Karin Seemayer – Esthers Entscheidung

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Eine junge Frau sucht ihr Glück in der Neuen Welt
    Pennsylvania, 1861: Die junge Esther wächst behütet in einer Amisch-Gemeinde auf, doch der Sezessionskrieg spaltet das Land. Sie fühlt sich machtlos, während plündernde Soldaten von Hof zu Hof ziehen und der Krieg immer näher rückt. Eines Tages findet sie den schwer verletzten Soldaten Jack auf ihrem Land. Obwohl er ein Feind ist, kümmert Esther sich um ihn und pflegt ihn gesund, bis er wieder zu Kräften kommt. Allmählich verlieben die beiden sich ineinander – doch sie wissen, diese Liebe muss ein Geheimnis bleiben.
    Die emotionale Geschichte einer verbotenen Liebe vor der besonderen historischen Kulisse der Amischen


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.


    Allgemeines
    Zweiter Band der Amisch-Saga
    Erschienen am 15. November 2021 im Aufbau Taschenbuch Verlag mit 347 Seiten
    Gliederung: Roman in 31 Kapiteln – Nachwort und Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: größtenteils Jacobsville, Pennsylvania, 1861 bis 1864


    Inhalt
    Die Handlung des zweiten Bandes der Amisch-Saga spielt in der fiktiven Ansiedlung Jacobsville in Pennsylvania, seit den Ereignissen des ersten Bandes „Rebekkas Weg“ sind gut vierzig Jahre vergangen und inzwischen steht die Enkelgeneration der aus dem Vorgängerband bekannten Familien im Mittelpunkt.
    Die Amischen leben nach wie vor relativ abgeschottet in ihrer Gemeinschaft, die von einem Bischof und den drei Ältesten regiert wird. Mit den „ungläubigen Engländern“, die eigentlich Amerikaner sind, möchte man nichts zu tun haben und am politischen Geschehen im Land nimmt man keinen Anteil. Wer sich nicht völlig gruppenkonform verhält, wird misstrauisch beäugt und bekommt Probleme. So fallen zwei der Enkelkinder von Daniel und Rebekka Hochleitner (Protagonisten des ersten Bandes) aus der Rolle: Benjamin nimmt Anteil am Schicksal entlaufener Sklaven und schließt sich der Underground Railroad an, einer geheimen Organisation, die entflohene Sklaven von den Plantagen der Südstaaten bei der Flucht in den Norden unterstützt. Als es zum Sezessionskrieg kommt, schließt er sich der Armee der Nordstaaten als Sanitäter an. So muss er nicht kämpfen und töten, was den Amischen streng verboten ist. Dennoch riskiert er damit den Ausschluss aus der Gemeinschaft.
    Auch seine Schwester Esther wird als rebellisch und unangepasst wahrgenommen. Obwohl sie bereits älter als zwanzig Jahre und damit schon fast eine alte Jungfer ist, weigert sie sich, zu heiraten, da ihr keiner der Männer ihrer Gemeinde als Ehemann genehm wäre.


    Beurteilung
    Der gut recherchierte Roman bietet einen faszinierenden Einblick in die für uns fremde Welt der Amischen. Manche ihrer Sitten und Gebräuche sind positiv zu bewerten, so beeindrucken ihr gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft untereinander als auch die Barmherzigkeit und Gastfreundschaft gegenüber Hilfsbedürftigen außerhalb der Gemeinschaft. Andererseits gibt es auch Dinge, die zu beklagen sind: ein sehr enges, traditionalistisches Weltbild und die undemokratische Übermacht einiger Weniger, die die Geschicke der Gemeinde bestimmen. Die Autorin schildert, wie sich infolge immer strenger und restriktiver ausgelegter Richtlinien des Zusammenlebens die Gruppe der mennonitisch-Amischen von den Traditionalisten abspaltete.
    Neben den Sitten der Amischen werden die drängendsten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der 1860er Jahre thematisiert: das aufkommende Unrechtbewusstsein in Bezug auf die Haltung von Sklaven in den Südstaaten, die gefährlichen Aktionen zur Fluchthilfe in den Norden und der Sezessionskrieg zwischen den Nord- und Südstaaten, wobei auch die Zustände in Lazaretten und Kriegsgefangenenlagern geschildert werden.
    Die Charakterisierung der Romanfiguren ist gründlich ausgefeilt und differenziert, sie weist nur eine geringe Überspitzung der Darstellung auf.
    Der anschauliche Erzählstil, der den Leser direkt in die Gemeinde der Amischen versetzt, erzeugt Kopfkino und macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
    Ein informatives Nachwort rundet den ebenso informativen wie unterhaltsamen Roman ab. In der E-Book Version sind leider allerhand Druckfehler zu beklagen.


    Fazit
    Eine gelungene, fesselnd unterhaltende Fortsetzung zum ersten Band der Amisch-Saga, den man idealerweise zuerst lesen sollte, um alle Facetten des vorliegenden zweiten Bandes zu überblicken!

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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für die schöne Rezension!

    Da das Hörbuch zu Band 1 auch 3 Monate später kam, habe ich die Hoffnung, dass auch Band 2 vertont wird. Ich werde also bis zum nächsten Jahr warten, vielleicht habe ich Glück.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Es sind über 40 Jahre vergangen seit die Ammanleit aus Deutschland weggegangen sind. Sie haben sich in Pennsylvania ein neues Leben aufgebaut. Hier auf dem Mühlenhof lebt auch Esther mit ihrer Familie. Sie ist die Enkelin von Rebekka und Daniel. Es wird langsam Zeit, dass sie heiratet, aber sie hat ihre Großeltern vor Augen, die sich immer noch innig lieben, und will sich noch nicht entscheiden. Auch ihr Bruder Ben will sich den Erwartungen nicht unterordnen. Der Sezessionskrieg spaltet nicht nur das Land, sondern zunehmend auch die Amish. Die Strenggläubigen werden engstirniger und wollen verhindern, dass die jungen Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Der Krieg geht auch an Jacobstown nicht vorbei. Dann findet Esther eines Tages einen schwer verletzten Soldaten. Obwohl er ein Feind ist, pflegen ihn die Hochleitners. Dass sich Jack und Esther verlieben, darf nicht sein und passiert dennoch.


    Auch dieser Band hat mich wieder von Anfang an gefangen genommen. Die Welt der Amish ist uns sehr fremd. Sie sind sehr gläubig und haben strenge Regeln. Der Glaube gebietet ihnen, anderen zu helfen und sich nicht zu wehren. Als Ben von der Underground Railroad erfährt, erkennt er wie schrecklich Sklaven behandelt werden und will helfen. Doch damit sie die Ältesten nicht einverstanden und Ben gerät in einen Gewissenskonflikt. Aber auch für Esther wird es nicht leicht, als sie sich in den Soldaten Jack verliebt. Jack gefällt dieses fremde Leben der Amish immer mehr und er würde gerne mit Esther in Jacobstown leben, doch das ist nicht möglich. Zum Glück gibt es Rebekka und Daniel, die menschlich sind und ihren Glauben nicht so verbohrt sehen. Sie erinnern sich noch, wie schwer es für sie selbst war und daher steht sie zu ihren Lieben und helfen, wo es geht.


    Der Autorin Karin Seemayer gelingt es hervorragend, uns das Leben de Amish nahezubringen und die historischen Ereignisse zu schildern. Der Schreibstil liest sich flüssig und sehr angenehm.


    Der Glaube der Amish verlangt es eigentlich, menschlich zu sein und zu helfen. Aber selbst hier gibt es Menschen, die so engstirnig und verbohrt die Bibel auslegen, dass es schon wieder unmenschlich wird. Sie wollen damit ihre Gemeindemitglieder zusammenhalten und erreichen das Gegenteil, denn die Jüngeren zieht es in Gemeinden, die fortschrittlicher leben.


    Ich habe mich mit diesem Roman wieder sehr wohlgefühlt und mich gefreut, dass es noch eine Fortsetzung geben wird.


    Die Geschichte ist sowohl sehr fesselnd, als auch informativ und hat mich gut unterhalten.

  • Selbst unter den Amish scheinen andere Amish seltsam zu sein. (Ira Wagler)

    1861. Wohlbehütet durch ihre Familie ist Rebekkas Enkelin Esther in einer Amish-Gemeinde in Pennsylvania aufgewachsen. Der herrschende Sezessionskrieg verbreitet Angst und Schrecken, zieht auch in die Gemeinde ein und hinterlässt seine Spuren ebenso wie Banditen und Rebellen, die eine Schneise aus Raub und Plünderungen mit sich bringen und kaum jemanden verschont. Als Esther einen schwer verwundeten feindlichen Soldaten auf dem Grundstück ihrer Familie findet, pflegt sie ihn unter dem Dach ihrer Eltern gesund. Doch schon bald verbindet Esther viel mehr mit dem Soldaten Jack, was für Esther zum Dilemma wird. Einerseits liebt sie Jack, aber andererseits setzt sie mit dieser Liebe ihr Leben in der Gemeinde aufs Spiel. Wie wird Esther sich entscheiden?


    Karin Seemayer hat mit „Esthers Entscheidung“ den zweiten Band ihrer historischen Amish-Trilogie vorgelegt, der dem Vorgänger an Spannung, Romantik und Unterhaltung in nichts nachsteht. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ins 19. Jahrhundert nach Amerika ein, um sich dort auf dem Mühlenhof von Rebekka und Daniel einzunisten und das Leben der Amish-Gemeinde sowie das von Rebekkas Enkelin Esther im Besonderen mitzuverfolgen. Esther lebt nach den strengen Regeln ihrer Glaubensgemeinschaft, die recht abgeschottet von der Außenwelt leben und sich auch nicht auf Kriegshandlungen einlassen. Obwohl im heiratsfähigen Alter möchte Esther keinen der Männer aus ihrer Gemeinde heiraten, auch ihr Bruder Ben steht vor einigen Herausforderungen und muss Entscheidungen treffen, die nicht immer im Einklang mit den Vorgaben der Glaubensgemeinschaft einhergehen. Als Esther sich ausgerechnet in den feindlichen Soldaten verliebt, den sie gesund gepflegt hat, ist der Konflikt gut spürbar, denn die Gemeinde erlaubt keine Verbindung mit Außenstehenden und würde Esther aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, womit sie auch den Kontakt zu ihrer Familie verlieren würde. Großvater Daniel und auch Ben haben sich der Underground Railroad angeschlossen und versuchen gemäß ihren Glaubensvorstellungen, flüchtigen Sklaven zu helfen, ohne ihrer Gemeinde zu schaden. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund sowie das damalige Leben der Amish-People wieder lebendig werden lassen. Noch heute sind die Amish in Pennsylvania verwurzelt und leben dort wie vor über 100 Jahren, wobei sie sich mehr und mehr als geschäftstüchtig und mit dem Zeitgeist gehend bewiesen haben.


    Die Charaktere sind authentisch und glaubwürdig herausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Der Leser wird zum Teil ihrer Gemeinschaft und kann hautnah die Gewissenskonflikte und Entscheidungen miterleben. Rebekka und Daniel sind immer noch die Stützen ihrer großen Familie. Enkelin Esther stellt die Regeln ihrer Gemeinschaft zwar nicht in Frage, jedoch hat sie ihren eigenen Kopf, hinterfragt die Dinge und stellt sich dem Leben. Bruder Ben setzt sich ebenso mit dem Glauben seiner Gemeinde auseinander und trifft für sich eigene Entscheidungen im Einklang mit seinem Gewissen. Jack war das Leben der Amish bisher unbekannt, doch gefallen ihm die Werte und die Gemeinschaft sehr gut. Doch als Außenstehender ist ihm der Eintritt in ihre Welt bisher verschlossen.


    „Esthers Entscheidung ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der Seemayers wunderbare Trilogie über die Amish-People fortsetzt. Der sehr gelungene Mix aus Familiengeschichte, Romantik, Spannung und historischen Fakten lässt den Leser das Buch kaum aus der Hand legen. Verdiente Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Pennsylvania 1861 – 1864:
    Esther Hochleitner und ihre Geschwister gehören der zweiten Generation von Auswanderern an, die ihre deutsche Heimat vor über 40 Jahren verlassen hatten. In Jacobsville können die Amischen zwar unbehelligt nach ihren Regeln leben, doch der Bürgerkrieg macht auch vor der friedliebenden Glaubensgemeinschaft nicht halt.
    Feindliche Truppen ziehen plündernd durchs Land und verschonen auch die amischen Gemeinde nicht. Dennoch bringt es Esther nicht übers Herz einen schwer verletzten Soldaten der Gegenseite dem sicheren Tod auszuliefern. Mit Hilfe ihrer Großmutter Rebekka pflegt sie ihn gesund, und die beiden jungen Leute verlieben sich während Jacks langwieriger Rekonvaleszenz ineinander.
    Einer gemeinsamen Zukunft stehen beinahe unüberwindliche Hindernisse im Weg, und Esther muss schließlich eine schwere Entscheidung treffen.



    Auf den zweiten Teil der Amish-Saga, der diesmal bereits die Enkel von Daniel und Rebekka Hochleitner in den Mittelpunkt der Geschichte stellt, war ich schon sehr neugierig, doch leider wurden meine Erwartungen größtenteils nicht erfüllt.
    Themenschwerpunkt ist der Krieg zwischen Nord- und Südstaaten, der die Amischen - oftmals auch quer durch die Familien - spaltet. Obwohl die Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft jede Form von Waffengewalt ablehnen, ist es beinahe unmöglich sich völlig aus dem Kriegsgeschehen herauszuhalten. Vor allem die jüngeren Männer, wie Esthers Bruder Ben, geraten in schwere Gewissenskonflikte, da sie zur Abschaffung der Sklaverei und der raschen Beendigung des Krieges keinen Beitrag leisten dürfen. Diese schwierige Situation wird im Roman sehr eindringlich geschildert, zeigt die Engstirnigkeit der Älteren, die die strengen Regeln der Gemeinschaft über die Menschlichkeit stellen, und sogar den Ausschluss derjenigen Mitglieder verlangen, die auch "nur" sanitäre Hilfe leisten wollen.
    Die Geschichte beginnt sehr gemächlich mit der Beschreibung vieler Situationen, die der Leser schon aus dem Vorgängerband kennt. Die Frauen sind ständig mit Kochen, Garten- oder Stallarbeit beschäftigt, und die Ledigen zusätzlich noch damit, sich nach einem passenden Ehepartner umzusehen.
    Leider ist die Handlung - vor allem im Hinblick auf die Liebesbeziehung zwischen Esther und Jack - recht vorhersehbar und verläuft in einem ziemlich flachen Spannungsbogen.
    Die Protagonisten sind mir diesmal nicht so lebendig und überzeugend vorgekommen wie im ersten Band. Schade finde ich auch, dass die Generation von Esthers Eltern nur als blasse Randfiguren in Erscheinung treten.
    Lediglich die Thematisierung des Bürgerkrieges, der die Amischen vor neue Herausforderungen stellt und einigermaßen interessant beschrieben wird, hat mich mit der weitgehend langweiligen Lektüre ausgesöhnt, sodass ich den Roman noch mit lieb gemeinten :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: bewerten kann.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: