Christiane Hoffmann - Alles, was wir nicht erinnern

  • Kurzmeinung

    Farast
    Über das persönliche hinaus, wünscht man sich einfach nur noch, dass es nie wieder Krieg geben sollte.
  • Kurzmeinung

    Dietmar58
    Persönliche Schicksale eindrucksvoll erzählt
  • "Zu Fuß?" "Zu Fuß." "Allein?" "Allein." Ein Frage-Antwort-"Spiel", das sich häufig wiederholt im Buch. Verwundert waren etliche Polen und Tschechen, als sie die Autorin alleine auf einer langen Wanderung sahen. Eine Wanderung vom polnischen Rózina (dem früheren Rosenthal in Schlesien) bis zum tschechischen Kržižovatka (dem früheren Klinghart im Egerland). Ein strapaziöser Weg, versehen mit einer Fülle eindrucksvoller Begegnungen und lange anhaltender sehr persönlicher Eindrücke. Christiane Hoffmann nimmt den Leser mit auf diese 550 km lange Wanderung und lässt uns teilhaben an ihren Erlebnissen und Gedanken.

    Sie tut dies sehr eindrucksvoll und einfühlsam. Erzählt viel Persönliches, über sich und ihre Familie, insbesondere die Großeltern und Eltern, allen voran ihren Vater. Geboren und bis zum Alter von neun Jahren im schlesischen Rosenthal zu Hause, mussten er und seine Familie ohne jegliche Vorwarnung und nur mit dem Nötigsten versehen, die Heimat verlassen. War da anfangs noch die Hoffnung, bald wieder in die Heimat zurückzukehren, sahen sich die Flüchtlinge am Ende ihres Weges einer anderen, einer harten Realität ausgesetzt: ihr frühes Zuhause war einmal; sie werden dorthin auf Dauer nicht mehr zurückkehren.
    Der Umgang (vielleicht besser die Wortkargheit) in Bezug die eigentliche Herkunft, motivierte die Autorin des Buches sich auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Familie zu begeben. Den Wurzeln ihrer Vorfahren und damit auch ein Stück weit den eigenen Wurzeln.
    Das vorliegende Buch schildert beeindruckend und sensibel den Verlauf dieser Suche.

    Wer ein nüchternes Sachbuch erwartet, das sich mit dem Schicksal einer Familie von Heimatvertriebenen beschäftigt, wird überrascht sein. Es findet sich ein persönliches Werk, das die erfahrene Journalistin und heutige stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung literarisch gekonnt erzählt. Als Leser wird man Teil der Familie und ihrer Bekannten, nimmt Anteil an den Schicksalen und fühlt sich, als wäre man Schritt für Schritt und Wort für Wort direkt dabei, wenn Christiane Hoffmann auf ihrem Weg mit den heutigen Einwohnern der Orte entlang der Fluchtroute ihres Vaters ins Gespräch kommt.
    Inhaltlich hat mich das Buch persönlich berührt, vielleicht in ganz besonderer Weise, da meine Eltern ein vergleichbares Schicksal durchlebt haben. Es ist jedoch keineswegs ausschließlich ein Buch für Nachfahren von Flüchtlingen, dieses Werk berührt in besonderer Art und Weise und ist für alle empfehlenswert, die empfänglich sind für persönliche Schicksale. Leider wieder ein hochaktuelles Thema. Der schreckliche Krieg in der Ukraine befördert vergleichbare Tragödien in großer Zahl.

    Absolute Leseempfehlung und ich hoffe, die Juroren für den Buchpreises der Leipziger Buchmesse empfinden es ebenso!

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Christiane Hoffmann - Alles, was wir nicht erinnern. Zu Fuß auf dem Fluchtweg meines Vaters“ zu „Christiane Hoffmann - Alles, was wir nicht erinnern“ geändert.