Scholem Alejchem – Stempenju

  • Original: Jiddisch,1888


    Mit 28 ganzseitigen Lithographien von Anatoli Kaplan


    INHALT:

    Dieser frühe Roman von Scholem Alejchem erzählt von der romantischen Liebe zwischen dem Wandermusikanten und Weiberhelden Stempenju und der schönen blauäugigen Rochel – einer grossen und vergeblichen Leidenschaft. Eine Schelmengeschichte von unwiderstehlichem Charme, voll Wehmut und Heiterkeit, Tragik und Komik.

    Begleitet wird diese Geschichte von den wunderbaren Lithographien von Anatoli Kaplan, die traumhaft und visionär von traurigen und fröhlichen Menschen, von jüdischem Musikantentum und vom Zauber der Liebe erzählen.

    (Quelle: nach Klappentext)


    BEMERKUNGEN:

    In weiten Teilen wird der Roman aus zwei Personenperspektiven erzählt. Da ist die Rede vom übermütigen, wilden Fiedler Stempenju, der mit seiner Kapelle durchs Land zieht und auf Hochzeiten aufspielt. Da wird geseufzt und geächzt, alle sind angetan, wie er die Seelen mit seiner Musik berührt. Dass er hier und da selber seine Frauengeschichten anzettelt und diese dann zurücklässt und seine Freiheit über alles setzt, macht ihn berühmt-berüchtigt. Er bleibt jedoch zutiefst geliebt und erwartet! Bis er dann bei Freydl an die Falsche gerät: die lässt sich nicht abweisen und läuft ihm hinterher, bis er sich quasi “niederlassen” muss… Vorbei mit der Freiheit ist es nicht ganz, aber irgendwie verliert der Geiger an Aussehen und ist daheim wie unter Pantoffeln…


    Gleichzeitig – mal in anderen Kapiteln, mal ihre Wege sich kreuzend – ist die Rede von der schönen Rochel. Verheiratet mit dem netten Mojshe, der aber gegen seine wohlmeinende und zu allgegenwärtige Mutter nicht den Mund aufkriegt. Und so kommen die Beiden nicht zu ihrer Zweisamkeit. Insbesondere Rochel leidet sehr darunter. Eines Tages ist sie auf einer Hochzeit, wo Stempenju aufspielt. Und es durchzieht sie die Ahnung von einer anderen Wirklichkeit… Sie wird mitgerissen, und Stempenju steht unter dem Bann der schönen Rochel. Wie wird das ausgehen?


    Wie auch die Musik von Stempenju quasi zu Tränen rührt und auch die Seele hochstimmt, so fühlt man sich auch beim Lesen sowohl melancholisch wie auch lächelnd angesichts von Traurigkeit und Lebensfreude. Wie diese Gegensätze zusammenfallen mag etwas “typisch Jüdisches” sein, um es etwas generalisierend zu sagen. Wie Alejchem das schaftt ist schon ein Kunststück und eine Freude! Die Sprache ist fabel- und irgendwie märchenhaft, erinnert an mündlich Weitergegebenes unter dialektalen Einflüssen.


    Die herrlichen, je ganzseitigen, Lithographien von Anatoli Kaplan (die mich ein wenig an Chagalls Strich erinnerten) in der von mir verlinkten Ausgabe (und in anderen) tragen noch zum Verzaubertsein durch das Buch bei. Dicke Empfehlung, besonders an die Liebhaber jiddischer und osteuropäischer Literatur aus vergangenen Zeiten...


    AUTOR:

    Scholem Alejchem (aschkenasisch-hebräisch für „Friede sei mit euch“; Pseudonym von Scholem Jankew Rabinowitsch, geboren am 2. März 1859greg. in Perejaslaw bei Kiew; gestorben am 13. Mai 1916 in New York) war einer der bedeutendsten jiddischsprachigen Schriftsteller und gilt zusammen mit Mendele und Perez als Gründervater der jiddischen Literatur. Er wurde auch „der jüdische Mark Twain“ genannt. Sein immer wieder übersetztes sowie für Bühne und Film adaptiertes schriftstellerisches Œuvre umfasst literarische Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge, Erzählungen, Romane, Bühnenstücke und Skripte für Stummfilme.


    Seine ersten Werke erschienen gegen 1877 auf Russisch oder Hebräisch, der Sprache der gelehrten jüdischen Oberschicht. Er entschied sich aber, auf Jiddisch zu schreiben, was die Sprache von Millionen von osteuropäischen Juden war, in der es aber bisher kaum eine etablierte Literatur gab.


    Geboren wurde Schalom Rabbinowicz als Sohn eines Gutspächters, der mit Holz und Getreide handelte sowie über eine Lizenz zur Postbeförderung verfügte. Der Knabe erhielt eine strenge jüdische Erziehung im Cheder, zeigte schon als Kind besondere Fähigkeiten und trat früh als einfallsreicher Spaßmacher hervor. Mit nichtjüdischer Literatur beschäftigte er sich ab seinem fünfzehnten Lebensjahr, vernachlässigte darüber aber nicht seine mit Eifer verfolgten Talmudstudien. 1876 schloss er das russische Gymnasium ab. Von 1877 bis 1880 war er Hauslehrer bei dem reichen Gutsbesitzer Elimelekh Loyew. Nach seiner Entlassung aufgrund einer Liebesaffäre mit dessen ältester Tochter Olga stellte er sich in Lubny erfolgreich als Staatsrabbiner zur Wahl und bekleidete dies Amt von 1880 bis 1883.


    1883 heiratete er Olga Loyew und entschied sich, fortan in jiddischer Sprache zu schreiben. 1885 starb seine Frau. Er hatte ein sehr abwechslungsreiches Leben und verbrachte Zeit in Kiew, Westeuropa, Paris, Odessa, Den Haag, Berlin, längere Vortragsreisen durch Russland, ein zeitweiliger Aufenthalt in Dänemark, Lemberg. Er besuchte verschiedene Städte in Galizien und der Bukowina, dann in die Schweiz, nach England, in die USA. 1907 kehrte er enttäuscht nach Europa zurück, 1914 ging er erneut in die USA, wo er bis zu seinem Tod (mit Unterbrechungen) im jüdisch geprägten New York wohnte.


    Scholem Alejchem starb am 13. Mai 1916. Am Tag seiner Beerdigung waren alle jüdischen Geschäfte New Yorks geschlossen, Hunderttausende begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. Die Monatsschrift Der Jude schrieb 1917 anlässlich seines Todes:


    „Scholem-Alejchem ist tot. Das einzige freie, volle, unbefangene Lachen, das einzige Lachen um des Lachens willen im Ghetto (das Mendeles ist schwer und bitter) ist verhallt. Scholem-Alejchem war vielleicht der einzige jüdische Dichter, dem der Geist der Schwere nichts anhaben konnte, denn er hatte die Gabe, alles Schwere leicht zu machen. Das schwerste Leben der Welt, das jüdische Wanderleben, wird in seiner Hand zu einer Reihe von Überraschungen und Abenteuern.“

    (Quelle und mehr: wiki)


    Publisher ‏ : ‎ Freiburg i. Br., Herder, 1990, Lizenzausgabe. (1 Jan. 1990)

    Language ‏ : ‎ German

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3451216027

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3451216022

    1. Verlag: Freiburg i. Br., Herder, 1990. 1.Auflage. Lizenzausgabe.


  • Original also auf Jiddisch:


    Stempenyu (af yidish) (Yiddish Edition) by Sholem Aleichem


    Publisher ‏ : ‎ CreateSpace Independent Publishing Platform (January 3, 2015)

    Language ‏ : ‎ Yiddish

    Paperback ‏ : ‎ 108 pages

    ISBN-10 ‏ : ‎ 1505904927

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-1505904925

    Item Weight ‏ : ‎ 7.2 ounces

    Dimensions ‏ : ‎ 7 x 0.25 x 10 inches