Ellin Carsta - Die Wege der Söhne

  • Ich spüre, dass eine neue Zeit anbricht. Und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Sinn zu lenken. (Paul-Friedrich von Falkenbach)


    Im vierten Band der Falkenbach-Saga befindet sich Wilhelm Lehmann nach seinem Schlaganfall bereits auf dem Weg der Genesung, die Beziehung zu seinem verantwortungslosen und egoistischen Sohn Leopold scheint sich ebenfalls gebessert zu haben. Paul-Friedrich von Falkenbach hütet dunkle Geheimnisse und versteht es wie gewohnt geschickt, jede Situation unter Kontrolle zu haben. Ferdinand Lehmann ist es durch einen klugen Schachzug gelungen, befördert und zugleich endlich aus der verhassten Wehrmacht entlassen zu werden. Sein Hauptaugenmerk liegt zukünftig darauf, Waffen für das Deutsche Reich zu produzieren – ein Vorhaben, das nicht bei allen Familienmitgliedern Zustimmung findet. Wilhelmine von Falkenbach hat von ihrem Vater endlich die Erlaubnis bekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen und an Springturnieren teilzunehmen. Sie widmet sich mit großer Leidenschaft dem Training und genießt darüber hinaus ihr Liebesglück mit Martin Reinders. Dadurch bringt sie jedoch die gesamte Familie in allergrößte Gefahr. Denn Martin ist ein gesuchter Kommunist und Feind des Reiches, um dessen Versteck einzig Wilhelmine und Gustav wissen.


    Die Autorin versteht es, den Leser durch die zum Teil gefährlichen Handlungen der Familienmitglieder sowie die allgegenwärtige Präsenz der Schreckensherrschaft der Nazis in Atem zu halten. Der Spannungsbogen wird auf diese Weise das ganze Buch hindurch konstant hochgehalten. Durch ihr besonnenes und geschicktes Taktieren tragen Paul-Friedrich von Falkenbach und Wilhelm Lehmann immer wieder dazu bei, die einzelnen Mitglieder ihrer Familien zu beschützen. Doch in einigen Fällen scheint sich die Schlinge um den Hals bestimmter Personen enger zu ziehen.


    Die Handlung ist im Jahre 1938 angesiedelt, als Schauplatz fungieren das Anwesen derer von Falkenbach und ihr engstes Umfeld, der Ort Bernried bei München. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, welches die im Anschluss geschilderte Situation sehr gut getroffen hat. Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz und widmen sich abwechselnd den verschiedenen Figuren der Handlung.


    Das Gedankengut der Nationalsozialisten scheint schleichend einzelne Familienmitglieder zu beeinflussen, was mit entsprechenden Konflikten einhergeht. Im Epilog tauchen schließlich zwei Schlüsselfiguren aus den Vorgängerbüchern auf, welche den von Falkenbachs und Lehmanns schaden wollen. Sie stehen kurz davor, eine unheilvolle Allianz mit einem Mitglied einer dieser Familien einzugehen. Dieser kurze Ausblick lässt bereits ahnen, dass es dem nächsten Band an schicksalhaften Ereignissen, gefährlichen Situationen und Spannung nicht mangelt.


    Die Autorin punktet erneut mit einem Familienstammbaum in Form eines Lesezeichens, welches man stets als hervorragende und optisch ansprechende Orientierungshilfe zur Hand nehmen kann. Ein weiteres Lesezeichen informiert über sämtliche bisher erschienene Bände. Das wunderschöne malerische Buchcover stellt wie gewohnt einen regelrechten Blickfang dar und animiert dazu, dieses Buch zur Hand zu nehmen und sich in den Klappentext zu vertiefen.


    Wie bereits die drei Vorgängerromane hat mich auch das vorliegende Buch ausnehmend gut unterhalten und mir ein äußerst unterhaltsames und spannendes Lesevergnügen bereitet. Der einnehmende, flüssige Schreibstil und authentische Charaktere runden den positiven Gesamteindruck ab.


    „Die Wege der Söhne“ hat mir ausgezeichnet gefallen, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Geschichte. Begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung von mir!

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Die Wege der Söhne (Die Falkenbach-Saga 4)“ zu „Ellin Carsta - Die Wege der Söhne“ geändert.
  • Kann die Freundschaft diese Zeit überdauern?


