Sinead Moriarty - Wie wir waren/The Way We Were

  • Alice und Ben sind schon lange verheiratet und gelten unter ihren Freunden nach wie vor als Traumpaar, auch wenn es hinter der Fassade ab und an knirscht. Alice fühlt sich dauergestresst und aufgerieben zwischen ihrer Hausarztpraxis, dem Haushalt und ihren beiden Töchtern Jools und Holly, während Ben sich die Freiheit nimmt, seinen Hobbys nachzugehen, auch wenn er weiß, dass zu Hause gleich Besuch erwartet wird. Er findet, dass seinem Leben der besondere Kick fehlt, und ist Feuer und Flamme, als er die Möglichkeit erhält, zu einem Kurzeinsatz mit den Ärzten ohne Grenzen nach Eritrea zu fliegen.


    Dass Alice davon gar nicht begeistert ist, gibt sie ihm noch an seinem Abreisetag deutlich zu verstehen. Ein Abschied, den sie bitter bereut, als ausgerechnet am Geburtstag ihrer ältesten Tochter die furchtbare Nachricht eintrifft, dass der Wagen von Ben und seinem Mitstreiter Declan infolge einer Explosion ausgebrannt gefunden wurde. Von jetzt auf nachher wird Alice in ein völlig anderes Leben hineingeworfen, in dem die ganze Verantwortung für Jools und Holly auf ihr lasten und der Schmerz über den Verlust ihres Partners sie immer wieder vollkommen zu überwältigen droht.


    Als sie einige Zeit später Dan kennenlernt, weiß sie zunächst nicht, ob sie sich wieder auf eine Beziehung einlassen kann und will, aber er räumt nach und nach ihre Bedenken aus und will sie sogar heiraten. Doch ausgerechnet am Tag des Antrags stellt erneut ein Anruf aus heiterem Himmel alles auf den Kopf - und Alice weiß plötzlich gar nicht mehr, was sie eigentlich will und wo ihre Prioritäten liegen.


    Es ist mal wieder eines dieser Bücher, bei denen mich die Ausgangssituation sehr gereizt hat (wie geht man mit einem schweren Verlust um, und wie damit, wenn man erfährt, dass eigentlich alles doch ganz anders ist?) - aber begeistert hat es mich leider nicht.


    Angefangen bei den Charakteren, die von Beginn an überzeichnet wirken: die frustrierte, doppelbelastete Mutter, die ihrem Mann seine Sorglosigkeit und seine tolle Karriere übelnimmt und der sehr von sich eingenommene Chirurgen-Ehemann, der sich für einen Halbgott in Weiß hält und eher des Abenteuers wegen nach Eritrea reist als aus echter Hilfsbereitschaft. Die ältere Tochter, Marke hübsch-aber-hohlköpfig, wird als dermaßen doof dargestellt, dass sie mit siebzehn nicht mal weiß, dass Florida ein US-Bundesstaat ist, während die Jüngere supergescheit ist, aber natürlich auch überängstlich ist, einen Zählfimmel hat und sich in schwierigen Situationen mit dem Herumtippen auf einem Taschenrechner tröstet. Und Dan ist nicht einfach nur Alices netter neuer Freund, sondern auch noch stinkreich und mächtig (und manchmal ganz schön übergriffig, ich fand das häufig nicht romantisch, sondern aufdringlich ...).


    Immer wieder fallen die Protagonisten plötzlich von einem Extrem ins andere und verhalten sich kindisch, unlogisch oder klischeehaft, außerdem fand ich den Männerhumor in den Szenen aus Eritrea ziemlich daneben; im wirklichen Leben hätte man da wohl andere Sorgen, als ständig davon zu fantasieren, eine heiße Braut nach der anderen flachzulegen.


    Einerseits habe ich trotzdem immer weiter gelesen, weil mich interessiert hat, was noch an Klischees abgehakt wird, andererseits war die Geschichte aber doch spannend genug, dass ich wissen wollte, wie das Ganze wohl ausgeht. Das Ende fand ich dann auch ganz nett.


    Insgesamt jedoch ist hier vieles mit dem allzu dicken Pinsel aufgetragen und hat mich nicht überzeugt.

  • Magdalena

    Hat den Titel des Themas von „Sinead Moriarty - Wie wir waren“ zu „Sinead Moriarty - Wie wir waren/The Way We Were“ geändert.
  • außerdem fand ich den Männerhumor in den Szenen aus Eritrea ziemlich daneben; im wirklichen Leben hätte man da wohl andere Sorgen, als ständig davon zu fantasieren, eine heiße Braut nach der anderen flachzulegen.

    Mit Sicherheit. Eins unserer Schwiegermädchen war mit "Ärzte ohne Grenzen" ein halbes Jahr in Darfur, und solche Typen wie diesen Ben hat es da nicht gegeben.

    Da muss man vielleicht froh sein, wenn die sich nur in Eritrea herumtreiben :wink: ?

    :musik:Gabriele Tergit, Effingers. Sprecher: Johann von Bülow.

    :study: Mascha Kaleko, Ich tat die Augen auf und sah Helles.

    :study: Franzobel, Hundert Wörter für Schnee.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

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