Susanne Goga - Schatten in der Friedrichstadt

  • Kurzmeinung

    Irrlicht
    Ich finde die Reihe soo gut: Toller Schreibstil, sehr gut recherchiert, reale Personen und Ereignisse fließen mit hinein
  • Kurzmeinung

    anne0815
    Macht neugierig auf den nächsten Band
  • November 1928: Moritz Graf hat als Journalist einen guten Ruf, ist aber ein absoluter Einzelgänger. Dann stürzt er vom Dach des Ullstein-Hauses. War es ein Unfall oder hat jemand nachgeholfen? Er war zuvor wieder an einer Geschichte dran, aber niemand im Verlag wusste, worum es geht. Die Ermittlungen führen Leo Wechsel auch in den Hugenberg-Konzern. Dort hatte es eine Umbesetzung gegeben, da Dr. Brüder, die rechte Hand Hugenbergs, kürzlich verunglückte. Der Nachfolger Clemens Marold ist ein smarter Mann, der Leos Fragen an sich abgleiten lässt und ihm kaum versteckt sogar droht.


    Dies ist bereits der achte Fall, in dem der Berliner Kommissar Leo Wechsler ermittelt. Der Schreibstil der Autorin Susanne Goga ist immer wieder sehr angenehm zu lesen.


    Die Atmosphäre jener Zeit in Berlin und ganz besonders die Presselandschaft sind gut dargestellt. Im politischen Umfeld ist einiges in Bewegung und Dr. Alfred Hugenberg hat politische Ambitionen. Er hat sein Imperium immer weiter ausgebaut und seine „Wirtschaftsstelle für die Provinzpresse“ macht es möglich, die Meinungsbildung in ganz Deutschland zu beeinflussen und so eine ungeheure politische Macht zu entfalten.


    Leo muss seine Ermittlungen in alle Richtungen führen und so befragt er nicht nur die Mitarbeiter im Ullstein-Verlag, er begibt sich auch zum Zeitungsverlags August Scherl. Dort sind im weder Redakteur Hussong, noch die graue Eminenz Marold sympathisch. Die zeigen auch gleich, wie viel Macht sie haben. Aber hatte sie die Gelegenheit, Graf vom Dach zu stoßen?


    Ich mag Leo Wechsler und seine Familie, zu der ich auch seine Schwester Ilse zähle. Sowohl Clara als auch Leo haben ihre Meinung und sie lassen sich auch nicht einschüchtern. Auch Leos Team ist mir sympathisch. Gefallen hat mir auch, dass Robert Walther seinem Groll nicht nachgibt und Leo unterstützt. Aber auch im Ullstein-Verlag finden sich einige sympathische Kollegen. Die mitfühlende Hedy Neumann mochte ich besonders. Hugo Behrendt tat mir ein wenig leid, weil er nicht merkt, dass Jette Klammroth nicht wirklich an ihm interessiert ist. Doch um August Friese habe ich Angst gehabt, der sich dummerweise in eine missliche Lage gebracht hat.


    Der Fall ist für die Berliner Polizei nicht einfach und es dauert eine ganze Zeit, bis der entscheidende Hinweis die Zusammenhänge klar macht.


    Mir hat dieser interessante, spannende und absolut lesenswerte historische Krimi gut gefallen. Ich bin schon auf den nächsten Fall mit Leo Wechsler gespannt.

  • Die Serie ist für mich immer auch ein Stück Verkürzung der Wartezeit auf den neuen Geron Rath-Teil.Obwohl ich sagen muss, dass die Reihe durchaus auch nicht mehr im Schatten derer stehen muss. Ich hab wieder viel recherchiert, wieder viel gelernt. Ich wusste bspw. gar nicht, dass Hitler bereits schon im November 1928 im ausverkauften Sportpalast seine erste Rede hier in Berlin gehalten hat.

    Den Kriminalfall selbst fand ich dieses Mal eher recht vorhersehbar und mein Lieblingscharakter Jakob Sonnenschein kam mir leider auch etwas kurz aber trotzdem war es wieder eine tolle Sache. Hoffentlich geht es bald weiter mit Leo Wechsler. ich mag auch seine Familie total.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Leo und die Medien


    Kommissar Leo Wechsler wird zu einem Toten gerufen, der vom Dach des Ullsteinhauses gestürzt ist. Doch war es ein Unfall oder steckt mehr dahinter? Bei dem Toten handelt es sich um den bekannten Journalisten Moritz Graf. Graf war nicht bei all seinen Kollegen beliebt, seine Storys aber immer ein Garant für starke Auflagen. War seine neue Geschichte, an der er gearbeitet hat, so brisant oder war der Sturz doch nur ein tragisches Unglück?


    In seinem nunmehr 8. Fall begibt der Kommissar sich in die Welt der Boulevardzeitungen, welches ihren Hauptsitz in der Friedrichstadt hatte. Susanne Goga nimmt ihre Leser mit in eine Welt voller Lügen und Intrigen, wo immer nur die nächste gute Geschichte zählt. Während Leo und sein Team die Ermittlungen aufnehmen, stoßen sie unweigerlich auch auf Clemens Marold, der sehr viel Einfluss im Hugenberg-Konzern genießt. An Marold scheint kein Weg vorbeizuführen. Er macht ziemlich deutlich klar, was er von den Ermittlungen von Leo Wechsler hält.


    Die Autorin hat wieder einmal einen spannenden historischen Hintergrund für ihren fiktiven Kriminalfall gefunden. Das Team der Kriminalpolizei in Berlin muss sich durch die Welt der Presse kämpfen und stößt dabei auf erheblichen Widerstand. Gleichzeitig erzählt Susanne Goga aber auch authentisch aus diesem Milieu. Als Leser erhält man einen schönen Einblick darin, wie die Strukturen der Presse damals miteinander verbunden waren. Die Macht eines einzelnen Medienkonzerns wird glaubhaft dargestellt. Dieser Fall ist für Leo gar nicht so einfach zu lösen. Es wird immer deutlicher, in welcher Zeit er lebt.


    Auch das Privatleben von Leo und seinen Kollegen wird weitererzählt. Ich mag die Familie und Freunde von Leo und finde die Geschichte rund um diese Protagonisten gelungen. Auch wenn mir nicht unbedingt jede Entwicklung einiger Charaktere gefällt, wirken sie doch glaubhaft und auch nachvollziehbar. Ich bin gespannt, wie es mit der Freundschaft von Leo und Robert Walther weitergehen wird. Und auch darauf, wie die Familien die nächsten Jahre überstehen werden.


    Der eigentliche Fall in sich ist zwar abgeschlossen, ich empfehle aber trotzdem, die Reihenfolge der Bücher einzuhalten, da das Privatleben immer weitererzählt wird und einem sonst kleine Details entgehen könnten. Auch versteht man dann das Zusammenspiel der Protagonisten besser.


    In einem Nachwort erläutert Susanne Goga noch einmal die historischen Details und trennt Fiktion und Wahrheit. Schnell wird klar, die Presse von damals hatte sehr viel Macht und Einfluss. Ein kleines Personenregister gibt Aufschluss über die historischen Protagonisten dieser Geschichte.


    Fazit:

    „Schatten in der Friedrichstadt“ ist wieder ein spannender Fall für Leo Wechsler und sein Team, welches mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Susanne Goga hat es einmal mehr verstanden, eine fiktive Geschichte in einen interessanten historischen Kontext zu packen. Entstanden ist ein spannender Krimi mit Suchtpotenzial. Ich freue mich schon jetzt darauf, dass es mit Leo Wechsler weitergehen wird und es noch mindestens einen weiteren Teil geben wird.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Berlin 1928: Ein bekannter, aber nicht sehr beliebter Journalist fällt vom Dach des Ullstein-Hauses. Unfall, Selbstmord, oder gar Mord? Leo Wechsler und sein Team stellen schnell fest, dass Moritz Graf gestoßen wurde. Die Suche nach dem Täter ist jedoch nicht einfach, auch wenn der Verdacht nahe, dass die geplante Reportage des Toten zur Tat geführt haben könnte. Leider fehlt das Notizbuch des Journalisten, und damit sämtliche Hinweise, woran er zuletzt gearbeitet hat.


    Doch nicht nur das macht Leo zu schaffen, denn er gerät in Fokus eines rechten Verlagshauses, das eine regelrechte Hetzkampagne gegen ihn startet – manches kommt einem leider sehr aktuell vor ...


    Susanne Goga nimmt uns dieses Mal mit ins Zeitungsviertel Berlins, und wieder tauchen (nicht nur) in diesem Zusammenhang – einige bekannte Namen, wie Billie(y) Wilder oder Erich Maria Remarque, auf. Der Autorin gelingt es wieder gut, die Atmosphäre dieses Umfelds einzufangen, wie überhaupt die der damaligen Zeit. Neben dem Zeitungsmilieu spielt auch Obdachlosigkeit und Obdachlosenunterkünfte eine Rolle, sowie der zunehmende Nationalsozialismus. Im Nachwort kann man nachlesen, wer oder was fiktiv bzw. historisch belegt ist.


    Auch Leos Privatleben spielt natürlich wieder seine Rolle, dieses Mal gibt es u. a. gute Nachrichten von Leos Schwester Ilse zu vermelden. Und auch Robert Walther, dessen Verhältnis zu Leo seit dem letzten Band sehr distanziert geworden ist, wird nicht vergessen.


    Am Ende ist der Kriminalfall natürlich zufriedenstellend gelöst, als Leser:in konnte man gut miträtseln. Anderes bleibt offen, was aber passend ist, und vielleicht in weiteren Bänden noch einmal aufgenommen wird. Ich hoffe sehr, dass die Reihe bald weitergeht.


    Leo Wechslers achter Fall führt ins Zeitungsmilieu, bietet einen interessanten Kriminalfall, fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit gut ein, und ist, wie die ganze Reihe, wieder lesenswert.