Gudrun Lerchbaum - Das giftige Glück

  • Mind-Food at its best :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    "Das giftige Glück" ist das neue Buch der östereichischen Schriftstellerin Gudrun Lerchbaum.

    Es wird am 11.01.2022 vom Haymon Verlag veröffentlicht.

    Die Autorin:

    lebt in Wien. Belletristik, Kriminalroman & Dystopie sind Genres unter welchen sie schon erfolgreich Bücher veröffentlicht hat. Sie besticht mit ihren schriftstellerischen Vielfältigkeit.

    Das Cover:

    "springt" mir geradezu ins Auge. Es besticht durch die harmonische blau-grün-schwarzen Farbkomposition. Bärlauchblätter mit fein skizzierten Linien und Punkten.Giftgrüne Titelfarbe.

    Eine absolut gefällige, bildhafte Darstellung der literarischen Hauptkomponente: die Symbiose von Bärlauch & einer auf ihm lebenden Pilzart.

    Zum Inhalt:

    Bärlauch ist eine Gewürzpflanze,welches vielen Menschen ausgezeichnet mundet.

    Hier geht jedoch nicht um Rezepte. Es geht um das lilienartiges Gewächs, welches der Familie des Knoblauchs, Schnittlauchs & Zwiebeln, zugehörig ist.

    Nach dem Genuss des Gewächses sind nun Menschen überraschend verstorben.

    Es wurde beobachtet, dass der Verzehr schnell zu einem absoluten Glücksgefühl und dann zum sicheren, jähem Tod führt.

    Nach Analysen wird klar, dass eine Pilzart, die in Symbiose auf dem Bärlauch lebt, diesen teils euphorischen jedoch unvermeintlich mortalen Genuss, verursacht.

    Schnell werden wir mit der Frage konfrontiert:

    Ist der Genuss dieser Symbiose-Partnern ein Weg, raus aus dem Leid unheilbarer Erkrankungen, eine Lösung für unerträgliche Lebensumstände?

    Wer kann & darf diese für sich oder andere Menschen, gezielt einsetzen?

    Und, ist es ethisch und legal in Ordnung ?


    Mein persönlicher Leseeindruck:


    Erzählweise, Grammatik und Stil:

    Das wirklich spannende Thema wird von der Autorin schon auf den ersten Seiten zur inneren Diskussion gestellt. Anhand von den Herausforderungen einzelner Personen, arbeitet sie sich in Richtung, der absolut drängenden Frage: der Ethik.

    Sie versteht es, meine Gedanken zum Nachdenken und Abwägen zu motiveren.

    Es handelt sich hier zwar um eine Fiktion, welche sich jedoch in meiner Gedankenwelt als absolut mögliches Szenario, aufdrängt.


    Zusammenfassung:

    Die Präsentation dieses fiktiven, aber auch sehr aktuellen Thema, ist der Autorin, sehr gut gelungen.

    Küchenkraut für jedermann zugänglich. Seine Vielseitigkeit als: Waffe, Droge oder Nahrung?

    Welche Dinge müssen verboten werden um die Gesellschaft zu schützen?

    Lethaler Genuss mit Verboten regulieren?

    Ohne Umschweife präsentiert diese Erzählung, Fakten & Eckpunkte.

    Eine fiktive Pflanzensymbiose als Werkzeug der Meinungsbildung und Unterhaltung.

    Die schnörkelfreie flüssige Erzählweise, ermöglicht einen tollen Lesefluss.


    Fazit: Ich vergebe eine sehr gute 4* Sterne Bewertung für "Das giftige Glück". :applause:

    Es präsentiert das besondere Thema gekonnt & ermutigt die eigene Abwägung und Meinungsfindung ohne, auch "Fake News oder Verschwörungstheorien zu negieren. Insgesamt komplementiert die Story den individuellen Meinungsfindungsprozess & unterhält auf sehr gutem Niveau.


    Verlag: Haymon

    Seitenzahl: 276

    Format: Ebook, Gebundene Ausgabe

    ISBN: 3709981492

  • Ein anspruchsvoller Krimi

    Gudrun Lerchbaum ist eine Meisterin des dystopischen Krimis. Wie schon in „Lügenland“ beschwört sie auch hier in „Das giftige Glück“ eine verstörende Welt herauf. Einige Begebenheiten fühlen sich gar nicht so fremd an.


    Worum geht’s also?


    In einem Wien der nicht allzu fernen Zukunft sorgt ein Pilz dafür, dass der echte Bärlauch (botanischer Name Allium Ursinum), wenn er gegessen wird, ebenso zum Tode führt wie seine tödlichen Zwillinge Maiglöckchen und Herbstzeitlose. Die preisgünstige Art, seinem Leben ein Ende zu bereiten, lässt Menschen, die des Lebens überdrüssig sind, in Wiens Wälder ausschwärmen und die giftige Pflanze pflücken. Allerdings ruft der vergiftete Bärlauch auch potenzielle Mörder auf den Plan ...


    Mitten in diesem Hype befinden sich die 13-jährige Jasse, die allein und orientierungslos bei ihrem Vater lebt und ihrer verschwundenen Mutter nachtrauert, Olga, die an MS leidet und
    Kiki, einer verurteilten Straftäterin, die Olga pflegt. Olga, des Leidens überdrüssig, bekniet Kiki, ihr das Kraut zu besorgen. Kiki hingegen sträubt sich, denn wenn Olga nicht mehr ist, hat sie weder Wohnung noch Einkommen. Was wird Kiki also tun? Noch bevor sie eine Entscheidung treffen kann, werden sie und Jasse in einen Mord verwickelt.


    Meine Meinung:


    Wie eben auch in „Lügenland“ sprengt die Autorin die strengen Genregrenzen und beschert ihren Lesern einen Krimi, der gleichzeitig ein Gesellschaftsroman ist. Er hält
    uns einen Spiegel vor Augen, wie wir mit dem Tod umgehen, vor. Vor allem im Lichte der aktuellen Diskussion um die „assistierte Sterbehilfe“ (Sterbeverfügungsgesetz) in Österreich ist dieser Roman lesenswert.

    Die Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten, manche sind stark, andere sind schwach wie Jasses Vater.

    Aus der Hoffnungslosigkeit der drei Frauen entwickelt sich eine Freundschaft und eine Geschichte über den Sinn des Lebens, den die drei, jeweils auf unterschiedliche Weise für
    sich selbst wiederfinden.


    Fazit:


    Die Lektüre ist gleichzeitig anspruchsvoll wie unterhaltsam. Das liegt zum einem an den philosophischen Fragen und zum anderen an den Figuren, die durchaus mit Humor präsentiert werden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)