Helen Susan Swift - Dark Voyage

  • Helen Susan Swift - Dark Voyage


    Inhalt:

    In 1914, fear and paranoia rule the high seas. Young Iain Cosgrove sets sail for a research trip aboard Lady Balgay, the last of Dundee’s once-grand sealing fleet.

    Fueled by rum and the crew's eerie tales, they obsess over ancient superstitions, which Iain dismisses as simple lore - until they reach the frigid Arctic seas.

    Soon, Iain begins to question his beliefs. But none of them are prepared for what they are about to face in the frigid, dark waters of the north.

    (Q Amazon)


    Meinung:

    Dark Voyage



    Für Kenny und Lauren soll es ein gemütlicher Angelausflug werden. Nur die Beiden, allein vor der Küste Schottlands. Doch am Horizont braut sich etwas zusammen. Ein Sturm wie ihn Lauren noch nie erlebt hat, und sie fährt seit ihrem 8 Lebensjahr zur See. Der Sturm ist schnell und brutal. Irgendetwas ist in dem Sturm. Ein Eisberg! Und dieser beginnt zu zerfallen. Doch noch etwas verbirgt sich darin. Doch das erkennen die Beiden erst als sie bereits gekentert sich. Es gibt nur eine Möglichkeit, wenn sie nicht ertrinken wollen. Sie müssen sich zu dem Wrack, welches der Eisberg verbirgt, retten und auf das Beste hoffen. Das Schiff ist in erstaunlich gutem Zustand. Zusammen erkunden sie ihr Rettungsgefährt und finden darauf die Aufzeichnungen Iain Cosgroves. Lauren kann dem Drang sie zu lesen nicht widerstehen und so begibt sie sich auf eine düstere Reise.


    Der Start in die Geschichte hat mich erst mal etwas stutzen lassen. So richtig toll fand ich das jetzt nicht. Insbesondere den sehr merkwürdigen Sturm und auch die Tatsache mit dem Eisberg und dem Schiff. Allerdings wollte ich nicht so schnell aufgeben und nach der kleinen Einleitung fand ich mich auch schon 1914 wieder und blicke Iain Cosgrove über die Schultern.

    Iains Geschichte beginnt am Tag seiner Abreise. Seinem Hochzeitstag. Iain ist ein junger, aufstrebender Mediziner. Er will sich mit seiner Reise auf der Lady Balgay (der Schiffsname) ein paar Lorbeeren verdienen und seine Erfahrung erweitern, danach will er in sesshaft werden und sein Leben mit seiner wunderschönen, über alles geliebten Frau Jennifer verbringen. Er ist hoch motiviert, voller Tatendrang, aber bereut auch zum Teil seinen Entschluss seine Angetraute so schnell wieder verlassen zu müssen.

    Zusammen mit Crew des Robbenfängers begibt sich Iain auf eine mörderische, gefährliche Reise in den kalten Norden. Diese Reise hat er schriftlich für die Nachwelt festgehalten.


    Nach den kleinen Startschwierigkeiten hat mich die Geschichte mit ihrem Ausdruck in den Bann gezogen. Man bemerkt bereits am Schreibstil, dass Iain ein gebildeter Mann ist und auch spiegelt sich im Ausdruck die Zeit wider, in der wir uns befinden. Ich fand dies sehr interessant und auch wenn die englische Sprache dadurch nicht einfach für mich wurde, fühlte es sich sehr gut an und das Lesen ging dennoch recht zügig von der Hand. Auch die Ausdrucksweise der Seemänner war fantastisch eingefangen. Der Bildungs- und Herkunftsunterschiede zwischen Iain und der Crew wurde ganz klar ersichtlich. Zum Glück wurde hier nicht der Eindruck erweckt, dass Iain über den Seeleuten stand. Ganz im Gegenteil, er hatte höchsten Respekt vor ihnen.


    Im Laufe der Geschichte kommt es zu verschiedenen Vorkommnissen und manche der Männer fangen an ihr Seemannsgarn wiederzugeben. Der Kapitän des Schiffs hält gar nichts von diesen Geschichten und dem Aberglauben, welchem manches Crewmitglied anhängt, und versucht Ruhe in die Gruppe zu bringen. Und das mit eiserner Hand. Iain, ein gebildeter Mann, lässt sich auch nicht davon beeindrucken und erklärt alles so rational wie möglich, selbst die Erscheinungen, welche er hat, versucht er so gut es geht auszublenden. Spätestens jedoch als sie in ihrem ‚Jagdgebiet‘ ankommen und sich die Unfälle häufen und brutaler werden, schwankt auch Iain etwas. Langsam werden die Stimmen auf dem Schiff immer lauter und es wird von einer verdammten Reise gesprochen. Es soll sich noch herausstellen wie recht die Crew damit hat. Doch bis dahin ist es ein langer, eindrucksvoll geschilderter und brutaler Weg, der immer wieder von der Romantik Iains und Einblicke in seine Gedankenwelt durchbrochen wird.


