Julie Marsh - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich

  • Der Widerspenstigen Zähmung

    1807 London. Die junge Emma Smart lebt als Mündel bei Ihrem Onkel und hat eine Vorliebe fürs Theater. Als ihr Onkel seine Schulden bei der Bank nicht bedienen kann und dafür ins Gefängnis muss, steht sie von einem Moment auf den anderen nur mit einer Tasche auf der Straße und muss sich selbst durchschlagen. Ihr erster Gang führt sie ins Theater in der Drury Lane, um dem dortigen Direktor ihr eigenes geschriebenes Stück anzudienen. Doch damit bleibt sie erfolglos, dafür kreuzen sich ihre Wege mit dem attraktiven Herzensbrecher Ambrose Beauchamp, der ihr sofort ein Dorn im Auge ist. Mit viel Glück ergattert Emma eine Anstellung bei Lady Darlington als Gesellschafterin für deren Tochter Anthea, die mit dem reichen Nachbarn Mr. Livingston verheiratet werden soll, um das Auskommen der Familie zu sichern. Leider wird Emmas Engagement immer wieder von Ambrose torpediert, der als Gast bei den Darlingtons weilt und ebenfalls Ambitionen hat, Anthea den Hof zu machen. Die Aufführung ihres Theaterstückes auf einem Sommerfest soll der Zuneigung zwischen Anthea und Mr. Livingston einen Schub geben, doch dann entwickelt sich alles in eine völlig andere Richtung…


    Julie Marsh hat mit „Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich“ den ersten Band ihrer historischen Somerset-Ladys-Reihe vorgelegt, der den Leser ins Regency-Zeitalter zurückversetzt, um ihn dort mit viel Romantik und einigen Verwicklungen gut zu unterhalten. Der eingängige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil stellt den Leser schnell an Emmas Seite, wo er ihr bei all ihren Unternehmungen über die Schulter sieht, während ihm ihre Gedanken- und Gefühlswelt wie ein offenes Buch präsentiert werden. Emma steht von jetzt auf gleich vor der Situation, auf eigenen Beinen zu stehen. Zu gern würde sie als Autorin für Theaterstücke ihren Unterhalt verdienen, doch die Rolle der Frau war damals anderen Dingen zugedacht. So versucht sie sich als Gesellschafterin für eine junge Frau, die keinerlei Interesse an dem Mann hat, den sie nach dem Wunsch ihrer Mutter heiraten soll. So endet dieser Kuppelversuch auch in einem Desaster, so dass Emma sich schon bald wieder auf der Straße wiederfindet, aber nicht ohne vorher ihr eigenes Theaterstück auf einer Laienbühne aufgeführt und ein Zweckeheversprechen gegeben zu haben. Emma lässt sich allerdings nicht unterkriegen und landet wieder im Theater in der Drury Lane, um dort nicht nur zu arbeiten, sondern auch anderen liebgewonnenen Menschen unter die Arme zu greifen und auch ein neues Stück zu schreiben. Die Autorin webt das Theaterleben sowie den Klatsch und Tratsch wunderbar in ihre Handlung mit ein, der zu allerlei Missverständnissen und Verwicklungen führt und dabei für humorvolle Unterhaltung sorgt. Die Geschichte erinnert ein wenig an „Der Widerspenstigen Zähmung“ und hält den Leser in Atem.


    Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und wissen mit ihren menschlichen Eigenschaften den Leser schnell zu überzeugen. Emma ist eine mutige junge Frau, die sich ihrem Schicksal nicht unterordnet, sondern ihr Leben in die Hand nimmt, um ihre Träume trotz aller Widerstände zu verwirklichen. Die Liebe überrascht sie und lässt sie doch nicht ihre Ziele aus den Augen verlieren. Anthea ist eine liebenswürdige Frau, die ihrem Herzen folgt. Ambrose wirkt wie ein Gockel, der jedem Rock hinterher läuft. Erst spät entwickelt er einen gewissen Ernst. Warwick hat ein Händchen für Nadel und Faden, während Lady Darlington selbstverliebt ist und nur Augen für ihren Hund hat. Francis, Mr. Livingston und vor allem die alte Lady tragen ebenfalls einiges zum Unterhaltungswert dieser Geschichte bei.


    „Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich“ ist eine romantische Verwicklungskomödie, die den Leser nicht nur auf Zeitreise schickt, sondern in regelrecht in die Handlung hineinsaugt, wo er sich als unsichtbarer Statist wiederfindet. Verdiente Leseempfehlung für einen unterhaltsamen Schmöker! Gern mehr davon!!!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • um ihn dort mit viel Romantik und einigen Verwicklungen gut zu unterhalten.


