Stefanie Hasse - Bad Influence

  • Bevor die „Siren“ für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, dürfen bekannte Influencer ein paar Tage auf dem pompösen Kreuzfahrtschiff verbringen, es entdecken und darüber berichten – denn das ist die neue Marketingkampagne der Reederei. Lola, Tochter des Inhabers, ist natürlich ebenso dabei, wie ihre Brüder Jonah und Lucas. Auch ihre beste Freundin Tara darf in eine der Luxussuiten einziehen, obwohl sie sich seit einem Jahr komplett aus dem Social Media Bereich verabschiedet hat. Da die Influencer ohne Internetzugang sind, werden ihre Fotos und Videos an den Nachrichtensender „News 6“ übermittelt und dieser stellt damit eine tägliche Sendung zusammen. Doch entgegen der Marketingkampagne werden nicht die schönsten Berichte über das Schiff gezeigt, sondern lieber Ausschnitte, die die Teilnehmer in Verruf bringen und deren Geheimnisse oder Lästereien offenbaren – bis niemand mehr weiß, wem er noch trauen kann.


    Die ersten zwei, drei Kapitel fühlte ich mich mit den zahlreichen Figuren etwas überfordert. Schnell war dann jedoch klar, wer wer ist und wie die Verbindungen zwischen den Figuren sind. Allerdings sind diese nicht immer eindeutig, denn scheinbar hat Tara Gefühle für Jonah, den sie auf dem Schiff gerne endlich näher kennenlernen will, aber auch in der Gegenwart von Lucas kribbelt es gewaltig. Tara hat jedoch gar keine Zeit, die beiden näher kennenzulernen, denn plötzlich kippt die Stimmung auf dem Schiff. Es scheint einen Maulwurf zu geben und selbst sie, die gar nicht aktiv als Influencerin auftritt, wird in der Show von News 6 angegriffen. Durch die Nachrichten des Senders herrscht Unruhe und Misstrauen auf dem Kreuzfahrtschiff und auch Tara weiß nicht mehr, wem sie trauen kann. Denn jeder verfolgt scheinbar seine eigenen Ziele. Jonah, dem das Familienunternehmen wichtig ist, Lucas, der damit gar nichts zu tun haben möchte, die Influencer, denen es nur um den Schein nach außen und ihre Reichweite geht – doch wer ist bereit für seine Ziele alles zu opfern und sogar Köpfe rollen zu sehen?

    Ich fand die Romanidee super spannend und mag auch gerne Geschichten bei denen der Handlungsort relativ klein abgesteckt ist. Hier dreht es sich tatsächlich nur um die „Siren“, Landausflüge gibt es nicht und auch der Kontakt nach außen ist nicht vorhanden. Daher wirkte es zunächst so, als habe der Roman keine wirkliche Handlung, denn richtig viel ist offensichtlich nicht passiert. Es spielte sich alles im Hintergrund ab. Intrigen, psychologische Spielchen und der Kampf um Reichweite und Einschaltquote sind die Hauptthemen. Nebenbei wird jedoch auch die „Siren“ ausführlich beschrieben, was bei mir großes Fernweh ausgelöst hat. Das Schiff ist schon ein Knaller – das kann man nicht anders sagen.

    Der Schreibstil ist einfach und flüssig. Besonders Spaß hat mir das Rätselraten gemacht. Wer ist für die öffentlichen Demütigungen verantwortlich? Kann man Jonah trauen? Oder Lucas? Ist die oberflächliche Zicke, mit der Tara vor langer Zeit bereits online zusammengeknallt ist, ein Maulwurf? Jeder hätte Motive und ich habe bei einigen mitgefiebert, dass sie doch bitte die „Guten“ sein mögen. Die Auflösung fand ich gelungen und auch nicht weit hergeholt. Die Person stand gegen Ende recht weit oben auf meiner „der/die könnte es gewesen sein“-Liste.

    Etwas schade fand ich, dass es ein paar (kleinere) Ungereimtheiten gab, die entweder nicht weitergeführt, nicht aufgelöst oder vielleicht nicht ganz zu Ende gedacht waren. So, wie es war, war es für die Geschichte wichtig, aber ich bin einfach über diese Dinge gestolpert und fand sie konstruiert für den Verlauf der Geschichte, was ich etwas schade fand.


    Fazit: Ich habe „Bad Influence“ sehr gerne und schnell gelesen, denn ich konnte richtig mitfiebern. Es zeigt zum Teil die Schattenseiten der Selbstdarstellung auf Plattformen wie Instagram und den Krieg der dort unter den einflussreichen Influencer herrscht. Das Buch verdeutlicht, wie Ausschnitte in Bild und Ton absichtlich falsche Interpretationen ermöglichen und wie die Massen sich dann darauf stürzen und ihre Opfer schnell finden. Die Geschichte ist eine Mischung aus Drama mit einem Hauch Liebesgeschichte in einem aktuellen Setting. Ein paar Dinge blieben für mich leider offen bzw. unlogisch, aber trotzdem hat das Buch mit dem schönen Cover für viele tolle Lesestunden gesorgt. (4-4,5 Sterne)


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