Andrea und Wilfried Herz - STICHE

Kurzer Roman für zwischendurch, der nicht richtig begeistern kann.

Eine junge Anwältin vertritt in einem Fall von Fahrerflucht sowohl das Opfer als auch den Vater des Opfers, der selbst beschuldigt wird, eine falsche Zeugenaussage gemacht zu haben. Der Krimi spielt im schönen Rastatt und wird mit einigem Lokalkolorit präsentiert, wobei die historischen Beschreibungen zuweilen langatmig wirken. Mein Hauptkritikpunkt an diesem Krimi ist auch der Schreibstil. Es wird eine teils sehr umständliche Wortwahl zelebriert, die Geschichte liest sich aus der Distanz, so dass zur Hauptprotagonisten Frida nur schwer eine persönliche Beziehung aufgebaut werden kann. Ein Beispiel: „Indessen der große, schwere Vatersvater, der behaftet war mit einer Merkfähigkeitsstörung, die vornehmlich das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigte, …“ So geht es an vielen Stellen stilistisch weiter, eine Sprache, die nicht in die heutige Zeit passt.

Der Fall selbst plätschert vor sich hin ohne zu fesseln. Der Krimi ist durchschaubar und erzeugt nur wenig Spannung. Dies liegt meiner Meinung nach auch an dem sehr beschreibenden Stil. Ein lesefreundliches Buch mit relativ großer Schrift und kurzen Kapiteln, dazu recht kurz. Ein Buch, welches ich auf eine Bahnfahrt mitnehmen würde, um es dann im Abteil für einen folgenden Leser liegen zu lassen. Mit der Bewertung habe ich lange mit mir gerungen, kann aber leider nicht mehr als 2,5 Sterne geben.

Inhalt:

Nirgends wird so viel gelogen wie vor Gericht. Diese Binsenweisheit findet Dr. Frida Kling bestätigt, als sie in einem Prozess wegen Fahrerflucht das Opfer vertritt. Und weil die Unwahrheiten und Täuschungen blutige Folgen haben, muss Frida sich auf stürmische Zeiten voller böser Überraschungen gefasst machen.

Rezi:

Eher Bericht als Geschichte

Die Hauptprotagonistin in „Stiche Der 2. Rastatt-Krimi“ ist eine Anwältin, die für ihren Mandanten schon mal Ermittlungen durchführt. Die Idee ist nicht neu, aber interessant. Auch das Konstrukt rund um den Verkehrsunfall und die Morde fand ich schön verwinkelt. Warum ich dennoch nur drei Punkte vergeben kann, hat mehrere Aspekte.

Einmal ist mir der Schreibstil von Andrea und Wilfried Herz zu kühl. Irgendwie sind die Figuren nicht greifbar. Sie bleiben einfach nur zweidimensional. Es kommt bei mir als Leser keine Emotion an. Ich hatte meistens das Gefühl einen Bericht zu lesen und keinen Roman. Handlungen, Tatsachen, Orte, Personen werden beschrieben, aber ohne Tiefe. So als würden bestehende Fakten einfach aneinandergereiht. Darunter litt in meinen Augen auch die Spannung der Geschichte.

Ich finde es ja nicht schlecht, wenn mir unbekannte Orte in einem Roman oder Krimi nähergebracht werden, aber welche Straße in welche Gasse mündet oder aus welchen Jahrhundert welches Bauwerk von wem errichtet wurde, mag teilweise auch seine Berechtigung haben, doch hier war es mir zu viel. Vom tatsächlichen Kriminalfall würde ohne diese vielen Beiwerke etwas wenig übrig bleiben.

Es gibt wohl in jedem Buch den einen oder anderen Druckfehler. Das lässt sich nicht vermeiden. Hier haben wir aber leider eine Häufung, die ich beim Lesen nicht mehr ignorieren konnte und die meinen Lesefluss beeinträchtigte.

Somit kann ich leider nicht mehr Punkte vergeben.