    „Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich“ ist eine romantische Verwicklungskomödie,

    Und was qualifiziert diesen (offensichtlichen Liebes)roman für eine Einordnung bei den historischen Romanen? :scratch:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • um ihn dort mit viel Romantik und einigen Verwicklungen gut zu unterhalten.


    „Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich“ ist eine romantische Verwicklungskomödie,

    Und was qualifiziert diesen (offensichtlichen Liebes)roman für eine Einordnung bei den historischen Romanen? :scratch:

    Da der Roman im Regency-Zeitalter angesiedelt ist, fand ich die Einordnung nicht verkehrt. Zeitgenössisch kann man das doch nicht nennen. Wo würdest Du ihn denn einordnen? Ich bin für Tipps jederzeit offen. Liebe Grüße

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  • Wo würdest Du ihn denn einordnen? Ich bin für Tipps jederzeit offen. Liebe Grüße

    Da der Schwerpunkt der Handlung offenbar auf Liebe/ Romantik liegt, würde ich ihn bei den Liebesromanen einordnen, wo er jetzt auch ist. :wink:

    Für einen historischen Roman müssten meiner Ansicht nach neben fiktiven Figuren auch historische Persönlichkeiten und Ereignisse eine wichtige Rolle spielen.

    Ein Roman über Martin Luther und Katharina von Bora wäre meinem Verständnis nach ein historischer Roman, selbst wenn ihre Liebe & Ehe darin großen Raum einnehmen. Aber bei ihrer speziellen Liebesgeschichte geht es ja vornehmlich um die historische Bedeutung, d.h. Luthers Auflehnung gegen die Katholische Kirche und die Reformation.

    Bei fiktiven Dukes, Lords und Highländern sind es dann eher Liebesromane vor historischer Kulisse. :lol:

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    :study:
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  • Vielen Dank, das werde ich zukünftig im Kopf behalten.

    Liebe Grüße

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  • Irrungen und Verwirrungen in bester Tradition Shakespeares


    Schauplatz dieses Romans ist England. Man schreibt das Jahr 1807. Durch Napoleons Kontinentalsperre haben einige Wirtschaftstreibende ihr Vermögen verloren. So auch Emmas Vormund. Er landet im Gefängnis und die theaterbegeisterte junge Frau auf der Straße. Kurz entschlossen nimmt sie eine Stelle als Gesellschafterin bei der verwitweten Lady Darlington an. Die Witwe beauftragt Emma ihre ältere Tochter Anthea mit dem reichen Gutsbesitzer Mr. Livingston zu verkuppeln. Allerdings begegnen sich die beiden mit gegenseitigem Desinteresse.


    Weil Emma davon träumt, als Theaterdichterin Karriere zu machen, lässt sie Anthea und Mr. Livingston in ihrem selbst geschriebenen Theaterstück auftreten. Auch Antheas Schwester Frances und der zu Besuch weilende Frauenheld Ambrose Beauchamp erhalten ihre Rollen.

    Doch die Proben entwickeln ein Eigenleben und so verliert Emma den Überblick, wessen Gefühle nun echt oder nur gespielt sind. Auch ihr eigenes Gefühlsleben gerät in Aufruhr.


    Meine Meinung:


    Üblicherweise lese ich Romane, die eine Ähnlichkeit mit jenen von Jane Austen haben sollen, nicht. Doch hier hat mich die Leseprobe ein wenig an Shakespeares „Sommernachtstraum“
    erinnert - sowohl sprachlich als auch vom Inhalt her.


    Ich habe es nicht bereut, denn ich habe ein Sittenbild der damaligen Zeit bekommen, das mir sowohl Amüsement als auch Kopfschütteln beschert hat. Amüsiert habe ich mich über
    die Irrungen und Verwirrungen der Protagonisten. Kopfschütteln musste ich über die Naivität der jungen Darlington-Sisters. Anthea macht im Laufe des Romans die größte Entwicklung durch, die man ihr anfangs so gar nicht zutraut.


    Das Gehabe von Lady Darlington rund um ihren Mops Muzzle ist mir gehörig auf die Nerven gefallen, ist aber wahrscheinlich authentisch. Überhaupt ist Lady Darlington eine ziemlich
    überhebliche Person. Sie kann sich gut vorstellen, als Bäuerin über die Felder zu wandeln - allein dieser Satz zeigt, dass sie keine Ahnung vom richtigen Leben und da vor allem vom beschwerlichen Dasein der Bauern, die ja meistens Leibeigene oder Pächter sind, hat. Kleine Schafe mit einer blauen Schleife sind niedlich, große stinken. Nun ja, damit ist sie in guter Gesellschaft, hat sich ja auch Frankreichs Königin Marie Antoinette auch einen Bauernhof nachbauen lassen. Wohin das geführt hat, ist allseits bekannt.


