Joseph Roth - Ich zeichne das Gesicht der Zeit

  • Autor: Joseph Roth
    Titel: Ich zeichne das Gesicht der Zeit
    Seiten: 544 Seiten
    Verlag: Diogenes
    ISBN: 9783257241952


    Der Autor:
    Joseph Roth, 1894 in Brody (Ost-Galizien) geboren, entstammt einem bürgerlichen Elternhaus galizischer Juden, studierte Literaturwissenschaften in Wien und Lemberg und nahm am Ersten Weltkrieg als Soldat teil. Ab 1918 arbeitete er als Journalist in Wien, dann Berlin, 1923-1932 war er Korrespondent der renommierten Frankfurter Zeitung. Am 30. Jan 1933, dem Tag von Hitlers Machtergreifung, verliess Roth Deutschland und emigrierte nach Paris. Dort starb er im Mai 1939 im Alter von nur 45 Jahren.
    In seinen beiden wohl bekanntesten Werken "Radetzkymarsch" und "Kapuzinergruft" schildert Roth den Untergang der österreichischen k.u.k. Monarchie als Sinnbild für eine verloren gegangene Heimat.


    Inhalt: (Klappentext)
    Heute ist er für uns der Autor von Klassikern wie ›Radetzkymarsch‹ oder ›Hiob‹. Doch viele seiner Zeitgenossen kannten ihn zunächst vor allem als Journalisten: Joseph Roth. Seine glänzend geschriebenen Reportagen, Essays und Feuilletons funkeln vor hellsichtiger Wahrnehmungskraft und leidenschaftlicher Subjektivität: »Alles wird bei mir persönlich«, sagte Joseph Roth über seine Arbeit für die Presse. In dieser Ausgabe sind seine schönsten und wichtigsten journalistischen Texte chronologisch zusammengestellt, erstmals in der Gestalt der Erstdrucke; Artikel, die über die Tagesaktualität hinausleuchten und bis heute nichts von ihrer Faszination verloren haben.


    Meinung:
    Der Band enthält circa 70 Texte von Joseph Roth, die er zwischen 1916 und 1939 verfasste.

    In den Texten vor 1925 sind hier hauptsächlich Reiseberichte gesammelt: Reisen durch Galizien, durch Russland, nach Frankreich (Lyon, Marseille, Nizza, etc). Interessant zu lesende Texte, die sachlich den Bericht eines Beobachters zeigen. Allerdings muss ich mit ein paar Tagen Abstand gestehen, dass diese Berichte in meinen Erinnerungen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, sie vermischen sich miteinander. Vielleicht, weil ich sie zu rasch hintereinander gelesen habe, vielleicht auch, weil keine einzigartige Komponente bei einem Bericht herausstach. Dennoch: der Eindruck über die Beobachtungsgabe und den Schreibstil bleibt.

    Weniger interessant fand ich Berichte über Veranstaltungen in der Wiener Operette, die Aida-Aufführung in Berlin (12.000 Zuschauer!) und ähnliche Events. Hier erging es mir wie schon bei Roths Textsammlung zu Filmberichten, Premierenfeiern und Drehortbesuchen (Drei Sensationen und zwei Katastrophen): viele genannte Personen sagten mir gar nichts oder waren mir völlig egal.


    Joseph Roths spätere Berichte waren dann schon viel spannender und kritischer. Der Essay «Juden auf Wanderschaft» ist hier enthalten, auch persönlichere Berichte wie die Ankunft, der Aufenthalt und die Abreise aus einem Hotel, das er «wie sein Vaterland liebt». Sein Kommentar zu Buchbesprechungen und der Masse an Rezensenten ist heute noch passend, und sein letzter Artikel vor seinem Tod «Die Eiche Goethes in Buchenwald» ist ebenfalls unvergesslich.


    Hilfreich sind zudem die 130 Seiten Anhang mit Anmerkungen und ergänzenden Informationen. Rundum eine gelungene Sammlung an Essays, Reportagen, Reiseberichte und Glossen, um den Journalist Joseph Roth besser kennen zu lernen.