Klappentext
Als Isaac der überirdisch schönen Roxy begegnet, zieht sie ihn sofort in ihren Bann. Er fühlt sich lebendig wie nie, alles ist leicht und nichts scheint unmöglich. Isaac ahnt nicht, dass Roxy kein normales Mädchen ist, sondern eine Droge, hergestellt in einem Labor, um die Menschen von ihrem Schmerz zu befreien. Und Millionen Menschen lieben sie dafür. Doch das ist Roxy nicht genug. Sie will beweisen, wie tödlich sie ist.
Neal und Jarrod Shustermans neuer Fantasy-Thriller über ein hochaktuelles Thema: die im wahrsten Sinne toxische Liebesgeschichte zwischen Mensch und Droge - schillernd & gefährlich.
Erzählt aus der Perspektive der Droge - Stell dir vor, Drogen wären Menschen wie du und ich ... Was würden sie fühlen, denken und wovon würden sie heimlich träumen?
Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte. In Gedanken hatte ich die Vollendet und Scythe Reihen im Hinterkopf und war dadurch eher auf eine Zukunftsversion gefasst, in der eine neue Art von Droge - namens "Roxy" eine Art Cyberspace Eigenleben entwickelt. Warum auch immer ich so eine Vorstellung hatte: ich wurde sehr schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Auf den harten Boden der Tatsachen der Gegenwart.
Es stimmt, wie im Klappentext angekündigt, dass aus der Perspektive der Drogen erzählt wird. Zum einen von Roxy (Oxycodon = Schmerzmittel) und zum anderen von Addison (Adderall = Aufputschmittel). Das war sehr gewöhnungsbedürftig, denn diese Medikamente als "Personen" zu sehen und zu verstehen war nicht so ganz einfach. Sie haben einen Willen, ein Ziel und Gefühle. Allerdings nicht wirklich so, wie es im Klappentext beschrieben steht. Denn obwohl sie als Persönlichkeit auftreten, sind sie nicht sicht- oder greifbar.
Eine sehr außergewöhnliche Idee, vor allem, da ihre Motivation meist darauf abzielt, die Menschen, ihre sogenannten "Opfer" abhängig zu machen - und zwar soweit, dass sie schließlich in die VIP Lounge weitergereicht werden. Ihr Umfeld gleicht einer immerwährenden Party, auf der sich sämtliche Drogen tummeln von "Al" (Alkohol), über Mary Jane (Marihuana), Lucy (LSD) bis hin zu Crys (Crystal Meth)
Allein über die ganzen Namen den Überblick zu behalten war nicht ganz einfach, auch wenn sie eher nebenher vorkommen. Geholfen hat hier die Übersicht der "Familienclans der Drogen", die vorne im Buch zu finden ist.
Diese Motivation, den Menschen zu schaden, scheint bei vielen Lesern nicht gut angekommen zu sein, was ich in den englisch-sprachigen Rezensionen bisher gelesen habe. Grade bei "Adderall", das vor allem von Patienten mit ADS/ADHS anscheinend gut vertragen wird und sie zum Leben brauchen - um zu funktionieren. Wobei ich immer sehr kritisch bin, wenn es darum geht, Medis zu verschreiben, damit jeder "gesellschaftsentsprechend funktioniert". Aber das ist ein anderes Thema und von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich und individuell zu sehen. Das würde jetzt hier den Rahmen sprengen.
Jedenfalls kommt Addison hier meiner Meinung nach recht gut weg. Genauso wie seine Schwester Rita (Ritalin). Addison ist eher jemand, der helfen will - aber wie immer ist der Maßstab entscheidend, wie bei allem. Und Missbrauch ist immer schlecht.
Ich hatte beim Lesen kein so wirklich gutes Gefühl muss ich sagen. Es war spannend, definitiv, ich wollte wissen was passiert, wie weiter agiert wird und welche Entscheidungen getroffen werden. Aber es ist kein einfaches Buch, eine Geschichte, die unangenehm werden kann oder sogar ungute Gefühle auslöst. Das muss nicht bei jedem so sein. Das kann man wirklich schwer beurteilen, weil jeder unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema gemacht hat: Sucht, Drogen, Abhängigkeiten, ob selber oder in der Familie, bei Freunden etc.
Ich kann auch überhaupt nicht einschätzen, wie das auf Jugendliche wirkt. Egal ob sie schon mit Sucht in Berührung gekommen sind oder nicht. Aber auch auf Erwachsene - denn leider fehlt mir hier etwas ganz essenzielles.