    Die einzelnen Charaktere sind die Summe ihrer Erfahrungen und leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Was nicht sein darf, existiert einfach nicht.


    Mir hat dieser Ausflug ins 19. Jahrhundert recht gut gefallen, was vor allem an der schönen Sprache liegt.


    Fazit:


    Ein Ausflug in das England des 19. Jahrhunderts in bester Tradition von William Shakespeare Komödien. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Über die Autorin (Amazon)

    Wenn Julie Marsh nicht gerade mit ihrem Büchereibus durch die grüne Landschaft Somersets fährt, um Leserinnen und Lesern die Romane Jane Austen näherzubringen, oder in ihrem Cottage-Garten im Dörfchen Hinton St. George Blumen und Gemüse anbaut, schreibt sie von ihrem großen literarischen Vorbild inspirierte Geschichten über Liebe und andere Katastrophen.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN ‏ : ‎ B09LVY8GFC

    Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Digital; 1. Edition (25. März 2022)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Dateigröße ‏ : ‎ 902 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 328 Seiten


    Die Liebe geht eigene Wege

    London 1807: Die theaterbegeisterte Emma gerät in eine Notlage und muss sich von Lady Darlington als Gesellschafterin engagieren lassen. Diese will ihre Tochter Anthea unbedingt mit dem reichen Mister Livingston verheiraten und Emma soll ihr dabei helfen. Doch Anthea interessiert sich anscheinen mehr für den Dandy Ambrose Beauchamp. Emma versucht der Liebe mit einem Theaterstück auf die Sprünge zu helfen. Doch die Unterscheidung zwischen Spiel und Liebe wird immer schwieriger. Und ausgerechnet Emmas Herz reagiert auf den Dandy.


    Meine Meinung

    Es ist das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Sie hat es verstanden mich, auch bedingt durch den unkomplizierten Schreibstil, der keine Unklarheiten im Text zuließ und somit meinen Lesefluss nicht beeinträchtigte, zu fesseln. Dies ist ein Lieberoman, so wie ich sie ab und zu gerne lese. Ich war schnell in der _Geschichte drinnen und konnte mich in die Protagonisten gut hineinversetzen. In Emma, die durch einen unglücklichen Umstand bettelarm geworden war. Sie musste sehen, wie es mir ihr weiterging, wie sie es schaffen würde sich zu ernähren, zu kleiden und zu wohnen. Wie es zu diesem Unglück kam. Ja das muss der geneigte Leser selbst lesen. Auch, ob es ihr gelungen ist, die Tochter ihrer Dienstherrin, Anthea Darlington, wie ja bereits im Klappentext erwähnt, von einer Heirat mit dem reichen Nachbarn zu überzeugen. Sie dazu bringen, sich für ihn zu interessieren, sich in ihn zu verlieben. Und auch ob das Ganze ein glückliches Ende gefunden hat. Mir hat dieses Buch ganz gut gefallen, ich habe es in einem Rutsch gelesen. ist. Es war spannend und unterhaltsam. Daher eine Empfehlung für Liebesromanleser und volle Bewertungszahl.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Technisch verstehe ich das nicht: Bei mir erscheint der "wiederspenstige Ambrose", also tatsächlich mit "ie", wenn ich mir im BT den kompletten Titel anzeigen lasse. Aber das Cover ist natürlich korrekt.

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Technisch verstehe ich das nicht: Bei mir erscheint der "wiederspenstige Ambrose", also tatsächlich mit "ie", wenn ich mir im BT den kompletten Titel anzeigen lasse. Aber das Cover ist natürlich korrekt.

    Ich habe das "e" gelöscht, da es falsch ist. War wohl ein Tippfehler von mir. Man kann es auch am Cover sehen.

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Squirrel , K.-G. Beck-Ewe Beck-Ewe

    bitte an den vorhandenen Thread anhängen

    Julie Marsh - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich

    Seltsamerweise hatte ich diesen Thread, trotz intensiver Suche, nicht gefunden. Also manchmal ist das schon komisch...

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Squirrel , K.-G. Beck-Ewe Beck-Ewe

    bitte an den vorhandenen Thread anhängen

    Julie Marsh - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich

    Seltsamerweise hatte ich diesen Thread, trotz intensiver Suche, nicht gefunden. Also manchmal ist das schon komisch...

    Vielleicht war noch das e in widerspenstig? Aber kein Thema, wir haben es ja umgehängt. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn