Matt Haig - Der fürsorgliche Mr. Cave / The Possession of Mr. Cave

  • Kurzmeinung

    LilReader
    Ein liebevoller Vater, der von Tochter und Oma in den Wahnsinn getrieben & dann als Tyrann beschimpft wird ...
  • Kurzmeinung

    hennie
    Die Lektüre zog mich runter...
  • Original Thread - Überschrift: Matt Haig - Der fürsorgliche Mr. Crave / The Possession of Mr. Crave (12.01.2022)


    Originaltitel: The Possession of Mr. Crave (2008)


    über den Autor: Matt Haig, Jahrgang 1975, ist ein britischer Autor. Seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen sind auch stets ein zentrales Thema in seinen Büchern. Matt Haig lebt mit seiner Familie in Brighton.


    Klappentext: Wie weit geht ein Vater, um seine Tochter vor der Welt zu schützen? Seine Tochter Bryony ist alles, was dem Antiquitätenhändler Terence Cave nach dem tragischen Tod seines Sohnes noch geblieben ist. Getrieben von der Angst, auch sie zu verlieren, konzentriert er sich von nun an ganz darauf, sie zu beschützen. Doch damit sperrt er Bryony mehr und mehr in einen Käfig, der ihr die Luft zum Atmen raubt. Als Terences Regeln immer strenger werden, bahnt sich eine Katastrophe an.


    Meine Meinung: So schön das Cover auch gestaltet ist, so schön die Sterne auf dem Cover auch funkeln, das Thema des Buches ist tragisch und dramatisch und man liest sich in den Strudel aus Drama, Tragödie und Trauer immer tiefer hinein und wird auch vollkommen hineingesogen ohne dem Entrinnen zu können. Matt Haig ist ja bekannt für seine Themen wie Depression, Angststörungen und dergleichen und bewegt sich hier auf sehr sicherem Terrain. Vielleicht ist meine Wahl ein solches Buch direkt zuerst durchzulesen etwas fragwürdig, aber eigentlich gibt es für solche Bücher auch keinen geeigneten Zeitpunkt. Beim Lesen war es ein Wechselbad aus Mitgefühl und Genervt sein, aus Verstehen und nachvollziehen, aber wirklich ganz greifen kann man das Ausmaß auch am Ende nicht. Ich kann das Buch empfehlen, aber es ist auch ein durch und durch traurig tragisches Buch und da sollte man sich drauf einstellen.


    Fazit: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 274 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Was passiert, wenn aus Furcht und Angst eine Besessenheit und ein Einengen von Freiheitsrechten wird, das erleben wir nicht nur gerade weltweit am Thema Corona, sondern ist auch das zentrale Moment des hier vorliegenden Buches von Matt Haig. Und es ist eines, das es definitiv in sich hat und nicht leicht zu lesen und zu verarbeiten ist.

    Inhaltlich geht es um den Antiquitätenhändler Trence Cave, der den Suizid seiner Mutter und die Ermordung seiner Frau verarbeiten muss. Als auch noch sein Sohn durch den Druck Gleichaltriger zu einer Mutprobe genögt wird und dabei stirbt, nimmt der Wahnsinn seinen Lauf und Terence unternimmt alles mögliche und unmögliche, um seine Tochter Byrony zu "schützen", an sich zu binden und sie aus eigenen Ängsten heraus in ihrer Freiheit einzuengen. Dabei fallen nach und nach alle Hemmungen bei ihm und sein Wahnsinn nimmt überhand.

    Die Geschichte wird, bis auf eine entscheidende Stelle, in Form einer Art Lebensbeichte des Vaters an seine Tochter erzählt. Die Sprache und der in ihr immer größer werdende Wahnsinn ist spannend und berührend zu lesen und geht unter die Haut. Es ist kein Werk zum mal eben so drüberlesen, sondern eines, das Arbeit und Mitarbeit der Leser_innen erfordert.

  • Wenn Liebe erdrückt


    Das Titelbild und die Bilder innerhalb der Buchdeckel haben mich fasziniert und sogleich die Verbindung zum Klappentext hergestellt.


