Soma Morgenstern - Joseph Roths Flucht und Ende

  • Der Autor: Soma Morgenstern
    Titel: Joseph Roths Flucht und Ende, erschien erstmals 1994
    Seiten: 432 Seiten
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    ISBN: 9783462040005


    Der Autor: (Klappentext)
    Soma Morgenstern wurde am 3. Mai 1890 in einem ostgalizischen Dorf bei Tarnopol geboren und wuchs in orthodox-jüdischer Tradition auf. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er 1912 ein Jurastudium in Wien, das er nach der Unterbrechung durch den Kriegsdienst an der Ostfront 1921 abschloss. 1927 wurde Morgenstern bei der Frankfurter Zeitung Kulturkorrespondent, verlor die Stelle aber seiner jüdischen Herkunft wegen 1934. Am Tag der Annexion Österreichs durch Nazideutschland flüchtete er nach Frankreich. Nach mehreren Internierungen gelang es ihm 1941, über Marseille, Casablanca und Lissabon nach New York zu entkommen. 1946 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er starb am 17. April 1976 in New York.
    Soma Morgenstern schrieb zeitlebens in deutscher Sprache: Erinnerungen, Dramen, Feuilletons und vor allem Romane, die internationale Anerkennung fanden


    Inhalt: (Klappentext)
    Soma Morgensterns bewegende Erinnerungen an Joseph Roth sind ein sehr persönlicher Bericht über den schwierigen Freund und verlorenen Trinker, darüber hinaus ein farbiges Zeit- und Alltagsbild aus oft heiteren Geschichten und brillanten Anekdoten. Mit diesem einzigartigen Porträt ist nicht nur Joseph Roth neu kennenzulernen, sondern auch ein in Deutschland lang vergessener Autor: Soma Morgenstern, dessen lustvoll-souveränes Erzählen in die Tradition der großen deutschsprachig-jüdischen Literatur gehört.


    Meinung:
    Soma Morgenstern war gut 30 Jahre mit Joseph Roth befreundet. Erste Erinnerungen setzen 1909 ein, als sich die Beiden in Lemberg bei einer Landeskonferenz der zionistischen Mittelschüler trafen, und enden quasi am Tag von Roths Einlieferung in ein Pariser Krankenhaus, wo er kurz darauf stirbt. Während dieser Zeit hat diese Freundschaft zahlreiche Höhen und Tiefen. Beispielsweise hatte Roth einen Protagonisten (und mehr?) aus Morgensterns Romanentwürfen für seine eigenen Erzählungen «entlehnt. Aufgrund dieses Plagiats sprachen sie jahrelang nicht mehr miteinander, bis Stefan Zweig vermittelte.
    Die gemeinsame Zeit wird anhand zahlreicher Anekdoten geschildert: die Herkunft aus Ostgalizien, Anfangstage als Journalisten in Wien, die Flucht nach Paris und das Leben als Juden natürlich. Zionismus, Anlehnung an «katholische Kreise», etc geben ausreichend Stoff für Diskussionen.


    Es ist keine sachliche Lebensgeschichte über Joseph Roth, sondern vielmehr eine emotionale Hommage an eine langjährige Freundschaft, die Streitigkeiten überdauert hat und bei der man nicht nur viel über Joseph Roth erfährt, sondern auch über Soma Morgenstern, andere Künstler zu der Zeit und das Leben in Wien in den 1920er Jahren, und jenes als Exilschriftsteller.


    Teilweise ist es etwas holprig, springt in der Zeit, Kommentare wiederholen sich, was wohl daran liegt, dass das Werk postum veröffentlicht wurde und der Autor keine finale Version zu Ende bringen konnte.


    Dennoch kann ich diese Erinnerungen wärmstens empfehlen, wenn man den Menschen Joseph Roth näher kennenlernen möchte. Es gab viel zu lachen, wehmütige, traurige Erinnerungen aber auch kritische Passagen, in denen Morgenstern nicht mit Roth einverstanden war. Mir gefiel dieses Schildern über gemeinsame Urlaube, Spaziergänge, Freunde, usw besser als eine womöglich nüchterne, neutrale, wissenschaftliche Biographie über den Schriftsteller Joseph Roth.