Amélie Wen Zhao - Herz aus Blut und Asche/Blood Heir

  • Kurzmeinung

    LilReader
    Eine Dilogie, die mich nicht richtig packt. Tolles Setting, aber der Rest ist Durchschnitt. Gespickt mit einigen Fehlern
  • :study: "Wir sind wohl alle Helden in unseren eigenen Augen und Monster in den Augen derer, die anders sind." (Seite 375)

    Inhaltserzählung:

    Papa hatte ihr einst gesagt, nach Mamas Tod, dass es zwei Arten von Trauer gab. Eine war die Art, die einen erdrückte, die einem die Seele brach und das Herz sprengte, sodass man nur noch eine leere Hülle war. Die andere war eine Trauer, die einen stärker machte. Man stand wieder auf, man schärfte sie, und man trug sie als Teil der eigenen Rüstung bei sich. Und man wurde ein besserer Mensch. Auf diese weise verlor man einen Menschen nie wirklich. Man trug ihn bei sich.

    (Seite 250)


    "Nur wenige auf dieser Welt werden zu reinem Glück und einem behaglichen Leben geboren. Die Götter wissen, dass es darum im Leben nicht geht. Nein, Kleine Tigerin, wir nehmen, was uns zugewiesen wird, und wir kämpfen höllisch, um etwas Besseres daraus zu machen."

    (Seite 265) - Anmerkung: Kleiner Tiger ist absichtlich im Roman groß geschrieben.


    Autorin:

    Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem multikulturell geprägten Viertel von Peking, ehe sie mit achtzehn nach New York zog und dort ihre Ausbildung begann. Sie verbringt ihre Tage mit der Arbeit im Finanzsektor und ihre Nächte mit dem Schreiben von Romanen. »Herz aus Blut und Asche« ist ihr Debüt.


    Übersetzerin:

    Ute Brammertz, Autorin, Lektorin und Übersetzerin, zog es vor Jahren aus München nach Oxford, der Hauptstadt britischer Gelehrsamkeit.



    Bewertung:

    Das Cover erweckt bei mir ambivalente Gefühle: Der obere Teil mit dem Schwert gefällt mir und er passt auch sehr gut. Der untere Teil mit dem Meer weniger. Auch wie das Blut da reinfließt, sieht sehr künstlich vom Computer aus. Diese Kombination wirkt unnatürlich. Schade. Hier hätte es völlig gereicht, wenn das Schwert das Cover bildet, der Titel schlängelt sich ja groß darum. Man muss Cover nicht immer zukleistern.


    'Deine Affinität macht dich nicht aus. was dich ausmacht, ist die Entscheidung, wie du sie einsetzt.'

    (Seite 21)


    Das Glossar und die Danksagung sind echt gut. Es fehlen jedoch ein paar wenige Wörter im Glossar, die nicht erklärt werden, aber immerhin gibt es eines. das fehlt viel zu oft in Fantasy- und auch Historischen Romanen. Gefällt mir hier sehr. Auch eine Karte auf zwei Seiten gibt es. Hier sind gar keine Städte verzeichnet, nur so große Ankerpunkte, was mir nichts ausmacht. Oft schriebt die Autorin zu den genannten Städten auch, wo sie liegen, sodass ich mir eine Vorstellung machen und sie auf der Karte zuordnen konnte. Mir missfällt immer, wenn Städte eingezeichnet sind, die unrelevant für die Geschichte sind, aber relevante Städte nicht drauf sind. Das ist blöd.


    "Warum hast du mich gerettet?"

    "Weil ich es konnte."

    (Seite 180)


    Das Setting ist französisch, was mich auch neugierig auf das Buch gemacht hat. Die Idee ist nämlich nicht neu. Irgendwie kam ich dennoch nicht so richtig rein ... es geht direkt los, lahm ist die Geschichte also nicht. Sie wird erzählt in der Erzählerform über Ana und Ramson, also keine Ich-Perspektive. Obwohl man direkt ins Eingemacht geworfen wird - es erfolgt keine Einweisung, man landet mitten in der Geschichte -, fehlte mir hier der Biss, das Tempo. ich habe mich die ersten Kapitel schwer getan, zu lesen.


    "Ich habe Angst, Linn."

    "Willst du ein Geheimnis wissen?"

    "Sicher."

    "Ich habe auch Angst." Die Worte waren ein Flüstern im Wind. "Aber ... es gibt da etwas, was ich will, ein Gefühl, das stärker ist als meine Angst."

    "Was denn?"

    "Freiheit."

    (Seite 373)


    Die Protagonisten sind Ana (Götter sei Dank wurde ihr Name - Anastacyas - gekürzt, ist ja ein Zungenbrecher, den jedes Mal zu lesen - merkwürdigerweise heißt ihr Bruder schlicht Lukas) und Ramson, der auch Schnellzunge genannt wird (sein Nachname). Anas und Ramsons Vergangenheit wird in Episoden erzählt, Stück für Stück. Bei Ramson zieht sich das bis zum Ende der Geschichte und hat mich sehr gut mitnehmen können, in meiner Raterei. Vor allem, wieso er so eine Abneigung gegen seinen Vater hegt - das wird erst als aller letztes aus seiner Vergangenheit erzählt und ich hatte die ganze Zeit Fragezeichen im Kopf. Bei dem Nebencharakter May wird nur ihre schwere Stellung erzählt, bevor Ana sie traf. Und ein kurzer Satz über ihre Mutter, die sie sucht? Ihre Vergangenheit bleibt lückenhaft erzählt, sehr schade. Ana und Ramson sind für mich als Charakter okay, mehr aber nicht. Sie sind weder unsympathisch, noch gehen sie ans Herz, mir jedenfalls nicht. Richtig Gefühle für sie aufgebaut habe ich nicht, auch wenn ich einige Szenen schön geschrieben finde und ihre Gedanken und Gefühle nachempfinden konnte.


    Das "Spiel" zwischen Ana und Ramson habe ich schon etliche Male in der Art gelesen, aber die Autorin hat es gut umgesetzt. Es ist eben auch sehr vorhersehbar, schon vom Klappentext, der ja auch wie die meisten dieser Romane verfasst ist. Den Verlagen scheint nichts originelles einzufallen. Die einzige Spannung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, ist Ramsons Vergangenheit. Das ist sehr gut und rätselhaft erstellt. Unnötig zu erwähnen, dass die Beziehung zwischen den beiden mich auch eher kalt gelassen hat.


    "Die Sache ist die, Ramson: Du kannst alles auf der Welt erreichen, aber wenn es für jemand anderen ist, ist es sinnlos. Lebe für dich. Du magst das stärkste Schlachtschiff der Welt sein, aber ohne Kompass kannst du nicht navigieren."

    (Seite 184)


    Es gibt einige Erzählfehler, unlogische Szenen. Beispiel: Ramson hat Ana erklärt, dass sie ohne Papier bei einer Kontrolle verhaftet wird. Und als später eine Kontrolle kommt, sagt sie, sie habe nicht gewusst, dass es die gibt.


    Wiederholungen sind auch dabei. Beispiel: Ramson wusste er wurde gelinkt, und das wird am Ende des Kapitels dann nochmal wiederholt und Ramson tut so, als sei ihm das erst jetzt klar.


    Auch künstlich erzählte Fehler sind hier zu lesen. Beispiel: Ana hätte sich bei einer Kampfszene verteidigen können mit ihrer Gabe. tut es aber nicht, sondern lässt sich gefangen nehmen. Das wirkt total künstlich konstruiert, damit es spannender wird und Ramson einen Part bekommt. Sehr schade. Hätte die Autorin anders lösen können.


    Es gibt einige dieser Auffälligkeiten, ich habe jetzt nur jeweils ein Beispiel aufgeführt. Weitere findet ihr in der Lese-Chronik (Siehe unten Link).


    Vielleicht wollen Monster anderen nie wehtun. Vielleicht wussten Monster noch nicht einmal, dass sie Monster waren.

    (Seite 33)


    Dann gibt es noch eine total bescheuerte Aussage: Es hatte damit zu tun, dass seine Mutter nicht richtig mit seinem Vater verheiratet war, hatte er erfahren. - Was ist denn richtig verheiratet, oder eher, was ist nicht richtig verheiratet? Nur der eine sagt Ja, der andere nein??? Kopfschütteln und schmunzeln musste ich hier.


    Auch manche Dialoge laden zum Schmunzeln ein: "Was hast du davon, in allem gut zu sein, wenn du es nicht schafft, allen zu sagen, dass du in allem gut bist?", hatte er Jonah einmal aufgezogen, als sie in ihrem vierten Ausbildungsjahr waren. (Seite 182)


    Das Ende ist offen gehalten, was mich erst irritiert hat. Auf den Buchseiten ist es nicht als Serie deklariert, ich nahm an, es sei ein Einzelband. Aber ein Lese-Freund von mir hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es Band 2 gibt, somit ist das Ende für mich in Ordnung.



    Fazit:

    Ein schönes Setting, eine Durchschnittsidee und gängige Charaktere lassen sich hier finden. Das erste Drittel lahmt in meinen Augen und man muss durchhalten. Aber dann kommt Tempo rein und es liest sich zügig.


    Insgesamt hat mich die Geschichte nicht begeistert, sodass sich neugierig auf Band 2 bin. Für mich endet die Reise hier. Alles in allem finde ich 3,5 Sterne angemessen.


    "Du hast dich auf die Schlacht konzentriert und den 'Krieg' aus den Augen verloren."

    (Seite 292)


    😈 Lesen auf eigene Gefahr:

    https://www.lovelybooks.de/bib…on/lesestatus/2631933280/


    COVER ⭐⭐,🌠

    GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐

    ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐⭐

    ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐

    HANDLUNG ⭐⭐⭐

    CHARAKTERE ⭐⭐⭐

    GENRE ⭐⭐⭐⭐⭐

    :study: In Büchern zu lesen bedeutet zu träumen :study:

    :friends:Lesen & lesen lassen :friends:

    :-,Reich bestückte Scheichin mit einem exklusiv vielseiteigen Harem:-,

    :twisted: Wer zu viel ironiert, bekommt einen Sarkasmus! :twisted:


    :queen: Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. :king:

    (Abraham Lincoln)




  • LilReader

    Hat den Titel des Themas von „Amélie Wen Zhao - Herz aus Blut und Asche“ zu „Amélie Wen Zhao - Herz aus Blut und Asche/Blood Heir“ geändert.