    Wann wird Vaterliebe oder auch Gattenliebe zur Obsession? Wann wird Beschützerinstinkt zur Oppression? Der Beginn des Buches deutet auf die Anfänge dieser wechselnden Beziehung zwischen Vater und Tochter hin. Nach dem gewaltsamen Tod des Sohnes gerät die Tochter immer mehr im Fokus des Vaters. Alle potenziellen Gefahren, ob real oder eingebildet, ob möglich oder in der krankhaften Fantasie des Vaters nur, alles wird nach und nach aus dem Weg geräumt, aus dem Leben der Briony entfernt: die Katze, das Cello, das Pferd, die Freunde. Um sein Ziel zu erreichen, den totalen Schutz von Briony, geht er über Leichen. Erst als es beinahe zu einer schrecklichen Katastrophe kommt, kommt auch Mr. Cave zu sich und hält sich freiwillig von seiner Tochter fern, um ihr nicht noch mehr zu schaden. Das Buch ist praktisch seine Lebensbeichte, in der er versucht Briony seine Beweggründe, seine Ängste und seine schrecklichen Taten zu erklären. Und auch, wie sehr er eigentlich seinen Sohn Reuben sein ganzes Leben lang vernachlässigt hatte, um sich auf Briony zu konzentrieren.


    Als Erklärungsversuch des Vaters geschrieben, entwickelt der Roman einen mitnehmenden und beeindruckenden Schreibstil. Manches wird nur „en passant“ erwähnt, um erst im Nachhinein seine volle Bedeutung und Erbarmungslosigkeit und Härte zu entfalten. Das Buch übt eine fast schon gruselige Faszination auf mich aus.

  • Berührend und Traurig !


    Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    Wie weit geht ein Vater, um seine Tochter vor der Welt zu schützen?

    Beklemmend, bewegend und zutiefst zu Herzen gehend: Matt Haigs psychologischer Roman über die zerstörerische Kraft von Angst und Liebe.

    Wann wird Liebe zu Besessenheit?

    Drei Mal schon musste Antiquitätenhändler Terence Cave den Verlust eines geliebten Menschen verkraften: erst den Selbstmord seiner Mutter, dann den Mord an seiner Frau, und schließlich den tragischen Tod seines Sohnes Reuben. Geblieben ist ihm nur noch seine Tochter Byrony, Reubens Zwillingsschwester – und das Gefühl, dass ihm alle genommen werden, die er liebt.

    Umso verzweifelter versucht Terence nun, seine wunderschöne Tochter vor jeder Gefahr zu schützen, koste es, was es wolle! Doch die 15-jährige Byrony riskiert immer mehr, um aus dem goldenen Käfig ihres Vaters auszubrechen, und Terence muss sich fragen, ob er sie wirklich nur beschützen will?


    Mit »Der fürsorgliche Mr Cave« hat der britische Autor Matt Haig hat einen ebenso anrührenden wie erschütternden psychologischen Roman über einen Vater geschrieben, dessen Fürsorge in Besessenheit zu kippen droht.

    Die Sorgen und Nöte, die Angst-Störungen und Depressionen verursachen, kennt Matt Haig aus eigener Erfahrung.


    Autor (Quelle: amazon)

    Matt Haig, Jahrgang 1975, ist ein britischer Autor. Seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen sind auch stets ein zentrales Thema in seinen Büchern. Zuletzt sind von ihm die Romane "Ich und die Menschen" (2014) und "Wie man die Zeit anhält" (2018) und "Die Mitternachtsbibliothek" (2021), sowie die Sachbücher "Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben" (2016) und "Mach mal halblang" (2019) erschienen. Matt Haig lebt mit seiner Familie in Brighton.


    Inhalt

    s. Kurzbeschreibung


    Daten zum Buch

    Verlag: Droemer HC

    ISBN: 3426282615

    Preis Gebundenes Buch: 20,00 Euro

    Preis Kindle: 17,99 Euro

    Beurteilung

    Ein schönes Cover - passend zum Inhalt des Buches. Gefällt mir sehr gut !

    Der Autor schreibt -wie immer- sehr gefühlvoll.

    Ein trauriges Buch – Ein besonderes Buch.

    Es geht um einen Mann, der seine Frau, seine Mutter und jetzt auch noch seinen Sohn verliert. Und nun die Angst, dass seiner Tochter etwas zustoßen könnte.

    Aus Sorge engt er seine Tochter immer mehr ein und merkt nicht, wie sehr er sie erdrückt. Ein spannendes, immer aktuelles Thema.

    Die Geschichte wird aus der Sicht des Vaters an seine Tochter erzählt.

    Wie schon in der Kurzbeschreibung beschrieben: Beklemmend, bewegend und zutiefst zu Herzen gehend: Matt Haigs psychologischer Roman über die zerstörerische Kraft von Angst und Liebe.

    Ich habe dieses Buch nicht gerne gelesen; alleine schon mit den Gedanken der Vorahnung, was zum Schluss passieren wird. Und das Ende war dann auch so düster und verstörend, wie das ganze Buch..


    Fazit

    Es ist eine außergewöhnliche Geschichte, außergewöhnlich erzählt und keine leichte Kost.

    Von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .



  • Terence Cave musste mit ansehen, wie sein 14jähriger Sohn Reuben durch einen Unfall verunglückt ist. Doch das war nicht der erste Schicksalsschlag für ihn, denn er hat seine Mutter durch Selbstmord und seine Frau durch Mord verloren. Nun versucht er mit allen Mitteln, seine Tochter Bryony zu schützen und schießt dabei weit übers Ziel hinaus..


    Das Buch ist aus der Sicht von Terence Cave geschrieben und man erlebt, wie er Stück für Stück immer mehr in Sorgen und Verzweiflung gerät und irgendwann dem Wahnsinn erliegt. Seine Gefühle, die einem als Außenstehendem nicht nachvollziehbar sein sollten, werden dem Leser doch so nahe gebracht, dass man ihn manchmal schon fast zu verstehen mag. Das Buch ist nicht schön, es ist ergreifend, tiefgründig und hinterlässt ein Gefühl der Beklemmung und doch ist es unglaublich gut. Dieser psychologische Roman zeiht, wie schnell Liebe und Fürsorge zu Besessenheit werden können und dass auch zwischen Eltern und Kindern eine toxische Beziehung möglich ist.

  • Der gepeinigte Peiniger


    Liegt wirklich ein Fluch über dem Leben des Antiquitätenhändlers Terence Cave? Im Kleinkindalter verlor er seine Mutter durch Suizid, dann kam seine Ehefrau durch einen Einbrecher ums Leben und schließlich stürzt sein Sohn Reuben von einer Straßenlaterne und stirbt. Schließlich verbleibt ihm nur Reubens Zwillingsschwester Bryony. Sie will und muss er beschützen! Das ist seine Pflicht und Aufgabe. Doch Cave nimmt der 15 jährigen durch seine grenzüberschreitende, distanzlose Fürsorge die Luft zum Atmen.


    Die ganz große Katastrophe bahnt sich an. Die Leserschaft erfährt die Entwicklung aus der Sicht des Vaters in Briefform oder in der Art eines Tagebuches, das er an die Tochter richtet. Er ist tief traumatisiert, von fürsorglich wie es der Titel ausdrückt, kann keine Rede sein. Für die Ratschläge, die Hilfeangebote und die gutgemeinten Hinweise von seiner Schwiegermutter Cynthia bleibt er immun. Er lebt in seiner eigenen Welt. Seine Handlungsweisen sind extrem übergriffig. Sie wirkten auf mich krank, völlig daneben und ließen mich teilweise fassungslos zurück. Sein Wahn steigert sich bis zur Eskalation und endet schließlich in weiteren entsetzlichen Ereignissen.


    Auf S. 72 bezeichnet der Autor seinen Protagonisten als "Terence, der gepeinigte Peiniger". Ich finde, das trifft es ganz ausgezeichnet.


    Das war leider ein Lesestoff, den ich am liebsten abgebrochen hätte.

    Matt Haig steckte sicherlich selbst in einer depressiven Phase als er diese Geschichte 2008 niederschrieb. „Die Mitternachtsbibliothek“ von ihm hat mir dagegen gut gefallen. Das Buch polarisierte zwar auch, wenn man sich die Rezensionen anschaut.

    „Der fürsorgliche Mr. Cave“ brachte mir leider keinen Lesegenuß. Das Buch zog mich runter und hatte für mich eine sehr negative Aura. Gerade jetzt in Pandemiezeiten keine Lektüre, die ich empfehlen möchte.


    Meine Bewertung: 3 von 5 Sternen! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Matt Haig - Der fürsorgliche Mr. Crave / The Possession of Mr. Crave“ zu „Matt Haig - Der fürsorgliche Mr. Cave / The Possession of Mr. Cave“ geändert.
  • Das Buch habe ich gerade von meiner Wunschliste gekickt. Manchmal ist es doch besser vor dem Kauf mal einen Blick in die Rezis zu werfen. So depressive Bücher die einen runterziehen, die möchte ich nämlich ganz sicher nicht haben. Auch wenn ich den Autor sonst mag.

    Danke für Eure Rezis, Ihr habt mich vor einem Fehlkauf bewahrt!

  • Terence Cave, Besitzer des gleichnamigen Antiquitätenladens, hat bereits den Suizid seiner Mutter und den Mord an seiner Frau erlebt, als sein Sohn Reuben im Teenageralter bei einem Unfall stirbt. Zu viele Tragödien für einen Mann. Für Terence steht fest: Er muss sein verbleibendes Kind, die 15-jährige Bryony, vor allem Bösen beschützen - was auch immer dazu nötig ist…


    „Der fürsorgliche Mr Cave“ ist ein Roman von Matt Haig.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus einer Vielzahl an umnummerierten und titellosen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Terence, aber als direkte Ansprache seiner Tochter. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der jedoch gut funktioniert.


    Sprachlich ist der Roman unauffällig, aber nicht anspruchslos. Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich, lebhaft und eindringlich.


    Terence ist ein durchaus schwieriger Charakter, der psychische Probleme hat, was angesichts seiner Erlebnisse allerdings nicht verwundert. Sein Verhalten ist in Teilen extrem, lässt sich jedoch nachvollziehen. Bryony ist eine sympathische und authentische Protagonistin.


    Inhaltlich ist der Roman schwere Kost und recht düster. Es geht um Trauer und Verlust, Sorgen und Ängste und weitere beklemmende Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Das hat für mich die Lektüre äußerst emotional gemacht. Sie ist stellenweise nicht leicht zu ertragen.


    Auf rund 250 Seiten plätschert die Handlung bisweilen etwas dahin, ohne dass jedoch Langeweile bei mir aufkam. Zum Ende hin konnte mich der Roman noch einmal richtig überraschen.


    Das deutsche Cover gefällt mir optisch gut und ist hinsichtlich des Motivs durchaus passend. Der amerikanische Titel („The Possession of Mr Cave“) ist dagegen sehr viel besser gewählt als die verharmlosendere deutsche Variante.


    Mein Fazit:

    „Der fürsorgliche Mr Cave“ ist nicht zu meinem Lieblingsroman von Matt Haig geworden. Trotzdem habe ich die sehr bewegende und intensive Geschichte wirklich gerne gelesen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mr Cave hat seinen Sohn Reuben bei einem Unfall verloren und glaubt, seine Liebe sei verflucht. Ihm bleibt nun nur noch seine Tochter Bryony, ein talentiertes, gebildetes Mädchen, das zu einer wunderschönen jungen Frau heranwächst. Aus Angst davor, dass jemand Bryony etwas antun könnte, entwickelt Mr Cave sich allmählich zu einem Tyrannen, der seiner Tochter keine Luft zum Atmen lässt – mit schwerwiegenden Folgen.


    Das wunderschöne Cover sieht live noch besser aus und auch das Innere des Einbands ist schön gestaltet.

    Die Umsetzung der Geschichte ist ganz gut gelungen, man kann Mr Cave nach und nach in seinen Wahnsinn abdriften sehen.

