Michaela Baumgartner - Seidenwalzer

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Auch der zweite Band konnte mich begeistern.
  • Kurzmeinung

    Tine13
    Historischer Wien-Roman voller spannender Charaktere
  • Wien um 1815 - Der Kongress tanzt und die Seide aus heimischer Produktion raschelt


    Dieser historische Roman spielt im Jahr 1815. Der Wiener Kongress, der jede Menge Diplomaten, Liebschaften und sonstige Aufregung nach Wien gebracht hat, tagt, tanzt und liebt. Napoleon Bonaparte ist für seine 100 Tage von der Insel Elba geflohen und stürzt Europa wieder in den Krieg. Es wird noch einige Zeit dauern, bis er in der Schlacht von Belle Alliance, besser bekannt als Schlacht von Waterloo, endgültig besiegt und auf St. Helena verbannt werden kann.


    Sophie und Fanny, beide inzwischen verheiratet, kämpfen ihren eigenen Schlachten. Sophie, vor den Intrigen der Schwiegermutter aus England zu ihrer Familie nach Wien geflüchtet ist und die schwangere Fanny, die sich wie schon in „Debütantenball“ lieber dem Vergnügen hingeben will.


    Gleichzeitig lenkt die Autorin den Blick der Leser auf einen oft nicht beachteten Teil von Wiens (Wirtschafts)Geschichte: der boomenden Erzeugung von Seidenwaren. Einer dieser Seidenfabrikanten, Alois Pointner, kreuzt die Wege der Familie von Wohlleben und sorgt mit seiner Mitarbeiterin und Couturière Emilia, für gehörige Turbulenzen.


    Meine Meinung:


    Diese Fortsetzung der fiktiven Familiengeschichte derer von Wohlleben lässt sich gut lesen.

    Die eigenwillige Fanny bekommt sowohl mit Ihrer Schwester Sophie als auch mit Emilia eine ernst zunehmende Konkurrenz um die Gunst der Leser. Fanny hat bei mir einige Sympathien verspielt, denn sie wirkt auf mich nach wie vor wie ein verzogenes Kind. Eine Ehe, eine Fehlgeburt und der Status als Witwe hätten sie doch ein wenig reifen lassen können. Fanny lässt sich einfach treiben, während Sophie um ihren Mann und ihre Ehe kämpft. Erst als Fanny vom Schicksal Emilias erfährt, kommt sie in Fahrt.


    Wie es sich für eine Historikerin gehört, ist der Roman sehr gut recherchiert. Vielen Leser ist nicht bekannt, dass Wien Ende des 18. und zu Beginn eine Stätte der prosperierenden Seidenproduktion war. In den damaligen Vorstädten wie Neubau, St. Ulrich und Schottenfeld florierten die Unternehmen unter Ausbeutung der Arbeiterinnen. Michaela Baumgartner verschweigt in diesem Seitenblick nicht, unter welchen miserablen Bedingungen Kinder und Frauen die begehrten Stoffe hergestellt haben und welchen sexuellen Übergriffen sie ausgesetzt waren, während die Eigentümer im Luxus lebten. Daher wundert es nicht, dass man diese Vorstädte unter dem Begriff „Brillantengrund“ zusammengefasst hat. Heute erinnert unter anderem die Seidengasse im 7. Bezirk von Wien daran, dass hier Seidenstoffe gewebt und verarbeitet worden sind.

    Zur Seidenproduktion gibt es ein ausführliches Glossar, das die gängigsten Fachausdrücke eingehend erklärt.


    Fazit:


    Eine gelungene Fortsetzung, die einen Einblick in das Wien um 1815 und die Seidenproduktion gibt. Von mir gibt es dafür 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Lebendigkeit, Liebe, Schönheit, aber auch Tragik bekommen im Roman ein Gesicht


    Wien 1815, – der Krieg gegen Napoleon befindet sich in seiner Endphase und die meisten jungen Männer befinden sich an der Front. Die blutjunge schwangere Fanny versucht ihrer nervigen Schwiegermutter zu entfliehen und tröstet sich mit einem Geliebten. Auch ihre Schwester Sophie flüchtet enttäuscht von ihrer Ehe aus England ins heimatliche Wien. Ein aufregender Sommer wartet dort auf die Schwestern, ihre Familie und Freunde!