Es wird zwar klar gezeigt, dass Medikamente natürlich ihren Nutzen haben, aber auch die Kehrseite einer Suchtgefahr. Andererseits geht für mich völlig unter, warum manche dieser Sucht erliegen, andere nicht. Aber das wäre auch zu breitgefächert für ein einziges Buch.
Dennoch ist klar und hier der Fokus, dass bestimmte Medikamente nunmal eine Sucht auslösen, wenn man sie öfter nimmt und in den USA hier definitiv viel zu schnell darauf zurückgegriffen wird. Da sind die Kontrollen in Deutschland um einiges schärfer. Wie das den Schwarzmarkt beeinflusst, kann ich natürlich nicht sagen...
Es gibt allerdings noch zwei andere Perspektiven, aus denen erzählt wird und zwar von Isaac Ramey und seiner Schwester Ivy. Schon auf den ersten Seiten erfährt man, dass einer der beiden mit einer Überdosis gefunden wird, doch mit den Initialen I. Ramey können beide gemeint sein und dadurch verfolgt man ihre unterschiedlichen Wege mit immer größerer Spannung.
Dabei zeigen die Autoren sehr gut, welche äußeren Einflüsse auf die Geschwister einwirken und ihre Entscheidungen beeinflussen.
Kein Buch, das ich gerne gelesen habe, weil die Thematik so sehr im Jetzt verankert ist und teilweise für mich schwer zu verdauen war. Überhaupt wirkte alles sehr trostlos, düster, und hatte einen unangenehmen Charakter. Was ja auch so gewollt ist, denn in diese Sucht/Abhängigkeit zu rutschen ist kein schönes Gefühl. Wie es im Untertitel auch so passens heißt: Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz.
Von Oxycodon oder Adderall hab ich bisher noch nie gehört, was es etwas schwierig gemacht hat, die Wirkung oder deren "Persönlichkeit" zu verstehen. Da diese beiden aber im Mittelpunkt standen hat es mein Verständnis dazu definitiv aufgebessert, da die Darstellung sehr gut war. Wenn sie denn stimmt.
Zwischendurch gibt es auch das ein oder andere "Intermezzo" - ein paar Seiten Einblick in die anderen Mittel, ihre Wirkung, ihre Intention, die positiv wie auch negativ ausfallen kann.
Ich selber nehme ja so wenig Medikamente wie möglich, denn ich weiß, dass sie eben meist "nur" den Schmerz, das Unwohlsein etc. unterdrücken - hab aber auch das Glück, eigentlich keine zu brauchen und mir pfanzliche Mittel meist reichen. Für mich heißen Schmerzen erstmal, dass mein Körper mit etwas nicht einverstanden ist und mich darauf aufmerksam machen will. Wenn ich das unterdrücke, weiß ich ja nicht, was er mir damit sagen will.
Natürlich bin ich mir aber bewusst, im Notfall darauf zurückgreifen zu müssen.
Klar fühlt man sich besser, aber es deckt eben nur die Auswirkungen ab und hilft nicht gegen die Ursache. Natürlich muss man gegen bestimmte Krankheiten radikal vorgehen, anders ist es nicht möglich, aber wenn Kindern schon bei jeder Kleinigkeit eine Tablette in die Hand gedrückt wird, die alles gleich besser macht, wird verlernt, auf den Körper zu hören.
Ein sehr eindringliches Werk mit einem wirklich schwerwiegenden Thema. Letztes Jahr gab es in den USA zum ersten Mal mehr als 100.000 Drogentote und grade das Mittel Oxycodon scheint hier eine immer dominantere Rolle zu spielen. Wenn man sich da ein bisschen reinliest ist das eine wirklich erschreckende Entwicklung, was sich da abspielt. Deshalb wahrscheinlich auch ein großes Anliegen der Autoren, hier mehr Aufklärung und Sensibilisierung zu schaffen.
Ob das mit diesem Buch gelingt weiß ich nicht. Wie gesagt ist das sehr schwer einzuschätzen, wie es auf jeden einzelnen persönlich wirkt. Eine Sterne-Bewertung fällt mir hier wirklich schwer.
Ich sehe in solchen Büchern und Filmen, so abschreckend sie auch sein sollen, leider eben auch das Potenzial der Faszination. Denn das "gut fühlen" und "vergessen können" ist für viele Menschen schon früher und grade heute ein großer Wunsch; egal welche Folgen das nach sich zieht. Oder gerade auch wegen den Konsequenzen, die ja auch darauf drängen, dass das Problem endlich gesehen wird und man dann doch vielleicht endlich Hilfe bekommt.