    Der Schreibtisch ist ganz typisch für Matt Haig. Er lässt sich leicht lesen, wirkt an vielen Stellen allerdings ziemlich verschnörkelt und bedient sich einiger Metaphern, die sich mir nicht vollständig erschlossen haben.

    Die Figuren in dem Buch sind ganz interessant gemacht und weisen recht spezielle Eigenheiten auf. Mr Cave empfand ich allerdings meist als sehr versnobt und es tut weh, dass er Reuben so offen weniger geliebt hat als Bryony. Was mir nicht gefällt, ist Bryonys ständiger Vergleich mit "Nazis" und "Faschisten". Passt zur modernen Welt, ist aber eine ziemliche Verharmlosung der Bezeichnungen.

    Ein wenig schade fand ich, dass einige Aspekte doch sehr vorhersehbar waren und ziemlich viel "Mystik" in das Buch hineingeflossen ist.


    Insgesamt ist es aber ein durchaus lesenswertes Buch, das mit der Psyche des Menschen spielt und für das ein oder andere Elternteil sehr lehrreich sein könnte.

  • Gestörter Vater


    Vor der Anschaffung habe ich in das Buch hineingelesen und es danach mit großen Erwartungen angeschafft. Leider konnte das Werk mich nicht überzeugen. Ich werde mich bemühen, eine Rezension zu verfassen, ohne den Inhalt zu spoilern.
    Die Geschichte beginnt mit einer Tragödie. Der Sohn des Erzählers stirbt während eines Unfalls. Der Erzähler (Mr. Cave) sieht das Unheil kommen und eilt zu der Unfallstelle, kann seinen Sohn jedoch nicht retten. Da bereits seine Mutter und auch seine Ehefrau verstorben sind, kommt er mit dem weiteren Verlust eines lieben Menschen nicht zurecht und beginnt seine Tochter über alle Maßen zu beschützen.
    Die ausgesuchte und gehobene Wortwahl und die eingestreuten literarisch kunstvoll formulierten Abschnitte haben mich sehr angesprochen.
    Der Hauptperson Mr. Cave konnte ich leider keine Sympathie entgegenbringen. Bereits diesen Umstand habe ich so nicht erwartet. Ich hatte angenommen, dass ich den Drang die verbleibende Familie nach einem so großen Verlust, wie es der Verlust eines Kindes bedeutet, zu schützen, verstehen würde. Zudem hatte ich angenommen, dass dieses Übermaß an Schutz sich langsam entwickeln würde. Dem war nach meinem Empfinden aber leider nicht so. Die Reaktion und Einstellung des Vaters steigerten sich zwar, mir kam es aber so vor, dass er vorher die Möglichkeiten der Kontrolle nicht erkannt hat und nur deshalb mit der Zeit immer stärkere Einschränkungen ausgesprochen hat- quasi wenn ihm drastischere Möglichkeiten eingefallen sind. Nach der ersten Hälfte des Buches hatte mich Mr. Cave so entrüstet, dass ich das Buch abbrechen wollte. Danach wurden die Todesumstände der Ehefrau beschrieben. Sodann wurde mir klar, dass Mr. Cave wohl schon sehr lange psychisch krank ist und nun wohl einen Schub hat. Versöhnt hat mich dieser Umstand mit der Figur nicht. Mutmaßungen über die Art der Störung möchte ich nicht anstellen.
    Ich hätte das Buch lieber nicht gelesen. Die Handlungsweisen von Mr Cave waren für mich nicht nachvollziehbar und in sich auch nicht besonders logisch. Die „Erkenntnisse“ der Hauptperson führten leider nicht zur Selbsterkenntnis oder wenigstens zum Hinterfragen des eigenen Handelns. Nach meiner Einschätzung wollte er sein eigenes Verschulden gegenüber seinen Lieben lieber ausblenden. Ein Eingreifen Dritter erfolgte nicht- auch dieser Umstand war für mich schwer zu ertragen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Matt Haig hatte mit der zauberhaften „Mitternachtsbibliothek“ einen ungewöhnlichen, so wunderbaren Roman abgeliefert, der mich wirklich sehr begeistert hat. So hatte ich mich auf das neue Buch gefreut, wurde aber enttäuscht. Denn beim besessenen Mr. Cave kam leider beim Lesen keine Begeisterung auf, zumal mir eine gewisse Unentschlossenheit auffiel, ob Mr. Haig nun einen Krimi, einen Horrorroman oder eine psychologische Studie des Verfalls abliefern wollte. So war ich mehrfach dem Abbruch nahe und wollte mir den vom Dämon besessenen Helikopter-Vater mit seinen Wahnvorstellungen nicht mehr länger antun. Letztendlich habe ich das Buch dann doch noch zu Ende gelesen. Das Ende konnte aber meine Enttäuschung nicht mindern, eher im Gegenteil.


    Der englische Originaltitel: „The Possession of Mr Cave“ trifft den Inhalt weit besser, als der deutsche Titel es vermuten lässt, wie so oft. Ich hätte da eher die Begriffe „Zwangsvorstellung“ oder „Obsession“ mit in den Titel einfließen lassen.


    Aber zunächst mal zur Geschichte. Der Antiquitätenhändler Terence Cave hat früh, schon als Dreijähriger, seine Mutter verloren und später dann seine Frau und Reuben, den Zwillingsbruder von Tochter Bryony. Alle drei Verluste geschahen mittels unnatürlicher Todesfälle. Reuben starb durch eine Mutprobe, die zeitnah tödlich endete. Da war er erst 15 Jahre alt. Ab hier beginnt dann die Geschichte und gleichzeitig – mehr und mehr – der Realitätsverlust des Vaters und Ich-Erzählers Terence.


    „Was auch immer wir in dieser Welt lieben, es entsteht aus unseren Fehlern, unserem Schmerz. Alles, was wir Menschen erschaffen, dient einzig und allein dem Zweck, den Schrecken unserer Existenz zu mildern.“ (Seite 48)


    Das Ganze liest sich streckenweise wie ein langer Brief, in dem vom Ich (Terence) zum Du (Bryony) berichtet wird. Zwar bleibt Terence keineswegs blass, dennoch sind seine zunehmenden Zwangsvorstellungen und Stalking-Attacken schwer zu ertragen und schwierig nachzuvollziehen. Die Verdichtung seines Wahns geht je nach Phase teils schleppend, teils rasant voran und mündet in komplettem Kontrollverlust. Außer Cynthia, Bryonys verständnisvoller Großmutter mütterlicherseits, kriegen alle handelnden Personen anteilig von Caves Wahn ab, manche mehr, manche weniger. Bryonys Leid ist natürlich ein Hauptbestandteil der Geschichte.


    Das recht ansprechend gestaltete Cover kommt eher positiv daher und wird dem düsteren Inhalt nicht gerecht. Was im Vorsatzblatt der Vogel mit dem Schlüssel zu suchen hat, erschloss sich mir auch nicht. Sieht nett aus, hat aber nichts – oder nur viel zu wenig – mit dem Roman zu tun. (Schlüssel einmal ja, Vogel nie)


    Fazit: Aus meiner Sicht deprimierend und nicht empfehlenswert. Es kommt keine Lesefreude auf und die seltsame Entwicklung des irren Protagonisten blieb für mich kaum nachvollziehbar. Wer den Autor noch nicht kennt, der liest lieber „Die Mitternachtsbibliothek“.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Terence Cave war dabei, als seine Frau bei einem Überfall ums Leben kam. Und nun hält er seinen sterbenden Sohn im Arm, der sich mit einer Mutprobe bei seinen Kumpels beweisen wollte. Terence hasst diese Jungs und es bleibt ihm jetzt nur noch, seine Tochter vor diesen Jugendlichen und überhaupt der ganzen Welt zu beschützen.

    Kostet es, was es wolle!


    Meine Meinung:


    Ich finde es wirklich schwer, dieses Buch zu bewerten.

    Wie der Klappentext schon andeutet, ist es eine bedrückende Geschichte. Doch es geht nicht um irgendeinen Psychopathen, wie manche Rezension behauptet.

    Es geht um einen Mann, dessen Seele zersprungen ist. Der nicht mehr Herr seiner Sinne ist.