    Der historische Roman „Seidenwalzer“ von Autorin Michaela Baumgartner, ist ein sehr lebendiges und aufregendes Gesellschaftsporträt der damaligen Zeit und Fortsetzung zum Band „Debütantenball“. Es war aber zum Glück kein Problem, diesen nicht zu kennen, um sich hier im Buch wohlzufühlen.

    Die Autorin legt ein großes Augenmerk auf die damalige Mode und deren Entstehung. Auch Politik, Zeitgeist und Gesellschaftsschichten spielen im Buch eine große Rolle. Die Figuren sind allesamt sehr spannend angelegt, jede Einzelne ist hervorragend charakterisiert. Besonders ins Herz geschlossen habe ich dabei die lebenslustige und ein wenig frivole Fanny, samt ihrer Tante Louise. Aber auch die gutmütige Sophie und ihre ambitionierte Freundin, Modefachfrau Emilia habe ich sofort ins Herz geschlossen. Das Cover ist wunderschön und charakteristisch für die Geschichte, zeigt es ein edles Seidenkleid, symbolisch für die exquisite Modebewegung im damaligen Wien, mit seiner entstehenden Seidenproduktion in Konkurrenz zu Paris.


    Mein Fazit:

    Genau mein Ding, dieser faszinierende Roman einer absolut interessanten Zeitepoche. Die Politik, das damalige Lebensgefühl und der Zeitgeist sind grandios dargestellt. Es hat großen Spaß gemacht, sich auf diese Zeitreise einzulassen und die Seiten flogen nur so dahin:). Nun bin ich auch absolut neugierig auf Teil 1.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :tanzen:

  • Der hier vorgestellte historische Roman von Michaela Baumgartner ist der zweite Band der Adelstöchter Sophie und Fanny Wohlleben Reihe und am 09. Februar 2022 im Gmeiner Verlag erschienen.


    Allgemeines zur aktuellen Ausgabe:

    ISBN: 978-3839201954   
    Sprache: Deutsch
    Ausgabe: Taschenbuch mit 317 Seiten
    Preis: 14,50 €
    und als ebook für 11,99 €


    Meine Rezension zu Band 1 findet ihr hier


    Klappentext:

    Napoleon ist aus Elba geflohen, wieder herrscht Krieg. Und auch die Familie des Grafen Wohlleben findet keinen Frieden. Während die hohe Diplomatie um ein neues Europa ringt, schreibt der adelige Nachwuchs seine eigene Geschichte. Fanny rebelliert gegen ihr Schicksal, Sophie kämpft um ihre junge Ehe, und Georg kehrt nach siegreichen Gefechten aus Frankreich zurück, um zu Hause sein persönliches Waterloo zu erleben. All diese Turbulenzen umschlingt ein unsichtbares Band: Wiens geheimes Gold, die Seide.


    Mein Leseeindruck/Fazit:

    Äußerlich betrachtet, macht das Cover schon viel her. Ein toller Einblick in das höfische Leben wird durch die Dame in ihrem Seidenkleid gewährt. Der Blick in den Handspiegel scheint nur obligatorisch zu sein und unterstreicht somit die Zeit, in der der Roman angesiedelt ist.

    Obwohl der Roman eigenständig zu lesen ist, wäre es doch ratsamer, wenn man den Reihenauftakt "Debütantenball" bereits kennen würde. Nur so lassen sich die Entwicklungen der Protagonisten nachvollziehen und die Geschichte erhält den nötigen Esprit.

    Der Kenner des ersten Bandes wird hier nun ganz schnell entdecken, dass es beim "Seidenwalzer" etwas frivoler zugeht. Und die sexuellen Eskapaden von Fanny sind nicht wenig. Während sich ihre Schwester Sophie etwas mehr Beteiligung ihres Mannes wünscht, lässt Fanny nichts anbrennen.

    Auch neue Protagonisten finden in den Handlungen ihren Platz. Hier ist Emilia herausragend zu nennen. Ihre Geschichte ist nahezu beneidenswert und märchenhaft.

    Erwähnen möchte ich aber auch unbedingt nach den Schreibstil. Die Autorin verfügt über das Talent, zur richtigen Zeit, die richtigen Worte einzusetzen, mal um die Dramatik und mal um die Spannung zu erhöhen. Die Handlung ist leicht verständlich, auch wenn politisches Geschehen eingeflochten wurde.

    Mir hat es sehr viel Spaß gemacht die Grschichte der Wohllebens zu verfolgen und freue mich schon auf den Fortsetzungsband.


    Meine Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