Helen Keller - Teacher

  • Kurzmeinung

    Squirrel
    Eine Biografie über einen Teil eines untrennbaren Duos ist eine schwierige Sache
  • Über die Autorin:
    Helen Keller (1880 – 1968, Tochter einer recht gut gestellten Familie aus Alabama) erkrankte mit 18 Monaten schwer und in der Folge war sie sowohl taub als blind. Durch ihre Lehrerin Anne Sullivan Macy (1866 – 1936) erlangte sie Zugang zur Welt der Sehenden und Hörenden, absolvierte Schule und Studium. Mit ihr zusammen lebte sie ein eigenständiges Leben, publizierte, hielt Vortragsreisen und engagierte sich weltweit v.a. für Sehbehinderte, aber generell für alle Menschen mit Beeinträchtigungen.


    Buchinhalt:

    Teacher ist das persönlichste Buch der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller, in dem sie über das Leben und die Erziehungsarbeit ihrer Lehrerin Anne Sullivan berichtet – und zugleich über ihre eigenen Erlebnisse und ihre Entwicklung an der Seite dieser Persönlichkeit. So gibt dieses Buch auch einen eindrucksvollen Einblick in Leben und Werk Helen Kellers.

    Das Buch umfasst 239 Seiten. Im Anhang finden sich noch Anmerkungen und Literaturhinweise sowie eine Zeittafel über die wichtigsten Ereignisse im Leben der beiden Frauen. Enthalten sind auch etliche Fotos und ein Brief Helens.


    Meine Meinung:
    Nach einer Biografie über Helen Keller hab ich dieses Buch gelesen, um mehr über Anne Sullivan sowie über das gemeinsame Leben und die berufliche Zusammenarbeit der beiden Frauen zu erfahren. Allerdings bin ich dabei leider einem Denkfehler aufgesessen: man darf einfach keine neutrale Darstellung einer nahestehenden Person erwarten von jemandem, der dieser Person ihr Leben verdankt. Und nichts anderes hat Helen Keller ihrer Lehrerin und lebenslangen Freundin Anne Sullivan zu verdanken, denn ohne sie hätte Helen wohl nie Zugang zu „unserer“ Welt der Sehenden und Hörenden erlangt.


    Zu einem guten Teil wurden meine Erwartungen erfüllt: ich habe tatsächlich sehr viel über Anne erfahren – eine Frau, die sich selbst gegen alle Widerstände, die einer jungen, fast blinden Irin in Boston nur entgegenstehen konnten, ein Leben aufbaute. Ich habe eine beeindruckend starke Frau kennen gelernt, die auf der einen Seite wie eine Löwin für ihren Schützling kämpfte, auf der anderen Seite aber zeitlebens unter ihrer Herkunft und ihrer fehlenden Bildung litt. Sie war auf der einen Seite voller Kraft, Mut und Optimismus, auf der anderen aber auch launisch und immer wieder von depressiven Phasen gequält. Vor allem war Anne Sullivan mit ihren Ausbildungsmaßnahmen weit ihrer Zeit voraus. Vielleicht könnte man auch sagen, dass sie etwas zu früh geboren wurde, denn ich frage mich schon, was sie einige Jahrzehnte später noch alles hätte erreichen können.

    Aber vieles in diesem Buch ist leider auch geprägt von der Verehrung, die Helen Anne entgegenbringt. Das ist nachvollziehbar, aber färbt natürlich so manche Darstellung ein. So findet Helen stets Entschuldigungen für Annes Verhalten, wo mich manches Mal der Gedanke packte, dass hier eine Grenze überschritten wurde. Aber wie gesagt war es mein Fehler, hier eine neutrale Darstellung zu erwarten. Dennoch konnte ich mir ein gutes Bild von dieser beeindruckenden Lehrerin und Frau machen.


    Stilistisch ist Helen Keller leider nicht so ganz mein Fall. Zum einen ist sie sicherlich auch von ihrer Zeit geprägt, aber zum anderen schreibt sie sehr blumig-ausschweifend, was ich nun gar nicht mag.


    Mein Fazit:
    Vor dem Leben Helen Kellers und Anne Sullivans kann ich mich nur verneigen. Wer sich für die Frau "hinter" Helen Keller interessiert, sollte ruhig dieses Buch lesen, aber eben mit der Vorwarnung der fehlenden Neutralität.

    Hilfreich war auch bei diesem Buch die Leserunde mit Affric und terry, miteinander konnten wir gut alle Fragen ausdiskutieren und klären.