn des Buches recht deutlich wieder. Gallagher ist aber tot. So kann sich McAvoy ein Stückchen näher an den Hero annähern als zu Lebzeiten. Anbiedern scheint besser zu passen. So mein Eindruck, schreibt er doch vermeintlich als Gallaghers best friends ever. Teilweise überzieht er, in dem er sich etwas höher in der Bedeutung einordnet, als es ihm wohl zusteht. Wer wollte noch etwas dagegen sagen. Eine Nuance von mutmaßlicher Verlogenheit in Form von Schönrederei schwang zudem auch noch mit. Hmm, jetzt habe ich treffende Wort: schmierig. Dazu Einfalt. Nee, das ging nicht.

    Bücher abzubrechen ist kein Problem für mich. Gibt doch genug Besseres. Deswegen geht es oft, direkt in die Tonne. Bei diesem Buch habe ich es sehr bedauert, war geradezu enttäuscht. So bekam es noch eine Chance. Ich hatte noch keine zehn Prozent gelesen und eventuell war ich gerade nicht in der richtigen Stimmung oder zu empfindlich, zu abgehoben. Wer weiß, jedenfalls der falsche Zeitpunkt für eben so ein Buch. Kennt man ja, das gibt es.


    Nach Wochen nahm ich es nochmals in die Hand. Es war alles beim Alten. Das war Schrott, konkreter Altpapier. Ich habe es wieder verkauft. Sch . . . aufs Geld. Ich wollte ein Buch über Rory Gallagher und keine Zumutung. Ich bin offensichtlich nicht Fan genug, denn ansonsten hätte ich es ertragen.


    Und zu allem Ungemach zeichnet sich meine Wahrnehmung bereits im Buchtitel leicht ab. JEDER kauft dieses Buch als Buch über Gallagher. McAvoy verkauft sich, halt mal mit Gallagher und dann mit seiner Band. Der widmet er dann auch reichlich Platz. Das ist sein gutes, aber in Betracht der Größenordnungen eben etwas vermessen. Kann man aber machen. Der Name Gallagher im Titel wird es reißen und hat es dann auch. Wer ansonsten hätte sich ein Buch über McAvoy gekauft. Sieht man dieser strategischen Note nach, hätte es wenigstens ohne diese geradezu auffällige geistige Kargheit auskommen können. Aber Nothing.

    Ca. 30 Seiten in zwei Anläufen genügten nicht, um Jahre danach auch nur gaaaaaanz vielleicht anzunehmen, jetzt wäre ich in der Lage, es zu lesen.

    Das kann auch für Bücher gelten: R.I.P.


    Ach ja. Er hat sich ganz viel Mühe gegeben, es spannend zu machen. Hat nicht funktioniert. Jedes Kasperle-Theater ist ihm da weit voraus. Mit seinen theatralischen bedeutungsschwangeren Andeutungen allein, nahm er mir schon die Kraft, dabeizubleiben.


    Vielleicht ein Buch für die einsame Insel, dann wäre es auch für einen Nicht-Fan ein Muss. Es käme der Moment, wo man es lesen müsste :cry: .

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Gerry McAvoy - On the road: Mein Leben mit Rory Gallagher und Nine Below Zero“ zu „Gerry McAvoy - On the road: Mein Leben mit Rory Gallagher und Nine Below Zero / Riding Shotgun“ geändert.