Don Winslow - Broken

  • Inhalt:


    "Sechs packende Geschichten voller Verbrechen und Korruption, Schuld und Gerechtigkeit, Verlust und Verrat, Rache und Vergebung von Bestsellerautor Don Winslow. In Broken schickt er einige seiner beliebtesten Charaktere wie Ben, Chon und O aus »Zeit des Zorns« in eine Welt voller Schwerverbrecher und Kleinkrimineller, besessener Polizisten, denen Job und Leben zusetzen, Privatdetektive, Kopfgeldjäger und Flüchtiger. Doch auch das aktuelle politische Klima in den USA findet sich thematisch wieder, als ein texanischer Grenzschützer sein Handeln aufgrund der unhaltbaren Zustände in den Sammellagern hinterfragen muss."


    Quelle: Amazon


    Meine Meinung:


    In der Regel meide ich Kurzgeschichten, weil sie mich oftmals unbefriedigt zurücklassen.

    Mir fehlt einfach die Tiefe der Figuren, die Nachvollziehbarkeit ihrer Handlungen/Motivationen und Beziehungen, die nicht selten ein abruptes Ende finden. Eigentlich immer dann, wenn ich mich gerade in die Geschichte hinein gedacht habe. Das ärgert mich enorm!

    Auch in "Broken" ist es mir manchmal so ergangen, aber ich möchte das Buch nicht für etwas kritisieren, dass es von vornherein nicht sein wollte. Denn es ist Meckern auf sehr hohem Niveau und fast schon das Einzige was ich überhaupt kritikwürdig finde.


    Jetzt kommt nämlich der Part mit der Lobhudelei:


    Don Winslow ist ein hervorragender Autor, der es mühelos schafft, mir auch die kleinen Happen schmackhaft zu machen. Es ist diese Fähigkeit, in wenigen Sätzen eine unglaublich dichte Großstadt Atomsphäre aufzubauen und Figuren, mit denen man sich identifizieren kann, mit denen man fühlt und leidet. Selbst dann noch, wenn sie einem unsympathisch sind.

    Teilweise umgeht er die Unzulänglichkeiten der Kurzgeschichte, durch Cameo Auftritte bereits bekannter Figuren, die seiner Leserschaft längst ans Herz gewachsen sind.

    So treffen wir, im Verlauf der sechs Geschichten - die alle im wunderschönen San Diego spielen - beliebte Charaktere wie Boone Daniels oder das Trio Infernale, Ben, Chon und O wieder.

    Fan Service dieser Art ist immer ein zweischneidiges Schwert, der schnell aufgesetzt wirkt und manche Leser vielleicht ausschließt.

    Hier kann ich Entwarnung geben, denn obwohl alle Geschichten auch ohne Vorkenntnisse gut lesbar sind, hat es mir doch ein besonderes Vergnügen bereitet, wieder etwas von den alten HeldInnen zu lesen.

    Es gibt aber auch neue, ganz wunderbare Charaktere, von denen ich gern mehr erfahren hätte. Besonders hervorheben würde ich hier Lt. Ronald `Lou` Lubesnick, den Leiter des Raubdezernates, ein genialer Ermittler mit einer ausgeprägten Midlife Crisis und dem Herz am richtigen Fleck. Oder einem jungen Polizisten, der plötzlich einem bewaffneten Schimpansen gegenübersteht.

    So skurril es klingt, aber so etwas kann Winslow einfach und ich hoffe, noch mehr über diese Charaktere zu erfahren. Vielleicht in einem richtigen Roman oder einen neuen Reihe.


    Womit wir beim Schreibstil angelangt sind, für den ich Don Winslow so liebe.

    Er vermittelt mir so wunderbar das Flair kalifornischer Großstädte, wo sich glitzernder Reichtum, karibisches Flair mit den bürgerlichen Fassaden mischen, stets eifrig darum bemüht, den Dreck der Straße zu übertünchen, der überall durchsickert.

    Winslows Geschichten sind Buch gewordene Film Noirs, bevölkert von Loosern und Antihelden, im "Die Hard" Bruce Willis Stil, die sich blutend und zweifelnd durch schwüle Nächte und überbelichtete Szenerien kämpfen.

    Dabei scheinen sie stets durch einen Sumpf brutaler Gewalt zu waten, geblendet von Neonlichtern und Kartell Schick, gelockt von der allgegenwärtigen Korruption.

    Und über allem steht Don Winslow, der das atemlose Treiben orchestriert und mit seinem gehobenen Sprachvermögen verhindert, in billige Effekthascherei und B Movie Sphären abzugleiten.

    Ein besonderes Lob möchte ich hier noch den Dialogen widmen, die schlichtweg großartig sind. Sie wirken tatsächlich so, als würden sich echte Menschen unterhalten. Zumindest wenn sie ein Action Film Universum bevölkern, wo alles irgendwie cool ist und jede Person schlagfertig genug, dass ihr die passende Antwort nicht erst 24 Stunden später einfällt.

    Es ist eine hohe Kunst, dass diese Gespräche trotzdem authentisch wirken, ohne das die Charaktere zu Karikaturen verkommen oder die Geschichte zu Slapstick. Ganz toll!


    Fazit:


    Wer diesem Genre zugetan ist und auf der Suche nach guter Unterhaltung, die einen gewissen Anspruch bietet, kann bedenkenlos zugreifen. Winslow Fans sowieso, man bekommt genau was man liebt und erwartet.

    Ich würde es aber auch LeserInnen empfehlen, die einfach mal reinschnuppern wollen und keine Lust haben, gleich einen fünfhundert Seiten Roman zu lesen. Die sechs Geschichten sind jeweils ca. fünfzig Seiten lang, lesen sich quasi von selbst und eignen sich bestens für einen Blick, in Winslows Universum.

    Wobei ich hier noch unbedingt einschieben möchte: Bitte lest, um des Himmels und eurer selbst Willen "Tage der Toten"!


    Die fünf Sterne werden eigentlich nur von der Tatsache verhindert, dass es sich eben um Kurzgeschichten handelt. So leid es mir tut, ich werde mit diesem Format einfach nicht warm.


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    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • * Broken* wird am 26.Oktober 2021 auf dem deutschen Markt veröffentlicht.


    "Anspruchsvolle spannende Collage" von sechs Kurzgeschichten

    Der Autor:

    Don Winslow: er wurde 1953 in New York geboren und lebte an der amerikanischen Ostküste. Seine Ausbildung umfasst das Studium der afrikanischen Geschichte. Beruflich war er als Privatdedektiv und auch als Safari-Leiter in Kenia & China unterwegs.Danach nahm ein weiteres Studium, das der Militätgeschichte, auf. Schon von klein an wurde Don, durch seine Familie literarisch gefördert.

    Seit 1990 lebt er mit seiner Familie an der Westküste der USA.

    Seit 1997 ist sein schriftstellerischer Aufstieg nicht mehr aufzuhalten.

    Durch die Oliver Stone Verfilmung von "Savages" 2012, ist er als TV-Autor & Schriftsteller in über 30 Ländern bekannt & erfolgreich.

    Mit der Kreation dieser Sammlung strebt Don Winslow ( nach eigener Angabe), den Vergleich seiner Erzählkunst mit denen der bekannten Autoren Stephen King & Jim Harrison, an.


    Inhalt:

    Sechs von einander unabhängige in sich abgeschlossene, spannende Kurzgeschichten.

    Im breiten Spektrum seiner Protagonisten finden sich: engagieren Polizisten, Kriminelle jeglicher Coleur, Flüchtende, Privatdedektive sowie Kopfgeldjäger. Ihre Zereissproben im Alltag, werden zu seiner schriftstellerischen Leinwand.


    Mein persönlicher Leseeindruck:

    Eine gelungene Sammlung sozial-kritscher Krimikost. Die Sammlung dieser aktuellen "Suspense"- Erzählungen in Kurzgeschichten-Format, wird ohne inhaltlichen Verlust in Logik oder Aufbau, dem Leser erfolgreich & spannend präsentiert.

    Der routinierte "World-Traveller & Verfasser von bisher episch langen Büchern, lässt auch kontroverse Meinungen in seine Erzählungen einfließen. Hierdurch wird der Leser angeregt, das Gelesene zu reflektieren und eine eigene Meinung zu bilden.


    Fazit:

    Gelungene Thriller-Kost in virtous in Kurzform präsentiert.

    Verlag: Harper Collins

    Format: Paperback, gebundenes Buch, Hörbuch und Ebook

    ISBN: 978-3749902873

    Seitenzahl: 512

    Deutsche Übersetzung: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann, Joannis Stefanidis, Peter Friedrich & Kerstin Fricke [-X