Antoine Choplin – La nuit tombée

  • Original: Französisch, 2012


    INHALT:

    Ein Mann auf einem Motorrad, an das ein wackeliger Anhänger angekuppelt ist. Er durchquert die ukrainische Landschaft und will sich in die verbotene Zone rund um Tschernobyl begeben. Er hat etwas vor. Aber was?

    Die Reise Guris wird zur Gelegenheit, einige der Dortgebliebenen wiederzutreffen und zusammen sich an eine Welt zu erinnern, die verschwunden und verseucht ist und die doch in einigen menschlichen Lichtmomenten durchschimmert.

    (Quelle: franz. Klappentext, Behelfsübersetzung von mir)


    BEMERKUNGEN:

    Das dünne Büchlein erzählt von circa achtzehn Stunden dieser Tour Guris, die ihn an einem Nachmittag aus Kiew aufbrechen lässt in Richtung Prypjat ( https://de.wikipedia.org/wiki/Prypjat_(Stadt) ), seiner langjährigen Heimat. Dabei handelt es sich um eine jetzige Geisterstadt, die nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl evakuiert wurde. Für ihn und Frau Tereza mit Tochter Xenia ging es damals, vor zweieinhalb Jahren, nach Tagen seines Einsatzes auf dem Dach des Reaktors, nach Kiew. Ihre Tochter erkrankte – wie so viele… Guri, der Dichter und Schreiber, ist nun also dorthin erstmalig wieder unterwegs – was hat er vor, in dieser geplünderten und verstrahlten Gegend, die eigentlich unbetretbar ist?

    Er macht Zwischenhalt bei Freunden in einem fast verlassenen Dorf. Es ist Abend geworden und man unterhält sich bei Wodka, Gurken und Kohlsuppe. Diese Menschen tragen die Folgen der damaligen Katastrophe, doch wollen bleiben (man erinnere sich auch an zB: Alina Bronsky - Baba Dunjas letzte Liebe ). Später, im Schutze der Nacht, fährt Guri weiter, um seinen Plan auszuführen...


    Leid, Schmerz, aber auch Momente der Brüderlichkeit und tiefen Poesie, mit sinnstiftenden Gesten der Menschlichkeit prägen dieses Buch in bestechender Weise. Choplin versteht diese Kunst, äusserste Absurdität und Sinnlosigkeit dann doch Lichtschimmer hinzuzufügen. Der kritische Leser mag sich fragen, ob dies einem “Aussenstehenden” erlaubt ist… Beim Lesen des Klappentextes dachte ich sofort an Swetlana Alexejewitsch, der Nobelpreisträgerin und ihrem verstörenden Swetlana Alexijewitsch - Tschernobyl: Eine Chronik der Zukunft / Chernobyl’skaja molitva . Ich möchte dabei gerne auf meinen Beitrag dort Bezug nehmen, denn ich versuchte auszudrücken, dass sie, eine ganz Nahestehende, quasi eine solche Sichtweise Choplins erlaubt. Und ich war dann erstaunt, in Choplins Buch eine Widmung an sie zu finden und einen Hinweis, der vermuten lässt, dass es sich bei dieser Geschichte um eine ausgebaute tatsächliche Begebenheit handelt!


    Leider wurde von Choplin immer noch nichts auf Deutsch übersetzt; unverständlich. Die oben/unten verlinkte Erstausgabe im beachtenswerten Lyoner Verlag ist wie immer sehr gepflegt, mit schönem Cover. Jedoch auch für den Umfang eventuell für einige etwas teuer?


    AUTOR :

    Antoine Choplin ist ein französischer Schriftsteller und Dichter, der 1962 in Châteauroux geboren wurde. Nach einem Studium an einer Wirtschaftsschule und weiteren Studien der Mathematik und Wirtschaft in Paris, arbeitet er zunächst in einem Beratungsunternehmen. Er lebt derzeit in der Nähe Grenobles/Isère, wo er seit 1996 Leiter des Festivals von Arpenteur ist. Er liebt die Berge, Schach, Guitarre und das Klavier. Inzwischen hat er gut zwanzig Romane, Schilderungen und Gedichtbände veröffentlicht.


    EAN : 9782357070332

    128 pages

    La Fosse aux Ours (17/08/2012)

  • Es gibt schon seit Längerem auch eine Taschenbuchausgabe, die um einiges günstiger ist:


    Éditeur ‏ : ‎ Points (16 janvier 2014)

    Langue ‏ : ‎ Français

    Broché ‏ : ‎ 128 pages

    ISBN-10 ‏ : ‎ 2757834665

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-2757834664

    Poids de l'article ‏ : ‎ 100 g

    Dimensions ‏ : ‎ 10.9 x 1 x 17.9 cm