Christian Huber - Man vergisst nicht, wie man schwimmt

  • Schon
    die Leseprobe von Christian Hubers Roman „Man vergisst nicht, wie
    man schwimmt“ hatte mir außerordentlich gut gefallen, fand ich
    witzig, unkonventionell, machte mich neugierig. Was mochten wohl die
    großen Geheimnisse des Protagonisten sein?


    1999:
    Pascal, von allen Krüger genannt, und sein bester Freund Viktor
    treiben ihr jugendliches Unwesen in Bodenstein an der Naab. Krügers
    inzwischen alleinerziehende Mutter – im
    Kleinfamilienernährungsstress - glänzt meistens durch Abwesenheit.
    Bei Viktor ist es anders. Sein überaus gestrenger Vater ist Lehrer,
    wegen seiner häuslichen und schulischen Erziehungsmethoden ist er
    als „der Sergeant“ bekannt.


    In
    Bodenstein gibt es von den Jungs einige sehr angesehene junge
    Erwachsene: Ayla, Anna und Dave, der Skaterkönig. Denen möchte man
    imponieren, da möchte man dazu gehören.


    Da
    platzt Jacky, die 16-jährige Zirkusakrobatin, in das Leben und
    Treiben der Jungs und viele Wertigkeiten verschieben sich.


    Der
    Leser ist mittendrin im spannenden Geschehen und erlebt die
    Protagonisten hautnah, schaut ihnen über die Schulter, möchte sie
    oft warnen, sich mit ihnen freuen, mit ihnen feiern. Worauf kommt es
    wirklich an im Leben?

    Zitat,
    Seite 351: „Jacky und eine Eigentumswohnung. Finanziert durch einen
    Bausparer und einen Kredit mit Staffelzinsen bei der Sparkasse. Alles
    abgeschliffene Eiche, Terrakotta-Blumentöpfe auf dem winzigen
    Balkon, der nur Sonne bekommt, wenn diese sich in den Fensterscheiben
    der gegenüberliegenden Häuserfassaden spiegelt. Eine Einbauküche
    aus dem Katalog. Aktenordnerschränke. Nur noch siebzig Jahre
    abbezahlen, bis man endlich sterben darf, und auf dem Fensterbrett
    verwelkt das Basilikum.“


    Nur
    eine Sache hat mich gestört und das möchte ich Herrn Huber und auch
    dem Lektorat ankreiden: Ein Revolver ist keine Pistole und das wird
    hier leider dauernd durcheinander geworfen. Schade!

    Fazit:
    Wer Coming-of-Age höchster Güteklasse lesen will, der ist hier
    genau richtig. Ein super-spannender Roman, sogar
    mit kompletter Musikliste, der
    sehr leichtfüßig daherkommt und großes Lob verdient. Magisch!

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Magisch: nochmal 15 sein“ zu „Christian Huber - Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ geändert.
  • ninchenpinchen In die Titelzeile gehören bitte der Autor sowie der Buchtitel. Trägst Du dort etwas anderes ein, wird niemand mehr deine Rezension zum Buch finden. Und bitte nutz den BBCode, indem Du auf das Rechteck links oben in der Befehlszeile klickst, bevor Du aus anderen Programmen Texte einfügst. Damit werden diese unschönen Zeilenumbrüche vermieden. Danke :wink:

  • Schnippsinger verpicht

    Zur diesem Roman musste ich einfach greifen nachdem ich letztes Jahr drei Romane über das Erwachsenwerden ,im Sommer der 80er Jahre gelesen habe, meiner Jugend ( Hard land, Der große Sommer , Mein Sommer mit Anja) . Da mochte ich doch gerne dieses Jahr Ewachsenwerden in Neunzigern lesen, zumal ich mich an das Jahr 1999 noch sehr gut erinnern kann, da in diesem Jahr für mich Zeit lebensverändernde Ereignisse geschahen . Auch an die Millenium Angst / Euphorie kann ich mich noch gut erinnern und die 90er jahre Popkultur -Anklänge waren für mich beim Lesen Nostalgie. Innerhalb des Romans werden immer wieder Songs erwähnt ( Hinten ist auch eine Liste),die entweder in diesem Moment laufen,oder an die der Hauptprotagonist gerade denkt . Ich hörte mir während der Stellen die Songs an was mir den Roman und die Atmosphäre noch näher brachte. Auch sonst ist es ein intensives Buch mit intensiven " Gerüchen" und Bildern. Der Roman ist ausgesprochen verdichtet, da das Geschehen des Buches sich über einen Tag und eine Nacht erstreckt . Es kam mir vor , als ob es ein Roadmovie wäre, nur dass es in einer Ortschaft spielt, so viel geschieht in dieser Zeit.

    Pascal kommt aus schwierigen Lebensverhältnissen und hat depressive Anklänge, da er in seiner Kindheit schlimme Erfahrungen gemacht hat. Seine Tage verbringt er mit Träumen und Geschichten schreiben, oder wenn er mit seinem Kumpel zusammen ist, mit kiffen, rumhängen und Videospielen. Die Geschichten die er schreibt gefallen mir sehr gut und zeigen was für ein besonderer Jugendlicher Pascal, für alle Andere "Krüger", ist . Nur in seinen Geschichten lebt er und öffnet sich. Bis im ein Zirkusmädchen über den Weg läuft ,die ihn auffordert zu leben und etwas zu erleben...

    Sehr zu empfehlen ,denn der Roman und der Tag enthalten Freundschaft,viel Anrührendes, Liebe, Abenteuer und Spannung.Durchweg gelungen .

  • Verlagstext/Klappentext

    31. August 1999. Sengende Hitze liegt über Bodenstein, dem Heimatkaff des 15-jährigen Pascal. Es sind die großen Ferien, und eigentlich könnte der Junge den Sommer genießen. Den Skatepark. Die Partys der Oberstufler. Das Freibad mit den besten Pommes des Planeten. Doch seit er nicht mehr schwimmen kann, mag Pascal den Sommer nicht mehr. Warum das so ist, das kann er nicht erzählen. Ebenso wenig, wieso ihn alle Krüger nennen. Und erst recht nicht, warum er sich unter keinen Umständen verlieben darf. Lieber träumt er vor sich hin und schreibt Geschichten. Dann kracht Jacky in seine Welt. Ein geheimnisvolles Mädchen aus dem Zirkus. Mit roten Haaren, wasserblauen Augen und keiner Angst vor nichts. Zusammen verbringen sie einen flirrenden, letzten Sommertag, der alles für immer verändert ...


    Der Autor

    Christian Huber, geboren in Regensburg, schreibt für Print, Online, Fernsehen und die Bühne. Sein Comedy-Roman »7 Kilo in 3 Tagen« stand ebenso wie der Nachfolgeroman wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Mit dem Team von Jan Böhmermanns »Neo Magazin Royale« wurde er u.a. für die Goldene Kamera und den Deutschen Comedypreis nominiert. Unter @christian_huber folgen ihm in den sozialen Netzwerken über 100.000 Menschen, sein Podcast »Gefühlte Fakten« zählt zu den beliebtesten Deutschlands.


    Inhalt

    Der Sommer 1999, als sich ein Teil der Welt vor dem Millennium-Bug zu fürchten begann, war für Pascal/genannt „Krüger“ ein besonderer. Rückblickend in der Ichform verfasst, erfahren wir von einem 15-Jährigen, der begeistert schreibt und sein Notizbuch stets dabei hat. Aber über was soll ein Jugendlicher in einem bayrischen Provinz-Kaff nahe der tschechischen Grenze schreiben, wo es immerhin einen Stadtpark gibt und den privaten Skulpturenpark der betagten Steinmetzin. Krüger trägt außerdem an dem Problem, dass er sich auf keinen Fall beim Sport oder am Badesee ausziehen will. Anstatt seinen Lieblingssport zu trainieren, wird er den Sommer über zur Untätigkeit verdammt sein. Seine Beziehung zu Busenfreund Viktor ist geprägt von dessen strengem Vater, dem „Sergeanten“, der ausgerechnet Krügers Lateinlehrer ist. Der Sergeant wünscht, dass sein Sohn die Ferien nicht untätig vertrödelt – und so tragen beide gemeinsam das Wochenblatt aus. Als für wenige Tage ein Zirkus in die Stadt kommt, begegnen die Jungen der rothaarigen Jacky, die Krügers Auseinandersetzung mit der männlichen Rolle einen speziellen Drive verpasst. Jacky tritt nicht nur als Messerwerferin auf, sie bietet dem übermütigen Panther des Zirkus die Stirn – und interessiert sich für Krügers Geschichten. Krüger hat offensichtlich Talent, Gefühle und Gerüche eines Sommers zum Leben zu erwecken. Die 90er des vorigen Jahrhunderts hat er demnach als Epoche erlebt, in der das Haben weit vor dem Sein rangierte und das er heute Lesern seiner Generation mit dem Aufrufen von Markennamen in Erinnerung bringt. Für einen angehenden Autor muss es unbefriedigend gewesen sein, Dinge zu etikettieren, anstatt sie zu beschreiben. In diesem Abschnitt hätte ich mir weniger Chronistentätigkeit und mehr ironische Distanz zu Dingen gewünscht, die alle besitzen wollten und an denen sie sich gegenseitig erkannten.


    Fazit

    An wenigen Tagen im Sommer geschieht am Zufluss der Naab in die Donau erstaunlich viel und der Schluss des kurzen Romans konnte mich überraschen. Aus der Masse der Coming-of-Age-Romane dieser Saison ragt Krügers Problem mit dem Schwimmen nicht hervor.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Man vergisst nicht, wie man schwimmt ist ein Jugendroman, der beinhae vollständig am letzten Sommertag des Jahres 1999 spielt. Krüger und sein bester Freund Viktor verbringen diesen Tag gemeinsam, und da Viktor unbedingt auf eine Party will, müssen sie sich überlegen, wie sie dahin kommen. Dann treffen sie auf Jacky und Krüger, der der Meinung ist, sich nicht verlieben zu dürfen, gerät ins Wanken.

    Der Roman ist in einem recht einfachen Schreibstil mit zahlreichen Jugendausdrücken der 90er Jahre (?) gespickt. Teilweise wirkt dieser Jugendschreibstil zu bemüht.

    Die Geschichte selbst war für mich an vielen Stellen langatmig, die Handlung oft zu vorhersehbar. Viele Elemente des Romans sind einfach unglaubwürdig, es hat deshalb oftmals einen leichten unrealistischen "Traumcharakter". Gleichzeitig wird oft versucht, eine Tiefe zu imitieren, die allerdings nie erreicht wird. Ich habe diesem Buch seine Geschichte leider nicht abkaufen können. Da es dennoch einigermaßen unterhaltsam war, vergebe ich 3,5 Sterne.

  • Die perfekte Sommerlektüre


    Inhalt: Der 31. August 1999. In Bodenstein knallt die Sonne; die Hitze steht und die Luft flirrt. Der 15-jährige Pascal, von allen nur Krüger genannt, versucht den Tag in seinem Zimmer zu überstehen. Doch da hat er nicht mit seinem besten Freund Viktor gerechnet: Dieser überredet Krüger, zum Müller-Markt zu gehen, um gemeinsam „Tony Hawk’s Pro Skater“ zu spielen. Dort begegnen die beiden zufällig Jacky, einem Mädchen aus dem Zirkus, der gerade in Bodenstein gastiert. Ein Treffen, das Krügers Leben für immer verändern wird.


    Persönliche Meinung: „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ ist ein Coming of Age-Roman von Christian Huber. Erzählt wird der Roman aus der Ich-Perspektive Pascals (aka Krügers). Die Handlung ist durchzogen von 90er Vibes. So finden sich einerseits viele Referenzen auf die Popkultur der (späten) 90er: Krüger und Viktor spielen „Tony Hawk’s“, der (befürchtete) Millennium-Bug wird thematisiert, typische Produkte (wie das Tamagotchi oder die Super Soaker) werden genannt und das Nokia 3210 spielt eine nicht geringe Rolle im Roman. Auch tönt der Sound der 90er durch „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“: Goldfinger und Oasis werden ebenso abgespielt wie Eminem, Massive Töne oder die Red Hot Chili Peppers. Zur Handlung selbst möchte ich gar nicht so viel verraten. Nur: Es geht um Freundschaft, das Erwachsenwerden, das Verarbeiten traumatischer Erlebnisse und die erste Liebe. Eingeflochten in die Handlung sind außerdem kurze Geschichten Krügers: Dieser möchte Schriftsteller werden und schreibt in sein Notizbuch einzelne Kurzgeschichten, die aber keiner außer ihm sehen soll. Für Spannung innerhalb des Romans sorgt ein besonderes Geheimnis, das Krüger in sich birgt und das zum Ende der Handlung offenbart wird. Sehr gut hat mir auch gefallen, wie Christian Huber zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit changiert. So heiter, fast unbekümmert der Roman beginnt, so bedeutungsvoll und ernst ist er zum Ende hin. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei den drei Protagonisten Krüger, Viktor und Jacky. Auf den ersten Blick erscheinen sie als „normale“ Jugendliche (die übrigens lebendig gezeichnet sind). Je weiter die Handlung fortschreitet, desto stärker offenbart sich aber ihre Tiefgründigkeit. Das Ende ist bittersüß und könnte nicht perfekter sein. Der Roman lässt sich sehr flüssig lesen, benutzt Umgangs- und Jugendsprache, was sehr gut zu den Protagonisten passt. Insgesamt ist „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ ein spannender Coming of Age-Roman, den 90er Vibes durchziehen und der eine feine Liebesgeschichte besitzt. Er spielt in einer ähnlichen Liga wie Benedict Wells „Hard Land“, wobei mir persönlich „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ aufgrund der räumlichen und zeitlichen Nähe der Handlung (nicht Grady in den 80ern, sondern ein deutsches Kaff in den 90ern) noch einen Tacken besser gefallen hat. Schnipsinger!