Alexander Sergejewitsch Gribojedow – Verstand schafft Leiden / Gore ot uma

  • Original: Russisch, 1822-1824


    Komödie in 4 Akten


    Es handelt sich um “eine beißende Satire auf die russische Aristokratie und ihre Leidenschaften” (Quelle: wiki). Das Stück spielt an einem Kalendertag zwischen frühmorgens bis spätabends im Haus eines hohen Beamten in Moskau.


    Fedusow will seine Tochter Sofia propper nicht unter ihrem “Stand” verheiraten. Und spielt doch selber mit der Dienstmagd Lisa, die auch anderweitig wohl von anderen als leichtes Opfer betrachtet wird. Sofia verbrachte die Nacht mit dem geliebten Molchalin, dienstbeflissener Angestellte des Vaters, der aber beizeiten vor “Autoritäten” kein Wort herausbringt und doch von Sofias Naivität profitiert. Tschatzki erscheint im Laufe des Morgens. Er, der stete Kinder- und Jugendfreund Sofias, war drei Jahre unterwegs gewesen, will sich nun bei der von ihm Geliebten in Erinnerung bringen und … ist eher überrascht, dieses und jenes zu entdecken. Beissende Ironie, ein scharfes Wort prägen ihn. Wohl die Hauptperson hier? Er erkennt weder die “Westler” noch die Aristokraten an, verhöhnt diese und jene, die abends auf dem Empfang kommen. Sofia aber streut das Gerücht, dass Tschatzki “den Verstand verloren” hat. Und dieses verbreitet sich wie ein Leuchtfeuer in der Abendgesellschaft.


    Da mag garnicht so viel passieren, aber was Gribojedow in diesem seinem Stück schafft sind wohl Typen der Einstellung zu Leben und Gesellschaft seiner Zeit. Jeder steht für eine Lebensauffassung. Viel Oberflächlichkeit, gar Falschheit und Geklimpere hier, und da bitterer Spott und empfangende Verachtung.


    Schon vor vielen Jahren hörte ich von diesem Stück: Man kann sich kaum durch die russischen Klassiker lesen ohne hier und da (in den Fussnoten) zu entdecken, dass Gribojedow zitiert wurde.


    Gribojedows satirische Komödie ist das meistaufgeführte Theaterstück in Russland. Dabei durfte es anfangs, verständlicherweise, weder gedruckt noch aufgeführt werden! Die erste quasi offizielle Aufführung fand erst im Jahre 1860 statt! Jedoch zirkulierten Textmitschnitte in der Leserschaft in unglaublichem Ausmasse. Das erinnerte mich an den Samizdat unter Sowjetzeiten. Anscheinend kannte man das Stück schon grösstenteils auswendig, zitierte gerne die besten Verse und bonmots.


    Eventuell sehen wir heute nicht mehr die Provokation eines solchen Stückes? Aber ich fand es doch hilfreich, es kennenzulernen, auch wenn mir das Genre nicht so liegt.


    AUTOR:

    Alexander Sergejewitsch Gribojedow (geb. 15. Januar 1795greg. in Moskau; † 11. Februar 1829greg. in Teheran) war ein russischer Diplomat und Dramatiker. Er studierte von 1810 bis 1812 an der Staatlichen Universität Moskau. Nach seinem Studium trat er in ein Husaren-Regiment ein, quittierte aber bereits 1816 den Dienst. Ein Jahr später wechselte er in die öffentliche Verwaltung. 1818 wurde er Sekretär der russischen Gesandtschaft in Persien, von wo er nach Tiflis in Georgien versetzt wurde. Dort fasste er schnell in der politischen Elite Fuß, wirkte an städtebaulichen Konzeptionen, der Einrichtung kultureller Institutionen und Bildungsanstalten sowie der Gründung einer russisch-georgischen Zeitung mit. Nach dem Russisch-Persischen Krieg war er 1828 Berater des Gouverneurs von Georgien, Graf Iwan Fjodorowitsch Paskewitsch, und nahm an den Friedensverhandlungen mit Persien teil. Im gleichen Jahr wurde er als bevollmächtigter Minister nach Persien entsandt. Bei einer Auseinandersetzung an der Russischen Botschaft in Teheran wurde diese von einer Voksmenge gestürmt und alle Botschaftsangehörigen ermordet. Der Tod von Gribojedow wurde zum politischen Eklat zwischen Russland und Persien. Um den Zaren vom erneuten Einmarsch nach Persien abzuhalten, schickte der Schah Gesandte nach Sankt Petersburg, die Zar Nikolaus I. einen der größten Diamanten der Welt, den Schah-Diamant zu Füßen legten.


