Irene Vallejo - Papyrus / El infinito en un junco

  • Kurzmeinung

    Tine13
    Zeit der Bücher - Informationsflut extraordinär
  • Kurzmeinung

    Bartie
    Umfangreich, wiederkehrende Themen, fehlende Chronologie, sonst lehrreich
  • Ein Buch über Bücher, was erwartet man da? Ich weiß es nicht und habe mich überraschen lassen. Es war eine gelungene Überraschung. Klar weiß man das es Bücher schon vor Christus gab. Die berühmte Bibliothek von Alexandria, für die hat Marc Aurel Kleopatra tausende Bücher geschenkt, der Palast der Papyri in Herculaneum die Stadt die 79 nach Christus vom Vesuv verschüttet wurde. All diese Informationen hat die Autorin gesammelt und sehr unterhaltsam wiedergegeben. Sie erzählt aus alten Texten, die sorgsam restauriert wurden, genau so wie aus Büchern der Gegenwart. Immer im Zusammenhang zu dem Thema Lesen von Büchern und auch der Faszination des Vorlesens. Da nimmt sie als Beispiel "Der Vorleser" von Bernhard Schlink nicht nur Kindern wird vorgelesen sondern auch Erwachsenen. Durch das Vorlesen entsteht eine besondere Bindung nicht nur zum Leser sondern auch zum Buch.

    Das Buch scheint das einzige zu sein das nicht vom Fortschritt überholt wird. Zwar sind es keine Steintafeln, Papyri oder ähnliches mehr, es wird auch nicht mehr von Mönchen per Hand kopiert, es gibt auch mittlerweile elektronische Lesegeräte wie den Tolino oder Kindle aber das haptische gedruckte Buch ist unschlagbar. Es wird es auch noch in tausenden von Jahren geben. Es braucht kein Strom oder andere Hilfsmittel, es braucht nur uns Leser.

    Mit sehr viel Liebe zum Buch hat die Autorin diese Welt von Anbeginn bis in die Zukunft erklärt. Anekdoten, Tatsachen, wissenschaftliche Erkenntnisse bunt gemischt. Auf das es beim Lesen nicht langweilig wird.

    Ein Muss für jeden Bücherfreund. Ein Geschenk für denjenigen bei dem man nicht weiß, was hat er schon gelesen, mit was mache ich eine Freude.

    Mit diesem Buch ganz bestimmt.

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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Irene Vallejo - Papyrus“ zu „Irene Vallejo - Papyrus / El infinito en un junco“ geändert.
  • wiechmann8052 Hattest du auch vom Verlag das Leseexemplar bekommen (gekürzte Ausgabe mit Kapitelauszügen, 311 Seiten)? Darauf bassiert meine Rezension. Das im Verkauf befindliche Werk hat etwas mehr als doppelt so viele.


    Autorin: Irene Vallejo
    Titel: Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern
    Seiten: 752

    Verlag: Diogenes

    ISBN: 978-3-257-07198-6

    Übersetzung: Maria Meinel, Luis Ruby


    Autorin:

    Irene Vallejo wurde 1979 in Saragossa geboren und ist eine spanische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin. Zunächst studierte sie klassische Literatur in Saragossa und Florenz und promovierte anschließend. Sie spezialisierte sich dabei auf die Antike.


    Für Tageszeitungen und Zeitschriften schreibt sie Kolumnen, veröffentlichte 2011 ihren ersten Roman. 2020 gewann sie den Literaturpreis Premio Nacional de Ensavo, 2021 den Premio Aragon, die höchste Auszeichnung, die die Regionalregierung der autonomen Region Aragon vergibt. „Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist ihr erstes Sachbuch.


    Inhalt:

    Das Buch ist eine der schönsten Erfindungen der Menschheit. Bücher lassen Worte durch Zeit und Raum reisen und sorgen dafür, dass Ideen und Geschichten Generationen überdauern. Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Geschichte des Buches, von den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des römischen Reiches.


    Dabei treffen wir auf rebellische Nonnen, gewiefte Buchhändler, unermüdliche Geschichtenerzählerinnen und andere Menschen, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben. (Klappentext)


    Rezension:

    Bücher sollten noch lange nicht in der uns bekannten Form existieren, da schon machten längst Legenden die Runde durch die damals bekannte Welt, die sich wie der Plot eines spannenden Kriminalromans lesen. Agenten des Pharaos waren unterwegs um für die Bibliothek ihres Herrschers Schriftstücke zu sammeln, für die Ägypter teils mehr wert als Gold.


    Da schon hatte das geschriebene Wort einen langen Weg hinter sich, der bis zu den ersten gebundenen Büchern dennoch langwierig anmuten sollte. Irene Vallejo erzählt sie, die Geschichten von Herrschern, die um die Macht des Wortes wussten, vom beschwerlichen Weg von Papyrus zu Papier und von der Strahlkraft erster Bibliotheken der Antike.


    Wenn er durch Alexandria streifte, sah er unter der realen Stadt die abwesende Stadt pulsieren. Obwohl die Große Bibliothek verschwunden war, hingen ihr Echo, ihr Flüstern und Wispern weiter in der Luft.


    Die spanische Autorin und Literaturwissenschaftlerin Irene Vallejo reist mit uns in die Antike und erzählt von den Anfängen eines Gegenstandes, der sich unzählige Male gewandelt hat, heute gar als Hörbuch oder als elektronische Datei existiert und erst durch entsprechende Gerätschaften sichtbar gemacht werden muss.


    „Papyrus“ liest sich dabei nicht wie eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern wie ein Spannungsroman, zuweilen mit Krimi-Elementen. Wer liest, nimmt die Perspektive von erzählenden Philosophen ein, die um Worte rangen, und der Unveränderlichkeit dieser, waren sie einmal auf Papyrus oder Pergament festgehalten, misstrauten, von Herrschern im Größenwahn und vom Kampf der ersten Kopisten gegen den Verfall.


    Vallejo legt dabei zum einen ihren Fokus auf hervorstechende Einzelpersonen, lässt jedoch auch tief ins Innere antiker Gesellschaften schauen, zeigt die Dramatik der ersten Zensur, aber auch warum das Buch an sich, in welcher Form auch immer, schon damals eine Erfolgsgeschichte gewesen ist. In kurzweiligen Kapiteln, die sich jeweils schwerpunktmäßig auf eine Biografie oder ein Ereignis konzentrieren, eröffnet die Autorin uns einige neue Blickwinkel auf die Anfänge und der Schicksale des Buches.


    So lohnt es sich durchaus, auch dieses zu lesen.

  • Sehr interessantes Sachbuch über die Welt der Buchstaben, Schrift und Bücher!


    Dieses Buch führt im ersten Teil in die sehr umfangreiche Geschichte der Griechen und ihren Anfängen seit Alexander dem Großen, während der zweite, kürzere Teil den Römern und ihrem Umgang mit Literatur, Zensur, Bibliotheken etc. gewidmet ist. Es entfaltet sich eine abenteuerliche Reise zu den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des Römischen Reiches. Bei vielen Stationen werden klassische Werke verbunden mit zeitgenössischen Werken der Literatur und Filmindustrie, die zu eigenen Gedankengängen und Debatten einladen.


    Je nach Lebenssituation, Alter und/oder Geschlecht verhilft ein Buch seit Jahrhunderten, besonders in Zeiten der Not, des Eingeschlossenseins, der Gewalt und der Angst etc. zu geistiger Annäherung und Verständnis, zu Entspannung und gedanklichen Reisen in neue, uns unbekannte Welten.

  • Die Idee, ein Buch über die Geschichte der Bücher zu schreiben, hat es mir direkt angetan und ich war sofort neugierig, wie das ganze wohl umgesetzt werden würde. Eher als Sachbuch oder eher als Roman? Das Cover ließ eine gelungene Mischung erwarten und genau so ist das dann auch passiert.
    Die Autorin Irene Vallejo nimmt die geneigten Leser_innen mit in die Welt der Pharaonen, des antiken Griechenlands und des Römischen Reiches. Der Text ist so interessant verfasst, das die Seiten nur so wie im Fluge verstreichen und mensch ganz tief in diese Zeiten eintauchen kann.

    Wer sich für die Welt der Ägypter, Griechen und Römer interessiert oder bisher noch keinen Zugang zu diesen Zeitepochen gefunden hat, wird bei dem hier vorliegenden Buch bestimmt richtig sein. Wer sich für andere Kulturen und die Buchentwicklung interessiert (z.B. China) wird hier aber leider nicht wirklich vieles passendes finden. So bleibt dieses Buch großteils recht eurozentristisch, was ich persönlich recht schade finde.

  • Schon im Prolog ist mir die bildhafte Sprache aufgefallen. Fast ein bisschen reißerisch aufgemacht, wie die Männer des Pharao in der ganzen, damals bekannten Welt nach Büchern für die Bibliothek in Alexandria suchen. Ungewöhnlich für ein Sachbuch, aber sicher ein Einstieg, der Interesse wecken kann bzw. soll. In der Folge wird es dann deutlich „sachlicher“, bleibt aber weiter erstaunlich unterhaltsam. Die Autorin versteht es mich zu fesseln, sprachlich, erzählerisch und inhaltlich, wobei ein gewisses Interesse an griechisch-römischer Antike das Lesevergnügen sicher erhöht.


    Tief taucht man ein in die antike Welt, liest über Ägypten, Alexandria und seine sagenumwobene Bibliothek, über die ersten Schriftstücke und ihre Herstellung, streift dabei die “ erste Globalisierung“ einer Gesellschaft, nämlich den Hellenismus in sämtlichen von Alexander dem Großen eroberten Gebieten. Wobei wieder einmal deutlich wird, dass sich in gewisser Weise alles wiederholt, z.B. später mit der Ausbreitung des römischen Reiches und auch mit der des heutigen westlichen Kapitalismus. Auch die daraus resultierenden Auswirkungen gestalten sich zu allen Zeiten ähnlich. Diese Parallelen, die die Autorin immer wieder zieht, tragen m. E. viel dazu bei, die eher trockene Materie aufzulockern und lassen das Lesen flüssig und angenehm werden.


    Der Inhalt ist ungeheuer komplex und lässt sich nur schwer zusammenfassen . Mit viel Liebe zum Detail hat Irene Vallejo unzählige historische Anekdoten, Fakten und Informationen gesammelt und in eloquentem Plauderton an den Leser/die Leserin gebracht. Erzählerisch wunderbar verpackt und vermittelt, verbunden mit persönlichen Einschätzungen und für mich manchmal verblüffenden Hinweisen, z.B. als sie den Aufbau des Internets mit dem einer Bibliothek vergleicht. Sie wählt dabei griffige Vergleiche, die gut vorstellbar sind und fügt häufig aktuelle Bezüge hinzu.


    „Unterwegs“ gab es für mich so manches zu googeln, wie z.B. was es mit der erwähnten Bibliothek von Babel auf sich hat – wobei ich schon vom Lesen des Wiki-Eintrags glasige Augen bekommen habe… Mit diesem Werk muss ich keine nähere Bekanntschaft machen.


    Eine durchgehende Struktur springt nicht unmittelbar ins Auge, vielmehr mäandert die Autorin durch Zeit und Raum, was ich hier seltsamerweise nicht als störend empfunden habe. Ausgeprägte rote Fäden sollte man daher nicht erwarten bzw. suchen, sondern sich einfach dem Erzählfluss und der schönen Sprache hingeben und genießen.


    Lieblingskapitel gab es für mich so manche, und natürlich auch welche, die mich weniger gefesselt haben, aber insgesamt war es das erhoffte und erwartete Vergnügen für mich, wunderbar zu lesen. Ein Buch, umfangreich an Seiten und doch leicht und von handlichem Format, dafür muss ich dem Verlag ein Kompliment machen, das einen besonderen Platz in meinem Bücherregal einnehmen wird. An gut sichtbarer Stelle, denn es sieht für meinen Geschmack auch noch wunderschön aus. „Innen“ und „Außen“ harmonieren perfekt.

  • Das Buch als Langstreckenläufer


    Die wenigsten von uns haben sich in der Schule mit Feuereifer in die griechische und römische Antike verbissen, oder? Vielleicht hätten wir Irene Vallejo gebraucht, um uns für diese Zeit zu begeistern, denn begeistert ist sie von dieser Epoche, das merkt man diesem Buch an.

    Durch die Literatur wird uns eine andere Perspektive auf die Welt (nicht nur der Antike) aufgezeigt. Das Buch ist ein Ritt durch alle Facetten, die mit Büchern in Berührung kommen, zunächst in der griechischen Kultur (Teil 1), dann in der römischen (Teil2), die auf der griechischen aufbaut bzw. sich viel von dieser abgeschaut hat.

    Da geht es um die Bücherjäger, die auf der Suche nach jedem Buch der bekannten Welt sind, um die große Bibliothek von Alexandria zu bestücken. Die Schwierigkeiten des Übersetzens, zumal, wenn eine Sprache bereits ausgestorben ist. Der Übergang vom Papyrus zum Pergament und vom überwiegend lauten Lesen zum vereinzelten, stillen Lesen. Vallejo berichtet über den Beginn des Alphabetes und welchen Umbruch es bracht, dass Dinge nicht mehr nur durch das Gedächtnis bewahrt werden mussten, sondern quasi extern gelagert und wieder abgerufen werden konnten. Es geht um Bibliotheken und ihre Bibliothekare und Bibliothekarinnen, um die Systeme der Lagerung und das Katalogisieren von Büchern, das Vernichten von Büchern, um das Theater, Buchhändler und schließlich den Begriff "literarischer Kanon". Als mit dem Untergang des römischen Reiches auch dessen schriftliche Hinterlassenschaften schrumpften und zerstört wurden, überlebte die Antike quasi nur durch Bücher, die in Klöstern vorhanden waren und dort wieder von Hand kopiert wurden. Erst mit dem Aufkommen der abendländischen Universitäten setzt der Durst nach den "Klassikern" wieder ein und erneut sind Bücherjäger unterwegs. Damit schließt sich der Kreis.

    Was das Buch so interessant macht, sind die unglaublich zahlreichen Nebeninformationen und Querverweise auf andere Werke, besonders auf moderne Literatur und vor allem auch Kinofilme! Die Autorin hat ein unglaublich breit gestreutes Wissen und wenn sie von den antiken Universalgelehrten schreibt, meint man, in ihr selbst eine solche vor sich zu haben.

    Die vielen kleinen Aha-Momente machen Spaß, einiges wußte ich bereits, hatte aber auch vieles wieder vergessen oder schlicht noch nie gelesen. So macht Vallejo nebenbei z.B. auf besondere Berufsgruppen aufmerksam, die "Filmerklärer" (S. 168f.) der Stummfilmära oder die reitenden Bibliothekarinnen von Kentucky (S. 657f.). Gefreut habe ich mich, einen meiner Lieblingsfilme zitiert zu finden: Ist das Leben nicht schön? (S. 251) Was könnte dieser Weihnachtsfilm mit dem Thema Buch zu tun haben? Es wird an dieser Stelle nicht verraten.

    Insgesamt sind die 663 Seiten Text eine unglaublich interessante und spannende Lektüre. Ich habe Seite für Seite gelesen und nicht nur quer. Dabei gibt es aber auch ein paar Längen, denn unweigerlich kommt es zu Wiederholungen, wenn immer wieder mit einem (weiteren) Themenaspekt von vorne begonnen wird. Die Autorin tritt übrigens häufig aus dem Text hervor und bringt eigene Erlebnisse ein, das ist allemal unterhaltsam und lesenswert, streckt das Werk aber auch.

    Wer sich lediglich nüchternes Fachwissen aneignen möchte, dem kann ich das Buch nicht empfehlen. Dies ist ein Werk, das unterhält und Freude an Büchern und ihrer Welt, an antiken Autor:innen und antiker Geschichte auf jeder Seite vermittelt. Ein wahrer Schatz für Schmökerfans. Was ich mir gewünscht hätte, wären Abbildungen gewesen, die hätten den über 600 Seiten (kleingedruckter Schrift) ganz gut getan, um die Augen gelegentlich etwas zu entlasten. Abgerundet wird das Buch durch ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister.

