Isabella Feimer - Langeweile

  • "Gib mir nur ein Wort" - diesmal LANGEWEILE


    Dieses Buch ist Teil der Reihe „Übermorgen“ aus dem Verlag Kremayr & Scheriau, die sich mit aktuellen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Themen auseinandersetzt. Das Motto dieser Reihe ist „Gib mir nur ein Wort“ - und so besteht der Titel jedes Werks nur aus einem Schlagwort. Nach „Wir“, “Pathos“, „Dummheit“, „Offenheit“, „Hoffnung“, „Sorge“, Heimat“ und „Angst“ dürfen wir uns mit der "Langeweile" beschäftigen.


    „Ein Mangel ist die Langeweile, auch der Wunsch nach einem tröstlichen Nichts, einem Fallenlassen und danach, dass man aufgefangen wird.“


    Autorin Isabella Feimer lässt ihren Gedanken zu „Langeweile“ freien Lauf. Spüren wir überhaupt noch Langeweile? In einer Gegenwart, in der wir allerlei gewünschten und unerwünschten Reizen ausgesetzt sind, ist es schwierig echte Langeweile zu spüren. Wir sind ständig bemüht, auch die kleinsten Leerläufe mit sinnvollen (?)Tätigkeiten zu füllen. So wird in den öffentlichen Verkehrsmitteln (lautstark) telefoniert, auf den Smartphones gespielt oder eifrig Nachrichten ausgetauscht. Den kleinen Auszeiten, in denen manchmal Langeweile aufkommen könnte, wird keine Aufmerksamkeit geschenkt.

    Im Zeitalter des „Dauernd-beschäftigt-sein“ fühlen sich manche Menschen, die es nicht gelernt haben mit sich selbst zu sein, von der Langeweile bedroht. Das Nichtstun, das „Löcher-in-die Luft-starren“ (eine Spezialität mancher Männer, die uns Frauen rasend macht) oder das „aus-dem-Fenster-schauen“ ist abgekommen.


    „Man genießt etwas ganz und gar Zufälliges, man betrachtet das ganze Dasein von diesem Standpunkt, lässt die Wirklichkeit des Daseins daran scheitern.“ (S.69)


    Meine Meinung:


    Mir hat dieser Essay recht gut gefallen. Wir haben verlernt, mit Langeweile umzugehen und sie zu genießen.

    Sprachlich ist dieses Buch ein Genuss. Was mich allerdings stört, sind die vielen englischen Zitate, die hier doch sehr zahlreich abgedruckt sind. Natürlich ist ein Zitat in der Originalsprache eindrucksvoller als in einer Übersetzung. Das kostet den 5. Stern.


    Sehr hübsch ist das Cover, das aus einem Linolschnitt angefertigt ist.


    Fazit:


    Ein Plädoyer für das Nichtstun und das Spüren der Langeweile. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Klingt etwas nach einem verquasten Inhalt. Mir scheint, dass zu viele klassische Klischees mit ins Buch gefasst wurden. Oder anders formuliert Phrasen esoterisch neuzeitlichen Zivilisationsgeistes.

    Wenn auch vom Stil her wohl sehr ansprechend, wurde vermutlich eine Chance vergeben, denn das Wort Langeweile als Titel wahrlich ausreichend, wird es ihm womöglich unzureichend gerecht. Der Titel hat mich neugierig gemacht, der Inhalt enttäuscht.

    Ich denke, ein Buch mit diesem Titel, sollte ein Loblied auf die Langeweile sein, denn ich bin überzeugt, dass es sie noch hinreichend gibt.

    Ein Buch, dass die Langeweile an sich hochleben lässt ohne inhaltlich auf das ganze Zivilisationsgedöhns abzustellen - das wär etwas, das ich zu gern mal lesen würde.


    Etwas auf Abwegen, ist da vielleicht ein Buch interesant, das alt ist und nicht explizit die Langeweile anspricht - eher noch, dass es sie gar nicht geben mus.

    Iwan Gontscharow -Oblomow. Das unbeabsichtige Zelebriereen des Nichts-Tuns.


    Kann man hier online mal reinschauen:

    http://www.zeno.org/Literatur/…drovi%C4%8D/Roman/Oblomow