    Gribojedow begann früh zu schreiben. Nach 1828 plante Gribojedow, sich ganz der Literatur zu widmen. Er begann an einem romantischen Drama, Grusinskaja notsch (dt. Georgische Nacht), zu arbeiten. Am 22. April 1828 heiratete er die georgische Prinzessin Nino Tschawtschawadse, eine Tochter des Dichters Alexander Tschawtschawadse. Gribojedow spielte Klavier, Orgel und Flöte und komponierte zwei Walzer und eine Sonate.


    Der Asteroid des äußeren Hauptgürtels (2837) Griboedov ist nach ihm benannt. Gleiches gilt für den Berg Gora Gribojedowa in der Antarktis.

    Grab Alexander Gribojedows auf dem Pantheon in Tiflis

    (Quelle: Wiki, gekürzt und umgemodelt)



    Es gibt etliche Ausgaben des Stückes auf Deutsch… Hier eine:


    Publisher ‏ : ‎ Hofenberg (2 July 2019)

    Language ‏ : ‎ German

    Paperback ‏ : ‎ 140 pages

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3743729350

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3743729353

    Dimensions ‏ : ‎ 14.81 x 0.84 x 21.01 cm

  • Hier auch auf wikisource im Original frei zugänglich:


    https://ru.wikisource.org/wiki…%D0%A1_1911_(%D0%92%D0%A2)


    Hier eine Verlinkung zu einer gedruckten Ausgabe auf Russisch:


    Комедия А. С. Грибоедова «Горе от ума» была написана уже более полутора столетий назад, но живописная картина нравов, галерея живых типов и вечно острая ирония по-прежнему волнуют и увлекают читателей, учат их достоинству и благородству. Подлинная вершина русской драматургии начала XIX века, пьеса «Горе от ума», известна нам со школьных лет. Но о других произведениях Грибоедов сегодня знают мало. Между тем он вовсе не был автором одного произведения. В настоящем издании представлены сочинения Грибоедова разных лет, позволяющие составить более полное представление о его творческом наследии.


    Автор: Грибоедов Александр

    Издательство Азбука

    Серия: Мировая классика

    Год выпуска: 2021

    Тип обложки: Твердый переплет

    ISBN: 9785389109506

    Язык издания: Русский

    Количество страниц: 352

    Формат издания: 140x210

    Вес с упаковкой: г 297

  • Schon vor vielen Jahren hörte ich von diesem Stück: Man kann sich kaum durch die russischen Klassiker lesen ohne hier und da (in den Fussnoten) zu entdecken, dass Gribojedow zitiert wurde.


    Gribojedows satirische Komödie ist das meistaufgeführte Theaterstück in Russland. Dabei durfte es anfangs, verständlicherweise, weder gedruckt noch aufgeführt werden! Die erste quasi offizielle Aufführung fand erst im Jahre 1860 statt! Jedoch zirkulierten Textmitschnitte in der Leserschaft in unglaublichem Ausmasse. Das erinnerte mich an den Samizdat unter Sowjetzeiten. Anscheinend kannte man das Stück schon grösstenteils auswendig, zitierte gerne die besten Verse und bonmots.

    Das Literaturhaus in Bulgakows "Meister und Margarita" heißt sicher auch nicht zufällig "Gribojedow". :wink:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Anscheinend kannte man das Stück schon grösstenteils auswendig, zitierte gerne die besten Verse und bonmots.

    Das Literaturhaus in Bulgakows "Meister und Margarita" heißt sicher auch nicht zufällig "Gribojedow".

    Ja, genauso ist es! Bulgakow nannte Eckorte etc nach Gribojedows Stück als Widmung. Auch so ein verborgener Hinweis, wo sich Bulgakow verankerte...

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Alexander Sergejewitsch Gribojedow – Verstand schafft Leiden/Горе от ума“ zu „Alexander Sergejewitsch Gribojedow – Verstand schafft Leiden / Gore ot uma“ geändert.