    Der Schreibstil ist großartig. Besser, als manch andere seiner Bücher. Es liest sich, wie ein Brief. Mr. Cave beschreibt seiner Tochter rückblickend, was er empfunden und getan hat. So kommt etwas Distanz in die Geschichte.


    Doch was mir fehlte, war Spannung. Ein Wechsel aus Höhen und Tiefen. Es reiht sich ein Drama an das andere. Und es sind wirklich Dramen und man weiß nicht, wer einem mehr leidtun sollte. Die Tochter oder der Vater selbst.


    Die Tochter hat eine starke Persönlichkeit, aber da das Buch aus der Sicht des Vaters geschrieben wurde, kam sie natürlich nicht richtig zu Wort.


    Ich hätte mir eine andere Auflösung der Geschichte gewünscht. Nicht, weil mir das Ende nicht gefallen hätte, sondern weil es nicht verwunderlich ist, dass viele Leser*innen nicht verstanden haben, was mit dem Vater passiert ist. Und dadurch hat Haig der Sache keinen Gefallen getan.


    Wenn er über das aufklären wollte, was mit Mr Cave passiert ist, fehlt definitiv eine Auflösung. Wollte er nur einen Thriller schreiben, fehlt mehr Spannung.


    Trotz aller Kritik fand ich das Buch nicht schlecht. Ich konnte es nicht an einem Stück durchlesen, weil es so beklemmend ist. Aber der Schreibstil ist so gut, dass es wiederum fesselt.


    Fazit: Leserinnen und Leser, die psychisch nicht stabil sind, rate ich zur Vorsicht bei dem Buch. Es ist kein Kuschelroman und wie der Klappentext schon andeutet, nicht mit der “Mitternachtsbibliothek” zu vergleichen. Es ist einer seiner bedrückendsten Romane, das sollte einem bewusst sein.


    Doch sein Schreibstil ist hier wirklich gut gelungen und das Buch zeigt auf, was passieren kann, wenn die Seele zerspringt.


    Ich würde dem Buch eigentlich gerne eine 4+ geben. 3,5 Sterne finde ich zu schlecht und 4 Sterne eigentlich zu gut.

  • Ein sehr besorgter Vater, der etwas übertreibt


    Durch den tragischen Tod seines Sohnes Reuben ist Terence Cave besorgter den je um seine Teenagertochter Bryony und versucht alles, um sie vor schlechten Einflüssen zu beschützen. Sie ist in einen Teenagerjungen verliebt, der damals dabei war, als ihr Bruder starb, jedoch keine Anteilnahme zeigte. Dies ist natürlich für Mr. Cave ein Dorn im Auge und er versucht alles, wenn auch im Verborgenen, um den Kontakt mit ihrer Tochter zu verhindern. Jedoch ist diese in ihren Teenagerjahren etwas rebellisch und hört natürlich nicht auf alles, was ihr Vater ihr sagt…


    Matt Haig kann wahnsinnig gut mit den Gefühlen seiner Leser:innen spielen. Das Buch hat einen emotional mitgerissen und man hat in den verschiedenen Situationen mitgefiebert und mitgelitten. Auch der Schreibstil war anders, jedoch hat man sich sehr schnell daran gewöhnt. Auch das hin und wieder plötzlich über eine Szene aus der Vergangenheit gesprochen wurde und dann wieder zurückgesprungen ist, war nicht zu viel und gut für die Story.


    Es war mein erstes Buch des Autors und ich werde definitiv noch weitere Bücher von ihm lesen. Anfangs hat es etwas gedauert, bis ich in die Geschichte rein fand, obwohl es direkt Knall auf Fall losging, aber dann hat es mich nicht mehr losgelassen.

    Das Verhalten des Terence Cave war ziemlich übertrieben und extrem, obwohl ich ihn in manchen Situationen trotzdem ein wenig nachfühlen konnte. Das scheint mir auch die große Kunst des Autors zu sein!


    Ich empfehle dieses Buch jedem, der mal anders als in den üblichen Liebensromanen mitgerissen werden möchte und gerne in Büchern versinkt. Ich schätze an das Buch werde ich noch länger zurückdenken…


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: