Katharina Fuchs - Unser kostbares Leben

  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    Eine Geschichte, die nicht wirklich in Fahrt kommt, keinen richtigen Anfang und kein Ende hat
  • Das Cover des Buches und den Titel finde ich sehr gelungen.
    Der Roman beginnt in den siebziger Jahren und endet Anfang der achziger Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und beschreibt die Unruhen und politischen Umbrüche der Zeit aus den persönlichen Perspektiven jeweils der beiden Familien des Bürgermeisters und des Schokoladenfabrikanten des kleinen hessischen Städtchens Mainheim, in der Nähe Frankfurts.

    Hauptprotagonistinnen sind Caro, die Tochter des Schokoladenfabrikaten, die Adoptivtochter Claire-ein vietnamesisches Waisenkind aus dem evangelischen Mainheimer Kinderheim- und Minka, die Tochter des Bürgermeisters.

    Die Mädchen werden früh in ihrer kleinen Stadt mit vergiftetem Flusswasser durch Einleitung ungeklärter Chemie-und Abfallgewässer durch die Schokoladen-und Chemiefabrik, giftigen Dämpfen, üble Gerüche, verödeten Landschaften und Tiersterben durch Planierung der Rückzugs-und Feuchtgebiete, Sterben der Umwelt und Natur konfrontiert. Außerdem stoßen sie auf erschreckende Tierversuche und später auf Medikamentenversuche und Experimente an Heimkindern.
    Caro recherchiert später, dass es gesetzlich nicht eindeutig war, dass die Versuche Anfang der 70iger illegal waren. Dies wurde erst sehr viel später gesetzlich festgelegt.

    Die skrupellose "Ärztin Lavalette" ordnet jedenfalls Ethik Menschlichkeit und Gewissen dem Dienst der Wissenschaft und ihrer Karriere unter. Sie hat kein schlechtes Gewissen, sondern sie fühlt sich als "Schöpferin von morgen, die die Welt der Zukunft gestaltet, Erbkrankheiten ausmerzt", also als ein guter Engel.
    Hier ist meines Erachtens eine Anlehnung an dien Nationalsozialismus zu sehen, der es ebenfalls so gehandhabt hatte. Das es sich um ein "kirchliches Heim" handelt, in dem der Missbrauch stattfindet, ist zusätzlich zu vermerken.

    All dies ist auch möglich weil ein Netzwerk bestehend aus sechs Kumpels bzw,Skatbrüdern ,u.a. der Bürgermeister, der Schokoladenfabrikant, Direktor des Chemie-und Pharmariesen, gemeinsam "klüngeln". Die Schuld und Verantwortung an dem Unfall im Schwimmbad Anfang der 70iger wird vertuscht und Mutter und Opfer werden außer Sicht abgeschoben.

    Durch den vom Bürgermeister herbeigeführten Strukturwandel -es besteht Anfang der 80iger Jahre in Mainheim eine zerklüftete Industrielandschaft mit Arbeiterstadt und schädlichen Umweltfeinflüssen, Überalterung, Abwanderung - fragt man sich später, wer überhaupt noch in Mainheim wohnen möchte. Das muss sich auch der ehemals auf den Strukturwandel so stolze Bürgermeister fragen.

    Politische Hintergründe der Zeit sind die Proteste des Vietnamkrieges, Aufnahme von vielen Flüchtlingen nach Ende des Vietnamkrieges, Industrieunfälle in Seveso, Unruhen und Sprengstoffanschläge durch Rechtsextreme, dann wieder der kalte Krieg, Rüstungswettlauf und Afghanistan.
    Die Aufzählung könnte man sicherlich bis heute fortführen.

    Jede der Mädels im Roman geht seinen Weg und aus der Rebellin Minka wird eine Kommunalpolitikerin für die Grünen.

    Die Friedensbewegung hat ihren Anfang Beginn der 80iger Jahre und der Erhalt von Natur und Umwelt rückt endlich mehr in das Bewusstsein der Menschen.
    Der Roman ist sehr gut geschrieben und berührt sehr viele Probleme.

    Durch die einzelnen Sichtweisen kann man sich die Figuren sehr gut und persönlich vorstellen. Es wurde bei mir jedenfalls anschauliches Kopfkino ausgelöst.
    Ich halte dieses Buch für sehr wichtig und eindringlich und ich kann jedem nur empfehlen, es zu lesen.

  • Die erfolgreiche und von mir sehr bewunderte Autorin Katharina Fuchs lässt uns auch in ihrem neuesten Werk “Unser kostbares Leben“ wieder an der Geschichte ihrer eigenen Familie teilhaben. Während sie in den beiden ersten Bänden „Zwei Handvoll Leben“ und „Neuleben“ die Vergangenheit ihrer Vorfahren aufarbeitet, bietet sie uns diesmal einen Einblick in ihre eigene Kindheit und Jugend. Katharina ist nur ein Jahr jünger als ich und so spiegelt dieser autobiografische Roman nicht nur ihre, sondern auch meine eigene Vergangenheit wider. Die Autorin arbeitet diese in den Charakteren Caro, Minka und Claire auf wobei sie selbst dabei wohl die junge Caro(la) verkörpert, die die Tochter eines Schokoladenfabrikanten ist. Katharinas eigener Vater war seinerzeit einer der Direktoren der bekannten Schokoladenmarke SAROTTI.

    Beim Lesen des Romans ertappte ich mich Stillen immer wieder dabei innerlich ein „ach ja, stimmt, so war das“ von mir zu geben. Ich gebe zu, ich war beeindruckt, in welchem Maße Caro damals schon im zarten Alter von 10/11 Jahren am politischen Leben interessiert gewesen sein muss. Da musste ich bei den Themen über Wahlen, Misstrauensvotum, Umweltverschmutzung etc. eher passen. Mit denen habe ich mich erst viel später im Leben beschäftigt. Auch Minka scheint mir in dieser Hinsicht sehr „frühreif“ wobei ich mir das bei einer Bürgermeistertochter schon eher vorstellen kann. In verschiedenen Abschnitten, die jeweils ca. drei Jahre überspringen, macht man als Leser aber nicht nur mit den beiden Mädels Bekanntschaft, sondern wird auch mit einbezogen in korrupte Machenschaften und grausame Versuche an Mensch und Tier. Alles in allem interessanter Rückblick in vergangene Zeiten doch diesmal fehlte mir die Nähe zu den Protagonisten. Ich war doch recht verwundert, wie wenig ich mich mit Caro, Minka und Claire identifizieren konnte obwohl wir doch ein Alter sind. Meine Reise in die Vergangenheit gestaltete sich deshalb fast ein wenig trocken, wofür ich auch ein Sternchen abziehen muss. Die ausführliche Recherche hat mich beeindruckt, der Schreibstil dagegen ein wenig ernüchtert zurückgelassen. Ich vergebe gutgemeinte vier von fünf Sternen und spreche eine Leseempfehlung für alle diejenigen Leser aus, die mit „Unser kostbares Leben“ die Geschichte der Familie Fuchs zum Abschluss bringen möchten.

    Nachdem mir aber der rein fiktive Roman „Lebenssekunden“ von Katharina Fuchs ausgesprochen gut gefallen hat, bin ich gespannt, worauf wir uns als nächstes freuen dürfen. Ich halte der Autorin auf jeden Fall die Treue.

  • Gedankenlosigkeit und Vertuschung in den 70er/80er Jahren

    Das Buch erzählt die Geschichte der Familien Stern und Schönwetter, die im fiktiven Ort Mainheim in den 70er/80er Jahren leben. Die Töchter der Familien, Caro und Minka, sind beste Freundinnen und damals ein Herz und eine Seele. Diese Jahre spielten auch in meinem Leben eine große Rolle, so dass ich mich über viele schöne Erinnerungen gefreut habe. Ach ja, da war doch: Europa Schallplatten, Hawaii-Toast, Gummitwist, das Parfüm 'My Melody', Knautschsäcke u.v.m.

    Aber da ist auch eine andere Seite, die ich mir nie bewusst gemacht habe und die mir durch den Roman deutlich vor Augen geführt wurde: diese Jahre haben der Umwelt und der Natur sehr zugesetzt, beide wurden rücksichtslos ausgebeutet und die Schäden wurden vertuscht. Besonders die Tierrechte wurden radikal missachtet, Versuchstiere wurden schlimmstens misshandelt und fast keinen kümmerte es. Medikamente wurden an wehrlosen Heimkindern getestet, ohne Rücksicht auf die Folgen. Bäume wurden massenweise gefällt für irgendwelche Autostraßen, die Plastikschwemme erreichte einen Höhepunkt, Industrieabwässer flossen unkontrolliert in die Flüsse u.v.m. Das fand ich sehr erschütternd, weil mir erst jetzt klar wurde, dass ich damals sehr gleichgültig gewesen bin und die offensichtlichen Gefahren ignoriert habe. Der große Umbruch kam erst 1986 mit Tschernobyl.

    Mir hat gefallen, dass das Buch politisch und gesellschaftskritisch in die Tiefe ging und nicht diese Zeit als kunterbunte Hippiewelt darstellte. Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und dies alles versprachlicht. Deshalb liegt dieser 600 Seiten-Wälzer vor dem Leser! Hier muss ich hinzufügen, dass mir manches zu detailliert beschrieben war und einige Passagen recht langatmig waren. Auch hat sie viele verschiedene Handlungsfäden aufgenommen, die aber dann nicht alle richtig zu Ende geführt wurden. Da hätte ich in manchen Verflechtungen mehr Klarheit erwartet. Gegen Ende geht alles ganz schnell und die Kapitel werden deutlich kürzer, um alle Protagonisten nochmal zu betrachten. Das hat mir weniger gefallen.

    Der Schreibstil ist einfach und klar, die Beschreibungen detailliert und meist nachvollziehbar. Die Handlungen werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, über jedem einzelnen Kapitel findet sich der Name des Betrachters.

    Wer einen Bezug zu dieser revolutionären Zeit hat, wird hier gut unterhalten, informiert und findet sich in interessanten Erinnerungen wieder. Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt und ich möchte eine Leseempfehlung aussprechen

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Anders als erwartet

    Nach ihren Erfolgsromanen „Zwei Handvoll Leben“ und „Lebenssekunden“ hat Katharina Fuchs nun ihr neustes Werk „Unser kostbares Leben“ im Droemer Verlag veröffentlicht. Im letzten Jahr durfte ich, dank einer Leserunde „Lebenssekunden“ lesen und war von diesem Buch total begeistert und so freute ich mich schon auf ihr neusten Roman. Nachdem ich den Klapptext gelesen hatte, war meine Neugierde geweckt und so ließ ich mich in die 70/80er Jahre Mainheims „entführen“. Wie schon bei dem Vorgänger gefiel mir der angenehme und flüssige Schreibstil der Autorin. Normalerweise liebe ich es in die Geschichte der Protagonisten ein und abzutauchen, aber hier fiel es mir sehr schwer. Die detailreichen Beschreibungen der Charaktere, Kulisse und der Ereignisse prallten auf mich nur so nieder und ganz ehrlich geschrieben: ich fühlte mich ein wenig erschlagen! Zum Glück wurden die einzelnen Kapitel mit den jeweiligen Namen gekennzeichnet, denn sonst hätte ich den kompletten Überblick verloren. Nichts desto trotz tauchte ich in das Leben der Mainheimer ein und ab und lernte Caro und Minka kennen, die allerbesten Freundinnen waren, was man von ihren Eltern nicht behaupten konnte. Claire, ein vietnamesische Waisenmädchen, das ins Mainheimer Kinderheim kam und dort schreckliches erleben musste. Dr. Lavalette, die für ihren Erfolg alles tat. Guy, ein guter Freund von Minka und Caro, der nach einem schweren Unfall von der Bildfläche verschwand. Dies sind nur einige der vielen Personen, die in diesem Roman zu finden sind. Allerdings muss ich jetzt gestehen, dass ich dieses Buch schon nach den ersten 100 Seiten beiseitelegen wollte. Die detaillierten Beschreibungen machen die Geschichte sehr langatmig und ich verlor immer mehr das Interesse. Gedanklich war ich nur irgendwelche Ereignisse und Personen am Sortieren. Hier bin ich der Meinung, dass es an manchen Stellen besser gewesen wäre, einiges zu verkürzen bzw. weg zu lassen. Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeit habe ich dennoch weitergelesen, in der Hoffnung. dass es besser werden würde. Tatsächlich wurde es besser und ich fing an, mich für diese Geschichte ein wenig mehr zu interessieren. Katharina Fuchs hat in ihrem Roman einige Themen aufgegriffen, die in den 70/80er Jahren aktuell waren. Umweltschutz, die Gründung der Partei Die Grünen, Labore in denen Tierversuche getätigt wurde, Waldbesetzer, die durch ihre Aktion vermeiden wollten, dass gesunder Wald für Autobahnen abgeholzt werden und dies sind nur einige, die ich nennen wollte. Besonders schockierend fand ich das Thema, dass Heimkinder zu medizinischen Zwecken missbraucht worden sind. Diese Taten sind vertuscht worden und niemand konnte zur Rechenschaft gezogen werden. Die Opfer leiden heute noch.


    Katharina Fuchs hat in ihrem neuen Buch das Leben und die Problematik der Mainheimer in den Jahren 70/80er authentisch und detailliert eingefangen. Trotz dieses intensiven Einblicks, muss ich gestehen, dass dieser Roman nicht ganz mein Fall war. Weder die Charaktere noch die Geschichte konnten mich überzeugen. Schade…aber ich denke, dass dieses Buch für Diskussionen sorgen wird.

    "Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." (James Daniel) :study:

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    Dich schaff ich auch noch - Angelika Schwarzhuber :study:

  • Berührend


    Die Geschichte drei junger Mädchen, die in den 70ern aufwachen. Nicht nur aus ihren Perspektiven, sondern auch denen des Umfelds wird erzählt. Das sorgt anfangs ein wenig zu Verwirrung, macht die Geschichte im Verlauf des Buches jedoch noch detailreicher und realistischer.


    Da ich bisher nicht viel über die 70er wusste, war das ein interessanter Einblick in ein Jahrzehnt des Wandels.

    Auf der einen Seite stehen die alteingesessenen Politiker*innen, die nach Fortschritt streben. Andererseits machen sich die Schäden, welche die Industrialisierung mit sich bringt bemerkbar.


    Durch den intensiven Einblick in das Leben junger Menschen, die den Grundstein für das wachsende Bewusstsein für die Umwelt und fairen Politik legten, wird einem selbst wieder vor Augen geführt, dass sich (fast) alles ändern lässt wenn der nötige Kampfgeist vorhanden ist.

    Ein Buch das jeder/m empfohlen werden kann!

  • Was hat sich verändert?


    Für mich als Ostdeutsche und in den 50er Jahren Geborene war es eine interessante Zeitreise in das Westdeutschland der 70er und 80er Jahre.


    Die umfangreiche Geschichte gefiel mir gut, auch weil die Protagonisten ausführlich vorgestellt werden. Da sind in erster Linie die beiden zehnjährigen Mädchen Caro Stern und Minka Schönwetter. Beide stammen aus gutsituierten Elternhäusern und haben jeweils mehrere Geschwister. Vater Stern führt als Generaldirektor die örtliche Schokoladenfabrik und Vater Schönwetter ist der Bürgermeister von Mainheim. Die dritte Hauptfigur wird uns mit der Vollwaise, der Vietnamesin Claire vorgestellt, die als „Boatpeople" in die Bundesrepublik kam und im Kinderheim des Ortes ihre neue Heimat findet. Es sind also im wesentlichen die drei Mädchen neben vielen anderen wichtigen Charakteren, die in dem über 600 Seiten starken Roman die Hauptrollen spielen. Wir begleiten sie ab 1972 bis 1983, wo sie ihren Platz im Leben und ihre Berufung gefunden haben.


    Für mich war es die erste Begegnung mit einer Geschichte von Katharina Fuchs. Ihr Schreibstil und die Darstellung ihrer Charaktere in dem geschichtlichen Kontext sagen mir sehr zu. Ich vermochte mir ein lebendiges Bild der kleinen Stadt Mainheim und ihrer Bewohner anhand ihrer plastischen Schilderungen machen. Das sind z. B. die besonderen Luftverhältnisse im Ort, die sich je nach Windrichtung ändern. Einmal ölig und süßlich durch die Schokoladenfabrik Cassada oder beißend, brennend für die Atemwege durch die Schadstoffe des Pharmaunternehmens Ruberus AG. Sechs Männer und indirekt eine Frau bestimmen die Geschicke des Ortes und damit auch die Lebensläufe der Bewohner. Obwohl die Chemiedämpfe der Ruberus AG die Bürger Mainheims quälen, wird nichts unternommen. Es gibt keinen Widerspruch, keine Proteste, nur Fenster und Türen zu. Sie schweigen, sie dulden. Es wird hingenommen!


    Der Roman unterteilt sich in 3 große Abschnitte (I. Buch: Mainheim, 27. April 1972; II. Buch: Mainheim, September 1976; III. Buch: 1980). Dazwischen erfährt man ausführlich durch Kapitelüberschriften mit den Namen der handelnden Personen in ausführlicher Weise über die Geschehnisse der Zeit einschließlich der Infos über Mode, Musik, Einrichtungsgegenstände und bekannte Label für Konsum und Haushalt. Die ganz großen Themen der damaligen Zeit finden viel Raum in der Erzählung: Umwelt- und Naturschutz, Tierversuche, Medikamentenexperimente an Kindern, die Wahlen, das Ende der Brandt-Ära und des Vietnamkrieges, Demonstrationen, die Besetzerszene, die neue Partei Die Grünen und Petra Kelly ...


    Das breite Spektrum ist sehr beachtlich und teilweise beklemmend wegen der Brisanz, der Aktualität. Vieles wird angesprochen und meine vorrangige Feststellung aus dem Roman ist, dass wir in all den Jahren nicht viel erreicht haben trotz der Erkenntnis von Minka auf S. 601: "Wir können nicht darauf warten, dass die Zeit etwas verändert, wir müssen es selbst tun".


    Meine Empfehlung für die Lektüre, die sich mit der Zeitgeschichte befasst. Ich bewerte mit vier von fünf Sternen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mainheim, eine Kleinstadt an den Ausläufern des Taunus, im Jahr 1972: Die zehnjährige Caro Stern und ihre gleichaltrige Freundin Minka Schönwetter müssen miterleben, wie ihr Klassenkamerad Guy Meyfahrt vor ihren Augen verunglückt. Am selben Tag trifft die vietnamesische Vollwaise Claire, ebenfalls zehn Jahre alt, im Kinderheim ein. Das Netzwerk von Caros und Minkas Vätern, des Schokofabrikdirektors und des Bürgermeisters, beginnt zu arbeiten. Allmählich realisieren die beiden Freundinnen, dass in ihrer Stadt nichts mehr stimmt: Umweltverbrechen und andere Ungeheuerlichkeiten passieren….


    „Unser kostbares Leben“ ist ein Roman von Katharina Fuchs.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Büchern, die sich aus insgesamt mehr als 80 Kapiteln zusammensetzen. Die Handlung spielt in den Jahren 1972 bis 1983. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven.


    Der Schreibstil ist anschaulich, aber manchmal fast ermüdend ausschweifend und detailliert. Eingefügt sind Liedtexte, Briefe und andere Auszüge.


    Das Personal ist sehr umfangreich und daher teilweise unübersichtlich. Zwar stehen Minka, Caro und später ebenfalls Claire überwiegend im Vordergrund der Geschichte. Der Fokus schwenkt jedoch immer wieder auch auf weitere Figuren. Darunter leidet die Stringenz ein wenig.


    Auch darüber hinaus ist der Roman inhaltlich überfrachtet. Neben der Umweltproblematik, die mich am meisten gereizt hat, tauchen überraschend viele weitere Themen auf, die die Geschichte zwar abwechslungsreich machen, aber auch unnötig ausschmücken. So ergeben sich auf den mehr als 600 Seiten einige Längen - zumal Spannungsmomente nicht allzu zahlreich eingestreut sind.


    Wie schon bei den anderen Romanen von Katharina Fuchs ist der Geschichte die fundierte Recherche anzumerken. Selbst diejenigen, die die 1970er- und 80er-Jahre (teilweise) noch in Erinnerung haben, können bei der Lektüre nebenbei einiges lernen.


    Das Cover gefällt mir sehr gut, obwohl es keinen direkten inhaltlichen Bezug gibt. Der Titel ist wenig konkret, passt aber hervorragend zu den sonstigen Romanen der Autorin.


    Mein Fazit:

    Mit „Unser kostbares Leben“ hat Katharina Fuchs ihren bisher schwächsten Roman abgeliefert. Zwar kann die Geschichte durchaus unterhalten. Sie kommt aber leider nicht an die Vorgängerbücher heran.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Das Ende der Unschuld;

    Anhand zweier Familien und weiterer Randpersonen werden die 1970er und 1980er Jahre erzählt und Themen wie politische Verantwortung, Korruption, Tierversuche, Umweltverschmutzung, Medikamentenversuche, Aufnahme von Flüchtlingen, usw. behandelt. Das Ganze wird aus der Perspektive vieler verschiedener Personen erzählt und lässt die damalige Zeit lebendig werden. Mich haben die vielen Perspektivwechsel eher irritiert und mir ist bis zum Schluss nicht klar, was das Buch eigentlich sein will. Mir fehlt der rote Faden, da manche Teile zu breit für das eine Genre und zu eng für das andere Genre dargestellt werden. Die einzelnen Personen sind gut und stimmig beschrieben, ihre Entwicklung finde ich glaubwürdig. Die Sprache lässt sich ebenfalls gut lesen und ich fühlte mich in meine Kindheit und Jugend zurückversetzt und habe jetzt für einige Erinnerungen des Zeitgeschehens neue Perspektiven bekommen. Trotzdem hat das Buch einige Längen und hat am Ende nicht alle Fäden zusammengeführt. Daher lässt es mich eher ratlos zurück und ich war am Ende froh, dass die über 600 Seiten vorbei waren.

  • Zeitgeschichte durch die 70er und 80er Jahre


    Die Handlung spielt in den 70er Jahre. In Mainheim, in der Nähe von Frankfurt, leitet Phillip Stern, der Vater von Caro, eine Schockoladenfabrik. Er ist CDU Wähler. Harald Schönewetter, Minkas Vater, ist der Bürgermeister von Mainheim. Er ist SPD Wähler. Claire kommt eigentlich aus Vietnam. Dort sind ihre Eltern ums Leben gekommen. Sie kommt als Waise nach Deutschland und lebt einige Zeit dort im Waisenhaus. Als sie von der Familie Stern adoptiert wird, ändert sich dadurch ihr Leben. Im weiteren Verlauf begleitet man Minka, Caro und Claire bei ihren Erlebnissen.


    Die Autorin Katharina Fuchs hat ein sehr opulentes Werk geschrieben. Der Schreibstil ist sehr intensiv. Die Handlung wird aus Perspektive von Caro, Minka, ihren Eltern und anderen Personen beschrieben. Pro Kapitel wechselt die Erzählperspektive. Toll fand ich, dass die Überschrift der Kapitel einem anzeigt, von wem jetzt die Rede ist. Dadurch erfährt man die Geschehnisse immer aus einem andern Blickwinkel. Das war zum Teil sehr interessant, aber leider waren die Wechsel zum Teil sehr abrupt. Die Handlung wird teilweise sehr langatmig erzählt. Am sympatischsten fand ich Caro. Sie wird sehr intelligent und liebenswürdig dargestellt. Die anderen Charaktere empfand ich als kühl und distanziert. Die Autorin beschreibt einige wichtige Themen, wie Umweltzerstörung in den 70er Jahren oder Medikamententests an Kindern. Es kommen sehr viele Personen vor. Eine Namensliste am Anfang des Buches wäre hilfreich beim Lesen gewesen.


    Für jeden interssant, der über Politik und Umweltschutz der 70er und 80er Jahre etwas lesen möchte.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Dieser Roman beginnt im Jahr 1972 in Mainheim. Wir lernen dabei die Freundinnen Minka und Caro kennen, ihren Klassenkameraden Guy und das vietnamesische Waisenkind Claire. Doch in dem kleinen Ort geschehen Dinge, die nicht in Ordnung sind.


    Ich habe auch die anderen Bücher der Autorin Katharina Fuchs gelesen, die mir gut gefallen haben. Doch dieses Mal schafft es die Autorin nicht, mich zu packen. Ich fand, dass die Geschichte mit Themen überfrachtet war. Hinzu kamen die häufig wechselnden Perspektiven, die es mir nicht leicht gemacht haben. Der Schreibstil ist detailliert, fast schon ausschweifend.


    Die Freunde wachsen in einem kleinen Ort auf, wo eine Chemiefabrik Arbeitsplätze schafft, aber auch das Wasser im Fluss verschmutzt und wo Tierversuche durchgeführt werden. Aber auch im Kinderheim, in dem Claire zunächst unterkommt, werden Medikamente an Kindern ausprobiert. Die Mädchen freunden sich an und wollen etwas gegen das alles unternehmen. Dieses Engagement hat mir einerseits gefallen, aber ich fand es nicht so realistisch, dass sie in jener Zeit in dem Alter überhaupt so wussten, was vor sich geht, denn ich kann mich noch gut erinnern, wie es damals so war.


    Zu den Protagonistinnen konnte ich keine richtige Nähe aufbauen. Für mich blieben sie recht farblos und ihre Geschichten, verliefen auch größtenteils nebeneinander her.


    Es ist eigentlich ganz interessant, in die Vergangenheit einzutauchen und sich zu erinnern, doch dieses Mal hat mich die Autorin nicht packen können