Susanne Saygin - Crash

  • „CRASH“ ist nach dem beeindruckenden Debüt mit „Feinde“ der zweite Thriller der Autorin Susanne Saygin. Nicht aalglatt routiniert durchkomponiert, sondern ein Roman der anderen Art. Wie viele ihrer schreibenden Kollegen und Kolleginnen beschränkt sie sich nicht auf eine mehr oder weniger dynamische Suche nach dem Täter, sondern folgt dem Mainstream und widmet sich einem gesellschaftlich brisanten Thema, wie noch in „Feinde“ Korruption, Menschenhandel und Sklavenarbeiter auf dem Bau, nun mit Bossen, Karrieretypen und Tussis im Businesskostüm im Anwaltsmilieu und deren Kunden, hier speziell im Immobilien- und Baugewerbe.


    Dr. Torsten Wolf, aufstrebender Wirtschaftsanwalt, mit familiären und ehelichen Problemen belastet, wird mit dem wichtigsten Mandaten der Kanzlei betraut, dem Nolden Konzern. Sein Auftrag: Die Nachfolgerin des verstorbenen Baulöwen Christof Nolden Saskia Nolden auf Kurs bringen und unter Kontrolle halten. In der bevorstehenden Gesellschafterversammlung soll er die Richtigkeit des Jahresabschlusses von Nolden-Bau bestätigen.

    Isa, 50, hartnäckige Privatermittlerin, Intimfeindin von Nolden, nach verlorenem Prozess gegen Nolden im Zeugenschutzprogramm, kehrt nach Jahren nach Berlin zurück, vordergründig ihre verschollene Freundin Mira zu suchen, in Wahrheit will sie Rache am Nordens Clan. Als vorgeschobene Zahlenanalytikerin wird sie Wolfs Assistentin. ‚Die Frau in Grau‘. Sie liefert im die entsprechende Munition, um Nolden Bau hochgehen zu lassen. Es wurden 50 Millionen Euro veruntreut. Was wird Wolf tun?

    Wolf, ein ambivalenter Charakter, in der Kanzlei das „Arschloch“ wegen dem unprofessionellen Umgang mit seinen Sekretärinnen, karrieregeil wegen der in Aussicht gestellten Beförderung zum Equity Partner und Gutenachtgeschichten erzählend am Bett seines Sohnes Ben. Er balanciert am finanziellen Abgrund. Wagt er den Absprung nach Australien?


    Saskia Nolden versteckt hinter ihrer unbedarften Püppchenmaske und Kunstliebhaberin eine knallharte gefährliche Eso-Retreat-Managerin. Diverse Geldflüsse und was damit finanziert wird, das ist das eigentliche aufklärerische Anliegen von Susanne Saygin. Kein einziger Protagonist wird sympathisch gezeichnet, ein Stilelement von Saygin, ‘wir alle sollen das war sie uns schildert abstoßend finden.‘ Rasant, spannungsreich und hochdramatisch der Plot. Im geschliffenen Schreibstil wechseln einander detailverliebte Nebensächlichkeiten, kaltschnäuzige Dialoge, skurrile und verstörende Aktionen ab.


    Zu Noldens Baukonzern passen die unzähligen Baustellen, in denen Saygin „buddelt“. Zu viele Bruchstellen und lose Enden, die nicht geknüpft werden. Dramatik am Ende: „No way out.“


    Susanne Saygin, Gewinnerin des Deutschen Krimipreises 2021 hat eine Botschaft an ihre weiblichen und männlichen Leser: „Leute, ihr habt keine Ahnung, ich sage euch was da abgeht.“

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