    Noch kurz zur Optik: Der Schutzumschlag ist großartig gelungen, schlicht und mit der Goldprägung doch wertvoll. Das Buch hat sich über Jahrtausende behauptet und wird es auch weiterhin tun, davon ist die Autorin überzeugt - ein echter Langstreckenläufer.

  • Die Wahrheit zuerst: Nein, Irene Vallejos Buch “Papyrus. Die Geschichte der Welt in Büchern” erzählt nicht eine gesamtliterarische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, so wie es der Untertitel vermuten lässt. Da greift die deutsche Übersetzung etwas hoch. Der spanische Untertitel ist treffsicherer: “La invención de los libros en el mundo antiguo”. Denn ja, es geht in diesem Buch über die Erfindung des Buchs im weitesten Sinn und die Faszination fürs Geschichtenerzählen und -aufschreiben, wobei sich die Autorin eben auf die Antike konzentriert.


    Ihre Bezugspunkte sind dabei immer Alexander der Große mit seiner legendären Bibliothek und das Ende des römischen Reichs. Dazwischen pendelt sie, nur in äußersten Notfällen chronologisch, zwischen verschiedensten Themen. Es geht um den Schritt von der Mündlichkeit früher Versepen zu niedergeschriebenen Texten, wie z.B. der “Ilias”. Es geht um verschiedene Beschreibmaterialien wie Lehm oder Pergament und die Herausbildung von Schriftsystemen. Es geht um die ersten Bibliotheken und die “Erfindung” der Wissenschaften. Es geht um Texte und frühe Autoren und Irene Vallejos Begeisterung für das über Jahrtausende tragfähige Konzept “Buch”. Dabei ist sie oft assoziativ, manchmal gar anekdotisch, immer aber fabulierend. Das ist vielleicht nichts für diejenigen, die eine Art Lehrbuch oder Nachschlagewerk erwarten. Doch diejenigen, denen das Geschichtenerzählen liegt, die werden hier fündig werden. Zusätzlich gibt es ein Quellen-, Literatur- und Personenregister. Einzig illustrierende Abbildungen und eventuell das ein oder andere Kartenmaterial habe ich vermisst. Davon abgesehen habe ich viel gelernt und mich großartig unterhalten. Was will man mehr erwarten?

  • Sieht so eine Papyrus Staude aus? Der Stoff aus dem Träume früher waren.


    Herrliches Buch. Allein schon die Zitate zu Anfang des Buches haben mich gefangen genommen. Und das Eröffnungskapitel: die geheimnisvollen Reiter, die jeder Gefahr trotzen auf der Suche nach dem geschriebenen Wort, spannend und poetisch zugleich.


    Das Buch ist eine interessante und manchmal auch dramatische Sammlung von Anekdoten, Geschichten, Sagen, Forschungen und Erinnerungen über die Anfänge von allem, könnte man sagen. Über die Schrift und ihre Entwicklung, über die Bibliothek, die ihren Anfang offiziell in Alexandria nahm, aber als Sammlung von Schriften schon früher, in Mesopotamien in Rudimenta vorhanden war – in Archiven mit Listen über Wein oder Vieh.


    Die große, berühmte und faszinierende Bibliothek von Alexandria nimmt einen zentralen Teil des Buches ein. Immer wieder berichtet die Autorin über diese Institution. Sei es über ihre Papyrussammlungen, über ihre Leiter und Verwalter, über ihre Leser und Besucher. Wer sich bei den Ptolemäern einschleichen wollte, überbrachte Geschenke in Form von beschriebenen Papyrusrollen. Immer wieder kehrt Vallejo zu dieser Bibliothek zurück, erzählt noch etwas aus ihrer reichen Geschichte, macht sie zum Leitmotiv, zu Ariadnes roten Faden durch die Schriftwelt der Antike.


    Dazwischen immer wieder Anekdoten aus der Kindheit der Autorin, wie sie ihre Liebe zu den Büchern entdeckte, ja, wie sie überhaupt zum Buch fand. Übrigens, wir hatten ähnliche Lektüren in der Kindheit, bei mir kam noch Karl May hinzu. Ab und zu kommen auch Buchgeschichten neuerer Jahrhunderte zu Wort, wie z.B. die US-amerikanische Buchhändlerin Helen und der Londoner Antiquar Frank, anrührend ohne rührselig zu wirken.


    Ein Satz, genauso schnörkellos und direkt geschrieben, wie das ganze Buch, hat es mir besonders angetan: „Wann immer irgendwo das letzte Exemplar eines Buches verbrannte, verfaulte oder von Insekten gefressen wurde, starb eine Welt.“ (S. 619). Wahre Worte die mich dankbar werden lassen für jedes Buch, das überlebt.

  • Bücher sind unglaublich, mit ihnen können wir durch Zeit und Raum reisen, ohne uns zu vom Fleck zu bewegen. Wir können die verschiedensten Welten besuchen. Unterschiedliche Kulturen und Wesen kennenlernen. Tausenden Menschen, Tieren und anderen Geschöpfen begegnen. Und so vieles mehr!


    Viele Autoren aus längst vergangenen Zeiten sind verstorben und ihre Bücher sind verschollen, zerstört und vermutlich für immer verstummt. Allein die Vorstellung macht mich traurig. Und ich frage mich, was wir wohl alles an großartigen Werken verpassen!? Und das aus den verschiedensten Gründen. Durch Feuchtigkeit, Stürme, absichtliche Zerstörung... Aber auch dadurch das es zu manchen Zeiten, noch keinen Buchdruck gab. Es existiert nur das Original. Wollte man ein eigenes Exemplar, musste man es von Hand abschreiben oder jemanden beauftragen, der es für einen abschreibt. Total aufwendig!!!


    Durch dieses Sachbuch erfahren wir Details und Informationen, die manchmal erschreckend und manchmal wunderschön sind. Wir erleben ein Teil der Geschichte der Geschichten.




    Um ehrlich zu sein, hatte ich so einige Probleme beim lesen. Der Inhalt umfasst ganze 752 Seiten! Für ein Sachbuch ist das, aus meiner Sicht, ziemlich viel. Womit wir auch schon zu meinen Problemen kommen: Einige Stellen waren mir zu ausgedehnt und deswegen habe ich mich zwischendurch fast gequält weiterzulesen. Dabei war das Buch an sich super Informativ und auch recht spannend. Was mich etwas gestört hat, war das die Autorin oft in den Zeiten hin und her springt. Das hat mich leicht verwirrt.


    Dennoch ist die Begeisterung und Leidenschaft, der Autorin, für Bücher, spürbar. Die Atmosphäre von den ersten Bibliotheken und so, ist einfach nur toll beschrieben. Mit ihrem Sachbuch spricht Irene Vallejo mir direkt aus dem Herzen. Ich habe sofort gemerkt, das sie Bücher liebt! Und ich habe sehr, wirklich sehr viel neues über Bücher und Bibliotheken erfahren!!!


    Zum Schreibstil selbst kann ich nicht viel sagen, er war unspektakulär und locker zu lesen. Das Cover wirkt schlicht und edel zugleich. Die Goldprägung sieht in "echt" noch viel schöner aus.


    Empfehlen kann ich dieses Buch für all diejenigen, die die Leidenschaft des Lesens alltäglich spüren. Die sich ein Leben ohne Bücher nicht vorstellen können und kein Problem mit vielen Seiten haben.


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  • Unsere Welt!


    Bereits in der Vergangenheit unterbreiteten verschiedene Werke dem Leser eine Kulturgeschichte des Buches, etwa die von unserer Autorin Irene Vallejo mit Hochachtung genannte „Geschichte des Lesens“ von Alberto Manguel. Doch ihr Werk „Papyrus“ öffnet einen wesentlich weiter gespannten Horizont. So betrachtet sie nichts geringeres als die Geschichte unserer Welt und weist nach, dass all diese auf uns gekommenen Entwicklungen, dieses Konglomerat von Fortschritt und Barbarei, allein durch diesen einen Schritt von der mündlichen Überlieferung hin zur schriftlichen Fixierung der Ereignisse, Ideen, Geschichten, mithin durch die Erfindung des Mediums Buch möglich wurde.
    Als profunde Kennerin der Antike konfrontiert sie den Leser mit den feinsten Verästelungen der Historie, und durch ihren frischen Zugriff und ihre leichtfüßig-spannende Darstellung folgen wir ihr gerne, auch wenn unsere bisherigen Kenntnisse sich bisher auf bloße Schlagworte wie Papyrus, Mesopotamien oder Alexandria beschränkten. Doch geht Vallejo mit uns einen weiteren Schritt. Beherzt verknüpft sie Überliefertes von vor Tausenden von Jahren mit den Erscheinungen unseren alltäglichen Umwelt. Geschichtliche Werke öffnen die Perspektive auf die Literatur der Neuzeit, und Vallejo spricht begeisterte Leseempfehlungen aus. Unsere Autorin demonstriert eine stupende Gelehrsamkeit, die als ebenso leidenschaftliche Leser uns eine tiefe Verbundenheit mit ihr erleben lässt. „Papyrus“ ist kein Buch, das man ein einem Rutsch verschlingt und dann befriedigt beiseite legt - es wird uns begleiten, immer wieder zur Hand genommen werden. Es wird uns immer wieder vor Augen halten, dass wir in unserer ureigenen Welt der Bücher und der Geschichte zu Hause sind!

    5 Sterne - in vollster Überzeugung

  • „Papyrus“ erzählt die Geschichte des Wortes, der Sprache und des Buches und durch sie die Geschichte der Welt. Irene Vallejo beginnt ihre Erzählung mit den Ereignissen in der Antik. Auf der Erkundungstour begegnet man Kaisern und Königen längst vergangener Reiche, liest über Kulturen und ihren Besonderheiten und taucht ein in die Welt der Sprache, der Wörter, Geschichten, Legenden und Mythen.


    Das Buch ist unser Verbündeter um die Bewahrung unserer wertvollen Schöpfung: der Worte, die kaum mehr als ein Lufthauch sind.


    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Schon gleich am Anfang, auf den ersten Seiten, empfängt mich die Autorin und lädt mich ein, eine Reise zu unternehmen. Sie beginnt mit Pharao Ptolemaios I., der von einer vollkommenen Bibliothek träumte, die eine Sammlung aller Werke aller Autoren seit Anbeginn der Zeit enthielt und in Alexandria entstehen sollte.


    Die in Alexandria entfesselte Büchergier entwickelte sich langsam zu leidenschaftlichem Wahn.


    Und ich reise mit Irene Vallejo in die Vergangenheit, die in der Antike beginnt. Ich lausche Erzählungen, verfolge die seltsamen Begebenheiten, die Abenteuer und fabelhaften Seereisen, ihrer sanften schwebenden Sprache folgend und verfange mich in der Poesie der Erzählung.


    Der Rücken krümmt sich ein wenig, der Körper beugt sich über die Wort, der Leser verlässt für eine Weine seine Welt und tritt eine Reise an, auf der sich freilich nur seine Pupillen bewegen.


    Geschichtskenntnisse sind beim Lesen hilfreich. Irene Vallejo verpackt ihre Angaben geschickt in leichte Häppchen, die auch weniger Geschichtsbegeisterte gut genießen können. Doch darf man nicht außen vor lassen, dass es sich bei diesem Sachbuch auch um ein großartiges Geschichtswerk handelt: akribisch, ausführlich und reichhaltig.


    Fazit

    „Papyrus“ ist ein literarisches Kleinod. Voller Schwung und Elan, mit großer Begeisterung und unendlicher Liebe erzählt Irene Vallajo über die Entstehung der Sprache und mit ihr des geschriebenen Wortes und breitet vor mir eine Welt aus, die ich nach dem Lesen dieses Sachbuches aufmerksamer betrachte. Die Informationsdichte und Angabenfülle, die diese Geschichte mit sich bringt, sind von ungeheuerlicher Leichtigkeit.


    Das Buch hat sich im Laufe der Zeit bewährt. Es ist, so sagte Umberto Eco, „ein technisch vollendetes Meisterwerk, das sich, soviel man auch erfinden mag, nicht mehr verbessern lässt.“

  • Ich habe mir von Papyrus etwas anderes erhofft und erwartet und bin daher etwas enttäuscht. Der Schreibstil an sich ist ganz gut und die Grundidee des Buchs gefällt mir ebenfalls, allerdings finde ich es zum einen sehr störend, dass die Geschichte zu wenig Struktur hat (es gibt aus meiner Sicht zu viele Sprünge zwischen Geschehnissen, die den roten Faden ausfransen lassen), und zum anderen, dass die Autorin sich selbst als Person mit in die Geschichte aufnimmt. Ich mag diese Vermischung aus der Ich-Perspektive, die im Übrigen überhaupt nichts Sinnvolles zur Geschichte beiträgt, und der Historie nicht. Im Großen und Ganzen geht es mir in diesem Buch über Bücher auch viel zu wenig um Bücher. Sie mögen die Inspiration für die Geschichte sein, aber sie bleiben etwas auf der Strecke. Daher kommt wohl auch die falsche Erwartungshaltung meinerseits.

  • Die Autorin Irene Vallejo, geboren 1979 in Saragossa, studierte klassische Philologie an der Universität von Saragossa und Florenz. Dabei entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Antike. ›Papyrus‹, ihr erstes Sachbuch, wurde in Spanien ein Bestseller und mit den wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet.

    Inhalt:

    Das Buch ist eine der schönsten Erfindungen der Menschheit. Bücher lassen Worte durch Zeit und Raum reisen und sorgen dafür, dass Ideen und Geschichten Generationen überdauern. Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Geschichte des Buches, von den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des Römischen Reiches. Dabei treffen wir auf rebellische Nonnen, gewiefte Buchhändler, unermüdliche Geschichtenerzählerinnen und andere Menschen, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben.

    Mein Meinung:

    Auf dem Cover ist eine wunderschöne Papyrus-Pflanze mit goldenen Akzenten und ausgesprochen passend zum Titel abgebildet.

    Die Autorin Irene Vallejo, gewährt in „Papyrus“ spannende Einblicke in die Geschichte des Buches und entführt in eine ferne Vergangenheit.

    Die Erzählung beginnt mit Alexander der Große (336 v. Chr. bis 323 v. Chr.), der nicht nur den Traum hatte, die Welt zu erobern, sondern auch alle Bücher der Welt in der ersten Bibliothek in Alexandria zusammenzutragen. Auch wenn Alexander nie in den Genuss kam, das Ganze zu bewundern (er war zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu erobern), so hinterließ er der Welt damit doch ein wunderbares Geschenk.

    Die berühmte Bibliothek von Alexandria, für die Marc Aurel, Kleopatra tausende Bücher geschenkt hat und über den Palast der Papyri in Herculaneum die Stadt die 79 nach Christus vom Vesuv verschüttet wurde. Die Autorin hat tief Recherchiert und all ihr Wissen, gekonnt wiedergegeben.

    Aus mühsam restaurierten alten Texten und aus Büchern der Gegenwart erzählt die Autorin immer im Zusammenhang zu dem Thema Lesen von Büchern und der Faszination des Vorlesens. Als Beispiel nimmt sie das Buch "Der Vorleser" von Bernhard Schlink und schildert, welche besondere Bindung zwischen Leser und auch zum Buch, entstehen kann.

    Erstaunlich finde ich die Einblicke in die Geschichte des Buches, darüber, wie die Schrift entstand, was für eine Macht die Schreiber damals hatten und wie sich die Gestalt des Buches mit den Jahrhunderten veränderte.

    Mit Sicherheit gibt es noch viel mehr Nennenswertes aus diesem umfangreichen Sachbuch, zu erwähnen, was aber fast unmöglich ist.

    Zitat:

    Der Autorin ist es mit ihrer Recherche und Liebe zum Buch, gelungen, mich in eine ferne Vergangenheit zu entführen und spannende Einblicke in die Geschichte des Buches zu geben. Der Anfang des Buches fällt etwas schwer, da die Kapitel in diverse Unterkapitel nummeriert eingeteilt und ohne eine eindeutige Überschrift, versehen sind. Es dauert eine Weile bis man sich daran gewöhnt hat. Ansonsten ein informatives Buch zu einem schönen Thema!

    Von mir 4 von 5 Sternen.

  • Seit fast 5000 Jahren faszinieren das Buch und seine Vorstufen die Menschheit. Wie ist es entstanden und wie hat es sich entwickelt? Eine Reise in die Geschichte fördert Erstaunliches zutage.


    „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist ein literaturhistorisches Sachbuch mit autobiografischen Zügen von Irene Vallejo.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus zwei Teilen, die insgesamt 34 Kapitel umfassen. Sie werden eingerahmt durch einen Prolog und einen Epilog.


    Die Sprache ist leicht verständlich, sehr anschaulich und unprätentiös, aber nicht zu simpel. Dank des plastischen Schreibstils gelingt es der Autorin, Historisches auf lebhafte Art zu vermitteln.


    Inhaltlich liegen die Schwerpunkte eindeutig auf den alten Griechen und dem antiken Rom. Wissenswerte Details und weniger bekannte Aspekte rund um Bücher, Bibliotheken und das Schreiben greift das Buch auf und stellt damit auch für Geschichtsbewanderte eine große Fundgrube dar.


    Trotz der mehr als 600 Seiten konnte mich die Autorin immer wieder überraschen. Längen und Wiederholungen halten sich in Grenzen. Zwar ist das Buch aufgrund des Themas und der Faktenfülle in inhaltlicher Sicht durchaus gewichtig und lässt sich nicht in Rekordtempo durchlesen. Dennoch hat es mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.


    Obwohl der Fokus auf der länger zurückliegenden Vergangenheit ist, geht die Autorin auch auf jüngere Werke ein. Das macht Lust, diese Bücher selbst zu lesen, und es verdeutlicht, dass sie weiß, wovon sie schreibt.


    Persönliche Erinnerungen und Anekdoten unterbrechen die historischen Ausführungen. An diesen Stellen weicht der Genretyp des Sachbuches stark auf. Auch die damit verknüpfte Ich-Perspektive ist gewöhnungsbedürftig. Dies jedoch macht auch den Charme des Buches aus.


    Das umfangreiche Quellenverzeichnis, die weiterführende Literatur und das Personenverzeichnis runden das Buch ab. Sie belegen noch einmal die fundierte und ausführliche Recherche der Autorin.


    Die Gestaltung des Hardcovers mit den Goldelementen, dem Leineneinband und dem Lesebändchen wirkt ansprechend und hochwertig. Einzig der deutsche Untertitel ist nicht ganz so gut gelungen, weil er missverständlicher formuliert ist als das spanischsprachige Original („El infinito en un junco - La invención de los libros en el mundo antiguo“).


    Mein Fazit:

    Nicht nur in optischer, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht ist „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ ein Schmuckstück im Regal. Das Werk von Irene Vallejo ist sehr empfehlenswert nicht nur, aber vor allem für Bibliophile.


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  • Umfangreiches Werk über die Entstehung des Buches in der Antike


    Ein golden blühender Papyrus ziert das Buchcover. Der Titel „Papyrus“ und sein Untertitel „Die Geschichte der Welt in Büchern“ lassen vermuten, worum es in diesem Buch geht.


    Irene Vallejo, die Autorin des Buches, die während des Philologie-Studiums ihre Leidenschaft für die Antike entdeckte, teilt in dem Werk ihr Wissen über die Entstehung der Bücher in der Antike mit.


    Gleich am Anfang versetzt die Autorin ihre Leserschaft in die Jahrhunderte v. Chr., nimmt sie nach Griechenland und Ägypten mit. Spannend erzählt sie über die Gründung von Alexandria und über das Menschenleben damals, über die Herrscher und Krieger der Zeit. Erstaunlich ist es, dass gerade diese kriegerischen Herrscher den Bau der Bibliothek von Alexandria ermöglicht und für die Beschaffung der Bücherwerke aus der ganzen Welt gesorgt haben.


    Spannend ist die Geschichte über die Entstehung der Bücher, die zu der Zeit eigentlich keine Bücher im heutigen Sinne waren.


    Ich fand in dem Buch viele interessante Fakten, die mit der Geschichte der Bücher und Literatur verbunden sind. So haben mich die Erzählungen über die Entstehung des Alphabets, die ursprünglichen Methoden des Lesens- und Schreibenlernens, die Geburt der ersten Bibliotheken und das Erfinden der Katalogisierung in ihren Bann gezogen. Es sind faszinierende Geschichten mit vielen historisch belegten Fakten, aber auch voll Fantasie.


    Hilfreich ist es, dass die trockenen geschichtlichen Fakten - sowohl durch die Bezüge zu Gegenwart, wie auch durch interessante Anekdoten - gekonnt von der Autorin gelockert wurden.