    Die Geschichte hat nicht nur ein wunderschönes Setting, einen tollen Ausdruck und stimmige Charaktere, sie ist auch äußerst brutal. Spätestens als die Lady Bulgay an ihrem Bestimmungsort ankommt, beginnt auch das Schlachten. Gerade beim ersten Ausflug der Crew auf das Eis wird ein recht eindrucksvolles Bild der blutigen Arbeit gezeichnet. Manche der Männer sind regelrecht in Ekstase. Am Ende wird alles von einem roten, Blut-durchtränken Schleier bedeckt. Zwar bleibt auch Iain bei diesen Beschreibungen in seiner Rolle, doch selbst, oder gerade wegen seines gepflegten Ausdrucks, sind die Bilder, die sich hier abspielen, nicht weniger erschreckend und brutal.

    Auch wenn bei dieser rauen Arbeit wirklich der Hammer rausgeholt wird, so fand ich das in Verbindung mit dem Buch durchaus stimmig. Die Arbeit war hart und brutal. Es war eine Arbeit, die der Crew Sicherheit gab, sie konnten damit ihren Lebensunterhalt verdienen, ihre Familie versorgen. Für sie war es ein ganz normales, wenn auch gefährliches, Tagwerk.

    Ich nehme nicht vorweg und hoffe ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass das aber bei Weitem nicht das Brutalste in der Geschichte bleibt, wenn es dann auch nicht mehr so blutig wird.


    Im Laufe der Geschichte lernen wir die Crew immer weiter kennen und es ist, wie ich finde, wirklich gut gelungen, die einzelnen Personen mit ihren Eigenarten einzufangen und darzustellen. Es gibt keine seitenlangen Erklärungen zu den Seeleuten, aber dennoch gelingt es, dass sie überzeugend sind. Und nach und nach sehen wir mit an, wie sie sich, unter den Einwirkungen der Ereignisse, immer weiter verändern.

    Selbst Iain ist davon nicht ausgeschlossen. Auch er erliegt den Veränderungen des Erlebten. Immer wieder versucht er sich in Gedanken zu Jennifer zurückzuziehen. Wir betrachten die Schönheit und die Brutalität der Umgebung durch seine Augen. Wir erleben wie er langsam seine Kraft und auch etwas seines Verstandes verliert. Sind die Ereignisse übernatürlicher Art? Hat der alte Pratt mit seinem Aberglauben recht, oder hat er nur alle anderen mit seinem kranken Gedankengut angesteckt?

    Iain versucht, selbst im Angesicht seines Todes, darauf eine Antwort zu finden.


    Ich war wirklich sehr zufrieden mit der Geschichte, bis dann der Schluss kam und der Bogen wieder zu Lauren und Kenny gespannt wurde. In Zusammenhang mit einigen Ereignissen im Bericht Iains fand ich den Schluss nicht ganz passend. Am meisten haben mich hier die beiden Schlusspersonen gestört, welche sich bei Kenny und Lauren vorstellten. Ich will hier aber nicht auf Details eingehen. Mir hat es einfach nicht gefallen. Wenn denn die Sache so enden sollte, hätte man vielleicht einige Ereignisse während der Reise etwas anders darstellen sollen, dann wäre der Schockmoment am Ende besser rübergekommen. Bei mir hat er so seine Wirkung verpasst und ich war eher verwirrt als geschockt.


    Neben dem Schluss kann ich eigentlich nur noch ein kleines bisschen an der verträumten Romantik Iains meckern. Ich bin ja kein großer Fan davon und die Abschiedsszene von Jennifer und Iain war mir bereits etwas zu viel. Allerdings passte das alles, im weiteren Verlauf der Geschichte, wirklich gut ins Bild. Zum einen war die Liebe zu Jennifer eine Art mentale Stütze für Iain und zum anderen kam die romantische Ader auch den Beschreibungen zugute. Es passte sehr gut ins Gesamtbild. Mir war es nur ab und an etwas zu viel des Guten, gerade wenn es in Richtung Jennifer ging. Hier kam es mir manches Mal schon etwas wie Jammern vor.


    Fazit:

    Dark Voyage ist eine düstere, brutale Reise in die Anfänge des 20Jh. Sie zeigt die blutige Arbeit auf einem Robbenfänger, aber auch die Schönheit der Seefahrt auf. Es werden tiefe Abgründe des Menschen beleuchtet. Aberglaube spielt eine wesentliche Rolle bei den Ereignissen und am Ende bleibt die Frage wie viel ist davon wahr.

    Die Umrandung der Rahmenhandlung durch Kenny und Lauren ist etwas merkwürdig und der Schluss nicht ganz zufriedenstellen, dennoch ist die Erzählung gelungen. Wer Lust auf eine Reise in den kalten Norden hat und sich von Aberglaube, viel Brutalität, einer rauen Mannschaft und merkwürdigen Ereignissen nicht abschrecken lässt, wird mit hiermit sicherlich seinen Spaß haben.




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    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn