Es ist ein illustres Team, das der Kriminalhauptkommissar Franz Branntwein da um sich geschart hat, aber das passt zu dieser Figur. Er ist kein einsamer Wolf, kein Maigret, ein moderner Kriminalroman hat schließlich in einer digitalisierten Welt zu spielen, in der zudem Teamfähigkeit alles ist. Das ganze passiert in München, dem ortsunkundigen Leser sein ein beiläufiger Blick auf den Stadtplan durchaus empfohlen, der Fall führt uns in flottem Tempo durch die Bayerische Landeshauptstadt.
Wer, wie ich, einige Jahre dort gewohnt hat, kann sich das vielleicht sparen, schöner ist es aber mit Plan, denn es stimmen alle Angaben haargenau.
Dieser Fall ist ein Reihenauftakt und es sei lobend erwähnt, daß es dem Leser leicht gemacht wird, hineinzufinden und sich mit diesem äußerst sympathischen Haufen von Ermittlern anzufreunden. Der Franz Branntwein ist zwar der mit Ecken und Kanten versehene Hauptprotagonist, wirkt aber nicht überdominant, sodass die anderen Figuren ebenfalls zur Entfaltung kommen können. Die Ermittler haben dabei auch ein Privatleben, das sich aber in diesem Buch erfreulich wenig penetrant in den Vordergrund spielt und den Fall nicht überlagert.
Damit nicht zuviel verraten wird, beschränke ich mich darauf, das die Autorin sehr sorgfältig recherchiert, vor allem im medizinischen Fach. Auch die Psychologie des Serientäters, die in der Regel einer Fallanalyse bedarf, ist scharf, unverwaschen und beeindruckend nachvollziehbar dargestellt.
Dazu benutzt die Autorin zwei Haupterzählstränge, den des jeweilig aktiven Ermittlers und den des Täters.
Die Sprache ist humorvoll, die Autorin hat viel Sinn für Wortwitz und Wortspiele, überdribbelt sich nur bisweilen selbst, wenn sie versucht, diese dem Leser noch zu erklären. Dabei formuliert sie so flüssig, daß sich jede Erklärung erübrigt.
Die Dialoge sitzen exakt und die Sprache wird im Laufe des Buches immer geschmeidiger, man kann sich die angespannt - freundliche Atmosphäre im Besprechungsraum vorstellen und nimmt sie der Autorin auch ab.
Wer sich unsicher fühlt in der Beherrschung der Bayerischen Sprache, jawohl, sie ist eine, dem sei Mut zugesprochen, die anspruchsvolleren Begriffe werden erklärt, der Rest ist selbsterklärend. Und was ein "Depp" ist, gehört schließlich spätestens seit dem Musiker "Haindling" zum Allgemeingut.
Fazit:
Ein intelligenter Plot, temporeich durchgeführt und streckenweise mitreissend geschrieben. Der Spannungsbogen ist gut konstruiert, die Ermittlungsarbeit und die Heranziehung von forensischer Evidenz zur Täterermittlung ist sehr sorgfältig dargestellt.
Dieser Kriminalroman ist ein gelungenes Debüt und lässt auf eine ausbaufähige und gute Krimireihe hoffen.
Von mir gibt es dafür 4 1/2