    Im Buch gibt es viele wunderschöne, poetisch angehauchte Sätze, wie diese über den Besitz von Büchern: (Seite 65)


    Der Zufluchtsort, an dem wir all das bergen, was wir zu vergessen fürchten. Die Erinnerung der Welt. Ein Damm gegen den Tsunami der Zeit“


    Anstrengend fand ich, dass die Autorin sich in ihrem Buch an kein Schema und keine Chronologie hält. Ihre Erzählung ist sprunghaft, die Themen und angesprochenen Epochen wechseln ständig, das Lesen - trotz der meistens leichten Sprache – ist ermüdend. Bei vielen historisch belegten Fakten fehlte mir der Bezug zur Geschichte des Buches, das immer wiederkehrende Thema der Antike fand ich irgendwann störend und die Einschübe mit persönlichen Anekdoten für die Geschichte der Bücherentstehung irrelevant.


    „Papyrus“ ist keine leichte Lektüre, die man in einem Zug lesen kann. Auch dann nicht, wenn man Bücher liebt und an ihrer Entstehung, ihrer Geschichte interessiert ist. Die enorme Zahl von unterschiedlichen Themen und Informationen belegen auch das 45-seitiger Quellenverzeichnis, 11-seitige Auflistung der „Für die deutsche Übersetzung hinzugezogener Literatur“ und neun Seiten der aufgelisteten „Weiterführenden Literatur“. Diese insgesamt 65-seitige Liste ergänzt zum Schluss das Buch.


    „Papyrus“ ist ein sehr umfangreiches Werk, für den man sich viel Zeit nehmen sollte um ihn in aller Ruhe studieren zu können.

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  • Schriftliche Innovation über die Zeit hinweg


    „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ oder auch „El infinito en un junco: La invención de los libros en el mundo antiguo“, ist der spanische Titel des Fachbuchs über Bücher, ihre Entstehung und Bedeutung. Geschichten und Erzählungen faszinierten die Menschheit schon lange, doch diese über die Zeit zu retten und zu konservieren war eine Innovation und eine lange Entwicklung. Der Sachverstand der spanischen Autorin Irene Vallejo zu diesem Thema ist ungemein umfangreich. Bewundernswert auch ihre Wortgewandtheit und Gedankengänge, die mich in diesem Werk enorm beeindruckt und angeregt haben. Besonders ihre Vergleiche, Bezüge aus der Antike mit ihren Entwicklungen bis in unserer Gegenwart hinein aufzuzeigen, fand ich ungemein interessant und spannend.

    Irene Vallejo schreibt dabei sehr sprunghaft, ein Gedanke, eine Anekdote, eine interessante Geschichte jagt die nächste. Oft fühlte ich mich bei der Lektüre aufgehalten, meinen eigenen Gedankengängen nachzujagen. Die Lust über eine der Begebenheiten nachzudenken oder sie zu vertiefen. Es ist kein einfach zu lesendes Buch, nichts gleitet flüssig dahin. Viele Ecken und Kanten, die mich hier oder da anstießen, aufhielten und anregten über das Geschriebene nachzusinnen.


    Im Großen und Ganzen, ist das Werk in zwei Teilbereiche eingeteilt:

    Die griechische Antike und ihre Klassiker mit dem Streben nach Weisheit und Wissen. Im zweiten Teil geht es um Rom und die römische Identität. Dabei prägte Alexander der Große, als Sammler des Wissens und Vorreiter, den römischen Traum von Weltbürgerschaft. Die Erlassung von Caracalla „Constitutio antoniniana“, aller Bürger als Römer im gesamten Imperium, war damals fast schon revolutionär. Eine Weltbürgerschaft, welch ein großer und moderner Gedanke! Gerade in unserer instabil gewordenen Realität, dem Zerfall in Ost und West, mit der Frage nach Gut und Böse, sind wir von diesem Gedanken fast schon wieder Welten entfernt, wie schade!

    Es ist ein großartiges Gefühl diese Informationen, dieses Wissen aus der Antike aufzusaugen, zu überdenken oder einfach nur zu genießen. Mich hat die Autorin mit ihrer Leidenschaft für Bücher, Vielfältigkeit und Wissensflut überrascht und begeistert. In der Leserunde waren die Meinungen dazu sehr zwiespältig. Ein Buch, das Geduld benötigt, Ausdauer und Teilen von Interessen ist nicht jedermanns Sache. Es ist eben nicht nur ein Fachbuch, da sich auch viel Persönliches der Autorin in den Seiten verbirgt. Ich mag gerade diese Mischung sehr gerne, habe mich darauf eingelassen, mir Zeit beim Lesen gelassen und mir immer wieder einen Abschnitt vorgenommen, wenn ich Lust auf die Thematik und mehr Wissen hatte. Die Lektüre fühlte sich für mich wie eine Art Zwiegespräch zwischen der Autorin und ihren Lesern an, immer wieder unterbricht sie das „Gespräch“, da ihr etwas Neues zu dem Erzählten einfällt, das sie noch schnell loswerden will. Ungebremst tobt Vallejo durch über 700 Seiten, um uns Erstaunliches über die Welt der Bücher zu berichten, ein Genuss, der ein hohes Maß an Konzentration fordert.


    Mein Fazit:

    Ein sehr persönliches Fachbuch über eine grandiose Bücherliebe, die mir die Autorin glaubhaft vermittelt, etwas anstrengend, aber auch unfassbar interessant. Habe das Buch sehr genossen, es weckt Lust auf mehr Abenteuer in der Bücherwelt und enthält dafür wirklich zahlreiche Anregungen und Ideen. Grandios!

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