Roman Rausch - Bombennacht

  • Kurzmeinung

    SirPleasant
    Das Grauen in Literatur gefasst.
  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Fesselnd bis zur letzten Seite
  • 16. März 1945 - die letzten 24 Stunden der Stadt Würzburg

    Wenn man „Bombardierte Städte in Deutschland“ hört, denken viele an Hamburg und natürlich vor allem an Dresden. Dass zahlreiche andere Städte ebenfalls zahlreichen Bombenangriffen ausgesetzt waren, ist nicht so präsent. Eine jener Städte, deren Bevölkerung durch das als „moral bombing“ zur Abkehr des NS-Regimes gezwungen werden sollte, ist Würzburg.


    Es ist der 16. März 1945. Zahlreiche Flüchtlinge haben in der Stadt Aufnahme gefunden. Minutiös schildert Autor Roman Rausch in mehreren Handlungssträngen und anhand von verschiedenen Schicksalen die letzten 24 Stunden der unversehrten Stadt.


    So verstecken wir uns gemeinsam mit Eugen, einem deutsch-russischen Jungen, vor der SS oder decken mit Krankenschwester Fanny die Machenschaften eines Nervenarztes auf, der Hunderte Patienten in die Tötungsanstalt von Hadamar verlegen hat lassen.

    Wir zittern mit dem Juden Paul, der als Klavierbegleitung einer bekannten NS-Sängerin in der Villa des Nervenarztes auftreten soll und gleichzeitig mit Zwangsarbeitern die Flucht vorbereitet.


    Wird es gelingen, während des rauschenden Festes abzutauchen?


    Daneben blicken wir auch Henry, früher Heinrich, einem nach England geflüchteten Freund Pauls, der nun als RAF-Pilot die Bomben über Würzburg abwerfen soll, über die Schulter. Hier erleben wir die Gewissensbisse mit, da Henry genau weiß, dass auch unschuldige Menschen sterben werden. Doch die Kameraden erinnern ihn immer wieder an die Bombardierung von Coventry, die vor allem
    zivile Opfer gefordert hat.


    Obwohl bei Todesstrafe verboten, wird der Feindsender gehört und so mancher wundert sich über die Mitteilung „Heute bringen wir eine Symphonie von Mozart“, denn auch wenn Wolfgang Amadeus Mozart viel komponiert hat, eine Symphonie war nie dabei.


    Der gesamte Angriff dauert nur sieben Minuten, sieben Minuten in denen die Stadt dem Erdboden gleich gemacht wurde, sieben Minuten, die Tausenden Menschen das Leben kostete und das Regime nicht zur Aufgabe zwingen konnte.


    Fazit:


    Ein beeindruckender, sehr gut recherchierter historischer Roman, dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Danke für die Rezension. Ich habe das Buch gerade bestellt. :)

    "Ohne das Unbegrenzte macht es keinen Sinn, Grenzen setzen zu wollen." [Gunnar Ollson]


    "Unsere Phantasie ist grenzenlos und verleiht unserer Wahrnehmung Anstoß im Finden neuer Dinge, weswegen wir uns tadeln können - während wir mit Lob geizen." [Christina Fritz]


    "In der Moderne scheint Effizienz und Produktivität stets über dem Erhalt der Freude am Sein zu stehen." [Der Tod in "Mein Leben als Tod"]


    "Eine Wahrheit, die nicht weh tut, ist keine Ganze." [Gert Steinbäcker]