Hannes Nygaard - Im Moor

  • Jagd auf einen ausgebrochenen Polizistenmörder

    Hans-Dieter Dunker, dem zu lebenslanger Haft verurteilten Bankräuber und Polizistenmörder, gelingt während eines Arztbesuchs die Flucht. Da er sich in der JVA Flensburg mit seinem Hass auf Türken und Ausländer im Allgemeinen keine Freunde gemacht hat, und einem dort Einsitzenden Mitglied der „Osmanen Burners“ ein Auge ausgestochen hat, ist nicht nur die deutsche Polizei, sondern auch die Mitglieder der Türken-Gang hinter ihm her.


    Obwohl die Dienststelle in Husum nicht zuständig ist, nimmt KHK Große Jäger die Verfolgung von Dunker auf. Dunker hinterlässt eine deutliche sichtbare Spur, doch ist er seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus. Er gilt als nicht besonders intelligent, doch die skrupellose Bauernschläue und Ortskenntnis lassen ihn in den kleinen Orten hinterm Deich untertauchen. Jedes Mal, wenn Große Jäger glaubt, ihn fassen zu können, entwischt er wieder. Und da sind noch die „Osmanen Burners“, die mit Dunker abrechnen wollen. Ein oder mehrere tote Polizisten würden sie als Kollateralschaden verbuchen. Daher gerät Große Jäger zwischen die Fronten und aus dem Jäger wird selbst ein Gejagter.


    Meine Meinung:


    Diesen Krimi habe ich geschenkt bekommen, ohne zu ahnen, dass es sich hier um den 17. der Reihe „Hinterm Deich Krimi“ handelt, die verschiedene Kommissare und Schauplätze enthält, aber dennoch verbunden sind. Zwar ist es möglich, die einzelnen Krimis von den anderen losgelöst zu lesen, aber hin und wieder habe ich das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Ein Beispiel: Wie ist der KHK Große Jäger zu dieser Bezeichnung gekommen? Bei seinem richtigen Namen Wilderich nennt ihn nur der Polizeipräsident.


    Sehr interessant habe ich den Einblick in das Leben der JVA Flensburg gefunden. Ich muss direkt meine Freundin fragen, die einige Jahre in einer österreichischen Haftanstalt Dienst verrichtet hat, ob die Zustände hierorts ähnlich sind.


    Dass aufgrund der mangelnden Ressourcen an Personal, dem einen oder anderem Häftling, die Flucht während eines Arztbesuches gelingt, ist durchaus plausibel geschildert.


    Die Charaktere, vor allem die der Hauptfiguren wie Dunker und Große Jäger, sind sehr gut herausgearbeitet. Große Jäger, der den Tod seines Kollegen und Vorbilds nach wie vor nicht verarbeitet hat, ist ein Einzelgänger, der es manchmal mit den Gesetzen nicht ganz so genau nimmt. Allerdings, seine Erfolge geben ihm recht.


    Spannend zu lesen, sind auch die Querelen in der Zuständigkeit der einzelnen Dienststellen untereinander.


    Gut gelungen ist auch die Beschreibung des Lokalkolorits. Bauern und Jäger, die weder einen zweibeinigen noch einen vierbeinigen Wolf dulden wollen und Jagd auf beide machen. Vertrauensselige Dorfbewohner, die ihre Haustüren nicht abschließen, bis sich das Böse kurzfristig bei ihnen einnistet.


    Manche Stellen sind brutal, doch der eine oder andere Dialog sorgt für ein Schmunzeln bei den Lesern. Grinsen muss ich über die Verfolgungsjagden, bei der sich Große Jäger mit seinem Smart an den hochgezüchteten Motorrädern der türkischen Gang messen will.


    Fazit:


    Ein gelungener Krimi aus der Reihe „Hinter dem Deich“, bei dem es weder ruhig noch beschaulich zugeht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)