    Die Fabriken der Familien von Falkenbach und Lehmann laufen gut. Während die Pfannenfabrik schon Waffen produziert, haben die Lehmanns noch nicht umgestellt. Doch dann kommt Friedrich unerwartet nach Hause, im Gepäck den Plan, auch ihre Firma für die Waffenproduktion zur Verfügung zu stellen. Die Familie ist nicht begeistert, einzig Elisabeth ist froh, so den Mann wieder zu Hause zu haben.
    Wilhelmine und der Widerstandskämpfer Martin kommen sich näher. Die junge Frau ist verliebt und sieht die Gefahr nicht auf sie alle zukommen.
    Paul-Friedrich von Falkenbach und Heinrich Lehmann haben ihre Freundschaft über all die Jahre immer bewahren können, doch es ziehen dunkle Wolken auf. Von Sabotage ist die Rede und kann man Leopold endlich vertrauen?


    Das Jahr 1938 bringt für die Familien einige Änderungen mit sich. Der Kampf um ihren Reichtum wird immer schwerer, zumal jedes Familienmitglied seine eigenen Wege gehen will. In diesem vierten Band erleben wir nun überwiegend die jungen Männer, die ihre Wege finden müssen. Es ist von allem etwas dabei. Friedrich will einfach nur nach Hause kommen dürfen, um mit seiner Frau glücklich zu sein. Leopold will Anerkennung und Macht innerhalb der Familie und Gustav den eingeschlagenen Weg der Medizin fortführen. Wilhelmine steht ein bisschen abseits des Geschehens, sie hat sich ja schon durchgesetzt. Einzig ihre Beziehung zu Martin vertieft sich in diesem Teil weiter. Die Träume, Wünsche und Hoffnungen der jungen Leute sind zwar sehr unterschiedlich, aber doch wollen sie alle nur glücklich werden dürfen. Es bleibt die Frage, ob ihre Freundschaft diese Zeiten überstehen werden oder ihre Geheimnisse sie entzweien wird.


    Die Geschichte der Falkenbach-Saga gefällt mir gut. Ich finde, sie wird von Buch zu Buch noch besser. Ellin Carsta mach es einem leicht, sich in dieser Geschichte zu verlieren. Ihr Erzählstil ist leicht und locker zu lesen, die Dialoge erzählen viel Alltägliches und erlauben dadurch einen tiefen Einblick in die Familien. Gleichzeitig erzählt die Autorin aber auch von den Problemen dieser Zeit kurz vor dem 2. Weltkrieg. Mir gefällt es, dass nicht alle Protagonisten nur gute Charaktere sind. Sie dürfen sich entwickeln und Fehler machen. Vielleicht lernt nicht jeder aus seinen Fehlern oder ist einsichtig, aber genau das macht diese Familien-Saga aus. Ich mag die Schilderungen des täglichen Lebens und die einzelnen Abläufe darin. Die Probleme, die auftreten und bewältigt werden müssen, werden glaubhaft geschildert.


    Die Handlung baut auf die Vorgänger auf und vertieft die eigentliche Geschichte, allerdings bringt dies auch mit sich, dass man die Bücher der Reihe nach lesen sollte. Kleine Rückblenden sorgen zwar für eine gewisse Übersicht, aber man versteht die gesamte Geschichte besser, hat man die Vorgänger gelesen.


    Ein kleines Nachwort und ein Quellenverzeichnis beenden dann diesen Teil. Anhand der Quellenliste ist zu erkennen, wie intensiv die Autorin sich mit dieser Zeit auseinandergesetzt hat.


    Fazit:

    Band 4 der Falkenbach-Saga erzählt spannend, wie es weitergeht und hinterlässt neue lose Fäden für den nächsten Teil. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt, auch wenn das Buch in nur wenigen Stunden ausgelesen war. Ich mag die von Falkenbachs und die Lehmanns, ihre Lebensgeschichte ist spannend und vielschichtig. Ich bin schon jetzt gespannt, wie es weitergehen wird.


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  • In der Liebe verachtet der Sohn den Vater, beim Handeln der Vater den Sohn. (Sprichwort)

    1938 Starnberger See. Wilhelm Lehmann erholt sich von seinem Schlaganfall, und das Verhältnis zu seinem Sohn Leopold scheint sich etwas gewandelt zu haben. Doch dieser Schein trügt, denn Leopold sinnt immer noch auf Rache an seinem Vater. Währenddessen konnte Ferdinand Lehmann der Wehrmacht endlich nach einer Beförderung den Rücken kehren, was Ehefrau Elisabeth beruhigt, er hat aber schon Pläne, diese durch eigene Produktion mit Waffen zu versorgen, was einige Familienangehörige nur schwer verdauen können. Paul-Friedrich von Falkenbach leidet unter starken Schmerzen, die auch sein Sohn Gustav nicht zu lindern weiß. Zudem liegen die dunklen Geheimnisse auf seiner Seele, die er mit Macht von der Familie fernhalten will. Gustav behandelt heimlich jüdische Patienten und lebt damit in diesen Zeiten auf gefährlichem Fuß. Und Wilhelmine von Falkenbach darf endlich ihrer Leidenschaft, dem Springreiten, offiziell frönen und an Turnieren teilnehmen. Gleichzeitig hat sie heimlich in dem Widerstandskämpfer Martin Reinders ihre große Liebe gefunden, was für alle in ihrem Umfeld zur großen Gefahr werden kann...


    Ellin Carsta hat mit „Die Wege der Söhne“ den vierten Band ihrer Falkenbach-Saga vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Unterhaltungswert in nichts nachsteht und den Leser mit vielen Geheimnissen und Verwicklungen wunderbar unterhält. Der flüssige, und bildhafte Erzählstil katapultiert den Leser ins vergangene Jahrhundert in die düsterste Zeit deutscher Vergangenheit, wo er sich wie ein Schatten in den verschiedenen Familien bewegt und ihr Treiben mitverfolgt. Auch am Starnberger See wird das Leben durch die Nazis immer schwieriger und umtriebiger, für die jüdische Bevölkerung geradezu unmöglich und gefährlich. Gerade Gustav, der als Arzt heimlich jüdische Patienten versorgt, wagt sich mit seinem Tun in die Höhle des Löwen, denn ihm könnte einiges an Gefahr drohen. Aber auch Wilhelmine mit ihrer Liebe zu Martin, der von ihr und Gustav versteckt wird, lebt auf gefährlichem Fuß und könnte mit ihrem Tun die ganze Familie in Ungnade fallen lassen. Carsta hat wie immer sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund sehr schön mit ihrer Handlung verwoben. Während die unterschiedlichen Akteure mal miteinander, mal gegeneinander kämpfen und sich durch manche Intrige das Leben schwer machen, schwebt dunkel-düster das Naziregime mit seinen unmenschlichen Gesetzen und seiner braunen Gesinnung über allem. Der Spannungsbogen wird somit nicht nur durch das Treiben der einzelnen Familienmitglieder entfacht und hochgehalten, auch die politisch brisante Lage tut ihr Übriges dazu. Da einige von ihnen auch noch so manches zu verbergen haben, ist der Leser während der Lektüre konstant im Hochspannungsmodus, da die Geschichte kaum vorhersehbar ist und sämtliche Unwägbarkeiten miteingeplant werden müssen. Die Lage wird immer ernster für fast alle der Falkenbachs und Lehmanns, was auch durch die ständigen Perspektivwechsel noch einmal verstärkt wird.


    Die Charaktere überzeugen mit authentischen menschlichen Ecken und Kanten, ziehen den Leser schnell in ihre Mitte, der sich bald als Teil von ihnen fühlt und das Geschehen hautnah miterleben darf. Das macht das Mitfiebern ausgesprochen leicht. Leopold ist ein verlogener Mistkerl, der seinem Vater etwas vorgaukelt, während er gleichzeitig schon Rachepläne schmiedet. Wilhelm ist ein intelligenter Mann, den man nicht so leicht täuschen kann und ein gesundes Misstrauen besitzt. Paul-Friedrich ist nicht nur clever, sondern auf seine Art auch kaltblütig, wenn es darum geht, Schaden von der Familie und sich abzuwenden. Wilhelmine ist eine kluge und mutige Frau, die sich schützend vor die stellt, die sie liebt. Aber auch Gustav, Elisabeth und viele andere Protagonisten bringen mit ihren Auftritten Spannung in diese Geschichte.


