Andreas Wagner - Herrgottsacker

  • Andreas Wagner Herrgottsacker Emons 2021


    Vielschichtiger Krimi


    Der Bürgermeister hat alle Gartenlauben abbauen lassen, um Bauland frei zu machen. Plötzlich werden im Sand Knochen gefunden. Harro, Tobias und Ravi müssen als ermittelnde Polizisten das Verbrechen aufklären.


    Der Krimi handelt von Korruption, Flüchtlingsdrama, Kindesmissbrauch, Alkoholprobleme, handfeste Depressionen und Adoptionen.


    Zu Beginn ist der Schreibstil gewöhnungsbedürftig, da ich von diesem Autor Bücher im Regal habe, aber noch keins gelesen habe. Zudem ist jede Figur mit seinen eigenen ungelösten Schwierigkeiten behaftet und so fängt es etwas verwirrend an. Die Handlung wird aus der Sicht von vielen verschiedenen Charakteren beschrieben. Es gibt viele Handlungsstränge, die sich nach und nach zu einem ganzen fügen.


    Die Haupt-Charaktere sind gut beschrieben, so dass man sie sich und ihre Probleme/Gedanken gut vorstellen kann. Es ist wahrhaft nicht einfach, und nebenher müssen sie ein mieses Verbrechen aufklären, in dem sich die Gangster sicher fühlen. Das mit Harro Betz, dass da nix rauskommt, das verwundert mich dann doch und wird noch spannend! Nach dem Motto, legal, was ist schon legal und einer, der was weiß, sorgt – spektakulär – für Aufklärung und Bestrafung.


    Ich frag mich oft, warum lassen die Autoren die Protagonisten so leiden? Hier ist das noch eine harmlose Form von Jo Nesbos Harry Hole.


    Die Spannung wird etwas gebremst, durch die privaten Angelegenheiten. Manches ahnte ich schon. Die Ermittler sind auf jeden Fall ein gutes Team, egal, wie sie es anfassen, die Erfolge sind sicher.


    Das Cover ist wunderschön. Ein wunderbar herbstlich-gefärbter Baum in einer ebenen Landschaft mit einem unwetterverheißungsvollen Himmel. Erwartet hätte ich jetzt Weinberge und nicht so „eben“.


    Mein – Lesezeichenfees – Fazit:


    Als Psychothriller verfilmt, wäre das Buch sicher so genial wie ein Stephen-King-Thriller. Kreative, mit Problemen beladene Charaktere und eine vielschichtige Handlung zeichnen diesen Krimi aus, der so richtig in die herbstliche Jahreszeit passt.

  • Entwickelte sich zu einem Jahreshighlight


    Buchmeinung zu Andreas Wagner – Herrgottsacker


    „Herrgottsacker“ ist ein Kriminalroman von Andreas Wagner, der 2021 im Emons Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:
    Andreas Wagner ist Winzer, Historiker und Autor. Nach dem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Bohemistik in Leipzig und an der Karls-Universität in Prag hat er 2003 zusammen mit seinen beiden Brüdern das Familienweingut seiner Vorfahren in der Nähe von Mainz übernommen. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.


    Klappentext:
    Ein verstörendes Verbrechen in Rheinhessen Unter einer verlassenen Gartenlaube bei Mainz werden menschliche Knochen gefunden. Zunächst deutet alles darauf hin, dass sie aus einem der Gräber des nahen Friedhofs stammen. Doch dann verdichten sich die Hinweise auf einen Mord, der erst wenige Jahre zurückliegt – und niemand scheint den Toten zu vermissen. Kriminalhauptkommissar Harro Betz und seine Kollegen stehen vor einer harten Probe. Wie sollen sie ein Verbrechen aufklären, dessen Opfer gar nicht zu existieren scheint?


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist bisher die größte positive Überraschung des Jahres. Dies liegt vor allem an der Figurenzeichnung und dem gelungenen Mix aus Krimi- und Nebenhandlungen. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und im Laufe der Zeit schält sich Ravi Bingenheimer als Hauptfigur heraus. Er ist in Ceylon geboren und wurde von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Ravi hegt mittlerweile Zweifel am Ablauf der Adoption. Sein Chef Harro Betz hat mehr als ein Alkoholproblem. Sein Kollege Tobias Schmahl, junger Familienvater mit zwei Kindern, hat private Probleme. Trotz aller persönlichen Probleme funktionieren die drei Kriminalbeamten als Team, auch wenn sie bei den Problemen ihrer Kollegen nicht in die Tiefe gehen. Ihr aktueller Fall ist ein Leichenfund eines Jungen bei Abrissarbeiten. Schnell zeigt sich, dass vieles anders ist als es auf den ersten Blick aussieht. Zudem erfährt der Leser von einem unbekannten Rächer, dessen Gedanken und Treiben einige Abschnitte gewidmet sind.
    Der Grundton des Romans ist dunkel und eigentlich war mir nur Ravi sympathisch. Er sorgt auch für positive Momente und eine Portion Humor. Bei seinen Kollegen habe ich einen baldigen Zusammenbruch befürchtet. Regionales Flair ist insbesondere über den Weinbau gegeben. Der Autor schildert realistische Polizeiarbeit und doch steigt die Spannung kontinuierlich. Aber auch die Belastung der Kriminalbeamten bleibt ein Thema.
    Viele der Nebenfiguren haben graue Flecken und einige Spuren erwiesen sich als falsch. Doch am Ende kommt meist die Wahrheit ans Licht und die Täter werden bestraft.


    Fazit:
    Mich hat dieser Kriminalroman um die Mainzer Kriminalbeamten voll und ganz überzeugt. Die Figurenzeichnung war herausragend und der Mix aus Kriminalfall und Nebenhandlungen stimmte. Deshalb bewerte ich das Werk mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus. Gespannt warte ich auf eine Fortsetzung.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln