Inhalt:
Biologie-Doktorandin Olive glaubt an Wissenschaft – nicht an etwas Unkontrollierbares wie die Liebe. Dank ihrer Freundin Anh sieht sie sich plötzlich gezwungen, eine Beziehung vorzutäuschen, und küsst in ihrer Not den erstbesten Mann, der ihr über den Weg läuft. Nicht nur, dass dieser Kuss eine Kette irrationaler Gefühle auslöst – der Geküsste entpuppt sich zudem als Adam Carlsen: größter Labortyrann von ganz Stanford. Schon bald droht nicht nur Olives wissenschaftliche Karriere über dem Bunsenbrenner geröstet zu werden, auch ihre Verwicklung mit Carlsen fühlt sich mehr nach oxidativer Reaktion als romantischer Reduktion an, und Olive muss dringend ihre Gefühle einer Analyse unterziehen... (Quelle: Aufbau Verlag)
Über die Autorin:
Ali Hazelwood ist eine vielfach veröffentlichte Autorin (sofern man sich nicht scheut, ihre sämtlichen Artikel über Hirnforschung mitzuzählen, die natürlich von niemand anderem als wissenschaftlichen Gutachtern zur Kenntnis genommen wurden – und die, leider, nicht immer mit einem Happy End aufwarten können). In Italien geboren, hat Ali in Deutschland und Japan gelebt, bevor sie in die USA ging, um in Neurobiologie zu promovieren. Vor Kurzem wurde sie zur Professorin berufen, was niemanden mehr schockiert als sie selbst. Wenn sie nicht arbeitet, liebt sie es, laufen zu gehen, Lollipop-Küchlein zu naschen und Science-Fiction-Filme in Begleitung ihrer zwei katzenartigen Lehensherrn zu gucken (manchmal auch in Begleitung ihres geringfügig weniger katzenartigen Ehemanns). (Quelle: Aufbau Verlag)
Meine Meinung:
Das Buch fand ich insgesamt nicht schlecht. Es hat zumindest ein originelles Setting rundum das Thema Wissenschaft und Forschung inmitten von strengen Professoren und gestressten angehenden Doktoranden der Stanford Universität in Kalifornien. Und geschrieben wurde das Ganze von einer Autorin, die sich auskennt (s.o.). Man merkt dem Buch absolut an, dass es jemand geschrieben hat, der sich in diesem Bereich bereits ausgiebig bewegt hat. Ein paar kleine wissenschaftliche Anekdoten findet man an vielen Stellen und das gefiel mir wirklich gut. Wenn ich etwas mag, dann gut recherchierte Bücher.
Leider war es das aber auch schon, was die Abgrenzung zum Durchschnitts-Liebesroman angeht. Denn die Romanze selbst funktioniert leider nur, weil es zu einigen ziemlich unglaubwürdigen Situationen kommt und einige Personen mal wieder der Auffassung sind, es sei besser, nicht miteinander Tacheles zu sprechen. Der Einstieg ins Buch repräsentiert da sehr gut die darauffolgenden 300 Seiten: Die 26jährige Olive möchte ihrer besten Freundin und Kommilitonin Anh dabei helfen ihren aktuellen Schwarm Jeremy endlich mal ernster ins Auge zu fassen. Jeremy war nämlich eigentlich Olives letztes Date, allerdings hat dieser sich gleich zu Beginn viel besser mit ihrer Freundin verstanden. Damit Anh also ohne schlechtem Gewissen auf Jeremy zugehen kann, behauptet Olive schon wieder ein neues Date zu haben. Unverhofft taucht dann allerdings Anh abends im Labor auf und damit Olive nicht auffliegt (schließlich hat sie ja behauptet auf einem Date zu sein), schmeißt sie sich vollkommen blind an den nächsten Kerl, der ihr im Flur entgegen kommt. Und natürlich ist dieser Jemand niemand geringeres als Adam Carlson, berühmt-berüchtigter Biologie-Professor, der schon mehrere Studenten zum weinen gebracht hat und allgemein als mürrisches A*** bekannt ist.
Wer jetzt denkt: "Bah, wer will denn über eine Romanze mit einem Biologie-Professor lesen?!" Dem sei gesagt: Adam ist ein Ausnahmetalent und deshalb zwar Professor, aber erst 34. Außerdem sieht er natürlich hervorragend aus und hat dank seiner Vorliebe für morgendlichen Sport einen Adonis-Körper. Es wird auch gleich zu Beginn klargestellt, dass Adam nicht Olives Professor ist und somit die moralische Frage über Professor-Student-Beziehungen ziemlich schnell aus dem Weg geräumt.
Zurück zum eigentlichen Thema: Erst jemandem seinen Mund ins Gesicht zu pressen und danach zu schauen, wer es ist, fand ich schon etwas fragwürdig (bis hin zu "unmöglich" - ist die mit geschlossenen Augen durch den Flur, oder wie?). Ehrlich gestanden, hätte ich über dieses seltsame Zusammentreffen aber auch ohne große Anstrengung hinwegsehen können. Im weiteren Verlauf der Geschichte kommt es aber noch zu einigen weiteren Situationen, die für mich nur wenig nachvollziehbar waren und offensichtlich nur dazu dienten, der Romanze den nötigen Inhalt zu geben. Mit ein bisschen mehr Weitsicht wären die meisten Situationen eigentlich gar nicht zustande gekommen. Aber dann wäre das Buch auch nach 70 Seiten zu Ende gewesen, also ist das natürlich auch keine Lösung. Zumindest aber hat die Grundkonstellation einigermaßen gepasst: Sowohl Olive, als auch Adam müssen feststellen, dass es durchaus Vorteile hat eine gemeinsame Beziehung vorzutäuschen. So hat Olive ganz klar zum Liebesglück ihrer Freundin beigetragen und Adam erhofft sich dadurch die kürzlich eingefrorenen finanziellen Mittel für seine Forschung zu erhalten. Denn die Uni-Leitung hat Wind davon bekommen, dass er von anderen Universitäten umworben wird und eine Beziehung würde den Eindruck einer gewissen Sesshaftigkeit erwecken und könnte daher für Adam zum Positiven ausgelegt werden.
Im Großen und Ganzen sind die Entwicklungen recht vorhersehbar, aber das finde ich jetzt nicht wirklich verwerflich. In Liebesromanen kommt es ja eher auf das "wie" an und das hat zumindest auch in diesem Buch einige schöne Seufzer in mir hervorgerufen. Leider kommen dazwischen aber auch einige Augenroller und sobald das Augenroll-Seufz-Verhältnis zu sehr kippt, büßt es für mich doch an Lesespaß ein.
Adam bleibt mir etwas zu blass, andere Charaktere machen eine recht holprige 180°-Wendung, um der Story zu dienen, Offensichtliches wird gern mal übersehen und vieles andere ist einfach sehr klischeebeladen. Dabei ist die Story jetzt gar nicht mal so verzwickt, als das man das nicht irgendwie hätte eleganter lösen können. Hätte man nicht nur den Protagonisten, sondern auch dem Plot etwas mehr Liebe geschenkt, hätte es aus meiner Sicht ein sehr gutes Buch werden können.
Fazit: Dieses Buch, von dem ich bislang nur Gutes gehört hatte, ist aus meiner Sicht eher Durchschnitt. Ein interessantes Setting mit sympathischen Charakteren, aber eher holprigen Entwicklung und einigen Augenrollern zwischendrin. Dennoch fand ich es insgesamt recht amüsant. Es gibt durchaus tiefgreifendere Liebesromane, aber mit entsprechend angepasster Erwartungshaltung kann man diese Story hier sicherlich genießen.