    „Die Wege der Söhne“ überrascht mit einer gelungenen Mischung aus Familiengeschichte, sehr gut recherchierter Historie, Intrigen, Liebe und einer brisanten politischen Lage. Der Leser hat während der Lektüre ein wunderbares Kopfkino und wird bestens unterhalten. Absolute Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Über die Autorin (Amazon)

    Ellin Carsta ist das Pseudonym der deutschen Autorin Petra Mattfeldt, die zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Nähe von Bremen lebt. Mattfeldt hat sich unter dem Pseudonym Caren Benedikt bereits einen Namen im historischen Genre gemacht. Ihre Reihen um "Die heimliche Heilerin" und die Hansen-Saga avancierten sofort zu Bestsellern, ebenso wie die neue Reihe um Gut Falkenbach.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber ‏ : ‎ Tinte & Feder (7. Dezember 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Taschenbuch ‏ : ‎ 301 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 2496705085

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-2496705089


    Ein gutes Buch

    In Bernried Starnberger See ist Elisabeth im Jahr 1938 überglücklich, als ihr Mann Ferdinand endlich vom Stützpunkt heimkehren darf. Doch das geht nur aufgrund eines Planes der Waffenproduktion, denn nur deswegen wurde er vom Dienst freigestellt. Das gefällt seiner Mutter gar nicht, denn sie hat Angst, dass er sich zu einem Förderer der Nazis entwickelt.

    Wilhelmine von Falkenbach liebt den Widerstandskämpfer Martin. Sie und auch ihr Bruder Gustav kommen dadurch immer weiter in Bedrängnis, denn dieser behandelt heimlich jüdische Patienten. Können diese Geheimnisse bewahrt werden? Und wie lange?

    Auch die langjährige Freundschaft zwischen von Falkenbach und Heinrich Lehmann beginnt zu bröckeln. Da erfährt von Falkenbach von einer Sabotage in der Waffenproduktion, ahnt aber sofort, dass diese Enddeckung ihrer aller Ende sein könnte.


    Meine Meinung

    Wie immer konnte ich, bedingt durch den unkomplizierten Schreibstil, der keine Unklarheiten im Text zuließ und meinen Lesefluss daher nicht störte, das Buch sehr gut lesen. Ich war gespannt, wie die Geschichte weiterginge und war auch schnell wieder drinnen. Auch in die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen. In Wilhelmine, der ja auch nicht alles gefiel, was Martin tat. In Ferdinand, der den Stützpunkt unbedingt verlassen wollte, irgendwie auch in Paul-Friedrich, auch wenn er etwas getan hatte, dass seine Freunde nicht erfahren sollten. Jeder der die Vorgängerbände gelesen hat, weiß was ich meine. Ob Paul Friedrich das auf Dauer verheimlichen kann? Am Anfang dieser Reihe hat mir Clara leid getan. Doch nun wird sie mir immer unsympathischer. Warum, das muss der geneigte Leser selbst beim Lesen dieses Buches herausfinden. Was mich aber störte, und seltsamerweise ist mir das bei den Vorgängern gar nicht groß aufgefallen, ist das Fehlen eines Personenregisters mit Historienangabe. Ich bin nun mal nicht der Typ, der nach dem Lesen eines Buches groß Lust hat noch zu recherchieren, was denn nun historisch belegt sein kann, und was fiktiv ist. Ich will so etwas von dem*der Verfasser*in des Buches erfahren. Vielleicht stört mich das im Moment deshalb so sehr, weil ich in letzter Zeit doch einige historische Romane gelesen habe, die entweder ein Verzeichnis hatten, oder wo es eben auch fehlte. Und ich finde einfach, ein solches Personenregister gehört in einen historischen Roman definitiv hinein. Hätte dieses Buch mich nicht so sehr gefesselt und in seinen Bann geschlagen, mir sehr gut gefallen und mich auch gut unterhalten, würde sich das bei der Sternebewertung niederschlagen. Aber nach meiner Meinung sind vier Sterne für dieses Buch zu wenig. Und da man leider nicht überall halbe Sterne bzw. Punkte abziehen kann runde ich eben auf fünf Sterne bzw. zehn Punkte auf.

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    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren